Bringen
Hallo an alle - bin neu in diesem Forum und darauf gekommen, weil ich selbst nach "Bring"methoden gesucht habe. Alles schien zu umständlich - die alten Methoden zu derb, die neuen sehr aufwendig, Zwang schloß ich für meinen Hund aus. Also habe ich vieles gelesen und selbst gelernt, daß auch Hunde über Wiederholung lernen. Etwas stereotyp - aber es hat bei meiner Hündin super geklappt. Sie bringt freudig, schnell und absolut zuverlässig - das Übungsbringholz, das Lindholz mit Bommeln, aber auch andere Bringhölzer, schwere (800gr) oder leichte, auch mit Plastik-Mitte - ganz egal - Hauptsache, es sieht dem Bringholz ähnlich. Heute ( nach nur 2 Monaten ) bringt sie auf gerader Ebene, über die Hürde und über die Steilwand - und zwar zu 98% richtig mit dichtem Vorsitzen ohne Kauen oder Abwerfen und OHNE Belohnung.
Falls es jemanden interessiert - wie folgt:
Das Wichtigste und Schwerste an dieser Übung bleibt das Halten im Maul - deshalb habe ich damit angefangen.
Vor mir im Zimmer sitzt mein Hund auf "Sitz" und ohne Leine. Links neben mir habe ich das Leckerli, auf meinem Schoß das 500gr-Bringholz, das sie bereits seit etwa 2 Wochen gesehen hat und neugierig ist ( "Liebmachen" nennt Ochsenbein das ). Ich sage deutlich und nachdrücklich "Bring", gebe ihr das Holz ins Maul, wiederhole "Bring", schaue sie auffordernd an u. sitze ganz stur,still, bewegungslos. Das erste Mal klappte es nur 1 Sekunde, auch etwas widerwillig und ihr offensichtlich unangenehm ( angelegte Ohren ) - allein für die 1 Sekunde bekam sie sofort Lob und Leckerli nach dem deutlichen "Aus", wobei ich ihr das Holz ( BEVOR es runterfallen kann ) aus dem Maul nehme. Das machte ich sofort hinterher noch 2x, dann am gleichen Tag noch 3x in Abständen. Beim Halten streichelte ich unter Kinn und auf dem Nasenrücken, um ihr ein angenehmes Gefühl zu geben. Dieses wiederholte ich etwa 9 Tage täglich - gleicher Ort, gleiches Leckerli, gleiches Holz.... Ihr dürft lachen: mit Strichliste. Nach etwa 3 Tagen ließ sie sich das Bringholz freiwillig ins Maul geben, nach dem 6. Tag hielt sie es mindestens 1 Minute, nach dem neunten Tag solange bis ich "Aus" sagte ( mehrere Minuten ). Nach diesen Übungen wurde das Bringholz stets wieder verwahrt, wo der Hund es nicht sehen konnte. Dann begann ich das Holz während unseres Spazierganges an der Leine mit "Bring" ihr ins Maul zu geben, ließ sie es tragen ein paar LAUF-schritte! und zog dann schnell den Hund vor mich, hielt die Hand unter das Maul und sagte sofort "Aus" - + Leckerli. ( Eine Sache der Schnelligkeit, denn das Holz sollte NICHT runterfallen!!! Und unter Umständen mußte ich natürlich auch vor den Hund gehen - so konnte er nicht weiterlaufen). Der nächste Schritt folgte schon 2 Tage später: ich schmiss das Holz ( Hund angeleint ) vor sie ca. 1m weit weg. Dann ging ich ein Stück zurück und begann auf das Holz zuzulaufen - während wir vor beikommen, sage ich "Bring", sie nahm sie es auf, ich lief mit ihr im Laufschritt einige Meter weiter - wieder s.o., Hund vor mich,"Aus",Leckerli. Wieder täglich 1x. Ein paar Tage später nahm ich das Holz, das von ihr in dieser Zeit schon bewundert und verehrt wurde ( Holz=Leckerli und ich spielte auch vor ihr auf dem Boden mit dem Holz, OHNE daß ich es ihr gab ), und schmiss es auf unserer großen Wiese fort und rief "Bring". Beim erste Mal schaute sie mich noch an - wie, was, wo.... beim zweiten Mal brachte sie. Zum Troste - sie saß nicht richtig vor, auch schief, manchmal stand sie auch - aber für das Bringen und Halten ( in dieser Phase auch nur Sekunden - man muß also schneller sein, als das Holz fallen kann und gleich "Aus" sagen ) bekam sie ihr Leckerli. Nur belohnen, wenn das Holz solange gehalten wird, bis man "Aus" sagt - manchmal ( wenn man sieht, daß der Hund das Holz schon ausspucken will ) muß man schnell "Aus" sagen, damit der Hund noch die Verknüpfung herstellen kann: "Aus" bedeutet IMMER Holz in die HAND, nie auf den Boden. Wenige Tage später tauschte ich das Holz gegen das "Lind-Holz" mit Bommeln aus - das brachte sie sofort, etwa eine Woche. Dann tauschte ich Holz und Bringholz immer so, daß sie nie vorher wußte - was fliegt jetzt. Meine Hündin freut sich als Belohnung auch auf Zerrspielen - das ist natürlich mit dem Lindholz richtig gut möglich. Inzwischen - wo sie alles ordentlich macht siehe ganz oben - bekommt sie kein Leckerli mehr - nur noch das Lindgummi zum weit werfen als Belohnung.
Die "Abrichtung" oder "Dressur" oder wie auch immer das hier genannt werden soll, hat uns beiden ausschließlich Freude gemacht und dauerte ziemlich genau nur 6 Wochen. Seitdem machen wir Korrekturen. Da ich jeden Tag auf unserem Spaziergang an einem bestimmten Platz und nie mehr als 3x hintereinander das Holz werfe und sie immer wieder mit dem Werfen des Lindgummis belohnt wird, habe ich jetzt genug Möglichkeiten zur Korrektur - z.B.des exakten Vorsitzens. Sitzt sie mal vor Aufregung schief, gibts kein Gummiwerfen, sondern nochmal das Holz werfen. Beim zweiten Mal sitzt sie absolut korrekt.
Mittlerweile bringt sie mir auch das Lindgummi - allerdings verwende ich beim Spielen damit NIE die Worte "Bring" oder "Aus" und bestehe auch NIE darauf, daß sie es zu mir bringt - es ist ihre Belohnung, und damit darf sie Runden drehen, soviel sie will - irgendwann, wenn ich es wieder werfen soll, kommt sie alleine zu mir ohne Aufforderung. Spielen und Übung müssen ein Unterschied bleiben.
Ich würde mich sehr freuen, wenn hier jemand es auch mal so versuchen wollte. Mir schien es total einfach - auch wenn es das allererste Mal war, daß ich diese Übung einem Hund beibrachte. Natürlich sind die ersten Tage langweilige Wiederholung - aber der Erfolg läßt die doch recht kurze Mühe schnell vergessen.
Liebe Grüße an alle!

SEnta
Diese Methode ist natürlich nicht nach Kufner. Ich habe nicht mit Leinenruck oder anderem Zwang geübt, eher mit Beutetausch und viel Spiel und ausschließlich positiver Bestätigung. Gelegentliches Fallenlassen des Holzes während der Übungen habe ich ignoriert. Daß man den Hund vorher erst in motivierende Stimmung bringen sollte, ist Voraussetzung für alles Lernen.