Ich geb dir mal grundsätzlich recht - obwohl ich das eher unter dem gesellschaftlichem Aspekt und unseren Vorstellungen einordnen würde. So manch etwas rauhere Hundebegegnung wäre eigentlich auch "artgerecht" - ist ja wohl ganz natürlich, dass es zwischen fremden Hunden auch zu Streitigkeiten kommt.
Ich behaupte mal, dass dieses übertriebene Wertlegen auf die Verträglichkeit dazu führt, dass unsere Hunde sich immer mehr von dem entfernen, was sie nun mal eben sind... Grenzt meiner Meinung nach schon fast an Degeneration...
Aber gut, das sind die Erfordernisse der Gesellschaft, die wir berücksichtigen müssen. Entweder wir züchten/erziehen unsere Hunde zu Kuscheltieren oder wir lassen sie Hund sein und müssen dafür anderweitige Einschränkungen vornehmen. Beides ist nicht "artgerecht" im eigentlichen Sinne und wir müssen uns wohl alle eingestehen, dass absolut niemand hier seinen Hund wirklich artgerecht hält...
:2thumbsup:
Ich persönlich bin halt für den "Mittelweg" bzw. je nach Hund.
Kontakt zu Artgenossen - ja, aber nicht wahllos.
Freilauf - ja, aber so dass niemand belästigt oder gefährdet wird.
Beschäftigung - ja, aber nicht ununterbrochen.
Man muss an den Hund und die jeweiligen Gegebenheiten anpassen bzw. die Gegebenheiten schaffen, die es ermöglichen, die Bedürfnisse des Tieres zu befriedigen.
Ich könnte mir nicht vorstellen, meine Hunde permanent an kurzer Leine zu führen, ohne jeglichen Kontakt zu Artgenossen und ohne regelmäßige Beschäftigung. Sie sind aber - aus Gründen, die hier nicht zur Debatte stehen - nicht der Typ Hund, den man ständig unbeschwert frei laufen lassen kann. Für uns heisst das: je nach Route (und auch je nachdem wie voll mein Kopf ist) mehr oder weniger an der Schleppleine. Ists ein wildreiches Gebiet eben mehr, dafür zwischendurch mal bissl trainieren, bissl Leckerli suchen und dann im Garten, am Hundeplatz oder auf einer Wiese fetzen lassen. Ists ein Gebiet, wo sie eh hauptsächlich frei laufen, gibts weniger (oder auch mal gar keine) Beschäftigung nebenbei. Regelmäßiger Hundesport ist sowieso inbegriffen. Kontakt mit ausgewählten Artgenossen bei Spaziergängen in der Pampa. Generell sind sie aber mit zunehmendem Alter ruhiger geworden, d.h. die meiste Zeit trotten sie im Umkreis von 5m um mich herum und halten regelmäßigen Blickkontakt. Das ist halt mein Mittelweg. Wie glücklich meine Hunde tatsächlich sind, kann ich natürlich nicht sagen, trau mich aber zu behaupten, dass sie nicht unglücklich sind.
Würde ich mitten in der Stadt wohnen, wäre Vollzeit berufstätig und nicht mobil hätte ich garantiert keinen Hund, weil ich es nicht schaffen würde, ihm auch nur annähernd gerecht zu werden.
Und zur eigentlichen Frage: ja, ich denke schon auch, dass Hund sich regelmäßig auch ohne Leine bewegen können sollte.