Zu den Retrievern noch ein paar Worte:
Vorweg: Alle Retriever schwimmen gerne, da sie als Apportierhunde dazu gezüchtet wurden, jede Menge Wild aus dem (auch eiskalten) Wasser zu holen. Das heißt in der Praxis, daß ein Retriever in aller Regel keine Gelegenheit ausläßt, sich ein Bad zu gönnen, sei es in der kleinsten Pfütze oder im matschigsten Sumpf, im Sommer wie im Winter
Der Golden ist mit Abstand der beliebteste, nicht nur wegen seines ansprechenden Äußeren, sondern auch wegen seines - wenn rassetypisch veranlagt - unbeschreiblich geduldigen und guten Wesens. Leider stimmt es, wovor man Dich schon gewarnt hat, daß diese Rasse seit etlichen Jahren wegen der großen Nachfrage teils verantwortunglos "vermehrt" wird, so daß hier nicht nur immer mehr gesundheitlich, sondern leider auch wesensmäßig schlecht veranlagte Hunde auftreten! Ein Golden aus guter Zucht ist aber jedenfalls als Familienhund, auch für Anfänger, zu empfehlen, da er eben den meisten "will to please" (wie der Engländer sagt) aufweist, also dem Menschen gefallen will, gerne lernt und das Gelernte auch mit Freude ausführt.
Der Labrador Retriever steht noch immer ein bißchen im Schatten des Golden, obwohl er meiner Erfahrung nach mindestens genauso gerne für seine
Menschen alles tut. Er ist ebenso ein sehr zuverlässiger, liebevoller und gutmütiger Hund. Labradors gelten z.B. als die besten Blindenhunde, die es überhaupt gibt, das sagt schon einiges über die Rasse aus. Den Labrador gibt es in blond, schwarz und "schokofarben" (seltener).
Ein sehr schönes und edles Tier ist der Flat Coated Retriever, der meistens schwarz, ganz selten braun daherkommt und im Vergleich zu den bisher genannten Retrievern ein recht hochläufiges, schlankeres Gebäude aufweist. Ich kenne nur wenige Flats, aber auch die sind alle sehr gutmütige und freundliche Tiere, vielleicht etwas zurückhaltender als der Golden und der Labrador. Auch der Flat gilt in bedrohlichen Situationen als durchaus verteidigungsbereit, obwohl er sicher kein Schutzhund im Sinne des Wortes ist, sonder ein sehr angenehmer und kinderfreundlcher Familiengenosse gleichwie ein guter Jagdhund.
Damit hätten wir die typische Familien-Retriever auch schon vollzählig, denn sowohl der Curly Coated Retriever als auch der Chesapeake Bay Retriever sind schon mehr im Jagdgebrauch zu finden als im trauten Familienheim.
Der Curly ist (m.E.) ein wunderschöner Hund, mit seinen kleinen Löckchen und dem trockenen Kopf ist er unverwechselbar in der Erscheinung, nicht zuletzt auch, weil er der größte unter den Retrievern ist. Aber man sagt ihm auch nach, daß er von allen Retrievern am "schwierigsten" zu erziehen ist, da er bei allem "will to please", der jedem Retriever innewohnt, einfach einen stärkeren Charakter hat (die Golden Fans mögen's mir verzeihen) und Unterwürfigkeit nicht sein Ding ist. Dafür kann der (laut Literatur) spätentwickelnde Arbeitshund praktisch alles lernen, in England wurde und wird er auch im Jagdschutz gerne eingesetzt, weil er eine gute Portion Schutzinstinkt mitbringt.
Vom Chesapeake Bay Retriever weiß ich am wenigsten, mir selbst sind in Wien bisher gerade mal zwei Exemplare begegnet. Man trifft ihn am seltensten als Familienhund an, vielleicht auch, weil er durch seine extrem ölige Unterwolle meist einen etwas eigenen Geruch verbreitet. Auch der Chesapeake gilt als sehr freundlicher, nervenfester Hund, der allerdings bei der Erziehung angeblich schon einiges mehr fordert als die beiden erstgenannten Retriever-Rassen. Der Chesapeake stammt aus den USA und wird dort nicht nur zum Apportieren (nur die Engländer haben für jede Aufgabe bei der Jagd spezialisierte Hunde), sondern auch zum Stöbern eingesetzt. Er wird als sehr wachsam beschrieben.