Guten Morgen !
Hallo,
so weit ich mich erinnern kann, wurde uns in der Schule in Felixdorf, wo wir mit ihm als Welpe waren gesagt, wir sollen heftig an seiner Leine rucken. Meine Familie hat das dann auch so umgesetzt. Ich fand es nie gut, aber als damals 5 oder 6 Jährige wurde ich einfach überhört.
Zurückblickend ist es erstaunlich, dass ich mit dem Alter schon gemerkt hab, dass das keine gute Lösung ist, während die Erwachsenen ohne weiter Nachzudenken den Anweisungen der Trainern folgten. (Ich hoffe das klang jetzt nicht zu respektlos, falls doch tut es mir leid.)
Das ist aber jetzt schon um die 9 Jahre her, also vielleicht hat sich dort ja mittlerweile was geändert, denn eigentlich hab ich von der HS viel Gutes gehört.
Vor vielen Jahren waren Leinenrucke wirklich an der Tagesordnung, heut ist man davon schon ziemlich weggegangen.
Dein Hund ist ja ein kleiner ( der Süße aus Deinem Bild, oder ? ) und da ist so ein Leinenruck schon heftig.
Mal ein kurzes Ruckeln an der Leine , um den Hund aufmerksam zu machen oder mal kurz zu korrigieren, find ich nun auch nicht schlimm - aber es muss am Hund halt richtig ankommen.
Heute sind wir mehreren Hunden begegnet, und ich hab mal ganz genau beobachtet was er macht:
Ein paar Sekunden fixieren, dann sofort in die Leine hängen und knurren/wie verrückt keifen. Auch wenn die Hunde schon längst über alle Berge sind bellt er ca eine Minute noch aufgeregt weiter.
Wir waren auch in sehr belebten Orten heute, und ich hab probiert, seine Aufmerksamkeit auf alle möglichen Weisen auf mich zu lenken - Kunststücke, Leckerchen, anstupsen, Spielzeug,...
Wenn er überhaupt reagiert hat, was meistens nicht der Fall war, hat er sich nur ganz schnell das Leckerli geschnappt, oder hat das gewollte Kunststück kurz ausgeführt, und hat dann sofort wieder in irgendeine Richtung gezogen, und die Aufmerksamkeit war komplett weg.
Bessert sich das mit der Zeit, also wenn ich es immer und immer wieder übe, oder soll ich eine andere Methode probieren?
Das mit dem ohne Leine üben ist so eine Sache, da er sofort weg ist, sobald keine Leine mehr oben ist. (Ich weiß, bei uns gibt es Probleme auf allen Ecken und Enden. Tut mir leid)
Du hast sicherlich noch sehr viel Arbeit vor Dir, weil Dein Hund es ja jahrelang so gemacht hat wie oben beschrieben und das für ihn ein normales Verhalten ist.
Toll wäre, wenn er ein Abbruchkommando kennen würde - das Du einsetzen kannst, wenn er die Hunde anpöbelt ( was ja sehr schnell nach dem Fixieren einsetzt)
ein böse geknurrtes " hör auf damit" ( verbunden mit einem leichten anrempeln )- und wenn er damit aufhört und Dich anschaut, sofort ein ganz freundliches " so ist es gut" zum Beispiel .
Was auch helfen würde ( dauert aber auch länger):
zuhause in reizarmer Umgebung ( also im Garten) das PLATZ üben.
Und dann versuchen, in der schwierigen Situation dieses zu verlangen ( bitte aber NICHT; wenn ein anderer Hund auf ihn zugeht - das wäre unfair)
das PLATZ daheim langsam aufbauen, immer wieder positiv bestätigen - also hingehen zum liegenden Hund, Leckerli geben, wieder weggehen ein paar Schritte.
wenn er aufsteht, ruhig hingehen, Hund nehmen, zum Platz zurückführen, mit Kommando wieder ablegen usw.
Dauert, bis der Hund das in reizarmer Umgebung kann, und dauert, bis er es auswärts annimmt.
Sollte auch täglich geübt werden - aber nie lange, weil ein Hund sich nicht lange konzentrieren kann
Immer danach auflösen und spielen.
Zur Aufmerksamkeit:
Auch das ist ein Verhalten, das der Hund erst lernen muss.
Aktuell ist es so ( und das ist bei ganz vielen Hunden so), dass die Reize draussen immer größer sind, als die , die der Hundeführer zu bieten hat.
Da hilft auch nur zuerst die Arbeit daheim im ruhigen Garten, und dann das immer wieder im Gelände einsetzen.
Wobei - bitte nicht vergessen:
Der Hund SOLL ja beim Spazierengehen durchaus die Gegend genießen dürfen, er soll ja diese Reize auch aufnehmen - er soll nur abrufbar und einigermaßen unter Kontrolle bleiben.
Zum ohne Leine üben:
Eine Schleppleine hilft da sehr gut, hast du aber eh im nächsten Post dann schon erwähnt.
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Und wieder eine Frage:
Auf den Wiesen wo wir jetzt sind, gibt es überall Mauselöcher im Boden. Nachdem er an denen schnuppert, läuft er immer minutenlang kreuz und quer durch die Gegend, völlig aufgeregt. (Ich denke mal, weil er eine Fährte aufgenommen hat?) und heute hat er auch in so einem Loch herumgebuddelt.
Ab und zu flitzen auch kleine Eidechsen über den Weg, die er dann versucht zu fangen. (Die sind allerdings zu flink für ihn
) und Vögel scheucht er auch immer auf.
Soll ich ihm das Verbieten, oder es zulassen?
Lg
Hier würde ich sagen - JA; erlaube es ihm.
sofern er dabei in Deiner Umgebung bleibt und nicht Gefahr läuft, auf eine Straße zu rennen.
Auch hier könnte die Schleppleine zum Einsatz kommen, dann kannst du immer wieder mal eingreifen.
UND - diese Leidenschaft von ihm kannst Du aber auch daheim nutzen, indem Du ihm Spurensuche bzw. Gegenstandssuche anbietest.
Du kannst ein Lieblingsspielzeug verstecken. ihn zuerst zuschauen lassen - später vielleicht mal ums Ecke gehen, so dass er nicht sieht, wo du das Teil hinlegst.
Das Suchen und Finden mit ganz viel Motivation hinterlegen, freu Dich mit ihm , wenn er es findet, zergle mit ihm etc.
Auch hier gilt - kurz spielen, immer DANN aufhören, wenn es grad richtig Spaß macht, denn so bleibt der Trieb erhalten und der Hund freut sich schon richtig, wenn es wieder zur Sache geht.
( du kannst auch Futterschüsserl verstecken, wenn er mehr auf Futter geht)
Wenn du daheim mit den Spielies suchen spielst, wäre gut, wenn er keine zur freien Verfügung rumliegen hat.
Ein bisschen die Ressourcen wie Futter und Spiele knapper halten, dann wird der Hund sich mehr an Dir orientiern, wenn die Dinge von DIR kommen ( im Zuge von Spiel oder Training)
Ich finde Deine Fragen sehr durchdacht, und Du klingst auch sehr reif.
Ich hatte schon öfter mit jugendlichen Hundeführern zu tun und da hätte sich manch Erwachsener eine Scheibe davon abschneiden können !!!
Und bedenke, alles , was Du jetzt mit Deinem Hund lernst, all die Erfahrungen, die Du machst, kommen Dir auf jeden Fall beim nächsten Hund zugute.
Rückschläge wird es immer geben, einfach nicht aufgeben
Und nicht emotional werden, NICHT böse auf den Hund , er hat es nicht anders gelernt.
Ihm Grenzen zu setzen, ist schon wichtig, aber innerlich immer eher neutral bleiben bzw. nach einer nötigen Korrektur ( dem böse geknurrten Abbruchkommando zb) wieder freundliche Grundstimmung einnehmen
UND DAS IST SCHWER - damit kämpfen auch altgediente Hundeführer
glg und viel Erfolg und vor allem viel Spaß gemeinsam mit Deinem Hund ( denn dieser muss bei allem, was Du machst, im Vordergrund bleiben )