Aggressives Verhalten wird auch unter Wölfen nicht akzeptiert.
Mmmh, da stimme ich dir nicht ganz zu. Aggression und Dominanz hängen ganz eindeutig zusammen. Eine Mensch ohne Aggression wird keinen guten Chef abgeben, weil er nicht imstande ist, unbeliebte aber notwendige Regeln durchzusetzen.
Laut Feddersen-Petersen erkennt man Dominanz daran, dass sich das überlegene Tier die Freiheit nehmen kann, sich gegen ein rangniedrigeres Tier aggressiv zu verhalten - OHNE DASS DIESES DAGEGEN PROTESTIERT. Als Beispiele nennt Feddersen-Petersen Fixieren, Bewegungskontrolle, Verdrängen, gehemmtes Beschädigungsbeißen.
Da liegt der Haken - GEHEMMTES Beißen. Der Dominante setzt zwar sein Interesse durch (z.B. als Erster zu fressen), hat aber nicht die geringste Absicht, den Subdominanten zu verletzen. Was dieser auch weiß.
Und die Agressivität ist nur auf einen kurzen Augenblick beschränkt. Weicht der Rangniedrige von der Beute zurück, ist alles wieder gut.
Würde sich ein dominantes Tier jedoch dauernd und in jeder Situation aggressiv verhalten, andere mobben und/oder physisch verletzen, würde der Rudelzusammenhalt leiden. Dann hast du Recht, AristoCat - ein sinnlos aggressiver Raufbold würde vom Rudel nicht geduldet.
Grund: In der Natur gibts keinen Dr.med.vet. Verletzungen enden häufig tödlich,daher ist agressives Verhalten auf ein Minimum zu beschränken.
Als ich das bei Feddersen-Petersen gelesen habe, kam mir der Gedanke, dass ich meinen dominanten Status über meinen Hund eigentlich unnatürlich hart ausübe. Ich schränke z.B. andauernd durch Leine und Mauli seine Bewegungsfreiheit und Thermoregulation ein. Ich nehme ihm (bzw. der Gesetzgeber nimmt ihm *seufz*) die Möglichkeit, vor diversen belastenden Situationen zurückzuweichen.
Als mein Hund ein Welpe war, hatte ich den Eindruck, dass ihn eine gelegentliche Kopfnuss kaum gestört hat. Sein Blick sagte dann: Ok, schon gut, die Schuhe sind WIRKLICH deine, ich sehs jetzt ein, .... aber das Tischtuch gehört miiiir! *schnapp*.
Von dem Mauli dagegen fühlte er sich ungerecht bestraft. Er hatte Angst davor, bekam schlechter Luft, musste in diesem bedrohlichen Zustand eine ganze Straßenbahnfahrt lang ausharren. Die Folge war, dass er für einige Wochen etwas handscheu und allgemein ungehorsam wurde. Ähnlich hat er auch auf den Halskragen nach einer OP reagiert.
Ich hatte meinen Rang zu sehr ausgenutzt. Statt verständliche Regeln und Sicherheit zu bieten, habe ich aus seiner Sicht seine Gesundheit bedroht. Ich glaube, wir sollten vorsichtig sein, wenn wir unseren Hunden "aggressives Dominanzverhalten" unterstellen. Vielleicht ist es umgekehrt, vielleicht benimmt sich der Mensch aus Hundesicht zu agressiv.
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