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Crash-Test: Tiere sicher transportieren
Text der Vorankündigung :
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Tiere sicher transportieren
ADAC testet Sicherungssysteme
Acht Millionen Katzen und fünf Millionen Hunde leben etwa in deutschen Haushalten. Nicht selten nimmt Herrchen seinen geliebten Vierbeiner im Auto mit. Wie sicher die Tiere im Auto unterwegs sind, hat der ADAC getestet.
Ergebnis der ADAC-Untersuchung: Schlecht oder gar nicht gesicherte Tiere werden bei einem Unfall nicht nur selbst verletzt, sie sind auch eine ernste Gefahr für die übrigen Insassen des Autos.
Tiere sichern
Für den Gesetzgeber ist die Sache klar: Tiere sind Sachen und die muss der Fahrer laut Straßenverkehrordnung (§ 23) sicher im Auto lagern. Es ist also nicht erlaubt, die Haustiere einfach im Auto herumspringen zu lassen.
Dazu kommt, dass ein Hund, der durch einen Unfall verletzt oder geschockt ist, nicht selten die herbeigeeilten Sanitäter oder Feuerwehrleute als Feinde ansieht und das Herrchen vor diesen schützen will.
INFOBOX
Versicherung zahlt weniger
Entstehen bei einem Unfall durch schlecht oder gar nicht gesicherte Tiere Schäden, dann wertet das die Versicherung in der Regel als Mitschuld des Fahrers. Das gilt für Tiere genauso wie für gewöhnliche Ladung.
Nach Auskunft des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft kann es zu Abschlägen beim Schadenersatz kommen. Die Versicherung zahlt also weniger.
Fliegende Hunde
Ein erster Test des ADAC zeigt, was bei einem Unfall ohne jede Sicherung passieren kann: Der Hundedummy, auf 22 Kilo Gewicht aufgefüttert, sitzt während des Aufpralls auf der Heckablage - ein alltägliches Bild im Straßenverkehr. Bei der Vollbremsung aus 50 km/h schleudert der Dummy nach vorne, trifft die Kopfstütze und den Fahrer. Schädel- und Wirbelsäulenverletzungen beim Menschen sind die Folge.
ADAC
Beim Crashtest wird der Hund zum Geschoss
Der ADAC hat verschiedene Sicherungssysteme für Hund und Katze auf den Prüfstand gestellt. Je nach Größe des Tieres bieten sich verschiedene Lösungen an: Katzen und andere kleine Tiere fahren am besten in der Transportbox. Für größere Hunde kommen zusätzlich der Kofferraum oder ein Sicherheitsgeschirr in Frage.
ADAC
Trenngitter fürs Auto
Fahrt im Kofferraum
Gerade bei Besitzern großer Hunde sind Kombis beliebt - zu Recht. Durch ein Sicherungsgitter kann der Kofferraum abgetrennt werden und ermöglicht den für Mensch und Tier komfortabelsten Transport im Auto.
Dabei sollte das Trenngitter allerdings an den Fahrzeugtyp angepasst sein und ausreichend stabil daherkommen - auch für das Gewicht des Hundes. Dieser bewegt sich ja meist frei auf der Ladefläche und kann im schlimmsten Fall schon gehörig Bewegungsenergie aufbauen, bis er auf das Gitter trifft. Einfache Modelle, die zwischen Boden und Decke geklemmt werden, halten dann selbst mittelgroße Hunde kaum noch auf. Auch für das Tier ist die Verletzungsgefahr erheblich. Besonders wenn der Hund in Fahrtrichtung sitzt. Beim Aufprall kann die Wirbelsäule gestaucht werden. Das Tier kann mit einer Kraft nach vorne geschleudert werden, die dem Gewicht eine halben Tonne entspricht.
So fährt die Katze sicher.
Transportbox richtig platzieren
Der sicherste Platz für die kleine Katzenbox ist im Fußraum hinter den Vordersitzen - wenn es der Platz denn zulässt. Die große Hundebox steht am besten hinter den Rücksitzen, quer zur Fahrtrichtung. Der Crashtest des ADAC zeigt: Hier werden die Insassen, aber auch die Tiere am besten vor den Unfallfolgen geschützt.
Manche Katzenbox bringt auch Aussparungen mit, in die der Dreipunkt-Gurt eingehängt werden soll. Die Box wird in Fahrtrichtung installiert. Doch das getestete handelsübliche Modell versagt: Zum einen wird die Katze durch das Öffnungsgitter geschleudert, das der Wucht des Aufpralls nicht standhält. Zum zweiten splittert die Gurtaufhängung, die gesamte Box wird zerstört. Möglicherweise werden vorne sitzende Passagiere durch den Aufprall der Katze auf die Rückseite des Sitzes verletzt. Auf jeden Fall erleidet das Tier schwere Verletzungen.
ADAC
Anschnallgurt im Test
Anschnallgurt ...
Wer sein Tier nicht in einer Box transportieren und doch sichern möchte, der hat noch Hundegeschirre zur Auswahl. Diese werden dem Hund angelegt und über ein bis zwei Gurte mit dem Fahrzeug verbunden. Die Systeme sind schnell in jedem Fahrzeug auf der Rücksitzbank installiert. Sie schränken allerdings den Hund in seiner Bewegungsfreiheit ein und sind daher Gewöhnungssache. Simple Geschirre mit einfacher Anbindung ans Gurtschloss gibt es ab 20 Euro. Das im Test verwendete Modell scheiterte jedoch: Ein Karabinerhaken brach ab und der Hund schleuderte nahezu ungebremst in den Sitz des Fahrers. Der Fahrer hätte mit Verletzungen im Nieren- und Rückenbereich zu rechnen. Dem Tier brachte das System keinen zusätzlichen Schutz.
Der ADAC testete noch eine mit rund 100 Euro deutlich teurere Variante, bei der zwei Gurte das Tier zurückhalten sollen. Diese werden am vorhandenen Dreipunkt-Gurt befestigt und durch Plastikklammern auf Abstand gehalten. Doch genau diese Klammern sind das Problem: Sie widerstehen der Wucht des Aufpralls nicht. Über 40 Zentimeter kann der Hund nach vorne geschleudert werden, bevor das System "greift". Daher schlägt auch hier der Hund, wenn auch weniger heftig, auf den Vordersitz auf. Der Fahrer wird nicht verletzt, anders dürfte es für das Tier aussehen: Es ist durch den Gurt kaum geschützt.
Fazit
Am sichersten reisen Mensch und Tier, wenn der Vierbeiner in einer ausreichend großen und gesicherten Transportbox unterwegs ist. Diese sollte entweder im Kofferraum oder im Fußraum der Rückbank quer zur Fahrtrichtung deponiert werden. Andere Plätze schützen eher die Insassen als das Tier. Die beiden Hundegeschirre vermochten dagegen nicht zu überzeugen - sie verringern zwar ein wenig das Risiko für die Mitfahrer, nicht aber für den Hund. Normale Hundeleinen sind erst recht ungeeignet.
INFOBOX
Forderungen des ADAC
Tiere im Fahrzeug müssen immer gesichert sein. Der Fahrer darf nicht gestört oder abgelenkt werden, das Verletzungsrisiko wird so zudem verkleinert.
Tiersicherungssysteme sollten nach ECE-R17 oder DIN-75410-2 getestet sein.
Die Bedienungsanleitungen des Luxus-Geschirrs war nicht eindeutig: Auf dem Foto war eine andere Befestigungsart zu sehen als die im Text beschriebene. Der ADAC hat beide Befestigungen mit demselben Ergebnis getestet, grundsätzlich sollten Bedienungsanleitungen aber eindeutig und Fehlbedienungen ausgeschlossen sein.