Ich stelle hier einen Beitrag zum Thema ein, den ich in einem anderen Forum geschrieben habe. Das kann gegoogelt werden.
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Mir fällt auf, daß bei ganz vielen Hunden die Diagnose Mastzelltumor gestellt wird. In der Regel sind es junge bis mittelalte Hunde. Unser Labrador-Dogenmix bekam im Jahr 2009 ebenfalls diese Diagnose.
Zur Vorgeschichte:
Beppo kam im Alter von 18 Monaten zu uns, wir waren seine fünfte Stelle. Er war ein Angsthund (Angst vor Männern) und kannte Gewalt. Bei uns lebte er sich gut ein und verlor mit der Zeit seine Angst.
Kurz nachdem er sein zweites Lebensjahr vollendet hatte, fühlte ich an seiner re. Halseite einen kirschgroßen Knubbel, es fühlte sich wie ein geschwollener Lymphknoten an. Wir haben unseren TA am gleichen Tag aufgesucht. Er hielt es für ebenfalls für einen geschwollenen Lymphknoten, der vermutlich von einer verstopften Speicheldrüse herrührte. Beppo wurde mit einem Antibiotikum zehn Tage lang behandelt. Der *Knubbel* veränderte sich nicht. Beim Kontrolltermin wollte unser TA die Antibiose weiterführen, was ich jedoch ablehnte. Ich wollte, daß Beppo operiert würde. Das geschah, der *Knubbel* wurde eingeschickt und untersucht. Diagnose Mastzelltumor (MZT) Grad II. Da weit genug im Gesunden operiert wurde, war das die Therapie der Wahl.
Beppo hatte an der re. Lefze eine Schrunde, die mit einer pergamentartigen Haut bedeckt war und vermutlich von einer Brandwunde stammte. Diese Schrunde brach beim Spielen immer wieder auf. Im Februar 2010 ließen wir sie chirugisch versorgen, d.h. ausschneiden und die Wundränder zusammennähen. Auch dieses Gewebe wurde eingeschickt...Befund Mastzelltumor Grad I und II. MIt der chirurgischen Versorgung war die Therapie erst einmal beendet. Beppo wurde in dieser Zeit mit Kortison behandelt. Das macht Sinn, denn normalerweise spielen die Mastzellen eine große Rolle bei allergischen Reaktionen. Sie schütten Histamin aus, welches u.A. Juckreiz verursacht. Beim MZT kann es auch zu, muß aber nicht, zu Histaminausschüttungen kommen, Kortison unterdrückt den Juckreiz.
Im Mai 2010 war Beppo schlapp und schien Schmerzen zu haben. An seiner rechten Halsseite fühlten wir eine handgroße Schwellung, die von der Seite bis zur Halsmitte ging. Beim TA wurde ein Ultraschall gemacht, der das bestätigte. Der Tumor war inoperabel. Sämtliche in der Praxis angestellten TÄ fühlte den Tumor und kam zu dem gleichen Ergebnis. Eine TÄ hatte die Idee, daß man vielleicht bestrahlen könne. Am nächsten Tag wurde Beppo in einer Tierklinik mit einer onkologischen Abteilung vorgestellt. Eine Bestrahlung war nicht möglich, aber wir bekamen ein Medikament, daß speziell für die MZT-Therapie beim Hund zugelassen ist. Dieses Medikament ist keine Chemotherapie im klassischen Sinn, sondern ein Thyrokinasehemmer. Laienhaft ausgedrückt werden nur die Tumorzellen angegriffen.
Kurz und gut, Beppo war nach vier Wochen tumorfrei. Bei dieser Therapie ist es wichtig, sämtliche Blut-und Urinwerte engmaschig zu kontrollieren. Das geschah durch unseren Haustierarzt einmal im Monat. Masivet greift die Nieren an, und das ist der häufigste Grund, warum das Medikament in einer geringeren Dosis gegeben oder ganz abgesetzt werden muß. In Beppos Fall waren alle Blutwerte in Ordnung, der Tumor war weg, aber ein Nierenwert war so schlecht, so daß die Dosis veringert wurde. Der Nierenwert normalisierte sich, aber der Tumor kam an gleicher Stelle zurück. Beppo wurde einmal pro Woche bestrahlt, insgesamt vier Mal. Unter den Betrahlungen verkleinerte sich der Tumor. Anschließend sollte er vier Chemos bekommen und nach den Chemos auf ein anderes Medikament eingestellt werden, ebenfalls einen Thyrokinasehemmer, der aber wohl nicht so nierenschädigend ist wie Masivet. Die erste Chemo hat er gut vertragen. Er konnte normal fressen, hatte keinen Haarausfall, war fröhlich. Nach der zweiten Chemo war das weiße Blutbild im *Keller*, diese Nebenwirkung kennt man aus der Humanmedizin. Deshalb wurde die dritte Chemo mit Verzögerung gegeben. Nach der dritten Chemo war das rote Blutbild ganz schlecht. Beppo hatte kaum noch rote Blutkörperchen, war infolge dessen kurzatmig und hatte weiße Schleimhäute. Und er war apathisch. Er bekam noch vier Transfusionen, die aber nicht den gewünschten Erfolg brachten. Am 8.Dezember 2010 ist er für immer eingeschlafen.
Wie es Beppo während den Therapien ging:
Beppo war in den anderthalb Jahren seiner Krankheit ein fröhlicher Hund, der vielleicht maximal zwei Wochen *richtig* krank war. Wegen seines Alters und seiner körperlichen und psychischen Verfassung haben wir uns zu diesen Therapien entschlossen. Wir sind sicher, daß er dadurch Lebenszeit und vor allem Lebensqualität gewonnen hat.
Kosten der Therapie:
Ich mache hier eine Auflistung, denn, das darf man nicht verschweigen, ganz billig ist so eine Therapie nicht.
Zwei OP's ca 600 €
Masivet-Therapie 400 € im Monat
4 Bestrahlungen ca 2000 €
3 Chemotherapien ca 120 €
2X Ultraschall ca. 150€
monatliche Blutuntersuchung ca.vierzig €
Symptome beim Mastzelltumor:
Der Mastzelltumor ist in erster Linie ein bösartiger Hauttumor, der keine einheitliche Erscheinungsform hat. Man sagt auch, es ist der Tumor mit hundert verschiedenen Gesichtern. So kann er auf der Haut sein, in der Haut sein oder unter der Haut sein. Da, wo er sich befindet, kann Fell sein oder kein Fell sein, es können Geschwüre auftreten oder auch nicht. Ein MZT variiert seine Größe, d.h. er wird größer, dann mal wieder kleiner, dann wieder größer. Diese Größenveränderungen sagen allerdings nichts über den Grad der Erkrankung aus.
Es gibt drei Grade. Grad I hat klar umschrieben Zellstrukturen und -wände. Hierbei sind die Heilungschancen am größten. Bei Grad II sind die Zellstrukturen klar, die Zellwände *verschmelzen* mehr mit der Umgebung. Die Heilungschancen sind nicht so gut wie bei Grad I aber durchaus gegeben. Bei Grad III sind die Zellstrukturen verschwommen, die Lymphknoten sind befallen, der Tumor kann gestreut haben.
Was man tun kann/sollte, wenn die Diagnose MZT im Raum steht:
1. Bösartige Tumoren gehören immer in die Hände spezialisierter Onkologen, nicht in die Hände landläufiger TAs und Kliniken. Das gilt sowohl für die Diagnose als auch für die Behandlung.
2. Bei MZT ist die Gradierung wichtig. Sie gibt Auskunft über Rezidiv- und Mestastasierungsneigung sowie Behandlungsaussichten. S.o., die Gradierung muss auch von Spezialisten vorgenommen werden. Die angegebenen Durchschnitts-Überlebenszeiten sind Statistik, nicht mehr.
3. Schulmedizinische und naturheilkundliche Behandlung schliessen sich nicht gegenseitig aus. Man kann zweigleisig fahren. Das Einzige, was ausgeschlossen ist, ist die Behandlung des MZT vorrangig mit Chemotherapie. Darauf allein spricht der Tumor nicht an.
4. Keine OP eines Tumors, bevor eine Gewebeprobe untersucht wurde, keine Entfernung des identifizierten Tumors, bevor nach Metastasen gesucht wurde. Wenn Tumoren bereits Metastasen gebildet haben, sind OP's weit weniger ausichtsreich als vor der Metastasierung.
5. Ernährung: Sie spielt eine grosse Rolle.
7. Den Kopf nicht hängen lassen. Solange es dem Hund gut geht, stört ihn kein Knubbel auf der Haut, wohl aber die schlechte Stimmung seines Frauchens/Herrchens. Mit und ohne Krebs kann man Bäume ausreissen. Der Hund mit Tumor braucht eine nette Umgebung, Spass, Leben.
Und wenn man nicht sicher ist, was man tun soll/kann, es ist Zeit genug, um eine zweite Meinung einzuholen.
Mein persönliches Fazit:
Ich würde einen Hund mit MZT immer operieren lassen, sofern er Grad I oder II hat. Dazu müßte vor der OP eine Feinnadelbiopsie gemacht werden. Allerdings würde ich meinen Hund in einer guten onkologischen Klinik behandeln lassen, einfach wegen der sehr guten Erfahrungen, die wir dort machen durften. Die Spezialisten in *unserer* Klinik sind sehr kompetent, und die Zusammenarbeit mit unserem Haustierarzt war hervorragend.
Ob ich meinen Hund nochmals bestrahlen ließe, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Alter und der Verfassung und dem Grad der Erkrankung. Das Gleiche gilt auch für die Chemotherapie.
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