huch, drei seiten schon...
abgesehen davon, dass ich auf mich selbst sauer war und auf die dame mit schäferhund, war eine hintergrundüberlegung: warum gehen menschen, auch ich, in hundezonen - und welche schwierigkeiten entstehen dort und weshalb?
man kann natürlich die berechtigte frage stellen: warum geht die mitzi mit einem bekanntermaßen nicht immer verträglichen hund in die huzo?
nun, einerseits find ich es nach wie vor erstaunlich, dass auch mit verträglichen hunden nicht mehr passiert - hundezonen sind was sehr künstliches, dass sich nicht mehr hunde in die haare kriegen, als ohnehin immer wieder passiert, liegt nicht zuletzt wohl auch daran, dass hunde sehr soziale wesen sind, die eben nicht alles und jeden sofort zerfleischen.
ich sehe hundezonen definitiv nicht als die beste aller lösungen, meinen hunden auslauf zu gewähren, beileibe nicht, aber für mich waren sie oft die einzige möglichkeit, gewisse dinge mit meinen hunden zu üben, oder auszutesten.
der böse killerhund durfte schon als welpe kaum kontakt zu fremden hunden haben - nicht von mir aus - es war ein spießrutenlauf, leute zu finden, die keine probleme damit hatten, den 11 wochen alten kampfzwerg andere hunde kennen lernen zu lassen, grad für den kampfzerg, der in wahrheit schiss vor anderen hunden hatte, war aber genau das unheimlich wichtig. teilweise waren halbwegs kontrollierte hundebegegnungen tatsächlich nur in der huzo möglich.
hund nummer 2, der dritte oder vierte hand hund, war drei wochen der vorbildlichste bei-fuß-geher, den die welt je gesehen hat, und ich war unheimlich beeindruckt von meinen dompteurskünsten, bis hund2 sich getraute, die welt im alleingang zu entdecken und die dompteuse wieder auf den boden der tatsachen zurückbrachte.
hund, der im entfleuchensfalle mit 60km/h durch die stadt rasen würde und alles jagen tät, das nach katze oder platiksackerl im wind aussieht, dabei begeistert fremden menschen ins gesicht springt, handtaschen plündert, auf jeden tisch springen würde, um ihn leerzufressen, etc. einfach laufen zu lassen, weil er ansich ja ein gutmütiger depp ist, menschen liebt und ihm die meisten hunde wurscht sind, nun, das wär fahrlässig.
einen hund, der sich solcherart gebärdet und noch nicht abrufbar ist, der allerdings laufen will und zwar in höllentempo und weit, monatelang nur an der leine zu halten, empfinde ich als tierquälerei.
wo übt man mit einem solchen hund einerseits benehmen, ermöglicht ihm aber gleichzeitig den für ihn so dringend nötigen freilauf? also simma in hundezonen.
ist die hundezone zu klein, kriegt der rennhund nur minirunden in aufwärmtempo zam und langweilt sich bald, da er ansich auch mit anderen hunden nicht spielt. war die huzo zu klein, sprang er behende über den zaun und suchte sich selbst laufmöglichkeit. war die huzo nicht umzäunt, erweiterte er flugs seinen laufradius, um im selben aufwasch wieder menschen zu belästigen und futter zu schorren, oder sich einfach selbst zu beschaffen.
hundezone war also auch teil des dringend nötigen "völlig unerzogener hund lernt menschenregeln"
hund nummer 3 war ebenfalls ein überraschungspaket und ist gleichfalls eine rennmaschine. hund3 hat im gegensatz zu hund2 sehr sicher mindestens eine saison lang professionell hasen gejagt. hund3 kannte sehr wahrscheinlich nur zwingerhaltung und keine anderen hunde als windhunde. hund3 litt erst mal einem ausgeprägten kulturschock und war lahmarschig und lammfromm. bis zu dem tag als auch hund3 auftaute.
wie gewöhnt man hund3 an kleine hunde, die hund3 als hasen empfindet und augenblicklich meucheln möchte? wie kommt hund3 zu einem mindestmaß an freilauf, den hund3 als junger, aktiver hund dringend braucht, ohne dass hund3, eigenständiges arbeiten gewohnt, sich selbstständig macht und streunen geht? wie gewöhne ich hund3 daran, dass nicht-windhunde nicht angegangen werden müssen, weil auch nicht-windhunde normale hunde sind? wo ermögliche ich, in ermangelung eines gartens, hund1, 2 und 3, dass sie ihre anfänglichen schwierigkeiten ausdiskutieren und sich als team sehen - das hat, meines erachtens nach, am besten durch gemeinsames laufen funktioniert.
ich hätte hund 3 niemals in eine hundezone geschleppt, wenn hund3 ein wirklich gefährlicher hund - für andere hunde - wäre. hund3 ist 18 kilo zickenterror, für sehr kleine hunde sicherlich eine bedrohung, zumeist aber für sich selbst, weil sie große hunde provoziert und eine mögliche selbstangestachelte beißerei, eher sie selbst treffen würde.
vieles von dem, wie hund3 tickt, fand ich aber erst in hundezonen heraus, beispielweise die tendenz kleine hunde hetzen zu wollen. das kam tatsächlich völlig überraschend und so blöd es klingt, ich war heilfroh, dass ich in einer hundezone war, als sie einen pomeranian zerlegen wollte, und nicht auf freiem feld. ich hätt sie nicht mehr stoppen können. war mir absolut unangenehm, ich hätte mich hinterher wahnsinnig gerne bei der besitzerin entschuldigt, die gschicht nochmal besprochen und ihr vermittelt, dass ich niemanden gefährden wollte und selbst überrumpelt war, obwohl ich hund3 unter besonderer beobachtung habe, weil eben noch nicht im schlaf hersagen kann, wann sie wie die ohren verdeht und was sie dann vorhat.
ich will nicht, dass einer meiner hunde andere ernsthaft verletzt, aber kein rescue hund kommt mit einem manual und einer beschreibung aller eventualitäten, ich kann nur ausprobieren.
ich bin nicht sonderlich glücklich darüber, dass sich bestimmt auch andere hundehalter von meinen hunden bedrängt oder genervt oder sogar bedroht fühlten. aber manche eigenheiten meiner hunde, habe ich erst im umgang mit anderen hunden feststellen können, ja durchaus das klassische "das hat sie aber noch nie gemacht", abgesehen vom killerhund hatte ich immer bereits erwachsene pflege- oder fixhunde, von denen absolut nichts bekannt war.
beim killerhund hab ich von klein auf alle möglichen situationen miterlebt und traue mir zu zu behaupten, zu 95% weiß ich, wie sie reagieren wird, bei den neuzugängen konnte ich oft nur mutmaßen, oder einfach ausprobieren.
gerade bei windhunden empfinde ich das ausprobieren bzw. die wahl des experimentalortes als ungeheuer schwierig. würde der killerhund panisch werden, läuft er 20 m und kehrt dann um, einen panischen windhund auf freier flur zu stoppen, oder einen windhund, der jagen möchte, vergiss es.
gibt sicher leute, die das können oder mehr erfahrung haben - ich kann das allerdings nicht. beinhart gesagt, ich nehme eher in kauf, dass der windhundneuling einen anderen hund belästigt, womöglich sogar beißt (wobei ich natürlich vorkehrungen treffe, dass das möglichst nicht passiert) als dass der windhund auf die autobahn prescht und womöglich menschenleben gefährdet.
grad bei hund3 war ich anfangs sicher blauäugig, manchmal auch überfordert. ich hatte noch nie einen hund, der kleine hunde hetzt und große, sofern unbekannt, nicht ausstehen kann. ich habe viel durch versuch, aber auch irrtum gelernt und dabei gewiss einige andere hundehalter sehr verärgert.
um wieder auf hundezonen zurück zu kommen - sofern man die hundehalter die sich dort mit ihren hunden tummeln nicht kennt (und hund3 darf nur noch zu bekannten, wobei ich auch das sehr beschränke), hat man auch keine ahnung über die hintergründe des jeweiligen hund-haltergespanns.
in hundezonen treffen halt unheimlich viele menschen mit unheimlich vielen hunden völlig unterschiedlicher herkunft und geschichte und völlig unterschiedlichen ausbildungsstandes aufeinander (hund2 etwa kam 3 jährig zu mir und der konnte absolut gar nichts, können tut er heut noch nicht viel, aber er hat zumindest zum großteil intus, was er alles nicht darf). jeder hundebesitzer setzt andere prioritäten, was sein hund können muss, wie er sich zu verhalten hat. was dem einen sauer aufstößt, ist für den anderen völlig normal.
das ist die menschliche seite des hundezonenproblems. zusätzlich zu dem, dass jeder nach bester mütter-am-kinderspielplatz-manier seinen hund grundsätzlich für den liebsten, tollsten, gescheitesten hält. (und ich nehm mich da keineswegs aus).
konfliktpotential besteht in hundezonen immer (zwischenmenschlich und zwischenhundlich), gerade mit hund3 werd ich eine solche nur noch aufsuchen, wenn sonst niemand dort ist, weil ich nun diverse hundebegegnungstestsituationen durch hab und nun weiß, was mit hund3 alles noch nicht geht.
ich persönlich hab weniger ein problem, mit lästigen fremdhunden, oder damit, dass sich zwei nicht mögen könnten, o.ä. mein problem mit hundezonen besteht darin, dass die leut nicht auf ihre hunde schauen, oder eingreifen, wenn sich blöde situationen ergeben (wobei ich nicht glaube, dass man bei jedem hund grantelt anderen hund an sofort dazwischen gehen soll oder muss, aber ein kritischer aufsichtsblick ist immer nötig).
ich schrei ja nicht hunde an, weil ich andere hunde doof finde, sondern weil ich verhindern will, dass sowohl meinem, als auch dem andere was passiert, wenn der besitzer grad irgendwo ist und es nicht für nötig hält, seinen hund zu beaufsichtigen.
aus welchen beweggründen auch immer man eine hundezone aufsucht, hundezone ist kein freibrief für "ich lass den mal machen und geh ein bissl zeitung lesen und seele baumeln lassen."
hundezone ist eine rechnung mit zig unbekannten variablen, kann super funktionieren, aber auch ordentlich daneben gehen - und zwar von allen beteiligten seiten aus.