Du konditionierst mit Sicherheit öfters, als es Dir bewusst wird.
Du bringst deinen Hunden auf anderen Wegen sicher sehr viel mehr bei, als _dir_ bewusst wird. ;-)
an der Lerntheorie ist nicht zu rütteln
Tamino, ich glaub' ich hab' das schon ein paar mal geschrieben: Es gibt keine Lerntheorie. Es gibt mehrere. Und jede Lerntheorie konzentriert sich auf einen speziellen Aspekt des Gesamtprozesses "Lernen". Das ist ungefähr so, wie sich die einen Wissenschaftler mit dem Klima auf unserer Erde beschäftigen, andere mit den Einflüssen der Sonne auf dieses Klima und wieder andere im weiten Weltall nach Planeten suchen, die ähnliche Klimabedingungen wie die Erde haben. Keiner dieser Wissenschaftler würde auf die Idee kommen, den anderen erklären zu wollen, dass sie nix verstanden haben. Und auch Wissenschaftler, die sich mit dem Thema Lernen beschäftigen tun das nicht; sie wissen ihr Spezialthema schon einzuordnen.
Nur Hundebesitzer und -trainer haben das inzwischen verlernt. Die stürzen sich auf die Konditionierung (nebenbei die älteste und am meisten kritisierte Lerntheorie), als wäre sie das allein seelig machende Patentrezept. Ist sie aber nicht. Weil Lernen einfach IMMER eine Kombination aus allen möglichen Wegen ist.
Aber vielleicht sollten wir doch einmal "Konditionierung" definieren...
Das ist bereits definiert. Klar, über Details kann und wird man immer streiten. Nur die grundsätzliche Einordnung von Konditionierung im gesamten komplexen Lernprozess gibt es. Wir Hundehalter können uns keine eigene Definition davon basteln. (Ich weiss aber schon, was du meinst.
Selbstverständlich "lernt" ein Hund durch das Zusammenleben eine Menge, das nicht extra "antrainiert" wurde.
Das ändert aber nichts an meiner ganz persönlichen Meinung, dass ich für meinen Hund einige ganz klar konditionierte Abläufe brauche.
ja genau: DU brauchst sie. Das ist ok. ICH brauche sie nicht. Das ist auch ok. So lange es vor allem für unser Hunde MEHR als ok ist.
Abgesehen davon, ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum "Konditionierung" für manche Menschen so ein Reizwort ist? Konditionierung hat absolut nichts mit Unterdrückung, mit "nur Befehlsempfänger", mit liebloser Beziehung etc etc zu tun......
Für mich ist das Wort an sich kein Reizwort. Nur das, was daraus gemacht wird. Wenn z.B. geleugnet wird, dass es mit Unterdrückung zu tun hat. Dieses ganze Konditionierungstraining zielt doch darauf ab, dass der Hund seine eigenen Entscheidungen und Emotionen und Einschätzungen unterdrückt. Reiz = Reaktion. MEIN Reiz = von MIR definierte Reaktion. Und sonst nichts. Und dafür trainieren wir kleinschrittig und mit Steigerung der Ablenkung bis der Hund jede Ablenkung und damit eigene Entscheidung und Emotion ausblendet. Aber ich sehe das nur nüchtern so und halte es nicht automatisch für "böse". Es kommt darauf an ... Dafür, dass du es für "böse" hältst, kann ich nichts. Aber vielleicht solltest mal darüber nachdenken...
Was ich halt einfach nicht mag: Seit das mit der Konditionierung nach über 100 Jahren bei den Hundebesitzern angekommen ist, kann man alles konditionieren. Ja eh, kann man. Nur: Warum? Mit welchem Ziel? Was hilft es dem Hund? In meinen Augen sind das die wirklich wichtigen Fragen. Die Fragen, die über die Lebensqualität unserer Hunde entscheiden. ... Aber werden sie gestellt? Es reicht in meinen Augen nicht, DASS man einem Hund ein Vibrationshalsband antrainieren kann. Ich möchte gerne, dass meine Hunde wissen, dass sie sich nach mir umsehen können, bevor sie überfordert sind. Und dass ich ein Vibrationshalsband nur aus genau diesem einen einzigen Grund vielleicht in Erwägung ziehen könnte. Ganz sicher aber nicht dafür, dass sich mein Hund nach mir umsieht, wenn ich mir das gerade einbilde. (Nein, ich glaube nicht, dass man der Fragestellerin in dieser Richtung einen Vorwurf machen kann und das tue ich auch nicht. Nur: Es reicht auch nicht, die Frage unkommentiert hinzunehmen. Ich glaube auch, dass gerade die Fragestellerin das sehr gut versteht. Besser als manch anderer Prinzipienreiter, der auf Stichworte wie "Dressur" gleich das volle Programm seiner eigenen Vorurteile vom Stapel lassen muss...)
Durch Gefühlsübertragung lernt mein Hund nix.
Er lernt daraus, wovor du Angst hast, was dich nervös macht, was du cool für normal hältst. Er lernt deine Sicht auf die Welt. Das ist nicht nix. Das ist seine Basis, die Welt zu sehen.
Alleine die Behauptung das "Lernen über Vorbildwirkung" das EINZIGE WAHRE Lernen ist, zeigt in welcher Scheinwelt diese Personen leben.
Ach weißt, Georg ... ich habe nie behauptet, dass "Lernen über Vorbildwirkung" das "EINZIG WAHRE Lernen" wäre. Ich versuche nur, Lernen wieder in den Geamtzusammenhang zu stellen, der Lernen halt einfach ist. Ich kritisiere daher von meiner Seite die Scheinwelt, Konditionierung für das einzig wahre Lernen zu halten. Konditionierung ist nur ein Teilaspekt von Lernen. ... Und leider einer, den sogar sie dümmsten Menschen begreifen können... Ich verstehe schon, warum man sich darauf beschränkt ......
wenn man genau schaut ist es schlicht Verknüpfung, also Konditionierung....
Nein.
Lernen ist Verknüpfung. Aber Lernen passiert nicht nur durch Konditionierung. Man kann Konditionierung also nicht mit Verknüpfung und Lernen gleichsetzen.
... Stell dir vor, deine Firma kauft einen neuen Drucker. Ein riesen Ding, das alle Stückerl spielt. Und jetzt hast einen Papierstau ... Dir wurde genau erklärt umd vorgezeigt, wie man einen Papierstau behebt. Aber du hast es noch nicht wirklich gelernt (= verknüpft), wie man das Probem löst. Du erinnerst dich an die Vorführung, probierst herum und fragst einen Kollegen, der sich besser auskennt. Beim nächsten Papierstau hast du schon mehr verknüpft (gelernt) ... und irgendwann gehst hin und behebst den Papierstau zack mit ein paar Handgriffen ohne darüber nachzudenken ... Und? Du hast es gelernt = verknüpft. Hast das jetzt nur über den Weg der Konditionierung gelernt/verknüpft?
... ah so, ja eh: Hunde sind ja keine Menschen und müssen keine Papierstsaus bei Druckern beheben ... eh ... aber ... Hunde sind Hunde und haben halt
ihre Papierstaus zu beheben ... Und sie lösen das Problem nicht so ganz grundsätzlich anders. Sie lernen nicht so ganz grundsätzlich anders.