Gewalt gegen Frauen hat viele Gesichter
Die alltägliche Konfrontation mit den verschiedensten Formen von Gewalt gehört zur Lebensrealität vieler Frauen und Mädchen. Diese Tatsache wird für gewöhnlich verharmlost oder gar geleugnet. Zumeist erlangt das Thema nur dann Aufmerksamkeit, wenn die Presse aktuelle Fälle aufgreift. Delikte wie Misshandlung, sexueller Missbrauch, sexuelle Nötigung und Vergewaltigung bilden jedoch lediglich die Spitze des Eisberges. Zu den Erfahrungen von Frauen und Mädchen gehören ebenso die vielfältigsten Formen von psychischer und emotionaler Gewalt sowie die Beeinträchtigungen durch Ausgrenzung, Missachtung und Ungleichbehandlung aufgrund des Geschlechts.
Das reale Ausmaß der Gewalt gegen Frauen ist nur schwer festzustellen. Die polizeilichen Statistiken erfassen lediglich die Fälle, die zur Anzeige gebracht werden. Expertinnen und Experten nehmen jedoch an, dass die Zahl der Gewaltdelikte tatsächlich um das zehn- bis zwanzigfache höher ist.
Ergebnisse der Untersuchung des Bundesministeriums
Die Studie “Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland”, die das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend am 21.09.2004 veröffentlichte, bestätigt bisherige Schätzungen:
Zwei von fünf Frauen haben in ihrem Leben sexuelle oder körperliche Gewalt erlebt. Jede vierte Frau wird von ihrem Partner misshandelt.
Weitere Ergebnisse der neuesten Untersuchung sind:
* 58% der Befragten haben unterschiedliche Formen von sexueller Belästigung erfahren. 42% aller befragten Frauen haben Formen von psychischer Gewalt wie systematische Abwertung, Demütigung, Ausgrenzung, Verleumdung, schwere Beleidigung, Drohung und Psychoterror erlebt.
* Gewalt gegen Frauen wird überwiegend durch Männer und dabei überwiegend durch den Partner und im häuslichen Bereich verübt.
* Zu den Risikofaktoren gehören neben der Trennung oder Trennungsabsicht auch Gewalterfahrungen in der Kindheit und Jugend.
Bildung, Einkommen oder Schichtzugehörigkeit hatten demgegenüber keinen Einfluss auf Gewaltausübung.
Die Befragung von insgesamt 10.000 Frauen in verschiedenen Lebensphasen bildete die Grundlage der Untersuchung.
(Quelle: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Pressemitteilung vom 21.09.2004. Weitere Informationen unter
www.bmfsfj.de )
Infos für Migrantinnen und Flüchtlingsfrauen
Migrantinnen und Flüchtlingsfrauen sind aufgrund ausländerrechtlicher Regelungen in doppeltem Maße von Gewalt betroffen. Sprachbarrieren, Diskriminierung, fehlender Zugang zu Informationsmöglichkeiten, aufenthaltsrechtliche Bestimmungen und Angst vor Abschiebung machen es ihnen besonders schwer, die Gewaltsituation zu verlassen.