Wir waren am Samstag bei einer Veranstaltung unseres Rassehundevereins mit Jugendveranlagungsprüfung und Wesenstest und haben dort wieder mal ein paar sehr interessante Dinge gelernt.
Die Übungen wie Fuß, Sitz, Platz ect. lernt der Hund normalerweise ja sehr schnell (mit einer Portion Motivation, Geduld und Konsequenz) - wos meistens happert ist die Aufmerksamkeit an sich. Das heisst: was der Hund zu allererst lernen sollte ist, dass der Hundeführer das Um und Auf ist. Der HF sollte auf den Hund quasi wie eine "Droge" wirken - er ist das aller-interessanteste im Leben des Hundes. Das ist natürlich nicht so einfach - man sollte zuerst einmal die Bindung aufbauen und stärken und mit den Übungen in reizarmer Umgebung beginnen. Wohnung oder noch besser, wenn vorhanden - der eigene Garten. Den kennt der Hund normalerweise und dort gibt es nichts Neues, Fremdes, was die Aufmerksamkeit des Hundes auf sich ziehen könnte.
Wichtig ist sicher auch, dass die Übungen selbst spielerisch aufgebaut werden und der Hund sie als etwas positives empfindet. Leider wird in vielen Hundeschulen darauf viel zu wenig Wert gelegt (weils die Trainer nicht wissen oder davon nichts halten oder wahrscheinlich auch, weils nicht so leicht umzusetzen ist, wenn man größere Gruppen hat und die Teilnehmer erwarten, dass der Hund nach Ende des Kurses über einen bestimmten Grundgehorsam verfügt, wobei es ihnen oft nicht so wichtig ist, ob der Hund das alles auch freudig durchführt oder nur deswegen weil er muss - hauptsache er folgt). Sehe ich ja selber in meiner eigenen Hundeschule, wo zwar versucht wird mit Motivation zu arbeiten, aber tw. (nicht bei allen Trainern) der Ablauf halt trotzdem eher nach dem üblichen Shema abläuft und der Übungsablauf mit zuwenig Spiel und zu langweilig gestaltet wird. Resultat ist, dass der Hund zwar mehr oder weniger mitarbeitet, aber eben nicht weils ihm Spaß macht und sich dann auch schnell ablenken lässt.
Wir haben nun also den Tip bekommen, dass derjenige der mit dem Hund arbeitet (in dem Fall mein Freund) die Bindung verstärken muss - mit viel Spiel, Körperkontakt, Leckerlis, aus der Hand füttern... Wenn René Nanooks Aufmerksamkeit möchte, gibts Action und Gaudi für den Hund - dh. "wenn Herrli was mit mir macht, wirds ganz toll für mich". Dazu gehört aber auch, dass der Hund Aufmerksamkeit, Futter und Spielzeug nicht ständig zur Verfügung hat, sondern dass er all diese Dinge die ihm was bedeuten, durch den Hundeführer bekommt - so dass dieser immer wichtiger im Leben des Hundes wird und andere Dinge, die sonst seine Aufmerksamkeit erregen weil er Spiel, Futter ect. sonst sowieso immer bekommt ihn irgendwann nicht mehr interessieren. Aber man sollte unbedingt in reizarmer Umgebung beginnen und erst wenn da alles klappt, Reize langsam steigern.
Die Übungen selbst sollen momentan hauptsächlich ohne Kommando dazu durchgeführt werden - dh. zB. beim Sitz Leckerli in die Hand nehmen, dem Hund zeigen, ihn der Leckerli-Hand nachlaufen lassen und dann die Hand über den Kopf des Hundes ziehen, so dass er sich schnell und automatisch hinsetzt. Dann das Kommando Sitz, Leckerli geben und loben und danach wieder gaudi machen. So verknüpft der Hund das Kommando nicht mit etwas langweiligem, negativem und führt es im Endeffekt zackig, freudig und zuverlässig durch.
Was helfen könnte, damit der Hund dich auch ansieht (also ins Gesicht schaut und nicht nur auf deine Hand oder überhaupt woanders hin) ist das Futterspucken - dh. du nimmst das Leckerli nicht in die Hand, sondern in den Mund und wenn der Hund es als Belohnung bekommt, spuckst du es ihm zu. Würde dir allerdings empfehlen, zuerst einmal das gezielte spucken zu üben (ist nämlich gar nicht so einfach *g*) und der Hund muss lernen, dass die Belohnung nicht mehr aus der Hand in sein Maul gesteckt wird, sondern dass es nun aus deinem Mund hinunterfällt und er es fangen muss.
Ich muss allerdings dazu sagen, dass es bei der ganzen Veranstaltung halt um Hunde ging, die später voraussichtlich im Hundesport aktiv sein werden; ev. auch Turniere gehen - da sehen die Richter wohl gerne Hunde, die nur so vor Ausstrahlung und Freude sprühen. Für jemanden der einfach nur einen halbwegs "folgsamen" Begleiter haben möchte, mag das vielleicht nicht so wichtig erscheinen, ich halte es aber trotzdem auch für ganz "normale" Hund-Mensch Gespanne für empfehlenswert, weil ich der meinung bin dass ein Hund dem das gemeinsame Üben und Arbeiten auch Spaß macht, viel besser und verlässlicher Kommandos ausführen wird, als einer der nur mitmacht weil ihm eben nichts anderes übrig bleibt...