terrier
Super Knochen
Antwort der Stadtgemeinde Wien auf mein Schreiben
Wien, 26. August 2010
GIF – 2938/2010
Sehr geehrte Frau Berger!
Vielen Dank für Ihr Schreiben, in dem Sie aus tierschützerischer Perspektive das sehr kontroversielle Thema der Haltungs- und Arbeitsbedingungen von Fiakerpferden ansprechen.
Wien ist im internationalen Tourismus eine der beliebtesten Städte. Neben den unzähligen Sehenswürdigkeiten stellt auch eine Stadtrundfahrt mit der Fiakerin bzw. dem Fiaker einen Fixpunkt für zahlreiche Gäste unserer Stadt dar. Im Wandel der Zeit haben sich die Fiaker vom ursprünglich reinen Personentransport zu einer TouristInnenattraktion ***– die auch als Existenzsicherung für zahlreiche GespannfahrerInnen zu sehen ist – entwickelt.
Natürlich ziehen aber Haltung und Arbeit mit den Pferden in einer modernen Großstadt eigene Probleme mit sich.
Die Stadt Wien ist sich der Problematik des Einsatzes von Fiakerpferden durchaus bewusst und nimmt sich mit zahlreichen Maßnahmen dem Wohlbefinden der Tiere an.
Eines der Beschwerdethemen ist die von vielen TierschützerInnen immer wieder angesprochene Anbindehaltung von Pferden, welche in Österreich seit 1.01.2010 verboten ist. Alle Wiener Fiakerbetriebe haben rechtzeitig auf Boxenhaltung umgestellt und werden regelmäßig einer unangemeldeten Kontrolle unterzogen. Hierbei ist es in den letzen Jahren zu einer wesentlichen Verbesserung der Haltungsbedingungen gekommen.
Weiters hat das Veterinäramt sofort eine Überprüfung jener Pferdehaltungen durchgeführt, deren Haltungsformen in den Aussendungen diverser Tierschutzorganisationen kritisiert wurden. Das dabei thematisierte Foto- und Filmmaterial ist dem Veterinäramt bekannt und entsprechende Anzeigen wurden sofort der zuständigen Strafbehörde übermittelt.
Ebenfalls häufig angesprochen wird die Belastung der Pferde durch hochsommerliche Temperaturen. Um wissenschaftlich abgesicherte Erkenntnisse zu erhalten, wie hoch die Belastung von Fiakerpferden in Wien insbesondere bei hohen Temperaturen tatsächlich ist, hat die Stadt Wien die Veterinärmedizinische Universität mit einer Studie beauftragt. Im vergangenen Sommer wurden im Rahmen dieser Studie 12 Fiakerpferde an je drei heißen und kühlen Tagen zwischen 09.00 und 22.00 Uhr getestet. Gemessen wurden u.a. Atemfrequenz, Körpertemperatur, Dauer von Dösen und Stehen, Häufigkeiten von Kopfschütteln, Fliegenabwehr und Aufstampfen mit den Extremitäten sowie Auftreten von Schwitzen, Apathie und geblähten Nüstern. Insgesamt wurden 400 Messungen durchgeführt.
Wesentliches Ergebnis der Studie, die Tierschutzstadträtin Sandra Frauenberger als Grundlage für ein umfangreiches Maßnahmenpaket zum Schutz der Fiakerpferde heranzog, war: Es wurde zwar bei keinem der im Rahmen der Studie getesteten und untersuchten Fiakerpferde Hitzestress festgestellt, aber die Studie wies deutlich darauf hin, dass es Rahmenbedingungen braucht, um Überforderungen und Stressituationen wirksam vorzubeugen.
Sollte sich ein Pferd nach einer Rundfahrt nicht innerhalb von zehn Minuten erholen, so muss das betroffene Pferd mit kaltem Wasser abgespritzt werden. Ziel ist es, jeden Fiakerstandplatz in Wien mit Einrichtungen zum Abspritzen und Kühlen der Pferde auszustatten. Selbstverständlich müssen von den verantwortlichen Kutschern die Pferde nicht nur an heißen Sommertagen, sondern auch an kühlen Tagen mehrmals täglich getränkt werden.
Sonnenschutz trägt zum Wohlbefinden der Pferde bei und sorgt im Falle einer Überforderung während der Rundfahrt für eine schnellere Erholung des Pferdes als unter direkter Sonneneinstrahlung. Die Standplätze sind so geplant, dass zumindest zu den wärmsten Tagesstunden möglichst viele schattige Plätze zur Verfügung stehen. Für den Bereich des Heldenplatzes, der auf Grund seiner Lage im Sommer nur eingeschränkt für Fiaker benutzbar ist, steht als tiergerechter, schattiger Ausweichstandort der Michaelerplatz zur Verfügung. Zusätzlich ist seit einigen Wochen für die Dauer der heißen Sommermonate ein weiterer Ausweichstandort unter schattigen Alleebäumen in der Nähe des Burgtheaters in Betrieb.
Kontrollen an den Standplätzen werden laufend durchgeführt. Bei hochsommerlichen Temperaturen werden diese Routinekontrollen verstärkt. Das Befinden der Pferde wird bei über 30 °C sogar täglich, auch am Wochenende, von den AmtstierärztInnen der Stadt Wien beurteilt.
Bei Verstößen gegen gesetzliche Bestimmungen wurden und werden von den AmtstierärztInnen natürlich auch weiterhin die notwendigen Maßnahmen ergriffen. So besteht die Möglichkeit, dass Fiakerpferde aus gesundheitlichen Gründen durch AmtstierärztInnen aus dem Fahrdienst genommen werden können. Dies wird auch immer wieder im Anlassfall praktiziert. Tierärztliche Befunde müssen anschließend der Behörde übermittelt werden. Widrigenfalls kann dies bis zum Entzug der Fiakerkonzession reichen.
Angemerkt werden darf, dass bei beobachteten Missständen das Veterinäramt rund um die Uhr unter der Telefonnummer der Tierschutz-Helpline (01) 4000-8060 erreichbar ist. Hier werden unter Angabe der Fiakernummer Anzeigen entgegengenommen und bearbeitet. Auch Unterstützung und Anregungen, die zu einer Verbesserung der Situation für Fiakerpferde führen können, sind an obiger Telefonnummer stets willkommen.
Ich versichere Ihnen, dass es ein dringendes Ziel der Stadt ist, die Lebensbedingungen der in Wien lebenden Pferde auch weiterhin zu verbessern.
Ich darf mich nochmals für Ihr Engagement im Tierschutz bedanken und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
___________________________________
Sandra Frauenberger
Amtsführende Stadträtin
für Integration, Frauenfragen,
KonsumentInnenschutz und Personal
Rathaus, A – 1082 Wien
Tel.: +43 1 4000 81281
Fax: +43 1 4000 99 81280
e-mail: sandra.frauenberger@wien.gv.at
internet: www.wien.gv.at
www.sandra-frauenberger.at
Ihr Wort in Gottes Ohr da auch Österreichs Vorzeigesehenswürdigkeit nämlich die Fiaker mit der Zeit gehen sollten und die Tiere artgerecht halten und behandeln wenn sie schon für deren Existenz sorgen sollen.
lg terrier
Wien, 26. August 2010
GIF – 2938/2010
Sehr geehrte Frau Berger!
Vielen Dank für Ihr Schreiben, in dem Sie aus tierschützerischer Perspektive das sehr kontroversielle Thema der Haltungs- und Arbeitsbedingungen von Fiakerpferden ansprechen.
Wien ist im internationalen Tourismus eine der beliebtesten Städte. Neben den unzähligen Sehenswürdigkeiten stellt auch eine Stadtrundfahrt mit der Fiakerin bzw. dem Fiaker einen Fixpunkt für zahlreiche Gäste unserer Stadt dar. Im Wandel der Zeit haben sich die Fiaker vom ursprünglich reinen Personentransport zu einer TouristInnenattraktion ***– die auch als Existenzsicherung für zahlreiche GespannfahrerInnen zu sehen ist – entwickelt.
Natürlich ziehen aber Haltung und Arbeit mit den Pferden in einer modernen Großstadt eigene Probleme mit sich.
Die Stadt Wien ist sich der Problematik des Einsatzes von Fiakerpferden durchaus bewusst und nimmt sich mit zahlreichen Maßnahmen dem Wohlbefinden der Tiere an.
Eines der Beschwerdethemen ist die von vielen TierschützerInnen immer wieder angesprochene Anbindehaltung von Pferden, welche in Österreich seit 1.01.2010 verboten ist. Alle Wiener Fiakerbetriebe haben rechtzeitig auf Boxenhaltung umgestellt und werden regelmäßig einer unangemeldeten Kontrolle unterzogen. Hierbei ist es in den letzen Jahren zu einer wesentlichen Verbesserung der Haltungsbedingungen gekommen.
Weiters hat das Veterinäramt sofort eine Überprüfung jener Pferdehaltungen durchgeführt, deren Haltungsformen in den Aussendungen diverser Tierschutzorganisationen kritisiert wurden. Das dabei thematisierte Foto- und Filmmaterial ist dem Veterinäramt bekannt und entsprechende Anzeigen wurden sofort der zuständigen Strafbehörde übermittelt.
Ebenfalls häufig angesprochen wird die Belastung der Pferde durch hochsommerliche Temperaturen. Um wissenschaftlich abgesicherte Erkenntnisse zu erhalten, wie hoch die Belastung von Fiakerpferden in Wien insbesondere bei hohen Temperaturen tatsächlich ist, hat die Stadt Wien die Veterinärmedizinische Universität mit einer Studie beauftragt. Im vergangenen Sommer wurden im Rahmen dieser Studie 12 Fiakerpferde an je drei heißen und kühlen Tagen zwischen 09.00 und 22.00 Uhr getestet. Gemessen wurden u.a. Atemfrequenz, Körpertemperatur, Dauer von Dösen und Stehen, Häufigkeiten von Kopfschütteln, Fliegenabwehr und Aufstampfen mit den Extremitäten sowie Auftreten von Schwitzen, Apathie und geblähten Nüstern. Insgesamt wurden 400 Messungen durchgeführt.
Wesentliches Ergebnis der Studie, die Tierschutzstadträtin Sandra Frauenberger als Grundlage für ein umfangreiches Maßnahmenpaket zum Schutz der Fiakerpferde heranzog, war: Es wurde zwar bei keinem der im Rahmen der Studie getesteten und untersuchten Fiakerpferde Hitzestress festgestellt, aber die Studie wies deutlich darauf hin, dass es Rahmenbedingungen braucht, um Überforderungen und Stressituationen wirksam vorzubeugen.
Sollte sich ein Pferd nach einer Rundfahrt nicht innerhalb von zehn Minuten erholen, so muss das betroffene Pferd mit kaltem Wasser abgespritzt werden. Ziel ist es, jeden Fiakerstandplatz in Wien mit Einrichtungen zum Abspritzen und Kühlen der Pferde auszustatten. Selbstverständlich müssen von den verantwortlichen Kutschern die Pferde nicht nur an heißen Sommertagen, sondern auch an kühlen Tagen mehrmals täglich getränkt werden.
Sonnenschutz trägt zum Wohlbefinden der Pferde bei und sorgt im Falle einer Überforderung während der Rundfahrt für eine schnellere Erholung des Pferdes als unter direkter Sonneneinstrahlung. Die Standplätze sind so geplant, dass zumindest zu den wärmsten Tagesstunden möglichst viele schattige Plätze zur Verfügung stehen. Für den Bereich des Heldenplatzes, der auf Grund seiner Lage im Sommer nur eingeschränkt für Fiaker benutzbar ist, steht als tiergerechter, schattiger Ausweichstandort der Michaelerplatz zur Verfügung. Zusätzlich ist seit einigen Wochen für die Dauer der heißen Sommermonate ein weiterer Ausweichstandort unter schattigen Alleebäumen in der Nähe des Burgtheaters in Betrieb.
Kontrollen an den Standplätzen werden laufend durchgeführt. Bei hochsommerlichen Temperaturen werden diese Routinekontrollen verstärkt. Das Befinden der Pferde wird bei über 30 °C sogar täglich, auch am Wochenende, von den AmtstierärztInnen der Stadt Wien beurteilt.
Bei Verstößen gegen gesetzliche Bestimmungen wurden und werden von den AmtstierärztInnen natürlich auch weiterhin die notwendigen Maßnahmen ergriffen. So besteht die Möglichkeit, dass Fiakerpferde aus gesundheitlichen Gründen durch AmtstierärztInnen aus dem Fahrdienst genommen werden können. Dies wird auch immer wieder im Anlassfall praktiziert. Tierärztliche Befunde müssen anschließend der Behörde übermittelt werden. Widrigenfalls kann dies bis zum Entzug der Fiakerkonzession reichen.
Angemerkt werden darf, dass bei beobachteten Missständen das Veterinäramt rund um die Uhr unter der Telefonnummer der Tierschutz-Helpline (01) 4000-8060 erreichbar ist. Hier werden unter Angabe der Fiakernummer Anzeigen entgegengenommen und bearbeitet. Auch Unterstützung und Anregungen, die zu einer Verbesserung der Situation für Fiakerpferde führen können, sind an obiger Telefonnummer stets willkommen.
Ich versichere Ihnen, dass es ein dringendes Ziel der Stadt ist, die Lebensbedingungen der in Wien lebenden Pferde auch weiterhin zu verbessern.
Ich darf mich nochmals für Ihr Engagement im Tierschutz bedanken und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
___________________________________
Sandra Frauenberger
Amtsführende Stadträtin
für Integration, Frauenfragen,
KonsumentInnenschutz und Personal
Rathaus, A – 1082 Wien
Tel.: +43 1 4000 81281
Fax: +43 1 4000 99 81280
e-mail: sandra.frauenberger@wien.gv.at
internet: www.wien.gv.at
www.sandra-frauenberger.at
Ihr Wort in Gottes Ohr da auch Österreichs Vorzeigesehenswürdigkeit nämlich die Fiaker mit der Zeit gehen sollten und die Tiere artgerecht halten und behandeln wenn sie schon für deren Existenz sorgen sollen.
lg terrier