bigdog:
magst mir bitte mal schreiben wo in Bayern du bist. Per PN bitte.
"...Sind Menschen die sich einen Welpen vom Züchter holen gedankenlos ?.."
Nein sind sie nicht. Man darf niemals verallgemeinern oder alle und jeden in eine Schulade stecken. Auch wenn der Eindruck entstehen mag, wie ja ein gewisser Herr schon geschrieben hat, dass alle Tierschützer "nen leichten Knall" haben. DAS ist es was mir aufstößt und NICHT das jemand einen Züchterhund mag.
Nun bin ich ja auch schon einige Jährchen auf dieser Welt und habe so meine Erfahrungen gemacht. Auch wenn gewisse Herren hier meinen sie hätten die Weisheit mit dem Löffel gefressen, kennen DIE anscheinend leider nur eine Seite. Was mich noch aufregt, ist wenn "kleine Mädchen" über Zucht reden dabei aber ein unglaubliches Maß an Naivität zeigen.
Ich habe beide Seiten gut kennen gelernt, die Zucht und den Tierschutz.
Die Hundezucht ist ein Geschäft, sind wir doch mal ehrlich meine lieben Züchter. Glaubt ihr ich würde züchten um Verlust zu machen ?? Tut mit leid, aber dann würde ich lügen. Natürlich verdient man sich keine goldene Nase wenn man es "richtig" macht, aber Verlust hat man auch keinen und ein kleines Taschengeld ist wirklich drin.
Und wenn mir ein Züchter, wohl gemerkt auch ein Verbandszüchter, der Papiere ausgibt erzählen will, daß er KEINEN Gewinn macht, stimmt das einfach nicht.
Natürlich kann man ein Geschäft jetzt auf zwei Arten führen. Ordentlich, verantwortungsbewußt, mit Hirn, Herz und Verstand. Man kann es aber auch nur der Kohle wegen führen, hauptsache viel verdient. SO ist es nunmal. Es gab genug Züchterkollegen, denen ich zu gerne den Laden dicht gemacht hätte. Da es leider wenig bis keine gesetzlichen Auflagen für die Hundezucht gibt, wird ja noch immer als "Hobby" verkauft, ging das leider nicht.
Da werden bis zu 40 Rassen auf einem Hof gezüchtet. Natürlich wird die Nachfrage beachtet und Modehunde vermehrt produziert. Da werden Hunde wie die ganzen armen Kühe gehalten, vegetieren in Kuh- und Schweineställen vor sich hin, haben noch niemals Tageslicht gesehen, geschweigedenn das sie mal über eine Wiese gelaufen sind. ABER tolle Papiere haben sie.
Da gibt es Zuchtverbände, bei denen man die Papiere telefonisch bestellen kann. Der Züchter ruft an und 3 Tage später erhält man per Post schöne gold, rot, grün oder blau glänzende Stammbäume. Das die Mutter oder der Vater der Welpen in den Papieren frei erfunden sind, juckt keinen. Hat ja auch keiner nach geschaut. Und jetzt erzählt mir nicht, dass das nur in D so ist. Der österreichische Heiligenschein zieht hier nicht.
Da werden bei einem Züchter der Moderassen, Aussie, Border, Goldie und JRT bis zu 40 Zuchthunden gehalten. Jeden Monat liegen 2 - 3 frische Würfe und auf Farbwünsche der Kunden wird selbstverständlich eingegangen. Wenn nix passendes da ist, wird eben eine "verwandte" Rasse genommen und mit rein gemischt. Papiere werden telefonisch bestellt, würde also gar nicht auffallen, wenn da im Aussie oder Border mal ein Collie oder ein Berner mit drin war. Dürft ihr wirklich HINTER DIE KULISSEN der Zucht schauen ? Nein, als Käufer schon gleich gar nicht.
Dann gibt es natürlich auch die verantwortungsbewußten Züchter. Die, die alle Untersuchungen machen lassen, inkl. dem nicht gerne gesehen MDR1-Defekt bei den britischen Hütehunden, und zwar bei ALLEN Briten. Denn auch Border und Aussies sind betroffen. Da gibt es die, die wirklich mit Herz und Verstand züchten, die der Rasse wirklich etwas gutes tun wollen. Die auch mal eine Anreise von 1000 km auf sich nehmen um einen passenden Partner für seinen Hund zu finden, die keine Mühen scheuen und auch mal mit einer leeren Hündin nach Hause fahren, weil die Dame den Rüden einfach nicht "ran ließ". Da gibt es die Züchter, deren Welpen von Anfang an super geprägt werden und die ersten 10 Wochen optimal gehalten werden. Es ist aber so, und auch das habe ich in über 20 Jahren Zucht und Tierschutz festgestellt, dass die besten Züchter ohne Verband züchten. Denn ganz ehrlich ich persönlich scheisse auf Papiere, die sowieso nicht stimmen.
Setzt mal euere rosa rote Brille ab und betrachtet nicht nur EUEREN Züchter, sondern fangt endlich an, über den Tellerrand zu schauen.
Jedem der einen guten Züchter sucht, würde ich raten folgendes zu beachten:
1. Der Züchter hat NICHT MEHR als 3 zur Zucht taugliche Hunde im Kennel
2. Die Elterntiere MÜSSEN anwesend sein
3. Die Welpen leben IM HAUSHALT und nicht draußen in einem Gartenhaus. Da sieht immer schön aus, wenn eine "Welpenhaus" vorhanden ist. Nur überlegt mal, für was das gut ist ? Da machen die Viecher im Haus wenigstens keinen Dreck.
4. Der Züchter hat nur EINEN Wurf liegen
5. Der Züchter hat HÖCHSTENS EINEN Wurf pro Jahr
Tierschutz:
Auch in diesem Bereicht gibt es die Geschäftemacher. Klar, ist doch menschlich, überall da wo Gewinn raus springt sind sofort die Gierhälse da. Wäre ja auch verwunderlich, wenn es nicht so wäre.
Es gibt Orgas, die massenhaft Welpen- und süße Kleinhunde aus allen möglichen Ländern importieren und hier gewinnbringend verkloppen. Da wird keine Vorkontrolle gemacht, oft kennen die die Hunde nur von Fotos, haben den Hund noch nie "persönlich" gesehen. Da wird nicht auf Wesen und Temperament eingegangen, sondern nur auf das schnelle Geld machen.
Es gibt Orgas, die sich nur mit Vermittlungszahlen rühmen, die Hunde auf Teufel komm raus vermitteln, ohne nach zu sehen ob es passt. Da sitzen dann Hunde die schon 3, 4 oder 5 mal zurück gegeben wurden, weil die Vermittlung eben nicht passte. Hauptsache die Vermittlungszahlen stimmen.
Da gibt es "Möchtegernmedienstars", die ihren angeblichen Tierschutz mit einer Zucht finanzieren. Da frage ich mich was verwerflicher ist. Dass die im Tierschutz arbeitet, oder dass die züchtet ?
Da werden Steuergelder zur Unterstützung solcher Orgas verschwendet, die es überhaupt nicht verdient haben.
Dann gibt es aber die Orgas, die das wirklich verantwortungsbewußt betreiben. Die Hundeschulen und Hundetrainer engagiert haben und mit den Hunden arbeiten. In den Orgas werden ganze Würfe besser betreut als bei dem Züchter von dem sie kamen. Dort wird auf das Wesen und die evtl. vorhandene Geschichte der Hunde Rücksicht genommen. Da werden Platzkontrollen gemacht und ausführlich mit der Familie gesprochen, da gibt es auch keine "Rückläufe" weil's nicht gepasst hat.
So ihr seht also, ICH sehe sehr wohl beide Seiten, denn ich KENNE beide Seiten. Ich werfe niemals vorher schon alles in einen Topf. Wenn ich aber so arrogante Aussagen wie Ferrari's gibt's nur beim Züchter und im Tierschutz hocken lauter Volldepphunde, werde ich wütend und traurig zugleich.
Wenn ich lese, was ein armer kleiner Junghund im Hundesport noch alles erreichen soll/muss, denke ich sehr darüber nach, ob dieser Halter wirklich Hunde aus Liebe oder Selbstprofilierung hält. Was wenn der Hund versagt ? Wenn er dem Druck nicht gewachsen ist ?
Jeder der einen Tierschutzhund möchte würde ich folgendes raten:
1. Niemals einen Hund nur aufgrund eines Fotos nehmen. KANN GUT gehen, kann aber auch SAUBER DANEBEN gehen, das ist ein Roulettspiel.
2. Der Hund sollte alle notwenigen Untersuchungen haben, erst recht wenn er aus dem Ausland kommt. Impfpass und Untersuchungsergenisse notfalls zeigen lassen
3. Der Hund MUSS gechipt sein, niemals einen ungechipten Hund nehmen
4. Die Person die die Vorkontrolle macht sollte den Hund kennen, nur so kann er/sie beurteilen, ob der Hund dort hin passt.
5. Dem TSV nicht böse sein, wenn es mit einem bestimmten Hund nicht klappt. In der Regel kennt ein guter TSV seine Hunde sehr gut und kann oft besser beurteilen ob der Hund passt, als ein Züchter.
Wenn ich so naive Aussagen wie "...alle Züchter würden ihre Hunde zurück nehmen...." lese, grenzt das wirklich an dümmliche Naivität. Dann frage ich mich wirklich, wo alle die Rassehunde mit oft "hochwertigen" Papieren her kommen ? Die fallen nicht vom Himmel und tausende reinrassige, mit tollen Papieren versehener Hunde landen bei den Rasseschutzorgas, weil sie die Züchter eben NICHT ZURÜCK wollten.
Wenn ich sehe, daß hier angebliche Fälle von armen, übergangen Züchter angesprochen werden, ohne dass auch nur ansatzweise die ganze Geschichte bekannt ist, krieg ich echt einen dicken Hals.
Oder hat das "kleine Mädchen" die ANDERE SEITE gehört/gelesen/gefragt ?
Normalerweise schreibe ich keine solchen Romane, tut mir leid, dass es diesmal einer geworden ist. Was ich aber absolut nicht leiden kann ist Arroganz (gewisser Herren) oder die Naivität (kleiner Mädchen) die noch niemals einen ECHTEN NOTHUND hatten.