Willow schrieb:
Hallo,
Im Gegensatz zu meiner Vorrednerin bin ich der Meinung, man sollte nicht wegen der Panik vor Staupe, Parvo und Co die wichtige Phase zwischen der 8. und 16. Woche verplempern, sondern den Hund so gut es geht sozialisieren (Hunde, Menschen jeden Alters, andere Tiere), ihn mit allen Umweltreizen bekannt machen, denen er auch später ausgesetzt sein wird.
Hi,
darauf muss ich einfach antworten ;-)
1. Ich hab ich mir noch keinen Hund mit 8 Wochen vom Züchter geholt. Das hätte auch keiner der beiden mir (weil ich kein Rudel habe) gegeben, die geben die Welpen frühestens mit 12 Wochen ab!)
Ich weiss aber aus einigen ausführlichen Gesprächen mit einem Züchter und Besitzer von Jagdhunden, der auch Schönheits- und Leistungsrichter ist, dass das bei Hunden, die zur Jagd eingesetzt werden anders gehandhabt wird und warum solche Hunde relativ früh abgegeben werden.
2. Es ist richtig, dass ein Hund in der Sozialisierungsphase in der 8. bis 12. Woche stattfindet. Nach Trumler durchlebt der Welpe folgende Phasen:
vegetative Phase 1. bis 2. Woche
Übergangsphase 3. Woche (Hauptentwicklungsphase)
Prägephase 4. bis 7. Woche
Sozialisierungsphase 8. bis 12. Woche
Ich zitiere mal
Zitat:
Dann kommen die Phasen der Sozialisierung und Rangordnung innerhalb des eigenen Hunderudels und später im Menschenersatzrudel. Zugleich "schiessen" die Welpen, die Wachstumsphase ist enorm. Der Kampf ums Futter aus der Schüssel beginnt. Das Behaupten ist wichtig für die psychische Stärke. Hier werden die Unterschiede der Individuen innerhalb des Wurfs deutlich. Welpen, die ausreichend Futter bekommen und in Gesellschaft mit anderen Welpen fressen, werden wenig Futterneid bekommen. Aber Isolierte bekommen ihn.
Nun setzt auch der Kindergartenunterricht des Vaterrüdens ein. Er lernt den Welpen Einordnung im Rang, als Korrektur die Unterordnung. (Diese notwendige Unterscheidung für Selbstsicherheit verstehen einige Ausbilder heute noch nicht, weil sie ständig unterwürfige erwachsene Hunde wollen, keine selbstsicheren.)
Der Vaterrüde - später der menschliche Rudelführer - zeigt nun Verbote und lehrt das Beutemachen. Bei Menschen durch natürliche Spielzeuge ersetzt, leider zunehmend durch verkindlichende unnatürliche. Der Welpe lernt mit Angst, mit Aggressivität, mit Zuneigung und Ablehnung umzugehen. Er wird seinen Rang suchen und ihn zu verbessern trachten, wenn er nicht eingeordnet, notfalls untergeordnet wird. Ein eingeordneter Rang macht den Hund zufrieden und sicher.
Der Welpe muss nun beim neuen Besitzer alle Geräusche und Dinge und Lebewesen kennenlernen, die er zum Leben braucht. Mit Geduld und Konsequenz, die ihm seine Hundeeltern bereits anerzogen haben.
Hundelogische Konsequenz ist eine der schwierigsten Herausforderungen an Menschen, die keinen Bezug mehr haben zu sehr sozialfähigen Tieren wie Hunden. Es kann meist nur der bestmögliche und nicht nachlassende Versuch einer Annäherung an die Konsequenz sein, zu der Hunde imstande sind.
Der Welpe wird nun sehr aufnahmefähig und damit lernbegierig sein und alles herausfordern. Er wird bestenfalls zu einem Individuum reifen.
Zitat Ende
Entnommen von HP
http://www.hundezeitung.de/hundekunde/abschnitt.html
Dort kann man auch nachlesen, dass diese Phasen von Rasse zu Rasse etwas unterschiedlich sind. Kleinere Rassen entwickeln sich rascher, als große Rassen. etc.
Und da ich meine Welpen nie mit 8 Wochen vom Züchter geholt habe, kam ich auch nicht in die Verlegenheit, mit 8 oder 10 Wochen alten Welpen Sozialisierung in einem Hunderudel auf einem Hundeplatz üben zu müssen.
Meine Welpen haben diese Sozialisierungsphasen immer im Familien-Rudel mit Mutter, Vater, Onkeln und Tanten "durchlebt" und wurden bereits bei den Züchtern mit fremden Menschen und Situationen, Kindern und Geräuschen (Mixer, Staubsauger etc.) konfrontiert und mußten auch bereits bei den Züchtern kurze Strecken mit dem Auto mitfahren. Das geht so weit, dass die Züchterin mit Hunden, die z. B. nach Amerika verkauft wurden, ab dem Zeitpunkt, wo das bekannt war, nur mehr englisch gesprochen hat, damit der Hündin die Sprache nicht fremd ist.
Und dass solche "Kleinigkeiten" kein Blödsinn sind, konnte ich in einem englisch-sprachigen Afghanenforum selbst erfahren, als eine Amerikanerin total verzweifelt war, weil sie eine erwachsene Afghanen-Hündin von einem Deutschen übernommen hat und die Hündin kein Wort verstanden hat und nach Aussage der neuen Besitzerin sehr traurig gewirkt hat. Der Deutsche hatte ihr die Begriffe "Sitz, Platz, brav, hier" etc. zwar aufgeschrieben, aber die Amerikanerin hat das immer in Englisch ausgesprochen. Ich habe ihr diese Begriffe dann in Lautschrift "übersetzt" und sie hat mir überschwenglich gedankt, denn als sie dann statt "seits" richtig "siiiitz", statt "Plets" richtig "Plaaatz" und statt "breiv" richtig "braaav" gesagt hat, hat die Hündin freudig zu wedeln begonnen und ist bei "komm hier" auch sofort zu ihr gelaufen.
Inge