Charakter
Der Akita ist bestimmt nicht der Hund für jedermann, ich würde aber auch nicht sagen, dass der Akita nur etwas für erfahrene Hundehalter ist, weil Tamami unser erster Hund war und wir nie ernsthafte Probleme mit ihr hatten. Aber mit einer anderen Rasse wäre vieles vielleicht leichter gewesen.
Ein Akita hat seinen eigenen Kopf. Er prüft jeden Befehl sorgsam, ob er ihm auch sinnvoll erscheint und oft braucht man einiges an Überzeugungskraft und vor allem Geduld, wenn er an der Sinnhaftigkeit eines Kommandos zweifelt.
Wichtig ist vor allem, dass er mit viel Konsequenz und vor allem Liebe erzogen wird, dann kann er kleine Fehler auch verzeihen (Akemi weiß genau wann sie sich auf das Sofa setzen darf und wann nicht), aber was er als Welpe nicht gelernt hat, wird er später nur mehr sehr schwer lernen.
Wir haben uns entschieden mit unseren Hunden nicht die Hundeschule zu besuchen, weil wir sie nicht von Fremden herumkommandieren lassen wollten und wir der Meinung waren, es wäre nicht die richtige Erziehungsmethode für einen Akita. Gott sei Dank haben sich die Methoden in einigen Hundeschulen schon sehr positiv verändert und heute kann ich den Besuch einer guten Hundeschule, in der mit positiver Bestärkung gearbeitet wird nur empfehlen.
Bei einem Vortrag über die Erziehung des Akita sagte Herr Hegewald, man könne einem Akita alles beibringen, sogar dass er auf einen Baum klettert, man müsse nur den Tag erwischen, an dem er Lust hat etwas zu lernen und dann müsse man wieder den Tag erwischen, an dem er Lust hat das Gelernte noch einmal zu machen. Und das würde wahrscheinlich nicht der Tag sein an dem man seiner Schwiegermutter zeigen will, was der Hund alles kann.
Und als am gleichen Tag einige gut ausgebildete Akitas ihr Können präsentierten , bewies der "einzige Akita der apportieren kann" diese Theorie, indem er das Apportierholz gar nicht beachtete und seelenruhig auf seinem Platz sitzen blieb. Es war zwar für die Besitzer etwas peinlich, aber jeder Akita - Mensch kennt diesen Akita - Blick, der sagt: " Warum regst du dich denn so auf? Später mach ich's vielleicht..."
Als Akemi ca. 5 Jahre alt war, stellte ich sie auf Clickertraining um und war überrascht, was noch alles in diesem Hund steckt. Seit dem lernt sie liebend gerne und so haben wir sogar mit Dog Dance angefangen. Meinen größten Triumph feierte ich, als ich sie vom Verfolgen eines Rehs zurückrufen konnte!
Ich kenne auch Akitas, die die Begleithundeprüfung gemacht haben, die als Rettungshunde geführt werden, Agility oder Fährte machen. Man kann ihnen also durchaus viel beibringen. Wenn man allerdings im Hundesport erfolgreich sein will oder nicht gerade zur geduldigen Sorte Mensch gehört, sollte man sich lieber an eine andere Rasse halten.
Ein weiteres mögliches Problem ist die Dominanz gegenüber anderen Hunde. Es gibt bestimmt kaum Probleme mit Hunden, die der Akita von klein auf kennt, aber bei fremden Hunden wollen sie immer als ranghöher akzeptiert werden.
Akemi hat ein unglaublich korrektes Sozialverhalten. Sie würde nie einen anderen Hund einfach so verletzten, aber dieses Sozialverhalten schließt eben mit ein, dass sie von Anfang an gleich die Rangordnung klären will. Und dies macht sie meist mit lautstarken asiatischen Kampfgeschrei – sprich sie hüpft gleich mal knurrend auf jeden Fremden zu. Mit meinem Studium in Tierpsychologie kann ich ihre Handlungen nachvollziehen, fremde Menschen reagieren darauf aber oft ängstlich oder ärgerlich. So ließ ich meine Akitas, aus Rücksicht auf andere Hundebesitzer niemals unkontrolliert auf andere Hunde los. Spricht man sich ab, kann es durchaus auch klappen, dass sich ein Akita mit anderen Hunden versteht und sogar mit ihnen spielt. Mit fremden Hunden ähnlich dominanten Charakters kann es aber durchaus zu Raufereien kommen.
Die oft gelesene Aussage, Akitas könne man nicht zu mehrt halten, stimmt in meinen Augen nicht. Alle Hunde sind Rudeltiere und können auch im Rudel gehalten werden. Ein gewisses Maß an Aggression kommt aber auch im eigenen Rudel vor und ist sogar ein Muss für ein unkompliziertes Zusammenleben. Vielleicht ist dieses Aggressionspotential bei Akitas mehr ausgeprägt, als bei weniger dominanten Rassen, aber wenn der Mensch sich an die Rangordnung der Hunde hält, sehe ich keine Probleme auch mehrere Akitas oder Akitas und andere Hunde zu halten. Immerhin tun wir das seit fast 10 Jahren. Wer Angst vor hündischen Auseinandersetzungen hat, sollte eher ein Pärchen halten. Da gibt es zu Hause meist keine Probleme, allerdings ist es dann natürlich schwerer mit fremden Hunden friedlich auszukommen.
Ein Problem, dass häufig vorkommt, ist das Davonlaufen. Tamami hat sich auf Spaziergängen öfter mal selbstständig gemacht, einmal ist sie nach Hause gelaufen, weil sie nicht weiter im Regen spazieren gehen wollte, ein anderes mal ist sie in einen Hühnerstall eingebrochen und ähnliches. Akemi ist draußen meist recht gut zu kontrollieren, dafür brach sie regelmäßig aus dem Garten aus und das mit Fähigkeiten, die an Houdini erinnern: über den Zaun, unter dem Zaun, durch die kleinsten Löcher im Zaun und das Gartentor konnte sie auch öffnen. Fazit: Akemi darf niemals alleine in den Garten, denn anders konnten wir das Problem nicht in den Griff bekommen.
Der Akita hat auch einen ausgeprägten Jagdtrieb und der in Verbindung mit seinem Sturkopf könnte fatale Folgen haben, denn wenn der Akita lieber jagen will hält er ein "Komm her!" wahrscheinlich nicht für einen sinnvollen Befehl. Deshalb sollte man auch im Wald aufpassen, wenn man ihn frei laufen lässt. Ein Stück Wurst könnte Wunder wirken um ein Kommando doch sinnvoll erscheinen zu lassen. Verlassen täte ich mich darauf aber nicht.
Im Haus ist der Akita sehr ruhig und unaufdringlich. Unsere dösen meist vor sich hin und fallen nicht großartig auf. Sie bellen wenig und fordern nicht viel Aufmerksamkeit. Einer ausgiebigen Schmusestunde ist Akemi nicht abgeneigt, Tamami hingegen war eher reserviert und ließ sich nicht so gerne von Unwürdigen knuddeln. Zu ihren Menschen sind sie meist sehr nette Hunde, wer allerdings einen richtigen Schmusehund möchte, sollte sich vielleicht auch bei anderen Rassen umschauen.
Auch sonst überall verhalten Akitas sich meist ruhig, deshalb können wir sie auch überall hin mitnehmen: ins Gasthaus, zu Festen, auf Urlaub, sogar in die Schule habe ich Tamami einmal mitgenommen. Meist fallen sie gar nicht großartig auf.
Fremden Menschen gegenüber verhalten sie sich meistens gleichgültig bis freundlich. Akemi mag nicht alle Fremden, ab und an kommt es vor, dass sie jemand verbellt, jedoch ohne Aggression. Tamami wäre jederzeit mit jedem Fremden mitgegangen. Ich halte Akitas für sehr friedliche und liebe Hunde im Umgang mit Menschen – natürlich vorrausgesetzt sie sind gut sozialisiert und erzogen. Auch mit Kindern kommen sie gut aus. Sind sie von einer Situation genervt, gehen sie einfach weg, deshalb ist es natürlich auch wichtig, dass sie eine Rückzugmöglichkeit haben.
Ein Akita bellt sehr selten und meist nur, wenn er einen Grund hat. Ob er ein guter Wachhund ist, darüber scheiden sich die Geister. Akemi ist es, Tamami war es nicht. Ich denke sie haben durchaus Potential ein guter, aber nicht kläffender Wächter zu sein. Braucht man aber unbedingt einen solchen Hund, sollte man sich vielleicht nicht auf den Akita verlassen.
Alles in Allem ist der Akita ein sturer und dominanter Hund, der mitunter für Schwierigkeiten sorgt, weil er Nachbars Wuffi „überwuzelt“ oder in einem Hühnerstall für Furore sorgt. Und wenn man über die Wiese brüllt und der Hund mit einem verächtlichen Blick im Wald verschwindet, dann kann man sich schon fragen, was genau denn so toll an diesem Hund sein soll. Aber man weiß es dann gleich wieder, denn auf der anderen Seite sind sie sehr unkomplizierte Hausgenossen, die einen nie mit Aufsässigkeiten oder Kläfferei belästigen und die man überall mit hinnehmen kann ohne unangenehm aufzufallen. Unsere Hunde waren bzw. sind zu 99% brave, liebe Hunde, aber in 1% der Fälle fällt ihnen irgendein Unfug ein, den sie treiben können. Ich persönlich finde gerade das so liebenswert und der geübte Akita-Besitzer kennt auch schon den typischen Blick, der einem solchen Unfug vorangeht.
Quelle: http://amon-sul.at/akita_rasse_charakter.html