Beim MDR1-Defekt (MDR = Multi Drug Resistance oder Multiple Drug Resistance) handelt es sich um einen Defekt in der Eiweißsynthese bei einigen Hunderassen. Dieses Eiweiß (Poly-Glykoprotein) spielt eine Rolle bei der Entgiftung des Körpers und ist im Gehirn, in Leber, Nieren, Darm, Plazenta und Hoden zu finden. Die genauen Auswirkungen seines Fehlens sind noch nicht hinreichend erforscht.
Bei nicht vom Defekt betroffenen Tieren dient dieses Protein u.a. dazu, körperfremde Stoffe (wie viele Arzneistoffe) aus dem Körper herauszutransportieren. Es besteht also eine Art Resistenz gegenüber unerwünschten Nebenwirkungen die sogenannte Multi-Drug-Resistence", auch "Multiple Drug Resistance" genannt.
Dieser Gendefekt ist z. B. beim Collie und verwandten Hunderassen bekannt (siehe unten), wurde aber ursprünglich bei Labormäusen (sogenannte Knockout-Maus) entdeckt. Die Tiere sind empfindlich für eine Vielzahl von medizinischen Wirkstoffen wie z. B. Ivermectin, das als Mittel gegen Parasiten in der Tiermedizin oft eingesetzt wird.
Bekannt sind bisher die Auswirkungen auf die Blut-Hirn-Schranke. Bei dieser Grenze zwischen den Hirnblutgefässen und dem Hirnnervengewebe stellt ein sogenannter MDR1-Transporter eine Schutzbarriere für das Gehirn dar. Dieser Transporter ist Teil der sich dort befindlichen Blut-Hirn-Schranke und befindet sich normalerweise auf der Oberfläche der Endothelzellen (Zellen, die die Wände der Blutgefäße auskleiden). Er sorgt dafür, dass toxische Verbindungen und Arzneistoffe in den Gehirnkapillaren zurückgehalten werden, und nicht in das Gehirn eindringen können.
Besteht nun bei einem Hund der MDR1-Defekt, fehlt der Transporter und der Schutz funktioniert nicht mehr. Bei betroffenen Tieren können daher nach der Verabreichung von bestimmten Wurmkuren, Durchfallmitteln oder Antibiotika starke neurotoxische Nebenwirkungen auftreten - bis zum Tod. Bei Mäusen, bei welchen der MDR1-Transporter bewusst ausgeschaltet wurde, traten nicht nur Ivermectin, sondern auch zahlreiche andere Arzneistoffe bis zu 90-fach mehr ins Gehirn als bei Vergleichstieren mit intakter Blut-Hirn-Schranke. Diese Stoffe sind auch eine potentielle Gefahr für einen vom MDR1-Defekt betroffenen Hund.
MDR1-Defekte wurde bei folgenden Hunderassen gefunden: Collie (Kurzhaar- und Langhaar Collies) (~76%), Shetland Sheepdog (~58%), Australian Shepherd (~30%) und Border Collie (~1%). Desweiteren ist der Defekt bei folgenden Rassen bekannt: English Shepherd, Longhaired Whippet, McNab, Old English Sheepdog und Silken Windhound.
Bei den betroffenen Hunden zeigen beide Ausprägungen des Gens (Allele) diesen Defekt, sie haben also sowohl von der mütterlichen als auch von der väterlichen Seite diesen Defekt ererbt (homozygote Vererbung). Sie sind MDR1 -/-. Gesunde Hunde, die das funktionstüchtige P-gp bilden, werden mit MDR1 +/+ bezeichnet. Dazu gibt es Träger des Defektes (MDR1 +/-), bei denen noch nicht bekannt ist, ob auch bei ihnen Nebenwirkungen bei bestimmten Wirkstoffen befürchtet werden müssen.
Besitzer eines Hundes der vom Defekt betroffenen Rassen sollten einen Bluttest vornehmen lassen, wie ihn z. B. die Universität Gießen anbietet. Ist der Hund vom Defekt betroffen, dürfen z. B. bestimmte Wurmkuren und Flohschutzmittel nicht mehr verabreicht werden. Auch bei Durchfall oder Herzerkrankungen eingesetzte Medikamente können weitreichende unerwünschte Nebenwirkungen haben. Generell sollte der behandelnde Tierarzt über den Defekt informiert werden.
Bei Spaziergängen ist darauf zu achten, dass der Hund keinen Kot von z. B. Pferden zu sich nimmt, da dieser einen der gefährlichen Wirkstoffe in unveränderter Form enthalten kann.
Quelle: Wikipedia.org