Ja, ich wasche regelmäßig dort. Ob nun Herr Sohn, der beruflich so eingespannt ist und eh keine Zeit hat, dort wäscht, oder ich, sollte ja egal sein.
Darf ich dir einen (gut gemeinten) Ratschlag geben?
Tu das nicht.
Dein Sohn ist ein erwachsener Mann, und dazu gehört auch, dass er lernen muss sich selbst zu versorgen. Die eigene Wäsche zu waschen, die eigene Bude sauber zu halten, das eigene dreckige Geschirr abzuwaschen ist ein Teil davon.
Mir ist schon klar, dass du das nett meinst, schließlich ist er dein Sohn, und ich versteh dass man seinem Nachwuchs gerne unter die Arme greifen / das Leben erleichtern will.
Ich kenne aber auch die andere Seite der Medaille. Namentlich die Leute, deren Mütter ihnen diesen "Gefallen" über Jahre hinweg getan haben respektive immer noch tun. Und ich kann darüber nichts Gutes berichten. Die - übrigens alles Männer in meinem Alter, also Mitte bis Ende Zwanzig - sind allesamt hochgradig unselbstständig geblieben und würden wohl, einmal auf sich allein gestellt, vermutlich verhungern oder im eigenen Müll ersticken - jedenfalls jedoch nie auf die Idee kommen, selber Hand anzulegen.
Einer davon ist ein echtes Herzerl gewesen - der Ex meiner beste Freundin. Für den war klar, Haushalt ist Weibersache, und meine Freundin soll gefälligst seinen Dreck wegräumen, seine Mutter tut's ja auch, wo also ist das Problem. Der war aber auch ansonsten ein echter Ungustl von einem Menschen, also ist es wohl unfair von mir ihn als Exempel herzunehmen - trotzdem ist er mir als DAS Kontrabeispiel für "seinem Sohn den Haushalt schupfen" unangenehm in Erinnerung geblieben.
Unabhängig davon gehört der Haushalt einfach zu den Pflichten eines Erwachsenen. Klar ist das anfangs nicht leicht. Ich erinnere mich noch an meine Anfangszeit. Frische 19, grad berufstätig, davor NIE zuhause geholfen, hätte man eigentlich davon ausgehen können dass ich auf mich allein gestellt keine Woche überlebe. Trotzdem hat mich meine Mutter machen lassen. Wenn ich sie angerufen und gefragt habe, wo man das Waschmittel einfüllt (kein Scherz, das ist passiert!), hat sie es mir geduldig erklärt, aber machen musste ich es selbst.
Ich putze bis heute nicht gerne, aber ich kann es, und ich tue es. Und ich weiß, dass es mich gerade damals mit sehr viel Stolz erfüllt hat, in der Lage zu sein mein Leben selbst gebacken zu bekommen, unabhängig zu sein von meinen Eltern, eben "richtig erwachsen". Retrospektiv klingt das sogar in meinen Ohren ein bisschen lächerlich, aber gerade damals, in diesem Alter, war das eine wirklich bereichernde Erkenntnis für mich.