Ach wie gut tut es, das hier zu lesen!
Manchmal denke ich mir, meine Erziehungsprobleme und Fehler hier gar nicht mehr zu schreiben, um nicht als total unfähige, inkonsequente Hundehalterin dazustehen.
In der Wohnung gibt es bestimmte Regeln...Hund darf nicht ins Bett. Daran hält er sich immer. Hund darf nicht auf die Essgruppe. Auch das passt zu 100%.
Schwieriger wird es schon bei "Hund bringt Spielzeug, will spielen". Da werd ich schwach. Oder: "Hund will auf die Schoß, will Schoßhund sein." Na, wer kann da widerstehen? Ich nicht.
Das mit dem Augenduell kenn ich nur zu gut. Wird immer zu Hause angewandt. Draußen, wenn andere Hunde auftauchen, wird Frauli sowieso ignoriert, ist Herr Aaron seltsamerweise kurzfristig auf beiden Ohren taub.
Zum Augenduell....ja, bei einem Befehl, den er nicht befolgen will, schaut er mir groß in die Augen. (Sieh mir in die Augen, Kleines....)
"Meint sie das wirklich ernst? Will sie DAS von mir?"
Nach ein paar Wiederholungen des Befehls (und da bemüh ich mich um eine sehr leise Stimme) geht's aber dann doch.
Aber....wenn andere Leute da sind, schaut Herr Aaron weg, hört nicht, meint, das Ganze ginge ihn ja nichts an.
Also mir wär ja jeder höchst suspekt, der behauptet immer alles richtig gemacht zu haben (wo sich schon langjährige Hundetrainer nicht darüber einig sind, was denn nun die richtige Methode ist, einen Hund zu erziehen und was ein Hund können muss).
Ich hab mir durchaus Hunde herangezogen, die so sind, wie ich dachte, dass Hunde sein sollen - mittlerweile sehe ich das allerdings etwas anders.
Mir war ein zu menschenfixierter Hund lange ein Gräuel, mit dem Typus Musterschüler konnte ich absolut nichts anfangen. Ich hatte so eine Pflegehündin, unheimlich kluger Hund, extrem menschenbezogen, Hunde waren für sie nur Dekogegenstände, solange ihr mensch gesagt hat, was sie zu machen hat - die hat binnen Minuten gelernt, wofür meine Hunde allermindestens Tage brauchen. ich war davon eher genervt, so nach dem Motto
"Hund, kannst du dich nicht mal eine Stunde einfach alleine beschäftigen?"
Ich hab relativ lange gebraucht, zu der Sichtweise zu gelangen, dass aber ich diejenige bin, die die Hunde zu beschäftigen hat, nicht im Sinne von Sapzierengehen, sondern im Sinne von Hundeangelegenheiten regeln und Vorgaben geben, dass sich meine 3 zwar untereinander ihre privaten Regeln ausmachen müssen, aber dass ich den Rahmen vorgebe. Dass sie nicht einfach tun und lassen können, was ihnen beliebt, sondern dass ich als Hundehalter gewissermaßen die Oberaufsicht haben muss. Dass sie innerhalb der Regeln, die ich aufstelle, tun und machen können, was sie (und ich) wollen, aber nicht einfach eigenständig neue Regeln einführen.
Ich hatte lange sehr idyllische Bilder von Spaziergang mit Hund im Kopf. Ich lass die Seele baumeln, Hund schnüffelt derweil am Wegesrand und hin und wieder erfreue ich mich am Anblick meines fröhlichen Hundes.
Ohne rosarote Brille betrachtet ist Hundehaltung aber durchaus anstrengende Arbeit und ich hab die Verantwortung, dass den dreien nichts passiert, die drei niemanden gefährden und überhaupt ist da ganz und gar nix mit Seele baumeln und den Hund Hund sein lassen.
Ich will nach wie vor keinen Hund, der mir kadavergehorsam hinterherhechelt, dem ich jede Eigenständigkeit ausgetrieben oder geprügelt habe, aber ich habe meinen Part in der Hundehaltung definitiv völlig unterschätzt.
Ich war anfangs der Ansicht, ich beschneide meine Hunde in ihrer Lebensqualität, wenn ich ihnen zuviele Vorschriften mache. Unter Nichthundehaltern kursiert ja immer wieder das Vorurteil Hundehalter würden Vergnügen daraus beziehen, sich ein anderes Lebewesen untertan zu machen und irgendwie gefällt mir das überhaupt nicht, jemandem vorzuschreiben, wie er zu leben hat - nur sehen Hunde das nicht so.
Ich hab mich selbst als schrecklicher Despot gefühlt und wollte meine Hunde nur ja nicht zu sehr einengen. Dabei denken Hunde hierarchischer, als ich es tue. Was mir zuwider ist, ist für den Hund völlig normal. Nix mit Gleichberechtigung.
Ich tu mir immer noch wahnsinnig schwer zu akzeptieren, dass meine Rolle nicht nur die der Gassigehzeitenbestimmerin und Fütterungsbeauftragten ist, sondern dass es absolut essentiell ist, dass auch ich diejenige bin, die den Hunden voran steht. Dass sie auf mich achten müssen, weil ich nur so auf sie achten kann... bissl holprig formuliert.
Jedenfalls denk ich, dass viele Schwierigkeiten einfach auch daher kommen, dass der Mensch seine Rolle im Mensch-Hund-Gespann völlig falsch einschätzt.
So weit, so gut - bei dieser neuen Ansicht angelangt, muss ich mir dann allerdings eingestehen, dass ich manchmal ganz bestimmt nicht ernstzunehmen bin.
"Boah, was will die denn jetzt schon wieder? Kann sich die nicht mal auf irgendwas festlegen? Alle 2 Wochen ein neuer Ansatz uns zu erziehen? Die weiß ja selber nicht, was sie will"
Naja und wenn ich mich zu allem Überfluss dann womöglich auch noch völlig anderes verhalte, wenn jemand dabei ist, wundert mich manchmal eh nicht, dass es irgendwie nicht so richtig klappt.
Ich hab mich nur noch selbst noch nicht so weit erzogen, zu realisieren, wann ich mich aus Hundesicht seltsam benehme.
Ich hab ja weniger ein Hundeproblem, als ein Konsequenzproblem den Viechern zu vermitteln, was ich eigentlich möchte, vorausgesetzt ich weiß überhaupt, was ich eigentlich möchte.
Insofern nehmen sie mich für erstaunlich voll und wir haben, abgesehen von zeitweiliger Unabrufbarkeit, plötzlicher Ertaubung und Zugpferdallüren wundersamer Weise eigentlich keine Probleme.
Ich weiß nur nicht immer wann und was ich was falsch gemacht hab, verkehrt angegangen bin, übersehen habe und wie weit sich meine Stimmung, Unaufmerksamkeit etc. auf Hund überträgt.
Ja und so werd ich mich wohl noch ein Weilchen weiter durchs Land ziehen lassen, sobald jemand dabei ist, vor dem mir ein unerzogener Hunde besonders unangenehm ist und vielleicht komm ich doch eines Tages drauf, wie sich das wieder ändern lässt.