wie reitet man eigentlich pferde von der rennbahn? möglichst schnell? einfach vorwärts? was brauchen die für hilfen? brauchen die überhaupt hilfen?
Also mit gymnastizieren ist auf der Rennbahn nicht viel los. Also "biegen was ist das?" Dazu fehlt es an Zeit, wobei ich da schon mit den Jungpferden draufhin gearbeitet habe.
Naja, man reitet mit kurzen Bügeln (noch kürzer als in der Vielseitigkeit). Schritt sitzt man ganz normal, traben prinzipiell nur leichttrab. Beim Galopp steht man in den Bügeln auf, verlagert den Schwerpunkt nach vorne. Das hat den Vorteil das man mit den Knien (im Rennen wenn man das Pferd voll ausreitet) mit "antauchen" kann. Dasselbe gilt für die Hände, man geht mit dem Galopp mit.
Man reitet IMMER nur mit Brücke (Zügelführung). Das heißt Zügel einmal kreuzen und die doppelten halten.
Damit das Pferd auf die andere Hand wechselt während eines Bogen reitest du es ein wenig schräg, zupfst den Kopf auf die eine Seite, dann springen sie um.
Grundsätzlich gilt: je mehr du die Zügeln annimmst desto mehr wird das Pferd pullen. Nach dem Ende der "Arbeit" oder des Rennens wirft man einfach die Zügeln hin und pfeifft leise.
-kurenai - warum reitet man nur mit brücke?
Weil du ansonsten keinerlei Chance hast die Pferde zu halten. Du hättest die Zügel am Hintern vom Pferd. Mit Brücke kannst du den Hals des Pferdes besser runternehmen, die Hände bleiben beim verhaltenen Galopp (also Canter) am Hals des Pferdes.
Nur im vollen Renngalopp (Pferde machen maximum 1 - 2 x die Woche eine schnelle Arbeit) geht man mit den Händen mit und taucht mit den Knien an um das Pferd "voll auszureiten".
Es sieht brutal aus ist aber die schonendste Art einen Renngalopp zu reiten. Ansonsten würde man die Pferde kaputtmachen (den Rücken). Hinzu kommt das - wenn man in den Bügeln aufsteht - auch ganz ruhig als zentraler Punkt fungieren kann.
Noch was zu den Schlägen mit der Peitsche. Über das worüber sich die meisten Leute aufregen. Ein Rennpferd darf pro Rennen nur 8 (!) mal mit der Peitsche berührt werden. In manchen Ländern nur 4 mal. Das was das meißte aufsehen erregt ist wenn ich die Peitsche nehme und sie in einem schnellen Tempo am Pferdeauge vorbeikreisen lasse. Ich berühre das Pferd aber damit nicht. Es sieht so aus, wird aber nicht geschlagen. Ansonsten würde man disqualifiziert werden.
warum legen die viecher los, wenn man die zügel annimmt? wird denen das so beigebracht, oder ist das irgendwie logische folge der "ausbildung"?
Man stachelt sie damit an. Das vordere Pferd rennt vorweg und du nimmst die Zügel an, der Abstand vergrößert sich zum vorderen Pferd... und das Pferd unter dir wird automatisch schneller werden wollen damit es das vordere einholt. Manchmal muß man wirklich stehen im Sattel und sich zurücklehnen damit sich das Pferd nicht verausgabt. Es liegt ihnen teils schon im Blut dieses Verhalten, teils wird es dadurch verstärkt.
Am schlimmsten ist es wenn erfahrene Rennpferde dann einfach das Gebiss zwischen den Zähnen einklemmen und ab durch die Mitte gehen, da hat man exakt null Chancen. dry.gif Zeigt sich auch noch immer zeitweise bei Exrennpferden die schon laaaange weg von der Bahn sind. laugh.gif Nur solange bis sie den vordermann eingeholt haben, dann ist alles ok.
Aber wenn man das pferd so lange zurückhält, hat man doch gar keine chance mehr an die eryste Stelle zu kommen?! Ich blick da nicht durch...
Ein Pferderennen beruht auf Taktik. Es gibt Pferde die wollen nur vorneweg gehen, dann gibt es Pferde die man anfangs etwas zurückhalten muß um genügend Kraftreserven für das Finish zu haben. Und dann gibts so Pferde wie den Bärli die mit ca 15 Längen rückstand zum Feld herumzuckeln, mal links gucken... dann ein bisschen reeechts... und in der Zielgerade alle anderen überholen.
das schwierige ist nicht, ein rennpferd auszubilden, sondern es "umzupolen"
Das stimmt.
Die Traber sind meistens ruhiger als die Galopper, dafür hast du da die Erschwernis das die mit allen möglichen kreativen Gangkreationen aufwarten können.
Es kommt seeeehr viel auf den Trainer drauf an. Es gibt auch schwarze Schafe. Aber großteils geht es den Rennpferden meistens besser wie den vielen Schulpferden oder sogar Privatpferden (man kennt ja die 23 h Boxenhaltung, wo das Pferd nur rauskommt um eine fragwürdige Leistung dann in der Halle zu erbringen).
Ich kann von meinem Trainer sagen (ist jetzt in Deutschland tätig) das er die Pferde NIE verheizt hat, sich nix dreinreden hat lassen, kranke Pferde wurden geduldig gesund gepflegt. Das ist mit ein Grund warum alle unsere Pferde auch nach ihrer Karriere als Rennpferd 100%ig fit waren auf den Beinen.
Hinzu kommt das unsere (die ersten zwei Fotos die ich geposted habe sind Pferde von einem anderen Trainer) auch viiiiel ausgeglichener waren, weil sie am Nachmittag immer spazieren gingen, grasen usw. Guckt mal die Bilder von Faustino im Führring an, nicht ein Tropfen Schweiß oder Zähneknirschen.
Es sieht in meinen Augen echt brutal aus, wie da mit der Gerte eingedroschen wird (und bitte erzählts mir jetzt nicht, dass das zum anspornen ist!
4 - 8 Schläge pro Rennen, mehr nicht sonst wird man disqualifiziert, die Jockeys für den nächsten Renntag gesperrt und da wird peeeiiinlich genau darauf geachtet. Den ganzen Rest den du da siehst wie beim Kopf herumwirbeln, von links nach rechts, da wird das Pferd nie berührt mit der Peitsche.
Es gibt auch Pferde wie den King Of Boxmeer. Der weigert sich ab und an einfach zu rennen, weil er keinen Bock hat. Wenn er dann will läuft er super.
http://www.es-lebe-der-king.org/index.htm
Das was du meinst ist das die Pferde im Finish den Kopf runter nehmen, die Ohren anlegen und sich strecken. Das hat aber nichts mit "verzeifelt" zu tun sondern damit das sie eben voll rennen.
Ich muß gucken ob ich noch den link von Smarty Jones habe, damit du ein Video gucken kannst. Genau hier isses
http://www.teamsmartyjones.com/ Bitte klicke auf Gallery Videos und guck dir das Kentucky Derby an. smile.gif
Und vergleiche mit dem was ich geschrieben habe, bis zum Schlußbogen tut sich nicht viel, die Jockeys haben die Hände unten. Dann siehst du das der Jockey auf dem führenden Pferd schon die Hände einsetzt während der zweite (Smarty) einfach normal läuft aber schon aufholt.
Vom Schlußbogen in die Gerade kannst du auch gut beobachten wie der Jockey Smarty auf die andere hand wechseln lässt.
Und ganz knapp vorm Ziel dieses "Gefuchtle" mit der Peitsche von Smarty's jockey, das vor-zurück-vor-zurück, was so unglaublich brutal aussieht, das ist NICHTS das Pferd wird nicht berührt dabei. Es hört nur das flirren der Peitsche bei den Ohren. Das ist alles.
Ich hab mitgezählt und er berührt Smarty exakt 4x mit der Peitsche während des gesamten Rennens. 2x links hinten und dann Wechsel und 2x rechts hinten.
Hinzu kommt das eine Rennpeitsche weitaus weniger weh tut als eine Dressurgerte (hab beides einmal ausprobiert *ouch* )
Ich will nichts beschönigen, es gibt viele Besitzer die ihr Pferd laufen lassen bis es kaputt ist und wo die Trainer nicht sagen "gehen sie" weil sie nur auf die Kohle schauen. es gibt auch schwarze Schafe. Aber ein Großteil der Trainer sind echt ok. Du kannst sicher sein das die Pferde die große Rennen gewinnen das auch wollen, ansonsten würden sie bei der untersten Klasse mitlaufen.
Ist genauso wie im Springsport (was ja noch unnatürlicher ist) da gibts viele die die Pferde mit Elektroschocks behandeln damit sie noch höher Springen oder eben "barren".
kurenai - was mich stört, ist das frühe alter der pferde. wie alt waren eure, als sie an die arbeit mussten?
Englische Vollblüter sind extreeeeeemst frühreif und auch die Knochen schon fest usw. Mit einem Warmblut oder so könnte man das nie machen, das wäre unverantwortlich.
Die sogenannten "Jährlinge" sind nicht wirklich 1 Jahr alt wenn sie auf die Bahn kommen sondern FAST zwei Jahre alt. Dann wird angefangen mit dem Training. Behutsam, man will das Pferd ja aufbauen und nicht kaputt machen. Sie werden an den Sattel und Zaumzeug gewöhnt und an den Reiter (dauert alles ein paar Monate).
Über Winter gehts nochmal zurück aufs Gestüt um das erlernte "setzen" zu lassen um den Pferden eine Auszeit zu geben. Zurück im Frühjahr auf die Bahn, dann geht der Ernst des Lebens los und man arbeitet auf die Kondition hin.
An den ersten Start gehen die Pferde mit fast 3 Jahren (als "Zweijährige", sind sie ja noch, aber eben fast 3). In der ersten Rennsaison starten die Youngsters maximum 2x im Jahr. Nur um sie mit dem Trubel vertraut zu machen.
Unsere Pferde waren allesamt mindestens 3.5 Jahre alt beim ersten Start, bis auf eine Ausnahme der war extreeemst frühreif und ist 2x gerannt mit ca 2 3/4 Jahren. Aber auch mit gebührenden Abstand zwischen den Rennen.