Teil 7
Die Mitzi erklärt, was ein Kampfhund ist.
Der Einführung erster Teil:
An dieser Stelle muss die Mitzi jetzt ein bisschen vorgreifen. Die Mitzi hat ja, obwohl sie mit der Geschichte noch gar nicht so weit ist, mittlerweile 2 Kampfhunde. Einen lieben und einen bösen. Der böse ist ein böser Kampfhund, weil die Stadt sagt, dass der Hund böse ist, obwohl die Stadt den Hund noch nie persönlich kennen gelernt hat, geschweige denn mit ihm zusammen lebt.
Der liebe Hund ist ein böser Kampfhund, weil die Mitzi sagt, dass das ein böser Kampfhund ist, wenn denn einer von den beiden schon ein Kampfhund sein soll. Wenn die Mitzi also einen Kampfhund hat, dann ist das der liebe Hund.
Der liebe Hund ist ein schöner Hund. Ein blonder Hund. Der liebe Hund ist ein richtiger Modelhund, allein schon, weil er so knochig und dürr ist. Der liebe Hund ist die Naomi Campell unter den Hunden. Aber weil Hunde keine Mobiltelefone werfen, wenn sie der Jähzorn packt, packt der Modelhund die Zähne aus.
Der Modelhund ist einer der liebsten drei Hunde, die die Mitzi als alte Tiertante mittlerweile beherbergt und verköstigt. Die schöne Helena ist ein sehr freundlicher Hund, wenn man ein Mensch ist. Wenn man allerdings ein Hund ist, dann geht man der schönen Helena besser aus dem Weg.
"Das ist aber ein schöner Hund!", sagen die Leute, wenn sie die schöne Helena sehen. "Das ist aber ein lieber Hund!", sagen die Leute, wenn sie die schöne Helena streicheln. "Nein!", sagt die Mitzi dann, "das ist ein Kampfhund."
Da lachen die Leute immer und glauben, die Mitzi macht Witze. Weil so ein blonder, schöner, lieber Laufhund ist doch kein Kampfhund.
Der Modelhund hat ein Aggressionsproblem und die Mitzi ist froh, dass der Modelhund kein Handy hat, zum werfen.
Der Modelhund findet andere Hunde fürchterlich. Und wenn der Modelhund findet, dass ein anderer Hund sich irgendwie unvorteilhaft bewegt, dann kann es sein, dass den Modelhund der Zorn packt und der Modelhund den anderen Hund ordentlich vermöbelt, also probieren tät er`s zumindest.
Aber die Mitzi lässt den Modelhund natürlich nicht. Die Mitzi versucht, der schönen Helena Benehmen beizubringen, weil die Mitzi nicht möchte, dass die schöne Helena eine Beißerei anfängt und einen anderen Hund verletzt, zwar tät die schöne Helena, wenn sie einen anderen Hund ordentlich wütend gemacht hat, mit Keifen und Zwicken, irgendwann wahrscheinlich davonlaufen, auf ihren schlanken, langen Modelbeinen, aber die Mitzi findet, wenn man schon weiß, dass der Modelhund den Pöbel nicht mag, dann muss man nichts provozieren, denn der Modelhund ginge keiner Konfrontation aus dem Wege.
Auch wenn der Modelhund gewiss eine schlimme Kindheit hatte, selbst ein schöner Hund muss keine anderen belästigen oder gefährden.
Den Modelhund hat die Mitzi bekommen, weil er so ist wie er ist und die Mitzi findet, dass ein Hund nicht jeden anderen Hund mögen muss.
Immerhin ist der Modelhund nun so weit, dass er das niedere Hundevolk, dass bei der Mitzi auf der Couch sitzt, als freundlich gesonnen und gar nicht so blöd empfindet und nur noch abwatscht, wenn er sich im Schönheitsschlaf gestört fühlt. Was ein Rudel ist, findet die schöne Helena mittlerweile erträglich. Was der Modelhund kennt, das frisst er nicht.
Weil die drei Sofaverschmutzer - der Heulbojenkastrat, das hemdsärmelige Arbeitstier und der Modelhund - trotz alledem gut zurecht kommen und die Stimmung in der Gruppe einer Pyjamaparty bei Dreijährigen gleicht, darf der Modelhund bleiben, wobei die Mitzi natürlich immer ein Auge darauf hat, dass sich das Trio nicht wegen Teddybären in die Haare kriegt oder weswegen sich Dreijährige sonst so streiten. Metaphorisch gesprochen natürlich.
Aber wie das so ist, wenn sich Hunde oder Menschen als Gruppe sehen. Eindringlinge von außen mag keiner besonders. Die Mitzi wundert sich ohnedies schon Zeit ihres Hundehalterlebens, dass so wenige Hunde die Krise kriegen, wenn ihnen der Mensch permanent unbekannte Reviereindringlinge vor die Nase setzt. Da will man als Hund seelenruhig die Hundezone markieren, will tun, was ein Hund tun muss, und dann kommt schon wieder einer daher und will unbedingt spielen, zumindest sagt das der Mensch.
Weil der Hund ja ein kindischer Wolf ist, finden viele Hunde spielen mit Fremden sogar sehr witzig, mit manchen freunden sie sich an, andere finden sie eher doof. Aber die Mitzi wundert trotzdem, warum den Menschen wundert, wenn ein erwachsener Hund einen rudelfremden nicht mag.
Da geht die Mitzi zum Beispiel das Rudel bei Laune halten und entleeren und weil es sich halt gerade so anbietet, damit auch der schöne Modelhund laufen kann, ohne dass die Mitzi Gefahr läuft eine hochgradige Fremdhundebesitzerverstörung hervorzurufen, betritt sie mit Leinenanhang eine Hundezone ohne Hund drin und lässt den ihren freien Lauf.
Prompt pirscht sich ein Hundemensch an, der eine Chance zum spielen lassen wittert. "Einen Moment bitte!" sagt die Mitzi, "da muss der schöne Hund an die Leine." "Aber meiner will ja nur spielen." sagt der Hundemensch. "Aber der schöne Hund will nicht spielen und die beiden anderen wollen erst mal die Spielregeln klären, obwohl sie gerne spielen." sagt die Mitzi und wirft sich gegen das Hundezonentürl bevor der spielwütige Hundemensch seinen armen Hund in den Fang der schönen Helena entlässt.
"Was haben sie für abnormale Hunde" ruft der Hundemensch nun empört und zieht schimpfend von dannen. "Hunde, die sich benehmen, wie Hunde." antwortet die Mitzi. Dass der schöne Hund sich halt manchmal ziemlich daneben benimmt, das sagt sie nicht, hätt der andere Hundemensch sowieso nicht mehr gehört.