Hi liebe Kathi,
Deine Sorgen sind schon berechtigt, doch
eine Hundeschule wird Dir in Eurer Situation nicht helfen können, denn Ausbildung und Therapie sind sehr verschiedene Bereiche.
Also ist es eigentlich gut, daß Du keine gefunden hast.
Ihr benötigt einen erfahrenen Therapeuten, der geduldig mit Euch gemeinsam einen Therapieplan erarbeitet.
Bei Panikanfällen klebte Ely auch nicht mehr, manchmal dauerte es unendlich lange bis er sich wieder an mir orientierte.
Er verzog sich meist zunächst zu einer kümmerlichen Kugel zusammengerollt in eine Ecke, jedoch im gleichen Raum mit mir, daß es mir schier das Herz zerriß.
Ich leistete ihm, nach dem Aufräumen, etwas Gesellschaft und wurstelte dann in einem anderen Raum so vor mich hin. Er trottelte zwar hinterher, aber mit einem Blick, als fiele ihm jeden Augenblick der Himmel auf den Kopf.
Wenn ich heute darüber erzähle sehe ich einerseits diese Elendsgestalt vor mir, andererseits erscheint es mir als läge das mit ihm Durchlebte Lichtjahre hinter uns, doch 2 Jahre sind eine kurze Zeit gegenüber 4 Jahren Quälerei, die er hinter sich hatte.
Zum Glück betraf es bei ihm nur künstliche Reize, so daß ich dieses Problem, dafür jedoch einige andere, draußen nicht hatte.
Ich wünsche Dir, daß auch Du bald Rückschau halten kannst, denn solange man in einer solchen Situation gefangen ist fühlt man sich schrecklich elend.
Für jeden Einzelfall müssen die Stressfaktoren ganz haarklein auseinandergedröseln werden, um dem "Angstpatienten" den für ihn persönlich geeigneten Raum zu verschaffen in dem er seine Angst,zumindest zunächst kurzfristig, loslassen kann.
Meine Shiva hatte durch Isolationshaltung zwischen dem 3. und 10. Monat das Problem, daß sie alle Reize zunächst gleich einschätzte, garnicht oder irgendwie - "Plastikdackelwackelkopfhund".
Als sie sich zu entwickeln begann und das Selbstbewußsein zu wachsen begann war ich sehr froh, doch hatte ich nun ein neues Problem: sie griff alles wutschnaubend an, was nicht in IHRE Ordnung paßte, wenn sie die Möglichkeit dazu hatte, biß sie gleich mal vorsorglich rein. Ich hatte zu dieser Zeit ein Rundumradar, sonst wäre Freilauf auch in abgelegenen Gegenden unmöglich gewesen. Einmal biß sie in eine Betonröhre, denn so etwas gehörte nach ihrer Vorstellung nicht in den Wald, oder eine Wegmarkierung war neu überstrichen worden, Attacke Marsch!!
- Das Auto des Nachbarn stand rechts und nicht wie sie es gewohnt war links neben meinem
- über Nacht waren die Blätter von den Bäumen gefallen oder ...
- während der Nacht war Schnee gefallen.
Sie liebt Schnee, doch sie mußte damals zusehen, wenn er fiel-
ich sehe sie noch vor mir, als ich die morgens freudig die Terrassentür öffnete und im gleichen Augenblick wußte, daß ich einen Fehler gemacht hatte:
der Garten war nicht grün, wie Shiva es erwartet hatte, sondern weiß - wie von der Tarantel gestochen schoß sie loß und biß wütend in alles was weiß war.
Zum Glück war niemand in der Nähe, doch mein Herz war in der Hose !
Angst hat viele Symtome, doch die Wurzel liegt tief im Inneren !
Du kannst aber zwischenzeitlich Konzentrations- und Entspannungsspiele mit Deiner Hündin erarbeiten, das stärkt Eure Bindung und schafft gemeinsame Lust und Freude.
Wichtig ist z.B. auch das "Sozialliegen", wenn sie es zuläßt.
Mache es Dir zur Gewohnheit gemeinsam mit ihr irgendwo gemeinsam abzuliegen.
Legt Euch aneinandergeschmiegt auf eine Wiese und schaut den Wolken nach.
Oder genießt es gemeinsam ganz langsam und genußvoll eine Wurst zu knabbern, ein Häppchen für Dich, ein Häppchen, das Du abgebissen hast, wenn sie Dich anschaut für sie etc.
Entspannung will gelernt sein, und es ist nicht einfach, doch:
Lernen ist immer leichter als Verlernen !
Beginne damit sie im Fach "Ruhe" zu unterrichten.
Verlerne es ihre Angstsituationen zu analysieren.
Beobachte genau, welche Situationen sie als entspannend und positiv empfindet.
Tauche mit ihr in diese Situationen ganz ein, ohne Dich aufzudrängen und versuche diese von der Intensität her auszudehnen.
"Wenn sie vor etwas angst bekommt und ich nicht darauf reagiere kommt sie auch gar nicht mehr von alleine", nun, dann wäre sie wohl schon weit weg ?!
Sie ist aber noch bei Dir !
Das ist schon etwas, ich kenne auch Fälle da liefen die Hunde km weit orientierungslos fort, weil man sie voller Ungeduld zu früh von der Feldleine gelassen hatte oder sie saßen zitternd in der dunkelsten Ecke des Hauses !
Ich nehme an Du hast sie draußen an der langen Leine, dann nimm Dir alle Zeit der Welt, wenn Du kannst eine Woche Urlaub,laß sie stehen wo sie steht, bis sie Kontakt mit Dir aufnimmt.
Mit Shiva stand ich einmal geschlagene zwei Stunden vor einem Autoreifen im Wald - nach der ersten viertel Stunde habe ich nicht mehr auf die Uhr geschaut und innerlich abgeschaltet - clack und Shiva war wieder "anwesend" und wir gingen am Reifen vorbei als gäbe es ihn nicht.
Wenn sie sich in der Wohnung total zurückzieht- ignoriere sie- dann beginnst Du Dich zur Futterzeit schmatzend über IHR Futter herzumachen (an diesem Tag Reis mit duftendem Hühnerfleisch, oder eine andere duftende Köstlichkeit, die Du selbst auch essen kannst).Erscheint sie mampfst Du weiter, und läßt ihr nur einen gnädigen Rest.
Nimmt sie weiterhin keinen Kontakt zu Dir auf gibt es zur nächsten Futterzeit wieder duftendes Huhn mit Reis bis sie Kontakt mit Dir aufnimmt, dann fütterst Du sie langsam!!!, sehr langsam und ruhig mit der Hand, ißt selbst noch etwas und überläßt ihr einen angemessenen Rest.(das ganze schweigend aber mit strahlend ruhigem Gesicht !
Hast Du im Haushalt eine Stresssituation mit ihr gehabt und sie zieht sich wirklich so gnadenlos zurück wie Du es zur Zeit empfindest, beginnst Du schweigend damit duftendes Hühnerfleisch mit Reis zuzubereiten,( Also Reserve-Portion aus dem Kühlschrank erwärmen)und beginnst wieder mit diesem "Spiel".
Laß sie sich ihr Futter möglicht mindestens zu einem Drittel immer selbst "erarbeiten".
Hunde sind Jäger, denen wächst das Futter nicht ins Maul wie einer Kuh.
Jagderfolg, also erarbeitetes Futter, erhöht das Selbstwertgefühl und ein knurrender Magen motiviert!
Die Zeitdauer nach Kalender und Uhr bemessen, muß für Dich ganz unbedeutend werden, denn erinnere Dich einmal an eine Situation in Deinem Leben in der Du selbst Angst, Sterbensangst hattes, die Zeit verfliegt und erscheint gleichzeitig als Ewigkeiten.
Also versuche Entspannungs- und Ruhesituationen in Eurem Leben zu intensivieren, damit ihr mehr Kraft habt durch Streßsituationen zu kommen.
Und gib ihr Arbeit, denn Arbeit macht das Leben süß !
So, jetzt habe ich aber genug Kniffe verraten !
Du siehst es gibt viele Nuancen, doch es ist immer eine Frage der individuellen Dosis.
Die richtige Dosis für Euch beide kann Euch nur ein Therapeut sagen, der Euch beide in Eurem vertrautem Umfeld erlebt und dort mit Euch arbeitet.
Ich hoffe Du kannst die eine oder andere Anregung verwenden, um die Zeit zu überbrücken bis Du einen geeigneten Therapeuten in Deiner Nähe gefunden hast -nimm einfach den, der Dir als der ruhigste und geduldigste erscheint, denn ihr werdet lange eng zusammenarbeiten müssen.
Nur Mut, die WUFF-Leute können Euch bestimmt weiterhelfen, auch, wenn sie eventuell nicht sofort und gleich einen Therapieplatz für Euch haben.
Was lange währt, währt endlich gut !
Ich drücke Euch beiden ganz fest die Daumen
liebe Grüße
Shiva
PS Bachblüten können unterstützend sehr gut wirken,für Hund und Mensch !, doch es gehört noch einiges mehr dazu !
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