Bei meinen Hunden hab ich das Problem nicht und noch nie gehabt, obwohl einer aus dem Tierheim war, ich die andere erst mit 9 Jahren bekommen habe.
Ein Pflegehund hatte diese Angewohnheit, sich immer mal zu stellen.
Schäferhund, 43 kg,2 Jahre. Mit Kraft oder Gewalt hätte ich jede Diskussion verloren. Er schnappte auch sein Frauchen. Die wusste sich nur mit der Zeitung zu wehren. Ich hatte ihn nur 2-3 mal die Woche.
Er lag (verbotenerweise) auf der Couch und ich sah schon an seinem Blick, wenn ich jetzt hingehe, hab ich eine Hand oder irgendwas weniger. Sein tiefes Knurren war deutlich. Also, wieder raus, in die Küche, vor mich her pfeifend, dickes Leberwurstbrot geschmiert, mich damit im Wohnzimmer auf den Boden gesetzt. Keine 10 Sek. später stand er neben mir und bettelte.
Ich ohne grosse Reaktion aufgestanden, auf die Couch gesetzt, weitergegessen. Er setzte sich vor mich hin, bettelte weiter, in ganz normalem Ton schickte ich ihn auf seinen Platz. Das war´s. Bin halt doch etwas schlauer. Aufgestanden, Platz vergangen.
Bei diesem Hund liess ich mich nie auf ein Kräftemessen ein, er knurrte auch, wenn ich ihn vom Sitz ins Platz legen wollte. Also wieder Fuss, rechts, links, kehrt, Sitz, Fuss, Laufschritt, links, rechts, schau mich an, fein, 2 Min. lang volle Konzentration, was kommt als nächstes? Plötzlich "Platz"... Upps ich liege ja... Da gab´s ein Bauchkrauler im Liegen, ist ja doch nicht so schlimm. Es hat einige Zeit gedauert, aber es klappte irgenwann. War das jetzt souverän? Keine Ahnung. Aber die einzige Möglichkeit, ihn vor dem Tierheim zu bewahren.
Seine Besitzerin war über 70, sie hätte körperlich keine Chance gehabt. Dieser Hund lief einige Turnierhundesportturniere (damals noch Breitensport ohne BH) mit mir und wir hatten noch viel Spass.
Die Besitzerin übte mit mir zusammen zuhause, die beiden kamen immer besser klar und geschnappt hat er nie mehr.
Ich denke, ob ein Mensch bei seinem Hund als souverän gilt, hat auch etwas mit Vertrauen zu tun. Junge Rüden fordern meinen alten Schäfer öfters heraus, sie wollen wissen, hat er noch die Kraft, die Erfahrenheit, der Chef im Rudel zu sein, und wenn ja, kann er diese auch richtig einsetzen. Er kann den Jungen noch mit Kopf im Fang runterdrücken, beisst aber nicht zu. Er kann durch vorgetäuschtes Schnüffeln dem Jungen den Ball wieder abluchsen, ohne Kraft einsetzen zu müssen. Fünf Min. später lässt er ihm dann den Ball. So wie er mit denen umgeht, so gehe ich im übertragenen Sinn auch mit ihm um. Er kann wissen, ich bin stärker, muss das aber nicht unnötig beweisen. Er kann wissen, ich bin schlauer, erfahrener, er kann mir vertrauen. Hat bis jetzt gut funktioniert. Hab schon viel von ihm gelernt. Ich praktiziere learnig by watching the dogs.