Pflegehund fängt an zu beissen

P

Pacienca

Guest
Lebe mit Familie auf dem Land und habe seit Ende Januar den 4jährigen Taro (belgischer Schäferhundrüde) des Freundes meiner Tochter in Pflege bis zum Herbst. Vorgeschichte: Taro lebte seit Welpenalter mit Daniel in einer StudentenWG. Vor anderthalb Jahren zogen beide mit Eva zusammen, die nach wie vor beim alleinigen Spaziergang mit Taro grosse Dominanzprobleme hat. Sie war dann in einer Hundeschule mit ihm, doch für die konseqente Umsetzung des Gelernten blieb zu wenig Zeit. Auch bei Daniel hört Taro nicht immer. Er ist zwar gut erzogen, kennt alle Kommandos und auch Kunststückchen, aber in neuen Situationen hört er nicht immer auf ihn. Er rennt bedrohlich auf andere Hunde zu, jagt die Ängstlichen und fetzt sich mit den Mutigen. Da Eva und Daniel bis Oktober im Lernstress sind, habe ich angeboten Taro solange zu uns zu nehmen. Wir (12jähriger Sohn, mein Mann und ich)wohnen im Süden auf dem Land ohne Nachbarn mit Ella (meiner 11jährigen sehr ruhigen Schäferhündin), 2 Katzen, Uschi (einem Hängebauchschwein) und Hühnern.
Taro kam per Flugzeug mit Daniel, der nach einer Woche wieder abreiste. Am ersten Tag gab es eine Beisserei im Flur, angefangen von Ella, obwohl sie sich draussen vertragen hatten. War mein Fehler, da ich versäumt hatte, ihm die Hausregeln zu vermitteln: nicht in die Küche oder die Treppe hoch. Ella schläft nur nachts drinnen im offenen Flur oder tagsüber im Sommer, wenns zu heiss wird, ansonsten ist sie draussen ums Haus. Taro hat nachts einen Platz im geschlossenen Zimmer, da er meinen Sohn anknurrte und die Katzen jagte, beides Sachen, die er vorher nie gemacht hatte, im Gegenteil, mit Kindern spielt er sehr gerne, nur, dass er noch nie mit ihnen zusammenleben musste. Tagsüber ist er draussen. Die ersten 10 Tage liess ich ihn frei ums Haus laufen. Ella ignorierte ihn und ich bemerkte, dass er sich langsam einlebte. Z.B. nicht mehr jeden, der vor die Tür tritt, anbellt, weil er spielen möchte.
Leider fing er dann an, sobald mein Sohn aus dem Haus kam, ihn anzubellen und auch seinen Freunden entgegenzurennen und sie zu verbellen, die Katzen und Hühner zu jagen und das Schwein, vor dem er anfangs grossen Respekt hatte, anzubellen. Daraufhin band ich ihn an eine Laufleine vorm Haus, wenn Kinder da waren und liess sie ihm Leckerlis geben, die er gerne nahm und sich dann auch verschmust zeigte. Sobald es jedoch zu einer neuen Begrüssungssituation mit Kindern kam, war er immer wieder anfangs bedrohlich aggresiv.
Dann letzte Woche, während ich mit meinem Sohn neben ihm stand, der ihn streichelte, sprang er plötzlich auf den 3 Meter entfernten Freund, der unbeteiligt vor der Haustür stand, zu und kniff ihn feste ins Bein. Einen Tag später hat er auch Uschi in den Rücken gebissen, während sie frass, und zwar in dem Moment, als ich mit ihr sprach. Ich habe ihn beide Male geschüttelt und geschimpft, aber er wirkte sehr unbeeindruckt.
Habe als erste Massnahmen ihn nun durchgehend an einer sehr langen Laufleine hinter dem Haus, wenn Kinder da sind oder er mit mir frei im Garten ist, mit Maulkorb. Ich spiele auch nicht mit ihm, weil er mir dann zu wild und aufgedreht wirkt. Wenn ich ihn rufe, kommt er auf mich losgeprescht, als wolle er mich umrennen, rast ganz knapp an mir vorbei und kommt dann erst zu mir. Insgesamt macht er einen sehr übermütigen, verspielten Eindruck, fordert viel Aufmerksamkeit. Es gibt momentan kaum Situationen, in denen ich ihn loben kann.
Wie kann ich ihm helfen, diese grosse Umstellung zu meistern? Bei der Attacke auf das Kind und Uschi sieht es mir nach Eifersucht aus. Ich möchte ihn gerne wieder frei im Garten laufen lassen und auch abends im Haus haben mit mehr Familienanschluss. Weiss jemand Rat?
 
Ein belgischer Schäfer, Rüde, 4 Jahre, tagsüber im Garten, bei fremden Menschen in fremder Umgebung.
Mich wundert gar nix:mad:
Der Hund braucht Erziehung und Beschäftigung, aber richtig.
Eine Stunde Bewegung ( zB neben Rad laufen ), 1-2 x 1/2 Stunde Beschäftigung ( neue Übungen UO, Suchen, ...... ), den Rest des Tages Ruhe in einem eigenen Zimmer ( nicht im Garten wo es rund geht mit Kindern und Schweinen! ).

Wenn ihr das nicht so oder ähnlich bieten könnt, muss das arme Tier demnächst in einen Zwinger, weil er einfach zu gefährlich werden wird:confused: ?

Ich hoffe ja, ich sehe das zu schwarz, aber was, wenn mein Pessimismus berechtigt ist?
 
Pacienca schrieb:
...Weiss jemand Rat?
Uh, das hört sich alles ziemlich schlimm an, wie der Hund bei euch gehalten (bzw. "geschüttelt"...:eek: ) wird. Würde an eurer Stelle GUTE professionelle Hilfe aufsuchen, aber das hat auch nur Sinn, wenn ihr genug Zeit investiert und schleunigst einige grundlegende Änderungen im Umgang mit dem (armen!) Hund und seiner Haltung macht ... :(
Sonst kann ich sagen, dass ich mich der Meinung von Cato anschließe.
 
Begleitet von Stress fehlt es dem Hund meiner Meinung nach an Beschäftigung und geistige Ausgeglichenheit. Die hat er nicht wenn er den ganzen Tag nur im Garten verweilt und dann sucht er sich welche in welche Richtung die auch immer gehen. Und ein Garten ist keine Alternative zum Gassigehen etc..
Den Hund an die Laufleine im Garten zu binden und auf Erfolg zu warten führt zu nichts!

Auch wenn Daniel und Eva im Lernstress sind, WENN ich einen Hund habe ist es als Hundebesitzer meine PFLICHT die Freizeit (und jeder hat Freizeit) zu nützen mit dem Hund zu arbeiten - und ein belgischer Schäferhund will arbeiten, diese Rasse gehört "beschäftigt" und ist nicht irgendein Schosshundi! Nun ist der Hund bei Dir und es liegt nunmehr in Deiner Hand etwas zu unternehmen!

Abgesehen davon prof. Hilfe anzunehmen und mit dem Hund trainieren, würde ich mit dem Hund 2-3 am Tag Gassi gehen (aber nicht endlos lang, umso länger Du mit dem Hund unterwegs bist umso mehr wird er sich aufziehen und Stress haben) und ihn zu Ruhephasen "zwingen", also nicht raus in den Garten und Türe zu oder an der Laufleine anbinden!

Die Attacken auf Menschen etc. sollten Alarmglocken bei Dir auslösen! Den Hund mit Leckerli "bestechen" bringt keinen Erfolg!
 
Flugzeug / im Süden / keine Nachbarn - wo wohnt Ihr denn überhaupt, kann es sein, daß es wirklich "der Süden" ist und somit wahrscheinlich auch keine passable Hundeschule / Trainer in der Nähe?

Falls dem so ist, bitte ein Buch kaufen, über stressfreie Beschäftigung für Hunde ( Günni - ein Tipp? ) und für ein bißchen ebenfalls stressarme regelmäßige Bewegung sorgen ( Radfahren in gleichmäßigem Tempo, oder Schwimmen?).
Vor allem aber Ruhe auch tagsüber, weg aus dem Garten, weg von den Kindern und dem Schwein und den Hühnern!
 
Nasenarbeit von Ann Lill Kvam, Animal Learn Verlag

Aber dafür muss man sich damit beschäftigen WOLLEN.


Ich sehe das Problem darin, dass scheinbar der Hund sich dem Leben dort anpassen soll... das wird aber nicht funktionieren.

Über das Forum oder virtuell ist Helfen äußert schwierig, wenn nicht unmöglich und zudem auch noch brandgefährlich.

Grüßli
Günni
 
Ja, stimmt schon, aber ich denke, erst mal weg aus diesem Garten,wo es den halben oder ganzen Tag rund geht, das kann ja nicht schaden.
Verringert ausserdem die Gefahr, daß jemand gebissen wird.:(
 
hi

stelle ein kleines kind auf einen grossen platz... und lasse es alleine...
das kind wird mit seiner "freiheit" nichts anzufangen wissen, als elternteil sind wir u.a. dafür verantwortlich das kind auf die "freiheit" vorzubereiten...
im grunde ist der zustand wie du ihn beschreibst.. ein schönes hundeleben... viel platz, freiheit, familienanschluss... nur, er dürfte es nicht kennen... ist verloren... zu viele reize - zu wenige spielregeln. (auch dürfte taro etwas zu wenig erziehung genossen haben, und einfachste alltagssituationen nicht bewältigen können) wie du beschreibst, dürfte er kein killer sein... sonst wäre uschi schon ein braten (steh mirs ungemein auf die kleinen schweine:-) kommt mir eher wie ein noch sehr junger hund vor (vom kopf, zu wenig erfahrung) der momentan weil ohne anleitung alles mögliche ausprobiert... worauf du nun achten musst... dass sich verhaltensmuster.. die momentan noch in der entwicklung sind... nicht festigen... respekt vorm schwein - dann knabbert er es schon an - der nächste schritt ist vorauszusehen! genauso verhält es sich im umgang zu den menschen... verbellen - bein zwicken - ....
kann dir nur raten... nimm ihm seine freiheit wieder... solange er nichts kann, gelernt hat, spielregeln befolgt... stellt er eine gefahr dar... (noch nicht, aber dürfte sich entwickeln) gib ihm verhalten vor... um etwas erziehung wirst du nicht herumkommen, viel bewegung... aber von dir gesteuert (nicht schwein, katzen und kinder hetzen) ruhephasen... nimm ihn eng zu dir, wenn er begriffen hat wie er sich zu verhalten hat... dann grenzen weiten.
zu nasenarbeit: wenn hier kein vorwissen vorhanden ist, endet dies eher im frustrierenden desaster...
alles gute ellen
 
Erstmal vielen Dank für die direkten und klaren Worte. Mir wurde schon bei der ersten Antwort von Cato klar, dass Taro echt überfordert wird. Habe ihm ein Zimmer freigemacht und heute ist er schon weniger aufgeregt.
Übrigens lauf ich 3mal täglich mit ihm ohne Leine mindesten ne Stunde, damit er sich auspowern kann, denn das ist er von zuhause so gewöhnt. Nur Spielen tu ich dabei nicht mit ihm, weil er dann sehr aufdreht, bellt und rempelt. Training hatte ich vor, aber noch nicht mit ihm gemacht: dachte fälschlicherweise, dass das zusätzlich zu all den neuen Eindrücken, ihn überfordert.
Ich wohne tatsächlich im Süden(Portugal) sehr ländlich, unser "Garten" ist nicht eingezäunt und es ist auch (nicht aus Hundesicht wahrscheinlich) nix los. Hühner und Schwein sind weit hinten ausser Sicht und ich finde es auffällig, dass er nur drangeht, wenn ich dabei bin. Geb ich falsche Signale? Eifersucht? Naja, jetzt ist erstmal Kontaktpause. Mit Hundeschule siehts hier schlecht aus, hat jemand einen guten Buchtipp? Ich bin echt bereit viel Zeit und Einsatz zu investieren, damit Taro hier ne entspannte Zeit hat, bin also für weitere Tipps und Ideen sehr dankbar.
 
Wenn es das richtige Training ist, wird Dein Hund nicht überfordert, ganz im Gegenteil er wird sich auf`s arbeiten (Unterordnung) freuen und er wird geistig und körperlich gefordert!

Jedoch denke ich, daß es ohne prof. Hilfe falls Du selbst kein Profi bist schwerer sein.
 
Reduziere das 3 x täglich eine Stunde "Auspowern" auf 2 x eine halbe Stunde, auch das hilft, ihn ruhiger zu machen, für einen solchen Hund ist das zu viel, was Du jetzt machst.
 
Pacienca schrieb:
. Nur Spielen tu ich dabei nicht mit ihm....

Spielen fördert die Bindung! Nimm eine weiche lange Beisswurst und spiele mit Taro wenn Du alleine mit ihm bist, bevor er noch aufdreht beendest Du das Spiel! Wird am Anfang nicht ganz zu leicht sein, aber mit der Zeit findest Du den Zeitpunkt um mit dem Spielen rechtzeitig aufzuhören - und dann ist Ruhe! Du eröffnest und Du beendest das Spielen!
Es gibt auch Videos bzw. DVD`s zu dem Thema "Wie spiele ich richtig"

Vielleicht findest Du über dieses Forum eine passende Hundeschule:
http://www.portugalforum.de/archive/index.php?t-3324.html

Bei der Auswahl der Huschu würde ich Dir empfehlen, daß Du Dir diese vorher ansiehst und zwar unmittelbar bei einem Training! Bei der Auswahl würde ich auf folgendes achten: kurze Trainingseinheit in Form von Einzelunterricht, ohne Ablenkung, arbeiten die Hunde freudig (Körpersprache), ohne Leinenruck, ohne Geschreie etc .. welche Ausbildung/Erfahrung/Leistung haben die Trainer!

Alles Liebe!
 
toppolino schrieb:
Bei der Auswahl der Huschu würde ich Dir empfehlen, daß Du Dir diese vorher ansiehst und zwar unmittelbar bei einem Training! Bei der Auswahl würde ich auf folgendes achten: kurze Trainingseinheit in Form von Einzelunterricht,
Alles Liebe!


Das zu finden wird wahrscheinlich fast unmöglich sein ;)

lg
 
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