Hi!
Ich habe mir zu Beginn des Beitrags die ersten Seiten durchgelesen, wollte schon damals was dazu schreiben, doch ich dachte mir, es ist besser auf meinen Fingern sitzen zu bleiben. Nun reitet mich aber doch der Teufel und ich werde meine Gedanken dazu Euch mal mitteilen.
Viele von Euch wissen, daß ich eigentlich aus der Aquaristik-Ecke komme und da auch in der "Szene" recht bekannt bin. Kürzlich habe ich für eine Zeitschrift - weil auch da immer wieder das Thema Qualzuchten aufkommt - einen Artikel geschrieben. Er hat zwar nichts mit Hunden zu tun, doch ich möchte diesen hier mal als Denkanstoß veröffentlichen:
Gedanken zu Qualzucht, Hybriden, Hochzucht usw.
Da immer wieder Themen betreffend Zucht, Inzucht, Hochzucht, Qualzucht auftauchen, nehme ich das zum Anlaß und möchte auf so einige Mißstände hinweisen und aufzeigen. Ich möchte keinesfalls mit meinem Beitrag anprangern oder verurteilen, dies liegt mir absolut fern. Ich möchte nur ein wenig Anregung zur Meinungsbildung und Information geben.
Zuerst jedoch auch ein wenig zu mir. Einige Aquarianerkollegen kennen mich und meine Aquarien auch persönlich, andere wiederum nicht. Also stell ich mich mal kurz ein wenig vor. Ich bin Aquarianerin aus Leidenschaft, betreibe mein Hobby seit August 1997 und könnte mir ein Leben ohne die Aquaristik einfach nicht mehr vorstellen.
Ich hatte bis Dezember 2004 52 Aquarien von 10 bis 650 Litern, habe dann reduziert auf nun 18 Becken und einige temporäre Zucht- und Aufzuchtbecken. Ich habe bereits einige Arten nachgezüchtet und es werden sicherlich noch viele weitere hinzukommen. Warum ich züchte? Das ist ganz einfach, es macht mir einfach Spaß und Freude, zu sehen, wie aus einem Ei ein Jungfisch wird, dieser heranwächst zu einem erwachsenen Fisch, der sich wiederum bei Wohlbefinden fortpflanzen wird. Ich pflege auch einige seltene Arten, die nicht überall zu bekommen sind. Dies nicht deshalb, weil ich damit Kapital machen möchte, sondern weil ich mich eben für die Stiefkinder im Hobby begeistern kann, an vielen Arten, die ich pflege und züchte, hängt einfach mein Herz dran und es ist mir wichtig, daß sie in meinen Aquarien einfach nicht aussterben.
Was sind Hybriden?
Unter Hybriden verstehen wir die fruchtbare Kreuzung von unterschiedlichen Zierfischarten, meist einer Gattung angehörend, die sich weiter fortpflanzen können, also fertil sind. In der ersten Generation F1 - der Nachzucht sind alle Tiere uniform, sprich haben die gleichen Erbmerkmale. Ab der nächsten Generation also ab F2 aufsteigend splitten sich diese Merkmale auf und dies führt dann dazu, daß eben unterschiedlich aussehende Arten dabei rauskommen.
Zu einer Hybridisierung kommt es relativ leicht auch in unseren heimischen Aquarien, meist auch ohne, daß wir das wir das gezielt wollen. Anders sieht es da von der kommerziellen Seite aus. Hier wird oft besonders viel Unfug getrieben, um nur ja neue Verkaufsschlager zu erhalten. Da werden Hybriden oft als neue Arten in den Handel gebracht unter dem Vorwand, es seien neue Wildfänge eingelangt.
Was wir von so einem Vorgehen halten sollten, wissen wir sicherlich alle, die wir unser Hobby ehrlich und ernsthaft betreiben. Natürlich kann es immer jemandem passieren, daß man beim Kauf von Zierfischen auf so eine Geschäftemacherei hereinfällt und dann mit den Tieren zuhause sitzt und somit diese Maschinerie wieder unterstützt hat. Deshalb ist es einfach wichtig, sich immer genau über die Art, die man erwerben möchte, umfangreich zu informieren.
Daß es auch Hybriden in der Natur gibt, wissen wir alle, doch sollten wir bestrebt sein, die Arten, die wir pflegen auch rein zu erhalten!
Was sind Qualzuchten?
Unter Qualzucht versteht man die Zucht von Tieren, die mit Schmerzen, Leid, Verhaltensstörungen verbunden ist. Deren Nachkommen dann auch oft mit Schmerzen leben müssen, nicht ordentlich schwimmen können, nicht normal Futter aufnehmen können und sich auch nicht mehr auf normalem Wege oft fortpflanzen können.
Diese Form der Nachzucht lehne ich kategorisch ab, auch ist es sowohl in Deutschland wie auch in Österreich verboten, Qualzucht zu betreiben! Soweit ich informiert bin, ist der Import dieser Tiere nicht verboten, weiß ich jedoch nicht genau.
Jeder verantwortungsvolle Tierhalter denke ich, lehnt es ab, Qualzuchten zu kaufen und dieses kommerzielle Tun zu unterstützen! Mehr möchte ich zu Qualzuchten auch nicht sagen, da ich sonst zu sehr in meine Emotionen verfalle. Ich bin mir absolut sicher, daß jeder hier, der diesen Beitrag liest, sich seine eigene Meinung darüber bilden wird. Unverkennbar ist es ja auch, daß ich dies komplett ablehne und verurteile. Inwieweit dann jeder seine Latte bei der Meinungsbildung setzt, bleibt jedem natürlich selbst überlassen. Für mich ist. z.B. so manche Guppy-Hochzucht, vor allem diejenigen, die vor lauter Flossenbehang nicht mehr ordentlich schwimmen können und sich schon gar nicht mehr fortpflanzen können.
Beispiele für Qualzuchten gibt es genügend..... und den Bloody Parrot möchte ich mal als das Beispiel nennen!
Was versteht man unter Hochzucht?
Unter dem Begriff Hochzucht oder auch Zuchtauslese versteht man in der Aquaristik, die Auslese der Nachkommen nach bestimmten Richtlinien und Kriterien. Es wird versucht, die Färbung zu intensivieren, den Körper und die Flossen nach bestimmen Kriterien zu verändern. Wir kennen das alle z.B. von den div. Apistogramma-Arten, aus der Guppy-Hochzucht, wie auch die Kampffisch-Hochzucht.
Und Hochzucht ist in der Weise auch programmierte Inzucht! Wissen wir, wie viele verkrüppelte, verkümmerte Fische da hervorkommen, die nicht lebensfähig sind! Ich möchte es ehrlich gesagt gar nicht so genau wissen, denn da bekomme ich immer so einen dicken Hals und möchte schreien!
Wer Gefallen an diesen Tieren findet, soll sich daran erfreuen. Solange die Vorgehensweise, wie der Fisch sein Aussehen bekommen hat, nicht schon unter Qualzucht fällt!
Meine Meinung, mit der nicht jeder konform gehen muß:
Ich sage immer, es hat wohl einen Grund, warum die Evolution eine Art so werden hat lassen, wie sie eben in der Natur vorkommt. Gerade dieses natürliche Erhalten ist eines meiner Bestreben. Wenn jemand Hybriden hält und weiterzüchtet und sie auch beim Verkauf der Nachzuchten als Hybriden deklariert, ist das auch vollkommen in Ordnung und damit kann ich auch leben.
Ganz anders sehe ich das bei Qualzuchten und genau da hab ich eine ziemlich hohe Latte. Für mich ist bereits die Guppy-Hochzucht teilweise eine Qualzucht. Warum fragt ihr jetzt wohl, einfach deshalb, weil der Fisch in der Natur mit den teilweise großen Flossen gar nicht überleben könnte oder in Bezug auf die Färbung, knallig bunte Fische laden ja förmlich dazu ein, daß die Mitbewohner des Biotops sich das Lätzchen zur Jause umbinden!
In diesen Bereich fallen für mich auch Albino-Zuchten. In der Natur haben Albinos fast keine Chance sich zu vermehren und ich wähle ganz bewußt das Wort vermehren. Es ist nämlich ein Unterschied, ob ich Tiere vermehre oder züchte. Wenn ich züchte, dann arbeite ich gezielt auf ein Ergebnis hin, wenn ich vermehre, dann lasse ich der Natur ihren Lauf!
Wobei ich damit sagen möchte, daß wir Aquarianer bestrebt sein sollten, jede Art, die wir pflegen zu vermehren und das unter normalen Haltungsbedingungen. Zur Verdeutlichung, was ich damit meine, mal ein Beispiel von mir:
Ich hab auch Naturformen von Lebendgebärenden und zwar Xiphophorus helleri grün und noch so einige andere. Die X. helleris sind in einem "bedingten" Artbecken untergebracht - den Begriff "bedingte Artbecken" werde ich am Ende noch erklären, wenn jemand nicht weiß, was ich damit meine. Wie wir ja alle wissen, vermehren sich Lebendgebärende von alleine und ohne unser zutun, wenn die Pflegebedingungen passen. Ich lasse die trächtigen Weibchen im Haltungsbecken ihre Jungen gebären. Das Becken ist stark bepflanzt, fast richtig zugewuchert. Überleben tun von den Jungfischen trotzdem nur wenige, nämlich die Schnellsten und Intelligentesten, was einer natürlichen Auslese gleichkommt.
Nochwas zu den Hybriden: Besonders im Bereich der Regenbogenfische kommen in letzter Zeit auch vermehrt Hybriden auf den Markt und das als neue Art, das stimmt mich doch eher traurig, wenn dann z.B. ein Melanotaenia boesemani mit einem M. lacustris gekreuzt wird, weil nämlich beide Arten wunderschöne Tiere sind.
Es ist auch nicht sinnvoll, unterschiedliche Standortvarianten miteinander zu kreuzen und da ist es vollkommen egal, ob es sich um Cichliden, Regenbogenfische, Lebendgebärende, Killifische oder sonstwas handelt. Weil bei vielen Arten oft auch nicht geklärt ist, ob es sich wirklich um ein und dieselbe Art handelt.
Was ich persönlich eigentlich auch nicht in Ordnung finde, daß z.B. beim Apistogramma cacatuoides so viele unterschiedliche Farbvarianten herausgezüchtet werden. Ich kann wohl damit leben, weil es einfach so ist, daß diese Tiere immer wieder Abnehmer finden, doch ich weise immer darauf hin, daß dabei eben eine sog. Hochzucht oder Auswahlzucht betrieben wird.
Noch ein gutes Beispiel dafür sind die Diskus und Skalare. Was da immer wieder an Farbschlägen herausgezüchtet wird, ist einfach schlimm. Gerade bei den flächenfärbig gezüchteten Diskus find ich das besonders schlimm, denn denen werden die Balken am Körper bzw. die Wurmlinien am Kopf weggezüchtet. Diese Balken und Wurmlinien sind jedoch ein Verständigungsmerkmal der Tiere, also beraubt man sie ihrer innerartlichen Kommunikation. Schaut Euch mal Wildformen von Diskus und Skalaren an, wunderschöne Tiere sind das!
Ja und ein weiteres sehr bedenkliches Thema ist, daß so manchen Fischen Farbe unter die Haut gespritzt wird, damit sie besonders "leuchten". Panzerwelse in Regenbogenfarben, tätowierte Parrots usw. Was wir davon halten sollen, wissen wir eh alle, ich verurteile das zutiefst.
Kann der Mensch es denn nicht sein lassen, Gott sein und spielen zu wollen. Warum muß immer alles verändert werden, was die Natur für gut und richtig befunden hat. Die Evolution hat eben ein Tier so werden lassen, weil es gut und richtig ist! Das sind eben so meine Gedanken zu diesem Thema, vielleicht für den einen oder anderen von Euch ein wenig radikal, doch ich stehe zu meiner Meinung und Einstellung.
Nun werde ich noch beschreiben, was für mich ein "bedingtes Artenbecken" ist:
Ich pflege eine Art in einem entsprechenden Becken, nehmen wir mal z.B. meine Xiphophorus helleri"grün" her. Diese schwimmen auf 128 Litern, Becken ist ziemlich dicht bepflanzt. Die trächtigen Weibchen können sich ins Gemüse zurückziehen und in Ruhe ihre Jungen gebären. In diesem Dickicht sind die Jungfische auch geschützt vor den gefräßigen und kannibalischen Mitbewohnern. Mitvergesellschaftet sind in diesem Becken auch Ancistrus sp., Corydoras paleatus und julii, ein Hexenwels und neuerdings auch Limia melanogaster.
Also sind hier Tiere vergesellschaftet, die zwar ein wenig dem Nachwuchs der anderen nachstellen und diesen dezimieren, sozusagen eine Art von natürlicher Auslese betrieben wird.
Ein Problemthema die sog. Dampfzucht
Was versteht man unter Dampfzucht im Allgemeinen? Es ist für mich das Züchten/Vermehren von Fischen, wobei die Jungfische bei viel zu hohen Temperaturen und sehr viel Futter aufgezogen werden. Die Folgen sind, dass die Jungfische irrsinnig schnell auf Verkaufsgröße heranwachsen. Im Händlerbecken sehen sie vielleicht noch halbwegs gut aus, doch kaum zuhause im Becken, beginnen die Tiere zu vergreisen, sind anfällig für Krankheiten usw. und sterben dahin. Nicht selten auch sind dabei Tiere mit Verkrümmungen und Fehlbildungen. Wundert mich auch nicht, denn kein Tier kann sich normal wie eben genetisch vorgesehen entwickeln, wenn es unter solchen Voraussetzungen und Bedingungen aufgezogen wird. Krankheiten und Anfälligkeiten dieser so aufgewachsenen Tiere sind einfach vorprogrammiert.
Ich lehne solch eine Vorgehensweise daher kategorisch ab und kann nur jedem verantwortungsvollen Hobbyzüchter davon abraten, das zu tun. Laßt Eure Jungfische sich richtig entwickeln, mit der richtigen Menge Futter, sowie eben der entsprechenden Wasserpflege. Ich finde auch den Satz vieler Züchter: Ein Jungfisch muß im Futter stehen! nicht unbedingt gut, denn das ist für mich die Vorstufe zur sog. Dampfzucht. Daß ein wachsender Jungfisch mehr an Futter benötigt, versteht sich von selbst, über den Tag verteilt mal öfters entsprechende Mengen gegeben, sind durchaus sinnvoll.
Ich hoffe, ich hab das so einigermaßen klar und verständlich rübergebracht, was mir eben in Bezug auf züchten und vermehren wichtig ist!
Helga Romann
Jänner 2006