Zitat von TanteMitzi
hm... ich denk, dass es bei hunden eben einerseits "typunterschiede" gibt und dann zusätzlich innerhalb der jeweiligen hundegruppe/rasse noch zig individuelle ausprägungen - und dann kommt noch der mensch daher und versucht zu interpretieren, denn mehr ist es ja nicht.
Da gebe ich dir recht. Ich versuche meine Interpretationen inzwischen hinten anzustellen und nicht mehr jede Kleinigkeit zu deuten. Hat mich mit der Zeit nur noch nervös gemacht.
auf hundebegegnungen mit mir und meinen tieren fremden hund bezogen: ich muss nicht alles interpretieren, was da zwischen den hunden abläuft - vieles davon werde ich auch nie verstehen - was weiß ich was der eine hunde dem anderen sagt, wenn er ihm am hintern schnofelt... ich halte es nur für wichtig im hinterkopf zu behalten, dass ich fremde hunde immer aus der warte des mir bekannten beurteile - sprich: von meinen erfahrungen mit meinen hunden ausgeh, die nicht zwangsläufig 1:1 auf den anderen hund, bzw. hund und besitzer umlegbar sind.
bei erstbegegnungen zwischen optisch sehr unterschiedlichen hunden orte ich schon immer wieder verständnisschwierigkeiten, aber ich hab den eindruck, dass hunde lernen, was das hündische gegenüber von ihnen will, sofern sie die gelegenheit haben, die andere rasse "privat und nicht nur im vorbeigehen" kennen zu lernen - ansonsten bleiben die differenzen bestehen. die erste dogge oder der erste irish wolfhound den meine amstaff hündin gesehen hat, hat bei ihr einen halben herzinfarkt ausgelöst, auch die windhunde packen so große hund gar nicht - hatten aber auch nie gelegenheit, sie wirklich kennen zu lernen. bei hütehunden z.b. hab ich auch den eindruck, dass meine drei nicht so recht wissen, was man mit so einem anfängt - sieht aus wie hund, riecht wie hund und robbt aber dauernd am boden - was will der?
selbst cs und co. sind ja ein versuch des menschen sich selbst den hund zu erklären. vielleicht gibt es in 20 jahren wieder komplett andere theorien und alles, was wir über hundesprache zu glauben wissen, stellt sich als völliger schwachsinn heraus - verhaltensforschung ist ja auch eine form der vermenschlichung, der versuch hundesprache in menschensprache zu übersetzen, damit ich mir erklären kann, warum hund dies oder jenes tut und lässt.
Kann gut möglich sein, dass es in 20 Jahren schon wieder ganz andere Theorien zur Hundesprache gibt. Deshalb häng ich mich da auch nicht so rein. Ich habe ein Grundwissen, bin offen für neue Erkenntnisse und lese sehr viel darüber. Aber lege nicht alles auf meine Hunde um sondern lass da meine Erfahrung mein Gefühl walten. Schließlich kenne ich sie von klein auf und selbst wenn der bekannteste Hundetrainer der Welt meint, ein Hund der Zähne fletscht beißt in der nächsten Sekunde, kann es trotzdem sein, dass ausgerechnet mein Hund Zähne fletscht, wenn er sich wahnsinnig freut.
ich denke eben, dass es durchaus rasse/typabhängig ist, was nun genau hinter einer verhaltensweise steckt.
bsp. ich war gerade mit meinen dreien draußen, als ein miniaturhund vorbeiwuselte. alle drei haben die selbe reaktion gezeigt - ohren nach vorne, körper steif wie ein brett, bereit loszupreschen - ausgesehen haben sie (bis auf den blick - darin liegt in dem fall der große unterschied) alle gleich.
im theoretischen fall, ich hätt sie laufen lassen, hätte sich folgende situation ergeben:
bei dämmerung oder dunkelheit sind alle drei sehr aufmerksam und deutlich angespannter - die bewegung des wuselhundes löst bei den windhunden sofort den jagdreflex aus - denen kippt zusätzlich zur anspannung sofort der blick - die wollen töten!
die würden auf den hund losgehen, in der absicht ihn zu hetzen und zu meucheln. auf halbem weg würden sie erkennen: ist ja bloß ein hund, das lohnt sich nicht, den zu jagen. wenn sie beim fremden hund ankommen, haben sie sich bereits umentschieden, da sie nicht oder kaum territorial sind und keinen wachtrieb zeigen, was tut man also mit dem fremden hund, wenn man schon vor ihm steht und ihn nicht jagd, weil er ja kein hase ist? man versucht ihn kennenzulernen und ev. zu spielen. der besitzer vom fremden hund sieht nur zwei hunde, die seinen hund zum spielen auffordern, hat aber keine ahnung, dass diese hunde vor 2 sekunden nichts anderes im sinn hatten, als den hund zu killen.
die amstaffhündin würde mit der selben körperhaltung nach vorne preschen - nur ist sie noch ansprechbar, hat keinen tunnelblick - sie würde mords lärm machen und den fremden eindringling verscheuchen versuchen oder stellen - nicht um ihn zu töten, sondern weil sie deutlich mehr "sinn für wachsamkeit" hat - "der hat hier nichts verloren, ich geh mal nachschauen was der macht und vertreib ihn notfalls, weil ich aber nicht weiß, ob freund oder feind, knurr ich vorsorglich und entscheide dann, was ich tue" - der besitzer des fremden hundes sieht einen aggressiven hund auf seinen zustürmen, weil er auf das laute getöse früher aufmerksam wird, als auf die stillen meuchelmörder. dabei hat der "aggressive hund" noch gar nicht entschieden, was er jetzt mit dem anderen hund macht. sobald sie am anderen hund angekommen ist, in der absicht den zu beeindrucken, falls er feindlich gesonnen und somit zu verjagen ist, trifft sie erst die entscheidung: fahr ich eine stufe runter und bin freundlich, weil der es auch ist oder bügel ich ihn nieder. falls sie sich für fall b entscheidet, kriegt sie erst an dieser stelle den "tunnelblick", wo ich weiß "okay, jetzt versteht sie keinen spaß". (eigeninterpretation)
der besitzer des fremden hundes hat schon längst die krise und wähnt seinen hund in todesgefahr. dabei hat er allerdings nicht bemerkt, dass es die anderen beiden, waren, von denen die gefahr ausging. die amstaff hündin war für den fall, dass es nötig wird, eher auf eine prügelei aus.
(gut, meine winhündin ist dann wieder ein individueller spezialfall, vermutlich aufgrund schlechter erfahrungen und der tatsache, dass sie bereits professionell gejagt hat, bevor sie zum ersten mal einen kleinen hund kennen lernte. der windhundrüde reagiert auf den reiz "schnelle bewegung" und ist sofort im tötenmodus, erkennt dann aber sehr rasch, völlig uninteressant, das ist keine beute. für die windhündin ist der reiz des jagens und tötens deutlich größer, die hatte bereits jagderfolge. selbst wenn sie erkennt, dass sie es bei dem kleinen wuseltier mit einem hund zu tun hat, überwiet bei ihr der drang, diesen wuselhund am genick zu packen und hasengleich zu meucheln - zusätzlich ist sie nicht sonderlich verträglich und war wohl schon in einige beißereien verwickelt. die amstaffhündin reagiert ebenfalls auf bewegungen und geht genauso nach vorne, aber eben aus einer anderen "motivation" heraus, bei ihr ist es nicht jagen und töten, sondern verjagen und nötigenfalls andere abwehren.)
aber grundsätzlich lassen sich schon ziemliche unterschiede zwischen hundetypen feststellen - plattschnäuzige hunde haben logischerweise eine andere mimik und vermitteln ihrem gegenüber wohl einen anderen dialekt als langschnauzige, hängeohrenn lassen sich anders bewegen als spitz zulaufende stehohren. stummel- oder kringelschwänze sprechen womöglich eine andere sprache als buschig behaarte ruten. ein gerader rücken vermittelt anderes als eine gekrümmte rückenlinie. ein bulliger hund bewegt sich anders, als ein filigraner. ein herdenschutzhund findet andere dinge wichtig als ein jagdhund usw. - insofern ist es ohnehin erstaunlich, dass hunde so gut untereinander zurechtkommen
Ich bin mir nicht sicher, ob Hunde da wirklich soooo unterschiedlich agieren. Natürlich hat ein Mops mit Kringelschwanz ein anderes Wedelverhalten als ein Windhund. Aber ich denke, dass Hunde aufs Gesamtpaket achten. Wie sieht der Mops als Ganzes aus. Wie hält er die Ohren, welchen Blick setzt er auf, wie ist die Körperhaltung, usw. Und aufgrund dieses Eindrucks reagiert dann der andere Hund freundlich, unfreundlich, ängstlich, usw. Wir sehen das zu oberflächlich würde ich meinen. Hunde können da wohl binnen Bruchteilen einer Sekunde Dinge erkennen, die wir gar nicht wahr nehmen. Sonst würden Hundekontakte mit den verschiedensten Rassen wohl wirklich nicht so toll funktionieren.
Jack hat z.B.: mit keiner Rasse ein Kommunikationsproblem aufgrund des äußeren Erscheinungsbildes. Er mag z.B.: keine Boxer, aber nur, weil er mit einer Boxerhündin schlechte Erfahrungen gemacht hat. Es wird ja auch oft erwähnt, dass Beißkorbtragende Hunde nicht "verstanden" werden. Kann ich nicht bestätigen. Und da wären wir wieder beim Gesamterscheinungsbild
ich seh an meinen hunden, dass sie sehr wohl manchmal schwierigkeiten im verständnis andere hunde haben - insbesondere, wenn sie einen solchen hund noch nie zuvor gesehen haben. die windhündin hat massive schwierigkeiten mit kleinhunden (und angst vor großen hunden), wobei das wie bereits erwähnt auch damit zusammenhängt, dass bei ihr der jagdtrieb überwiegt und sie anscheindend erkennt "hund", aber ihr kopf das programm "jagen und töten" fährt und sie aus dieser "programmierung" nur langsam wieder raus kommt (und mich nerven und beißkörbe en masse kostet). die amstaffhündin hat reagiert sehr stark auf formen (und objekte), sie kennt kleine hunde und windhunde von anfang an und kommt mit solchen wunderbar klar - hunde, die "irgendwie anders" sind, irritieren sie sehr - bullterrier (mein eindruck ist, dass sie auf die ramsnase und die stehohren reagiert), hunde mit kupierten ohren, sehr große hunde, sehr zottelige hunde. der rüde wiederum reagiert auf große gelbe hunde, große weiße hunde, große schwarze hunde - was aber vermutlich weniger mit der körpersprache zu tun hat und womöglich von mir selbst verstärkt wurde.
- ich glaube nur, das es nicht zulässig ist, wie in einem anderen thread geschehen, ganzen rassen ein fehlverhalten oder gestörte kommunikation vorzuwerfen, weil doch teils ganz eklatante unterschiede zwischen hunden bestehen - ich denk halt, dass diesem punkt - den unterschieden bei aller gemeinsamkeit - von menschlicher seite viel zu wenig aufmerksamkeit geschenkt wird.
Das sehe ich auch so. Ich hab zwar auch die Erfahrung gemacht, dass gerade Golden Retriever (hauptsächlich weiblich) sehr unterwürfig sind und das im anderen Thread beschriebene Verhalten an den Tag legen. Aber ich würds auch nicht nur auf Golden beschränken. Mir fällt z.B.: auch bei Jack Russel Hündinnen des öfteren auf.
Ich denke, da kommt es auf viele Faktoren an. Die Gene, Aufzucht, Sozialisierung, positive/negative Erfahrungen mit anderen Hunden, Verhalten des Besitzers...