Teil 6
Die Mitzi macht sich Gedanken über Kampfhunde
Da ist die Mitzi also in der Bim gesessen und war enttäuscht. Weil Killerhund hat`s ja keinen wollen, die Mitzi, aber einen lieben Hund hat`s einfach nicht gefunden, also so einen lieben Hund, von dem sie dachte, der tät zu ihr passen. Zwar waren die Kampfhunde, die die Mitzi gerade besucht hat, liebe Kampfhunde, aber das waren sicher Ausnahmen, weil wieso sonst täten sich die Leut so fürchten vor denen?
Wie die Mitzi so gesessen ist und sich hat durchrütteln lassen in der Straßenbahn, da hat`s ihr plötzlich eine Erinnerung in den Kopf gerüttelt. An den Luigi nämlich.
Weil wie die Mitzi ein Kind war, da hat´s eine Frau gegeben, die hat einen Bauernhof gepachtet gehabt und dort ganz viele Tiere aufgenommen. Katzen, Ziegen, Hunde und den Luigi. Den Luigi hat nämlich niemand mehr wollen, genau wie die anderen Tiere. Den Luigi hat aber schon dreimal keiner wollen, der war nämlich aus der Stadt und irgendwo voll hässlich.
Der Luigi war ein Schweinehund. Ein krummnasiger, krummbeiniger Hund, der ganz komische Geräusche gemacht hat, wenn man ihn am Bauch gekrault hat. Weil die Mitzi hat den Luigi nämlich am Bauch gekrault, weil manchmal hat sie bei der Frau mitgeholfen und hat mit Hunden gespielt und die Mitzi fand den weißen Hund sehr lustig und der weiße Hund fand die Mitzi sehr lustig.
Der Luigi war halt eher unhübsch, hat die Mitzi damals gefunden, aber gefährlich war der nicht, auch wenn manche Leut, die bei der Hundefrau zu Besuch waren, gesagt haben, der schaut aber gefährlich aus.
Die Mitzi ist also in der Bim gesessen und hat über Krummnasigkeit nachgedacht und darüber, dass sie heilfroh ist, dass die Zeiten, wo man geglaubt hat, man könne von der Physiognomie auf Charaktermerkmale rückschließen, endlich vorbei sind und hoffentlich nie wieder kommen.
Jetzt hat die Mitzi aber sehr verwirrt, dass ja ein Bananengesicht wie der Luigi auch ein Kampfhund sein soll, dabei war der sehr nett und die Kampfhunde, von denen die Mitzi gerade kam, waren auch sehr nett. Die Mitzi hat ja auch nur nette Doggen gekannt und Bullmastiffs und einen solchen Hund hätt sich die Mitzi bedenkenlos genommen, dabei haben die auch irgendwann gegen irgendwas gekämpft.
Die Mitzi hat also, ist ihr da pötzlich aufgefallen, nur nette Kampfhunde gekannt.
Der Mitzi war schon ganz schwindlig im Kopf von all dem Bimgerüttle und den seltsamen Gedanken, die sich die Mitzi plötzlich machte.
Heute weiß die Mitzi, es gibt nur eine gefährliche Art von Hunden. Den Schweinehund. Den verwechseln manche gerne mit den ramsrüsseligen Röcheltieren, wie der Luigi eines war, aber der Luigi war ein äußerer Schweinhund.
Der wirklich gefährliche Schweinehund ist der innere.
Der, der macht, dass sich die Leut nicht ordentlich um ihre Viecher kümmern, dass die Leut Hunde halten, die überhaupt nicht zu ihnen passen und dass die Leut, zu faul sind, ein bissl Rücksicht auf ihre Mitmenschen zu nehmen, die vielleicht keine Hunde mögen, denn auch das darf vorkommen. Der innere Schweinehund ist in der Tat ein ziemliches Mistviech.
Aber damals war die Mitzi schon etwas verunsichert.
Wenn die Mitzi nicht weiter weiß, dann geht sie nachlesen. Also hat sie die nächsten 2 Tage vorm Internet verbracht und sich die Augen wundgelesen. Die Mitzi ist haarscharf an einer Kaffeevergiftung vorbeigeschrammt, aber sie konnte nicht mehr aufhören zu lesen, weil sie das alles höchst interessant fand. Diese Kampfhundsache nämlich.
Von der Stadt Hamburg hat sie gelesen, wo zwei Pitbulls den kleinen Volkan totgebissen haben, was die Mitzi sehr traurig fand, aber verstanden hat sie nicht, wieso als Art Vergeltungsschlag, dann gleich alle Pitbulls und solche Hunde, die anatomisch zu einem Sabberproblem neigen und keine Wuschelhunde sind, weil es ja auch zottelige Hunde gibt, die obenrum ein bissl undicht sind, beschlagnahmt wurden, obwohl die nie wen gebissen hatten. Das nicht jeder Hundespucke mag, das versteht die Mitzi ja noch, aber dass man deshalb eines Sonntags frühmorgens die Polizei zu Breitlefzenhundebesitzerfamilien schicken muss, um den Familienhund abzuholen, allerdings nicht zum fröhlichen Gassi gehen sondern zum letzten Gassi, das hat die Mitzi nicht verstanden und ihr ist ordentlich übel geworden.
Und sie hat weiter nachgeforscht, über Agression bei Hunden und über diese Kampfhunderassen, die ja bekanntlich so aggressiv sind. Je mehr die Mitzi gelesen hat umso weniger hat sie die Welt verstanden, die sich vor solchen Hunden fürchtet.
Zu allem Überfluss ist die Mitzi, die einen freundlichen Hund wollte, einen mittelgroßen, kurzhaarigen, mit wenig Jagdtrieb, ausdauernd und sportlich aber nicht so stressig wie ein kleiner Wuselterrier, draufgekommen, das alles was sie vom American Staffordshire Terrier las, genau den Hund beschrieb, den die Mitzi haben wollte.
Da war die Mitzi erst mal baff.