Tja, man kann schließlich auch nicht alles wissen. Aber es gibt tatsächlich die Möglichkeit und im Pferdezuchtbereich wird sie sogar recht häufig genutzt um Problemstuten wieder hin zu bekommen.
Ich versuche mal zu erklären, wie das zusammenhängt.
Das Gehirn besteht aus verschiedenen bereichen. Reptilien haben z. B. Nur das Stammhirn, das die Grundversorgung des Körpers regelt. Es steuert die Bewegung, die Atmung, es sorgt dafür, das die Tiere sehen und hören können, trinken und essen. Dabei ist es dem Stammhirn egal, ob das Tier hunger hat oder nicht, wenn einem Reptil etwas vor das Maul kommt, das ins Evolutionsmuster Nahrung passt, wird es gefressen.
Säugetiere haben eine zweite Stufe u dem Stammhirn. Sie haben das limbische System, das auch Emotionen steuert. Im limbischen System gibt es unter anderem Hippocampus und die Amygdala. Der Hippocampus speichert die Erinnerungen und entscheidet darüber, was langfristig gespeichert wird und was wieder aus dem Gedächtnis verschwindet. Kommt eine Sache öfters vor, wird sie halt langfristig gespeichert. Die Amygdala ist eine ziemlich heikle Sache. Sie ist nämlich das Angstzentrum. Sie generiert Furcht und Angst und damit oft auch Aggressionen. Man sagt, sie hat ein eigenes Gedächtnis das alles, was von der Evolution her oder über Lerneffekte her Angst und Furcht macht, abspeichert. Je öfters eine furchterregende Situation auftritt, desto mehr wird die Angst davor. Das limbische System ist wie das Stammhirn UNBEWUSST. Wir können es als Menschen ebensowenig bewusst beeinflussen wie Tiere.
Für Kira bedeutet es z. B. Das, wenn sie mißhandelt worden ist von einem Mann, der groß ist, schlank und einen Bart hat, das sie in Folge immer einer Stresssituation durch die Amygdala ausgelöst haben wird, weil genau dieser Bereich alle Situationen die gleich oder ähnlich sind dazu nimmt, Alarm zu schlagen und Stresshormone auszuschütten. Alles das, was irgendwie nach einer gemachten schlechten Erfahrung aussieht und das kann eben nicht nur der Mensch sein, der sie tatsächlich mißhandelt hat, sondern auch ein ähnlicher Mensch, der ihr einfach nur etwas Gutes tun möchte und mit einer riesigen leckeren Wurst ankommt und sie streicheln möchte.
Ähnlich geht es Menschen mit einer Angststörung oder einer PTBS. Selbst wenn Menschen dann noch ihren Neokortex zur Verfügung haben, sie sondieren unbewusst alle möglichen Situationen nach Einzelteilen ab, die mit schlechten oder sehr beängstigten Erfahrungen zusammenhängen. Deshalb stehen sie irgendwie immer unter Anspannung und entwickeln leider auch Symptome, die sie selbst sehr belasten und ihnen das Leben zur absoluten Hölle machen.
Sämtliche Vorgänge im Gehirn werden durch Hormone und Neurotransmitter geregelt. Das sind Botenstoffe, die von den verschiedensten Stellen ausgeschüttet werden und eben als Nachrichtenüberträger dienen das Ausschütten eines bestimmten Hormones kann z. B. Den Adrenalinpegel im Körper schlagartig in die Höhe schnellen lassen und dagegen kann man nichts tun. Stell dir mal vor, jemand erschreckt dich, dann zuckst du zusammen und bist im Prinzip auch sofort fluchtbereit dabei kannst du in der Sekunde vorher noch in tiefster Ruhe gewesen sein. Zack, vorbei, von einer Sekunde auf der anderen werden ungeheure Energiereserven mobilisiert, die dich wegrennen lassen können.
Bei einer Störung wie PTBS, Depression oder eben der Angststörung die die Hündin hat, ist das Gleichgewicht dieser Botenstoffe extrem gestört. Da hilft es auch nicht, einfach eine Tablette zu verpassen und zu sagen: Jetzt ist wieder gut! denn dieser ganze Kreislauf der Botenstoffe ist extrem fein geregelt.
Säugetiere haben nicht so einen Neokortex wie wir, das ist die 3. Stufe, also letztlich das, was nach riesiger Walnuss ausschaut. Wir haben die Möglichkeit über unseren Neokortex und dort insbesondere den Frontallappen sehr bewusst zu lernen, mit unseren Ängsten umzugehen. Wir können lernen, das es nicht so schlimm ist aber selbst bei einem Menschen dauert das extrem lange. Über das bewusste Lernen des Menschen hat dieser die Möglichkeit, die unbewusste Ausschüttung der Botenstoffe wieder zu harmonisieren. Vielleicht nicht perfekt, vielleicht auch nicht durchgehend, sondern durchaus mit Phasen, wo alles wieder aus dem Ruder läuft aber wir haben diese Möglichkeit.
Tiere nicht. Eine Trächtigkeit bewirkt die Herstellung und Ausschüttung vieler verschiedener Hormone über einen längeren Zeitraum die sich positiv auf die Seele auswirken. Also ist die Trächtigkeit von Kira auch so zu sehen, das sie über einen längeren Zeitraum mit den verschiedensten guten Hormonen überschwemmt wurde, die ihr eigener Körper hergestellt hat und dadurch die Möglichkeit bekommen hat, die Erinnerungen an viele Angstauslösenden Faktoren quasie zu überschreiben. Sie hatte die Chance, durch die Verantwortung für ihre Jungen zu lernen Hoppla, da gibt es Vertrauen und Lebewesen, die mich brauchen, denen ich wirklich viel wert bin! da diese Lebewesen völlig anders aussehen, als ein Mensch, konnte sie so auch Mut bekommen. Denn sie musste ja nicht befürchten, das ihre Welpen ihr etwas böses wollen. Sie wird auch später ihre Welpen loslassen können, das ist ein evolutionär genetisch festgelegtes Programm. Sie wird sie gehen lassen können und gleichzeitig mehr Vertrauen zu den Menschen gefasst haben.
Sie wird wahrscheinlich nie eine immer völlig unbeschwerte Hündin werden. Aber so sehr ihr diese Trächtigkeit verteufelt sie war für Kira gut. Es war eine sicherlich ungewöhnliche Form, wirklich Tierschutz zu betreiben auch wenn mehrere Tiere dabei herausgekommen sind. Aber wer Tierschutz nur als Massenware sieht, übersieht, das ein Tier einfach mehr ist, als vier Beine und ein kuscheliges Fell. Das zu einem Körperinneren viel mehr gehört als die großen Organe.
Ich zolle dem Tierheimleiter für diesen Versuch meinen größten Respekt als Vermehrer würde ich da ganz anderen Tierschutzeinrichtungen sehen, und das nicht nur in Österreich. Wenn ein Tierschutzverein es zulässt, das ein Pflegeplatzanbieter die Jungen seines Pflegehundes zu guten Konditionen und in die private Tasche verkauft und sie dann womöglich gleich noch einmal decken lässt, weil die Jungen ja so prima weggegangen sind und noch Geld dabei über war, halte ich das für viel bedenklicher.