Geliebter Ty,
du warst es, der es nach Timmys Tod geschafft hat, uns aus unserer tiefen Trauer und Lethargie herauszuholen. Durch dich konnten wir wieder lachen. Durch dich konnten wir wieder die Ruhe und die Natur genießen.
Nie werden wir den Tag vergessen, als wir dich endlich für immer aus deinem tristen Tierheimzwinger herausholen konnten.
Einen 10-jährigen Hund, der gezeichnet war von unendlicher Angst und Selbstaufgabe und dem Stress und der Öde des Tierheimlebens. Und der den Menschen gegenüber kaum noch Vertrauen hatte, zu viel negatives mit ihnen erlebt hatte.
Einen Hund, der für die kleinste Zuwendung dankbar war und jegliche Sinnesanregung tief in sich hineinzog. Der noch voller Wissbegier war und innerhalb kürzester Zeit noch so viel lernen wollte und konnte. Der alles nachholte, was ihm vorher fehlte:
Ruhig und ausgiebig schlafen und schnarchen, dabei genüsslich stöhnen und sich räkeln, in der Sonne dösen, genüsslich essen, Markknochen kauen, den Kong leeren, über weite, grüne Wiesen rennen. Stöcke und Steine holen, Äste zerknacken.
Such-, Schnüffel- und Denkspiele machen. Innerhalb kürzester Zeit alle Animal-learn-Kommandos und kleine Tricks mit großer Freude erlernen.
Voller Inbrunst ins Gras und später ins Moos des Waldes wälzen, wahrhafte Purzelbäume vor Freude in die Wiesen zu schlagen. Sich im Schnee kugeln und hinter Schneebällen rennen.
Endlich wieder Sozialkontakte zu vielen Hündinnen, aber auch zu einigen Rüden.
Ein traumhaftes Bild, wenn er sich im Kurler Busch mit seinen drei schwarzen Freunden und Freundinnen traf. In eine davon, die Labradorhündin Frieda, hat sich der Opa noch regelrecht verliebt. Und sie gerade mal 10 Monate alt auch in ihn! Unzertrennbar waren sie, die beiden.
Aus einem ehemals gedrückten Hund wurde ein Hund, der mit aufrechtem Gang, aufgerichteten Ohren und erhobener Rute selbstbewusst und fröhlich durch die Welt ging. Der erst jetzt wieder lernte, was man mit der Nase für herrliche Dinge erschnüffeln kann und sie in typischer Terrierart ständig auf dem Boden trug. Der erst jetzt lernte, wie schön es ist im Wald spazieren zu gehen und die herrlichsten Spiele mit seinen Eltern zu machen. In höchster Aufmerksamkeit beobachtete er stets genau, was wir machten, um ja nicht zu verpassen, wenn wir irgendetwas versteckten oder uns sonst irgendetwas für ihn einfallen ließen. Selbst, wenn er gerade etwas phantastisches erschnüffelte, kam er immer sofort wieder zu uns gelaufen.
Wenn er im weichen Moos des Waldes oder auf der Wiese lag und einen Stock bearbeitete, ging seine Rute wie ein Propeller, so dass man meinen konnte, er würde jeden Moment abheben.
Und auch die Nachbarn rund um unseren Garten, die ihn allesamt mit Streichel- und Spieleinheiten und Leckerchen verwöhnten, trugen dazu bei, aus ihm einen viel selbstbewussteren, glücklichen Hund zu machen.
Wenn wir uns beide zu ihm setzten und ihn streichelten oder massierten, konnte man an seinem ungläubigen Blick erkennen, dass er soviel Zuwendung noch nie in seinem Leben kennen gelernt hatte.
Sein Vertrauen in uns wuchs von Tag zu Tag.
10 Monate durften wir gemeinsam erleben (oder vielleicht 12, wenn man die Zeit dazu nimmt, wo wir ihn schon im Tierheim betreuten und später auch am Wochenende stundenweise mit nach Hause nehmen durften).
Eine grausam kurze, aber sehr intensive Zeit. Welch ein Glück, dass wir hier in Dortmund nette Vermieter gefunden haben, die kein Problem mit einem Listenhund hatten und es uns dadurch ermöglichten, unseren Ty aus dem Tierheim zu holen.
Dank an alle Menschen und Hundebesitzer, die ohne Vorbehalte an ihn herangingen und ihm zeigten, dass er ein liebenswerter Hund ist.
Er hat es mehr als verdient, dieser unglaubliche Kämpfer. Der trotz seiner Schmerzen noch alles aus dem Leben heraus holte, was er heraus holen konnte.
Aber dann an einem Punkt angelangte, wo selbst er nicht mehr gegen diese Schmerzen ankämpfen konnte und wir ihn nicht mehr leiden sehen konnten. Der lange, nasse und kalte Winter hat seinen Gelenken wohl den Rest gegeben. Wochenlang haben wir für ihn auf die Sonne gehofft. Gehofft, dass er wenigstens noch einen Sommer in seinem Garten genießen kann. Aber es blieb nass und kalt, die Schmerzen wurden immer stärker und unser Ty immer müder.
Ty, du unheimlich braver und kluger Hund: wir haben dich unendlich geliebt und werden dich immer im Herzen haben. So wie unseren Timmy, der dich im Regenbogenland bestimmt ganz lieb empfangen hat. Aber gerade weil wir dich so lieben, mussten wir dir helfen.
Machs gut, kleiner Knotterbär. Jetzt kannst du wieder ohne Schmerzen über die Wiesen laufen.
Petra und Hans