Patenfamilie für Blindenführhund

Spaechti

Neuer Knochen
Hallo!

Da ich selbst vor einem Jahr wie verrückt nach Informationen zu diesem Thema gesucht habe, möchte ich hier meine gewonnen Erfahrungen weitergeben.

Mein Freund und ich sind vergangenes Jahr draufgekommen, dass immer wieder Patenfamilien für zukünftige Blindenführhunde/Assistenzhunde gesucht werden. Das heißt man bekommt vom Ausbildner einen Welpen mit 8-13 Wochen und sorgt dafür, dass er selbstsicher und gut sozialisiert aufwächst. Aus ihm soll ein toller, ausgeglichener Hund werden, den man dann mit ca. 1 Jahr wieder an den Ausbildner zurück gibt damit er besten Falls seine Ausbildung zum Blindenführhund antreten kann. Die Futter- und Tierarztkosten werden während dem Patenjahr vom Ausbildner übernommen.

Wenn der Hund 1 Jahr alt ist, gibt es einen großen Gesundheitscheck (Augen, Hüfte, Ellenbogen, Schulter,…) und wenn er wirklich pumperl g’sund ist, kann er seine Ausbildung antreten. Sollte sich im Laufe der Ausbildung herausstellen dass ihm die Perfektion zum Blindenführhund fehlt, wird er als Assistenzhund für Personen im Rollstuhl ausgebildet. Hat er gesundheitlich ein Problem wie leichte HD oder ähnliches, wird er als Familienhund verkauft wobei hier fast immer die Patenfamilie gefragt wird ob sie den Hund nimmt.

Für uns klang das recht gut, da wir uns noch nicht sicher waren ob wir einem Hund tatsächlich für die nächsten 15 Jahre ein gutes Zuhause geben können (studieren momentan beide), uns aber beiden nachdem wir ausgezogen sind ein Hund wahnsinnig gefehlt hat.

Da ich nur durch Zufall darauf aufmerksam wurde, hatte ich noch keine Ahnung wie das abrennen wird. Ich habe also kräftig gegooglet und herausgefunden, dass die Blindenführhundeschulen das sehr unterschiedlich handhaben.
Meines Wissens nach gibt es 5 Ausbildner in Österreich. Eine große Organisation in Salzburg, zwei in der Steiermark, eine in Niederösterreich (die ihre Hunde allerdings selbst großzieht) und eine im Burgenland.

Ich habe mich mit drei Ausbildner in Kontakt gesetzt und wir haben uns letzen Endes mit einem getroffen um alles zu besprechen. Nachdem ich gelesen habe, dass keine Haustiere im selben Haushalt leben sollen war ich etwas beunruhigt, da meine Eltern eine Collie-Mix Hündin und eine Katze haben und wir zwar unter der Woche getrennt leben aber am Wochenende und in den Ferien oft gemeinsam im Ferienhaus wohnen.

Nachdem der Ausbildner bei uns war, mit meinem Freund, meiner Familie und mir gesprochen, sich unsere Lebensumstände angesehen hatte, und alle Bedenken aus dem Weg geräumt waren, verabschiedete er sich und sagte er werde sich melden sobald er einen Welpen hat -die werden ja besonders ausgesucht (vorwiegend bildet er Labrador, Golden Retriever, Königspudel, Schäferhund, Weiße Schäferhund und Kurzhaar Collies aus).

Danach hörten wir länger Nichts von ihm…mir kam es wie eine E W I G K E I T vor! Nach ein paar Wochen habe ich dann nochmal versucht ihn zu erreichen und er hat mir dann gesagt, dass er eine Labradorhündin ausgesucht hat und sie uns in 2 Tagen bringt (war mein Wunschdatum für den Patenhund da ich davor noch Prüfungen hatte).

Ja und so kam er dann mit einem kleinen, schwarzen Labbi Mäderl zu uns. Da war sie 12,5 Wochen alt. Er übergab uns eine Leine, ein Halsband, eine riesen Transportbox und den Impfpass der Kleinen sowie 2 riesen Säcke Trockenfutter (die Hunde kriegen nur Trockenfutter weil das später für den Blinden einfacher zu füttern ist). Wir haben uns den Namen für das Zwergerl selbst aussuchen dürfen (sie hatte zwar einen Zuchtnamen aber der hat uns nicht gefallen).
Er sagte uns, dass wir lediglich 2 Regeln einzuhalten hätten: Den Hund nicht vom Tisch füttern und ihn nicht auf Sofa oder Bett lassen. Das war's.

Ja und so begann ein wahnsinnig tolles Patenjahr! Wir haben natürlich in der Zeit davor sehr viele Hundebücher gelesen und uns sehr gut auf einen jungen Hund vorbereitet auch Bücher über Blindenführhunde und deren Ausbildung habe ich verschlungen (von Tanja Kohl).

Das mit der Stubenreinheit hat bei uns etwas länger gedauert aber dafür war sie sonst ein Traumhund! Ich habe noch nie so einen ausgeglichenen Hund gesehen wie die Kleine! Unerschrocken, ausgeglichen, freundlich. Wirklich jeder unserer Freunde und Verwandten – selbst die, die mit Hunden gar nichts anfangen können, haben uns immer wieder gesagt wie toll die Kleine ist!

Wir haben in diversen Hundeschulen geschnuppert bis wir eine gefunden haben, die wir dann regelmäßig besuchten (da fiel ihre ausgeglichene Art auch sehr positiv auf). Natürlich waren wir viel in der Stadt unterwegs, Restaurantbesuche, U-Bahn-, Schnellbahn-, Straßenbahn- und Autobusfahren, Hundezonen besuchen und vieles mehr stand auf dem Programm. Als sie dann größer wurde, hat mein Freund die Nasenarbeit für sich entdeckt und viel mit ihr geübt wie z.B. unterschiedliche Teesorten die versteckt sind finden, Steinpilze suchen, usw…


Viele Leute haben uns zu Beginn von der ganzen Patenfamilien-Geschichte abgeraten und uns gefragt ob wir verrückt sind und wie wir uns das nur antun können….einen Hund 1 Jahr lang zu sich zunehmen, und sobald er aus dem Gröbsten draußen ist und einem ans Herz gewachsen ist, wieder herzugeben, das konnte sich kaum einer vorstellen.

Ich habe den Leuten immer erklärt, dass es für uns eine sehr gute Lösung ist. Wir haben die Möglichkeit einen Welpen auf seinem Weg zum selbstbewussten Hund zu begleiten, ihm die Welt zu zeigen und ihn auf seine spätere Aufgabe vorbereiten.

Während dem ganzen Patenjahr das übrigens 11 Monate dauerte, versucht man sich natürlich emotional immer wieder ein bisschen zurückzunehmen und den Hund nicht als seinen eigenen anzusehen (wir haben immer liebevoll „unser geborgtes Hundi“ gesagt). Nach ca. ½ Jahr haben wir gemerkt wie sie sich in unsere Herzen geschlichen hat. Ab da wurde es immer schwieriger daran zu denken, dass sie eines Tages abgeholt wird und wir sie vielleicht nie wieder sehen werden.

Dann war es plötzlich soweit. Eigentlich hatten wir ausgemacht dass sie bis Ende Jänner bei uns bleibt- der Ausbildner meldete sich dann aber erst Anfang Februar bei uns und meinte er würde sie am nächsten Tag abholen, da er einen Röntgentermin (HD, ED,…) für sie hat und wenn alles gut ausschaut möchte er sie gleich bei sich behalten. Es hat alles gut ausgeschaut und am Tag darauf hatte sie noch eine Augenuntersuchung, danach war klar, dass sie sich zum Blindenhund eignet und sehr bald mit der Ausbildung beginnen wird.

Als der Ausbildner sie von uns abholte hat er sich sehr viel Zeit für uns genommen und uns erklärt wie er das Training mit ihr angehen wird und uns gesagt dass wir sie gerne wieder einmal sehen dürfen. Damit hatten wir nicht gerechnet und uns sehr über seine Worte gefreut! :)

Wir haben von Anfang an gewusst worauf wir uns einlassen und uns war klar, dass der Abschied tränenreich sein wird aber am Ende war es ein unglaublich tolles Jahr! Durch die kleine Labbimaus haben wir so viel gelernt!

Das Einzige was mir wirklich in der Seele wehgetan hat und nachwievor tut, ist dass mir der Hund leid tut, wenn er von einem Tag auf den anderen plötzlich weg kommt. Aus seinem Umfeld rausgerissen, niemand da den er kennt, alles vollkommen neu. Das hat den Abschied und die Tage danach für mich sehr schlimm gemacht. Auch wenn ich weiß, dass sie eine sehr aufgeschlossene Hündin ist und auch als sie noch bei uns war, mit anderen Menschen problemlos mitgegangen ist, so hat sie uns doch lieb gewonnen und uns vermisst als wir mal nicht da waren und meine Eltern auf sie aufgepasst haben :(

Das ist eigentlich der einzige Nachteil den ich an so einem Patenjahr sehe. Aber bis auf eine Ausbildnerin in NÖ, die ihre Hunde selbst großzieht, gehört das große Abschiednehmen nun mal zu einem Blindenführhundleben dazu.

Wir haben uns jedenfalls entschlossen nochmal so ein Patenjahr zu machen! Es war eine wirklich tolle Erfahrung und so schlimm der Abschied auch war, die schönen Momente überwiegen aber sowas von!!!

Wir lesen schon wieder fleißig Welpenbücher und warten auf den nächsten Wunderwuzzi, damit das Abenteuer Patenjahr wieder von vorne losgeht!
 
Wow, ich finde toll, was ihr da gemacht habt!

Ich weiss, dass es Patenhunde gibt.
Ich kenn auch die von Dir genannte Ausbildnerin, welche die Hunde selber aufzieht.

Und ich geb ehrlich zu....für mich wär das wohl nix. Ich würd wohl viel zu viel Bindung zu dem Hund aufbauen, als dass ich ihn dann wieder hergeben könnte!
Aber ich bewundere Euch und ich finde es super, dass es sojemanden wie Euch gibt!

Das Einzige was mir wirklich in der Seele wehgetan hat und nachwievor tut, ist dass mir der Hund leid tut, wenn er von einem Tag auf den anderen plötzlich weg kommt. Aus seinem Umfeld rausgerissen, niemand da den er kennt, alles vollkommen neu. Das hat den Abschied und die Tage danach für mich sehr schlimm gemacht. Auch wenn ich weiß, dass sie eine sehr aufgeschlossene Hündin ist und auch als sie noch bei uns war, mit anderen Menschen problemlos mitgegangen ist, so hat sie uns doch lieb gewonnen und uns vermisst als wir mal nicht da waren und meine Eltern auf sie aufgepasst haben :(

Darüber brauchst Du Dir nicht allzu viel Sorgen machen....ich hab die Erfahrung gemacht, wenn der Hund wo hinkommt, wo es ihm gut geht (was ich bei Eurem Ausbildner wohl annehme), dann ist das für kaum einen Hund ein Problem.

Ich wünsch Euch ganz viel Spaß und schöne Zeiten mit den zukünftigen Patenhund!:)
 
ja, mir gehts da wie tipsy:) wenn ich mal was in den fingern hab, dann kann ich es nicht mehr hergeben:D da spielt das herz schon eine große rolle.
aber sonst kann auch ich nur sagen, daß es toll ist, was ihr da tut.
 
Spannender Bericht, Spaechti! Ich bewundere euch, wenn ihr das könnt! :) Viel Freude mit eurem nächsten Wunderwuzzi, der bei euch aufwachsen darf und für jemand anderen mal sehr wichtig sein wird.
 
Hallo Spächti,

Tolle Arbeit, die ihr da geleistet habt. Ich finde deinen Bericht sehr schön und anschaulich geschrieben. Die Arbeit, welche
Patenfamilien wie ihr für einen angehenden Führhund und für seinen späteren Halter leisten ist unbezahlbar und um so wichtiger ist es, dass man als Trainer euch mehr Aufmerksamkeit während dieser Zeit schenkt, als es bei euch der Fall war. Ich bin selbst blind und habe eine Labi-Hündin, daher weiss ich, dass der Ablauf einer Patenschaft auch ganz anders ablaufen kann. Die Schule, aus der meine Hündin kommt ist zwar sehr klein, (die Trainerin hat (max. zwei oder drei Hunde gleichzeitig in der Ausbildung) und sie geht viel behutsamer mit ihren Patenfamilien vor, als es laut deinem Bericht bei euch der Fall war. So Werden die Welpen zusammen mit den Paten vom Züchter abgeholt, damit sie direkt in die Familie kommen, ohne Zwischenstationen beim Trainer, um den Welpen so wenig Stress wie nur möglich zu verursachen. Die Patenfamilien werden regelmäßig betreut, sie treffen sich mit dem Trainer sowie mit anderen Patenfamilien und Hunden, um gemeinsam zu trainieren und um sich auszutauschen. Es werden den Paten wichtige Tipps und Informationen mitgegeben (wie z.B.) den Hund mit so wenig Blickkontakt wie nur möglich zu beeinflussen) damit er es später beim blinden Halter einfacher hat. Damit es sowohl für die Hunde als auch für die Paten leichter ist Abschied zu nehmen, können die Hunde immer wieder beim Trainer beispielsweise am Wochenende oder für ein par stunden untergebracht werden. Später werden es Tage, Wochen etc. Es wird immer geschaut, dass eine individuelle Lösung gefunden wird, damit es sowohl für die Menschen als auch für die Hunde erträglicher wird loszulassen. Die Patenfamilien können wenn sie möchten den Kontakt mit dem zukünftigen Besitzer halten, woraus sich oft eine Freundschaft entwickelt und wie in meinen Fall sich trotz der Entfernung von 600 Km jederzeit besuchen.
Ich lebe zwar in Deutschland, aber sowohl hier als auch in Österreich gibt es leider keinerlei anerkannte Vorgaben, wer und mit welchen Qualifikationen einen Blindenführhund ausbilden darf, so dass es leider auch sehr viele schwarze Schafe auf diesem Gebiet gibt, denen die Hunde und deren Befindlichkeiten ziemlich egal sind und die nur auf das Geld hinaus sind. Auch was die Ausbildungsmethoden betrifft, gibt es von Schule zu Schule sehr große
unterschiede, so dass man auch hier sehr vorsichtig sein muss. Wenn ihr
beispielsweise das Buch von der Kohl gelesen habt, dann wisst ihr sicherlich
wovon ich spreche und ich hoffe, ihr habt nicht beispielsweise Hundebegegnungen so geübt, wie sie es dort vorschlägt. Überhaupt würde ich nicht wollen, dass mein Hund nach solchen Methoden ausgebildet wird. Ich finde es super, wie ihr euch zu Recht gefunden habt, trotz der fehlenden Betreuung, aber vielleicht regt euch mein Beitrag dazu an, diese Schule und das Vorgehen des Trainers etwas kritischer zu hinterfragen, denn wie ihr seht, es geht auch anders. Was nützt das alles, was ihr dem Hund in dem ersten Jahr mit viel liebe und Geduld beigebracht habt, wie z.B. die Nasenarbeit, wenn der Trainer es ihm später verbietet und wenn der zukünftige Halter nichts davon weiss, der Hund danach also nie mehr die Gelegenheit bekommt, es auch wirklich aus zu üben. Euch nur diese zwei sog. Regeln mit auf den Weg zu geben finde ich ist eine Frechheit von diesem Trainer. Zumal, warum soll ein Führhund nicht aufs Sofa oder Bett dürfen, wo doch die meisten Hunde es in ganz normalen Familien auch dürfen. Und warum soll ein blinder Mensch nicht in der Lage sein den Hund artgerecht zu ernähren, stattdessen wird aus Bequemlichkeit des Trainers behauptet, Führhunde sollen nur Trockenfutter erhalten. Meine Hündin darf sowohl aufs Sofa und ins Bett und sie bekommt ganz bestimmt kein Trockenfutter vorgesetzt.
Kennt ihr in euerem Umfeld blinde Menschen?
Ich hoffe, ich konnte euch mit meinem Beitrag etwas in Bezug auf die nächste Patenschaft kritischer stimmen. Es ist wunderbar was ihr leistet, nur wäre es noch viel schöner, wenn ihr dafür auch wirklich eine Anerkennung bekommen würdet die ihr verdient und nicht solche Schulen unterstütz, welche euch nur ausnutzen.
Unter dem Link:
www.haustierforum.ch/.../31208-xima-oder-der-weg-zum-blindenfuehrhund.html
könnt ihr auch nachlesen, wie es anders laufen kann. Dort berichtet eine Patenfamilie aus der Schweiz, wie sie ihren angehenden Führhund auf diese Aufgaben vorbereitet. Viel Spaß und alles Gute für euch und euren nächsten Welpen.

Cvrcak
 
Danke Tipsy, puppimaus und Krambambuli!

Ich glaube auch, dass sie sich bei ihm wohlfühlt und mittlerweile hat sie sich bestimmt schon eingelebt :)


Hallo Cvrcak!

Der Link ist wirklich toll! Habe ihn sofort durchgelesen und finde das sehr lieb geschrieben. Sehe mich auch selbst in vielen Situationen wieder ;)

Ich finde toll, dass du dich mit diesem Thema (anscheinend) so viel auseinander gesetzt hast und bin dir dankbar für deinen Text! Wir haben in unserem Umfeld keine blinden Menschen, darum finde ich es sehr interessant deine Meinung zu dem Thema zu hören. Bevor das Patenjahr angefangen hat, haben wir uns schon sehr viele Gedanken darüber gemacht und natürlich die unterschiedlichen Schulen miteinander verglichen (sofern uns das möglich war).

Ich denke es ist zwischen solchen Blindenführhundeschulen zu unterscheiden, die Hunde schon in der Patenzeit auf ihre Ausbildung vorbereiten (wie auch unter deinem Link erwähnt wurde: Erstes Anzeigen von Treppen, Zebrasteifen überqueren, Führgeschirrarbeit usw.) und solchen, die den Hund im ersten Jahr lediglich sozialisieren (so war’s bei uns).

Zweiteres ist natürlich viel weniger zeitintensiv und nicht so anspruchsvoll – daher gibt es wahrscheinlich auch eine weniger intensive Betreuung. Aber ich muss sagen ich finde es wirklich in Ordnung so. Es ist eine sehr, sehr kleine Schule, wahrscheinlich noch kleiner als die, von der du deine Hündin hast. Natürlich finde ich es besser, wenn der Hund schon als Welpe und vor allem als Junghund auf seine zukünftigen Aufgaben vorbereitet wird, ich habe aber im Zuge meiner Recherchen im letzten Jahr eingesehen, warum das nicht immer möglich ist und wahrscheinlich auch nicht immer die beste Lösung ist. Denn ein ziemlich hoher Prozentsatz der Patenhunde kann auf Grund gesundheitlicher Defizite gar nicht zum Blindenführhund ausgebildet werden. Sie fallen also nach dem Patenjahr einfach aus und leben ihr Leben als „normaler“ Begleithund. Demnach finde ich es gut, dass sie im ersten Lebensjahr wie Familienhunde aufwachsen. Mich würde interessieren wie du dazu stehst?

Ich befürchte ich habe dir einen falschen Eindruck von der Blindenführhundeschule gegeben. Es gab zwar tatsächlich keine offizielle „Pateneinschulung“ und auch keine regelmäßigen Treffen mit Wurfgeschwistern oder anderen Patenfamilien (letzteres hätte mich sehr gefreut), wir konnten den Ausbildner aber jeder Zeit erreichen und wann immer wir ihn gebraucht haben, war er für uns da! Es ist auch nicht so, als hätte er sich das ganze Patenjahr über nicht anschauen lassen - wir haben ihn ca. alle 2-3 Monate einmal gesehen, er ist nur eher spontan bei seiner Terminverreinbarung aber damit kann ich mich arrangieren - ich plan sonst auch nicht gern weit voraus :p

In diesem Punkt geb ich dir vollkommen recht: Das mit der Nasenarbeit war sicher nicht notwendig und wird ihr in ihrem weiteren Leben wahrscheinlich nicht mehr viel bringen aber dem Ausbildner haben wir es gesagt und so wie er geklungen hat, fand er das ganz nett. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass er die Übung mit den Teesorten mit ihr ausprobiert und vielleicht gibt er die Information ja an den zukünftigen Besitzer von ihr weiter. Ein Blinder kann ja auch Nasenarbeit mit dem Hund machen - sofern er das möchte.

Aufs Sofa sollen wir sie nicht lassen, weil es gemein wäre dem Hund das hier ein Jahr lang zu erlauben, wenn man nicht weiß ob das der zukünftige Besitzer auch toleriert. Lieber ein Hund der nicht weiß wie bequem ein Sofa ist und dann beim Blinden rauf darf, als ein Hund der weiß wie gut es sich da oben liegt und dann sein Leben lang nicht mehr darf. Fand ich logisch – hab ich gemacht ;)

Hinter der Sache mit dem Trockenfutter steht glaub ich (unter anderem) dasselbe Prinzip. Obwohl ich ja beichten muss, dass wir nicht widerstehen konnten und ein paar Dosen unterschiedliches Nassfutter gekauft haben. Zu unserem Verwundern hat sie die aber nicht sonderlich lieber gefressen als ihr Trockenfutter – im Gegenteil wir hatten eher den Eindruck, dass ihr das Trockenfutter besser geschmeckt hat.

Auch dieser Ausbildner hat uns gesagt, dass er den Hund -sollten wir in Urlaub fahren wollen oder so – jederzeit zu sich nehmen würde. Ich habe das aber für keine so gute Idee gehalten weil ich mir einbilde, dass es dem Hund dann später schwerer fallen wird mit uns abzuschließen. Meine Überlegung war: Wenn sie es kennt, dass sie mal eine Woche beim Ausbildner ist und wir dann wieder kommen und sie mitnehmen, dann wird sie sich wenn das Patenjahr vorbei ist viel länger Fragen „Wann kommen sie denn?“. Kann aber auch sein dass ich hier zu viel hinein interpretiere…Lasse mich gerne davon überzeugen dass meine Logik Blödsinn ist ;)

P.S.: Ich weiß gar nicht mehr genau wie die Kohl das mit den Hundebegegnungen gemacht hat und habe das Buch momentan verborgt. Ich weiß nur dass mir einiges an ihren Trainingsmethoden nicht zugesagt hat.
 
Hallo Spächti,

Ok, dann bin ich schon mal sehr beruhig, dass es doch nicht ganz so war, wie ich den Eindruck hatte. Es gibt wirklich fiese Trainer und da ist sehr große Vorsicht geboten.
Ich finde es wichtig, dass eine Patenfamilie für einen angehenden Führhund gründlich vorbereitet wird, denn man geht erst ein Mal davon aus, dass der Hund sich eignen wird und ausgebildet wird. deshalb gehören einige Dinge unbedingt in dieses erste Pregejahr. Damit meine ich aber nicht, dass Patenfamilien die Führarbeit machen sollten, dazu gibt es ja die eigentliche Ausbildung des Hundes in der Führhundeschule. Ich denke, dieses Beispiel aus der Schweiz ist da eher die Ausnahme, weil die Patenfamilie sehr erfahren ist und ja auch schon den fünften Hund hat.
Patenfamilien können und wollen oft so viel mit dem Hund machen und warum nicht gleich was Sinnvolles. Hier nur mal ein Beispiel: Die Hunde könnten von vorn herein lernen am Bordstein stehen zu bleiben. Stattdessen dürfen sie erst mal kreuz und quer alles überlaufen, um dann später zu lernen im Führgeschirr muss man ja an jeder Straße stehen bleiben. So kommt es, das die meisten Führhunde zwar im Geschirr an Straßen anhalten, aber ohne eben nicht. diese Übung wäre aber für jeden Hund sinnvoll, egal, ob er später einen blinden Menschen führt oder nicht. Denn Blindenführhunde laufen ja auch mal frei, wie ganz normale Hunde eben und sollten es gelernt haben an Straßen anzuhalten. Genauso verhält es sich mit Apportieren. Es ist doch viel netter, wenn der Hund einem den Ball direkt in die Hand gibt anstatt dass man ihn selbst sich bückend aus dem Matsch etc. holen muss. Das hilft dem blinden Menschen später sehr und für den Sehenden ist es doch auch angenehmer...
Das nur so viel zu den möglichen Dingen, die man mit dem Hund im ersten Jahr machen kann und das hat nichts mit der eigentlichen Führhundausbildung zu tun.

Habt ihr das mal angeregt, dass ihr gerne ein Treffen mit Wurfgescwistern machen würdet? Ich finde es toll, dass ihr mit dem Hund so viel gemacht habt, eben auch die Nasenarbeit etc. nur wäre es halt Schade, wenn der zukünftige Besitzer es nicht erfahren würde. Wie steht ihr dazu? Wollt ihr Kontakt zu dem Hund aufrechterhalten oder bricht euch das eher noch mehr das Herz, den Hund wieder zu sehen? Die Paten von meiner Hündin waren sehr stolz sie in der Einschulung mit mir beim Führen zu erleben, was den schmerz etwas gemildert hat.
 
wow das klingt toll
aber ich denke, jeder ist dazu leider auch nicht geeignet, ich wärs nicht, ich könnte den hund nach 1 jahr nicht mehr hergeben :)
 
Wir wollen sie unbedingt wiedersehen! So bald wie möglich! Wir wissen halt nicht wie gut das im Moment für sie wäre – sie ist jetzt grad mal 3 Wochen weg und ich fürcht, dass wenn sie uns jetzt sehen würd ein erneuter Abschied wieder schlimm für sie wäre – aber das weiß man halt nicht. Spätestens wenn sie mit der Ausbildung fertig ist werden wir sie besuchen! Ich bin schon soo neugierig wie die Person ist, zu der sie kommt! Außerdem muss es unglaublich toll sein ihr bei der Arbeit zuzusehen! Freu mich schon sehr darauf!

Wegen einem Wurfgeschwistertreffen haben wir mit ihm gar nicht gesprochen – hätten wir mal machen sollen…ärgert mich jetzt direkt….:(

Ja stimmt, Bordstein anzeigen ist auch die erste Übung die sie jetzt lernt - würde wahrscheinlich sinn machen das vorher schon einfließen zu lassen - nur ist die Gefahr denk ich groß, dass vor allem Erst-Patenfamilien das irgendwie falsch antrainiert und der Hund dann noch verwirrter ist. Fehler schleichen sich sooo schnell ein...

Apportieren haben wir ihr übrigens beigebracht, darin war sie eine richtige Streberin und Treppen hat sie irgendwie von selbst begonnen „anzuzeigen“ – sie ist immer mit den Vorderpfoten auf die erste Stufe gestiegen und hat gewartet bis jemand von uns losgegangen ist -egal ob aufwärts oder abwärts. Und wenn wo eine Centmünze gelegen ist, hat sie diese vom Boden aufgehoben und mir in die Hand gegeben – das hat mich zu Beginn total geschreckt weil ich dachte sie schluckt die jetzt aber das ist dann ein „Kunststück“ von uns geworden ;)
 
Was passiert eigentlich mit einem Blindenhund der zu alt geworden ist für seinen Job? Oder Blinde ihn nicht mehr behalten kann oder will, z.B. Falle eines Ablebens usw. Gibts dann da auch eine Patenfamilie die ihn aufnimmt oder wird er dann eingeschläfert? Wem gehört eigentlich der Hund rechtlich, dem Blindenverband, dem Ausbildner oder dem Benutzer selber?:confused:
lg
Andrea
 
Ich muss ehrlich sagen, ich würde sowas nie machen.

Für meine Hunde wärs der Horror, wenn ich sie hergeben würde. Für mich auch.

die Hunde kriegen nur Trockenfutter weil das später für den Blinden einfacher zu füttern ist.

Es gibt nicht mehr sehr viele Tierärzte, die es befürworten, lebenslang und ausschließlich Trockenfutter zu geben.

Auch frag ich mich, warum Blinde angeblich keinen Futterbeutel/Dose öffnen oder Fleisch in einen Napf geben können. Wenn sie das nicht können - wie überleben sie dann mit den ganzen eingeschweißten Supermarktprodukten? Wie bereiten sie sich selbst ein Essen aus frischen Zutaten zu? Oder leben sie nur von Astronautennahrung, weil das einfacher ist?

(Ich kenne blinde Personen - und die sind manuell sehr geschickt.)
 
Soviel ich weiß wird das unterschiedlich gehandhabt. In Deutschland habe ich gehört ist der Blindenhund rechtlich Eigentum der Krankenkasse und somit kann es passieren dass ein Blindenhund nach seinen Dienstjahren nochmal Besitzer wechseln muss. Hab in irgendeinem Forum mal von einer Frau gelesen die mehrere "ausrangierte" Blindenhunde bei sich aufnimmt. Ich glaube und hoffe aber dass das eher die Ausnahme ist. Hier in Österreich gehört der Führhund der blinden Person und bleibt deshalb auch zeit seines Lebens bei dieser. Wie lange die Hunde ihren Dienst durchführen hängt von ihnen ab und ist somit ganz unterschiedlich. Gibt aber auch Blinde mit 2 Hunden - 1 pensionierter und ein Jungspund der führt.
Irgendwo hab ich mal gelesen dass das Pensionsalter von Führhunden so bei 8-10 Jahren liegt habe aber bereits von einem 15 Jahre alten Golden Retriever gehört, der noch richtig Spaß an seiner Arbeit hat.
 
Hallo! Danke für deinen Bericht - das ist ja mittlerweile schon 10 Jahre her. Wir haben gerade eine zukünftige Blindenfuerhuendin und eure Beschreibung passt auch sehr zu unserer. Sie ist ein Traumhund. Nun stehen wir ca 1 Monat vor der Übergabe und das is schon sehr hart :/ habt ihr am Ende wieder einen Patenhund genommen? War euer Ausbildner der aus dem
Burgenland - es klingt nämlich, als wären wir beim gleichen :) Lg, Lisa
 
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