Ich arbeite seit drei Monaten als Pflegestelle für Katzen. Ich bin mit einer guten, aber distanzierten Einstellung an meine ersten vier Pfleglinge ran gegangen. Natürlich investiere ich viel Zeit und Gefühl, aber mir ist immer bewusst, dass es "Katzen auf Zeit" sind - sie machen mir viel Freude, ich kann ihnen viel Gutes mit auf dem Weg geben und ihnen damit einen tollen Start in ein neues Leben bereiten.
Von den ersten vier Pfleglingen (die einer meiner Kater sofort adoptiert und akzeptiert hat) ist einer geblieben, das war aber der Wunsch meines Katers, der die Kleinen so geliebt hat und sie gar nicht aus den Augen gelassen hat. Da ich so auf diese Katzen als Pflegekatzen fixiert war, konnte ich mich lange nicht damit anfreunden, ihm ein Kätzchen zu lassen, so war ich innerlich davon distanziert. Ich hab Toby seinen Willi gelassen, auch um ihm künftig Abschiede besser zu erleichtern und nicht seine Enttäuschung allzu groß werden zu lassen. Es war eine sehr gute Entscheidung, mein Kater nimmt alle Pfleglinge immer noch gerne an und auf, zeigt ihnen alles, was sie wissen und lernen müssen, um sie dann gut und gestärkt zu entlassen. Aber er hat eben immer noch "seinen" Buben und hängt auch sehr an ihm - genauso hängt der Kleine am Großen
Der Abschied von der ersten Pflegekatze fiel nicht so schwer, aber da bin ich auch nicht mit ins neue Zuhause gefahren. Bei den nächsten zwei war die Sache schon schwieriger, weil ich da mit gefahren bin, da war ich schon kurz versucht, sie einzupacken und mit allem aufzuhören
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Manchmal fällt mir eine Vermittlung leichter, manchmal schwerer. Vor zwei Wochen hab ich zwei absolut süße Kater vermittelt, die ich auch sofort eingepackt hätte, wenn ich könnte
- aber die haben so ein tolles Zuhause bekommen, wo es vom Gefühl her so für mich gepasst hat, da ist mir auch der Abschied - in Relation zu meinen Gefühlen für die zwei - sehr leicht gefallen. Heute war ich sie besuchen und es geht ihnen gut.
Ich schaue schon, dass ich wenigstens noch einmal zu meinen Pflegis fahre um zu schauen, wie es ihnen geht und wie sie sich entwickeln. Wenn die Leute weiterhin Kontakt halten und Berichte erstatten wollen, ist das okay. Wenn es bei der ersten Nachkontrolle nicht gepasst hat, fährt man sowieso nochmal hin... Aber man muss auch los lassen können, wenn es passt...
Wie gesagt, es gibt spezielle Lieblinge, die man sofort einpacken möchte - gerade vor ein paar Tagen hab ich für einige Tage einen Notfallkater übernommen, der dann auf eine andere Pflegestelle übersiedelt ist. Den hätte ich den ganzen Tag knuddeln können und als er geholt wurde, hat mir schon mein Herz geblutet. Ich denke mir aber immer, es nützt nur einer einzigen Katze noch etwas, wenn ich sie behalte, eventuell verbaue ich vielen anderen Katzen den Start in ein neues, besseres Leben, da muss ich meinen Egoismus zurück stellen, Abschiede, die mir des öfteren natürlich schwer fallen, in Kauf nehmen, aber dafür auch sehen, was ich einer Katze ermöglicht habe.
Mit jeder Katze, die geht, geht natürlich auch ein Stück Herz mit - wenn man sich aber des Abschiedes bewusst ist und deswegen nicht weniger liebevoll und intensiv und doch mit gesunder Distanz mit der jeweiligen Katze "arbeitet", dann kann so eine Arbeit als Pflegestelle irrsinnig viel Spaß und Freude ins Leben bringen.
Nicht, dass ich das mit sieben eigenen Katzen und drei Hunden nicht hätte, aber Spaß und Freude kann man schließlich nie genug haben, oder?