@Vetstudenten -Giftigkeit von Sambucus nigra?

Lykaon

Super Knochen
Liebe Vetstudenten hier...

Wer von euch weiß Bescheid über die mögliche Giftigkeit von gekochten Holunderbeeren für Hunde?

Mir ist klar, dass Sambunigrin durchs Erhitzen zerstört wird.

Ich möchte wissen, ob andere, hitzestabile Inhaltsstoffe beim Hund eine Vergiftung auslösen können, die beim Menschen nicht vorkommt.

Ich weiß, dass das Holz und die rohen Beeren riskant sind.

Verfüttert wird derzeit nur gekochter Beerensaft der gängigen Sorte "Haschberg", die durch Zucht arm an cyanogenen Glykosiden ist. Mir ist keine unmittelbare Unverträglichkeit aufgefallen, aber ich will auch keinen Langzeitschaden verursachen.
 
Ich bin Biologin, genauer gesagt Botanikerin.

Ich würde nicht fragen, wenn Giftwirkungen bei Haustieren Teil meines Studiums wären.
Sowas wissen die Kollegen Veterinärmediziner, falls sie entsprechende VOs gehört haben.

Die Humanmediziner in der Vergiftungszentrale kennen sich mit Vergiftungen bei MENSCHEN aus. Mensch und Tier reagieren aber nicht gleich.

Grund der frage: Tierärztliche Giftpflanzenlisten im Net führen Sambucus nigra als giftig für Hunde an, und zwar laut einigen Seiten giftig in rohem und gekochtem Zustand.
(Ausdrücklich S. nigra und nicht S. edulis!)

Roh ist eh klar, es weiß hoffentlich jeder, dass dieses Holz nicht zum Stocki-Werfen geeignet ist und dass man Holunderbeeren immer kocht.

Für eine mögliche Giftwirkung in gekochtem Zustand wüsste ich gerne die Begründung. Die Pflanze enthält eine Menge Stoffe, darunter mindestens 1 kritisches Alkaloid, soweit ich mich an entsprechende VOs erinnere. (Zierin im Samen.)

Dem Menschen schadet der gekochte Beerensaft bekanntlich nicht. Das heißt aber nicht, dass es bei Hunden genauso ist.
 
Also die TK Breitensee gibt ja Vorträge über Vergiftungen und die wenden sich, wenn sie nicht weiter wissen auch immer an die Vergiftungszentrale. Ich hab da auch schon wegen meinen Tieren angerufen, weil ich mir nicht sicher war ob bestimmte Stoffe giftig sind usw. Die konnten mir da auch immer gut helfen. Von dem her wärs vielleicht eine Mail oder einen Anruf wert.
 
Im TV konnte man beobachten, wie die WSC -Wölfe selber den Holunder vom Baum ernteten......zu meiner Verwunderung hat da keiner eingegriffen?
 
Und weiß man auch, wie lange diese Wölfe leben?
Im Tv beobachten kann man auch Kühe, die Papier fressen.
Bei mir zuhause kann man zahme Wölfe beobachten, die Schokolade, Chips und McDonaldsreste fressen, sofern man sie nicht hindert.

Erstens sagt dies nichts darüber aus, ob sich die Tiere IN FREIHEIT auch bei solcher Kost selbstbedienen würden.
Zweitens erfährt aus der Tatsache, dass etwas von einem gefangenen Tier gefressen wird, nichts darüber, ob das diesem Tier gut tut.

Sieht das WSC den 15jährigen Wolf als Kassenmagnet oder ist man ganz zufrieden mit einem Bestand, der eine natürliche - also eher niedrige - Lebenserwartung hat? Mehr niedliche Jungtierchen und wenige - keine Oldies, ganz wie in der Natur?
Dann ist da vielleicht ein anderes Ziel gegeben als beim privaten Hundebesitzer, der seinen Liebling möglichst lange haben will?

"Vergiftung" heißt nicht, dass man auf der Stelle tot umkippt. Vergiften kann man sich auch schleichend über 5+ Jahre.
Braucht man nur regelmäßig eine gesunde Wildpflanze mit einem leider carcinogenen Inhaltsstoff futtern, von dem man nichts wusste.

Ich staune deswegen immer wieder, was in modernen Hundefuttern alles auftaucht.

Einige Leute liefern sicher nachträglich die Erfahrungswerte, wie sich das mehrjährige Verfüttern von diversem Seetang auf Tiere auswirkt, die von Natur aus keinen Seetang zu Gesicht bekommen würden.
 
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Nun wie gesagt ich fand es ja verwunderlich.
Apropos verwunderlich: Seetang wird auch gerne gefressen, scheint interessant zu schmecken. Frisch aus dem Meer:)
 
In meinen Unterlagen werden sie unter schwach toxisch geführt. Soll heißen Vergiftungserscheinungen nach massiven Verzehr
 
Danke! Also schwach toxisch in gekochtem Zustand?

Edit: Hast du irgendwelche giftigen Inhaltsstoffe außer cyanogenen Glykosiden angegeben?

Mein altes Skriptum nennt außer Sambunigrin noch die Inhaltsstoffe Holocalin, Rutin u.a. Flavonoide, Chrysanthemin und Sambucin (Anthocyane), div. Triterpene.
Es ging in der fraglichen VO aber mehr um die Strukturformeln und chemische Reaktivität bestimmter Stoffgruppen in Wildpflanzen. Die Giftigkeit für Menschen wurde am Rande angesprochen, die für Tiere nur im Zusammenhang mit Landwirtschaft.
 
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Ich habe meine Diplomarbeit über Heilpflanzen geschrieben, die sich beim Hund in der Vergangenheit als wirksam erwiesen haben. Es gibt meines Wissens nach keine Studie über Sambucus nigra beim Hund, jedoch werden Blüten und Beeren beim Tier einige Wirkungen zugeschrieben und sie werden auch in größeren veterinärmedizinischen Werken als Droge mit Dosierungsanleitung von getrockneten Pflanzenteilen angegeben.

Zur Toxizität wurde eine Studie an an Kaninchen durchgeführt, welche über 3 Tage täglich 6,5 ml/kg KM eines Auszugs von Holunderblüten erhielten. Die Kaninchen wiesen gegenüber der Kontrollgruppe keine signifikanten Änderungen auf, was bestimmte Vital- und Blutwerte betrifft. Zur chronischen Toxizität gibt es keine Angaben.

Beim Menschen kann die Verwendung ungnügend erhitzter Beeren in großen Mengen zu Übelkeit und Erbrechen führen.

Ohne Garantie würde ich das Übliche sagen: Die Dosis macht das Gift. Wie das beim Hund ganz genau ist, wurde wissenschaftlich meines Wissens nach noch nicht beschrieben.

EDIT:

Clintox hat Angaben zu schwarzem Holunder: http://www.vetpharm.uzh.ch/indexcpt.htm
 
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Danke dir. Es gibt also keine Angaben, ausgenommen jene über die Giftigkeit der grünen Pflanzenteile.

Beim Menschen kann die Verwendung ungnügend erhitzter Beeren in großen Mengen zu Übelkeit und Erbrechen führen.

;-) Das hängt vom individuum ab. Es gibt Leute, die hängen schon nach drei Esslöffeln über der Schüssel.
Weiß ich noch vom Indianerspielen als Kind. Ich habe die selbstgesammelten Beeren vertragen, meine Freundin nicht. Ihre Mutter war noch säuerlicher als die rohen Hollerbeeren. :D:D

Ok, also dürfen die Wauzis den Saft der Holunder-Kultursorten vermutlich haben, wenn sie ihn nicht andauernd kriegen. Sie mögen nämlich Hollerkoch.

Im Garten hab ich einen S. nigra "Haschberg (Standard)" und einen S. nigra "Mammut", beide sind durch Zucht ohnehin arm an unbekömmlichen Inhaltsstoffen.

@Cato:

Ich beobachtete in der Bretagne die dortigen Hunde, die ohne Leine und sichtbaren Besitzer herumspazierten. (Relativ viele bretonische Spaniels und deren Mixe, zwei Picardieschäfer, 1 Collie, 1 Herdenschutzhundmix) Die haben am Strand die Abfälle der Boote und Restaurants geholt. Die Algen, für die Roscoff berühmt ist, haben sie nicht angerührt.

(Ein Picardieschäfer wäre ja mein Wunschtraum, aber nicht hier in Wien...)
 
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Ja, nach meinem Kenntnisstand gibt es keine Angaben. Aber ich kenne auch nicht sämtliche Literatur zum Thema und ich bin keine Toxikologin.

Aber wenn du ganz sicher möchtest, kannst du dich mit deiner spezifischen Anfrage an Clinitox (Institut für Veterinärpharmakologie- und Toxikologie in Zürich) wenden, wenn die sagen, du kannst deinen Hunden das geben, dann würd ich das als relativ sicher bezeichnen. :)
 
@Lykaon, ich kann auch nur von einer Erfahrung mit einem Hund sprechen, das war in DK und der Seetang (?) dort mundete ganz ausgezeichnet.
 
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