Ich denke, es gibt keine Super-Patentlösung für alle Fälle. Das hängt von vielen Faktoren ab, vom Gewicht und Konstitution des Hundes, dessen Temperament, der technischen Ausführung des Autos und so weiter.
Geht man mal von einem mittelgroßen Hund mit etwa 25 Kilo Gewicht aus, dann kann sich diese Masse bei einer Kollision auf das Zwölffache beschleunigen, das heißt, der Hund prallt der Wucht von dreihundert Kilo auf der Rückwand der Box auf. Wenn die Box nun selbst einfach ungesichert im Kofferraum steht, und selbst nochmal zehn Kilo wiegt, sind das schon 420 Kilo, die voll auf die Lehne der Rückbank knallen. Weil die herrschenden Crashtest-Normen Gepäck im Wagen überhaupt nicht berücksichtigen, sind die Verriegelungen der umklappbaren Rücklehnen sehr häufig gar nicht in der Lage, diesem Aufprall standzuhalten.
Ist die Box aber gut gesichert fest im Kofferraum verankert, stellt sich die Frage, was mit ihr passiert, wenn die dreihundert Kilo Hund auf ihre Rückwand donnern. Vor mehr als zehn Jahren gab es mal einen Crashtest, bei der ein Hundedummy in einer üblichen Flugbox aus Plastik untergebracht war. Diese Box ist beim Crash in hundert Einzelteile gerissen, als wäre sie aus Papier. Der Hund darin ist durch sie kaum verzögert worden. Ich gehe mal davon aus, dass das auch für jene Gitterboxen gilt, deren Rückwände einfach aus Sperrholz gemacht sind.
Andererseits möchte ich nicht wissen, was mit dem Hund passiert, der bei einem Crash gegen eine fest stehende Gitterwand geschleudert wird. Prellungen und Knochenbrüche dürften da wohl noch die geringste Sorge sein, in schlimmeren Fällen wird es wahrscheinlich schwere innere Verletzungen geben.
Außerdem sollte jedem klar sein, dass ein Hund im Kofferraum bei Auffahrunfällen in der Knautschzone sitzt. Ist die Heckklappe durch Unfall deformiert, kann der Hund nur schwer geborgen werden.
Das einzig sichere Mittel wäre ein Fangnetz, ähnlich wie es bei Schipisten zur Sicherung verwendet wurd. Das müsste fest im Wagen verschraubt sein, geht also nicht ohne massive bauliche Eingriffe ab.
Kommen wir zu den Gurten: Wenn sich der Hund daran gewöhnt hat, dass er sich nicht immer so drehen und wenden kann, wie er will, ohne dass er sich verstrickt, ist das eine recht bequeme Möglichkeit, wenn jemandem die Tierhaare auf und um die Rückbank nichts ausmachen. Der Vorteil dieser Lösung (in Ein- und Zweipersonenhaushalten) ist, dass der Kofferraum immer noch für das Reisegepäck frei ist. Denn was nützt es mir, wenn der Hund sicher in der Box im Kofferraum untergebracht ist, mir das auf dem Rücksitz liegende Beautycase meiner Frau aber bei der Kollision das Genickt bricht??
Der Sicherheitsgurt selbst ist auf jeden Fall sicher, seine Verankerungen sind für sehr hohe Belastungen gebaut, die normalerweise auch durch einen neunzig Kilo-Mastino nicht erreicht werden. Das Problem liegt vielmehr an den Verschlüssen des verwendeten Geschirres, und an deren Schnitt, welcher selbst für Verletzungen sorgen kann.
Wir hatten unseren Belgier eine Zeitlang mit einem normalen Führgeschirr von Wolfsong am Gurt gesichert. Dieses Geschirr verwendet die für solche Geschirre üblichen Plastik-Schnappverschlüsse. Schon bei einer eher noch sanften Vollbremsung sprangen die Verschlüsse auf, und der Hund war komplett frei.
Deshalb haben wir die angebotenen Sicherheitsgurte recherchiert, und mussten erkennen, dass nur ganz wenige davon (in Deutschland, Österreich macht so was offenbar prinzipiell nicht) behördlich getestet worden sind. Dazu gehört die Gurt/Geschirrkombination von Hunter, die allerdings schweineteuer ist. Da sind alle Beschläge aus Metall und verfügen über Zusatzsicherungen (Nachteil: wenn man selbst verletzt ist, tut man sich schwer, in der Eile die Verschlüsse zu öffnen). Gemäß Einbauanleitung angebracht, lässt dieser Gurt dem Hund nur wenig Spielraum, für größere Hunde m.E. zu wenig. Wir modifizierten die Anbringung ein wenig, nahmen dabei aber in Kauf, dass der Haltegurt nicht mehr durch zwei Autosicherheitsgurte, sondern nur noch durch einen gehalten wird. Das ist natürlich ein Kompromiss, den man bewusst kalkulieren muss.
Wie gesagt, das perfekte Sicherungsmittel gibt es nicht. Für mich sind Leichtbau- und Faltboxen genauso unsicher wie die angebotenen Billig-Gurte, und beileibe nicht "besser als gar nix" - sie sind genauso viel wie gar nix, man kann sich das Geld dafür auch sparen. Wenn überhaupt, erfüllen sie nur den Zweck, dass der Hund in seiner Bewegung eingeschränkt ist und dem Fahrer nicht in die Quere kommen kann. Im Falle des Unfalls aber taugen die Einfachsysteme absolut nichts.
Marcus