Osterbräuche

OldHag

Super Knochen
Ich finde es eigentlich schade, dass viele Traditionen dieser Tage kommerzialisiert werden oder einfach verschwinden. Deswegen erzähle ich mal von unseren und vielleicht gibt es ja beii Euch auch noch den einen oder anderen Brauch, an dem ihr gerne festhaltet
Unsere Familie ist ja irgendwie ein europäisches Kuddelmuddel, deswegen haben sich hier auch einiges vermischt....
Die Pommern-Oma hat immer an der Ostervigil festgehalten, nicht in der Kirche, aber zuhause mit vielen Kerzen und alten Fotobüchern und der Familienbibel hat sie Geschichten aus der Bibel und aus dem Leben ihrer Familie- Wir wurden dann irgendwann ins Bett geschickt und vor Sonnenaufgang wieder geweckt, um gemeinsam mit der Oma das Osterwasser aus einer Quelle in den Weinbergen zu schöpfen. Dabei durfte kein Wort gesprochen werden bis wir wieder zuhause waren.... sehr schwierig für Kinder.

Die Neckar-Oma hat Gründonnerstag immer Maultaschen gemacht, für Karfreitag natürlich keine B'scheisserle ;) dafür war Zeit, weil Waschen in der Karwoche nicht erlaubt war - leider galt das nur für die Wäsche. Und am Ostersonntag gab es die Osternester erst nach dem Kirchgang bzw. nach dem Osterläuten.
Der Neckar-Opa mit seinen französischen Wurzeln hat uns immer erzählt, dass es den Osterhasen eigentlich nicht gäbe - denn die Ostereier würden von den Kirchenglocken verteilt, die in der Osternacht ihren Turm verlassen und im Himmel gesegnet werden.

Ja, und vorallem gab es ebben nur Eier und ein paar Süßigkeiten, keine großen Geschenke - wobei alle Großeltern erzählt haben, als sie Kinder waren gab es halt Eier und neue Schuhe, meistens auch die gebrauchten von den größeren Geschwistern, weil im April das neue Schuljahr anfing und man dafür Schuhe brauchte.

Jetzt habe ich ein sorbische Schwiegertochter - mal sehen was da noch dazu kommt... also ihre Eier sind schon mal sehr schön....WP_20190422_001.jpg
 
Meine Kindheit war in Kärnten, also katholische Bräuche...

In katholischen Landen wird der Altar am Aschermittwoch mit dem Fastentuch verhängt, das am Karsamstag wieder abgenommen wird.
Eins der berühmtesten Fastentücher befindet sich im Gurker Dom, wirklich eine Sehenswürdigkeit.


Gurk_Fastentuch_ganz.jpg
 
Bin gerade beim Osterputz (also wenn ich nicht im Forum hänge 😅) die Arbeit ist geschafft, was noch sein musste. karfreitag ab 15:00 (Sterbestunde) soll man nicht mehr am Feld fahren (sagt mein Schwie-vater), irgendwann hören die Bauern auch mal auf zu arbeiten. 😜

Die Ratschen-kinder gehen im Ort herum, meistens machen das die Ministranten. Nach Ostern kommen sie und bitten um "a rot's Oa" und eine kleine Spende.

Klassisch gab es bei uns am Gründonnerstag oft Spinat, oder Stohsuppe mit Erdäpfel. Karfreitag kein Fleisch, und Karsamstag nach der Auferstehungsmesse dann eine Osterjause mit Schinken, Eier, Brot, Wein etc. Ein Osterbäumchen mit den Zweigen vom Palmsonntag wird geschmückt.
Nesterl-suchen gab es für die Kinder immer am Sonntag nach der Messe. Also auch nur mit Süßigkeiten, nix großes.

Sonntag und Montag besuchen wir die Familien und lassen uns zum Essen einladen. 😄

Neben gefärbten Eiern verschenke ich heuer rohe, weil soviel da sind. Kann jeder machen damit was er will.

Und einen Gugelhupf soll ich noch backen.... nicht meine stärke.
 
Ein anderer kirchlicher Brauch waren die Glocken, die am Gründonnerstag nach Rom flogen - d.h. bis zur Auferstehungsfeier in der Osternacht schwiegen.

Familienbrauch war vor allem die Fleischweihe am Karsamstag. Ein großer Henkelkorb wurde mit einem in rotem Kreuzstich bestickten Tuch ausgelegt und wurde mit Schinken, Würsten, Pinze (ein süßes Brot), Eiern und Orangen gefüllt. Diese guten Dinge wurden mit einem Zipfel des Tuches zugedeckt. "Unsere" Fleischweihe fand im Kreuzgang der Benediktinerkirche statt - ein (uralter) Priester sprach den Segen und die Körbe wurden mit Weihwasser besprengt.
Die Macht des Glaubens bewirkte, dass nur geweihtes Fleisch nach Ostern schmeckte ;)

Die Ostereier wurden selbstverständlich selbst gefärbt, und zwar mit großem Tamtam von meinem Vater (der nur drei Haushaltspflichten hatte: Den Weihnachtsbaum zu schmücken, am Sonntag das Schlagobers zu schlagen, und eben die Ostereier zu färben).
Alle gefährdeten Oberflächen wurden mit Zeitungspapier abgedeckt - Ostereierfarbe färbt wie Sau. Mein Vater waltete seines Amtes und färbte die Eier in großen Einsiedegläsern rot, blau und grün, während meine Mutter besorgt im Hintergrund herumflatterte. Wir Kinder durften anschließend die gefärbten Eier mit einer Speckschwarte abreiben, damit sie glänzten.

Ostern war auch der Termin für die Frühlingskleidung - egal wie das Wetter war: Zu Ostern wurden der Wintermantel und die dicken Winterstrumpfhosen abgelegt und man trug Kniestrümpfe oder Socken.
An Geschenken gab es Süßigkeiten - meist eine Tafel Schokolade - und Kleidung.
 
Die Ratschenkinder gehen heute hier auch herum, ich bin mit den Hunden vom vorderen in den hinteren Teil des Gartens geflüchtet (ungefähr 200 Meter weiter weg), weil ich weder Bargeld noch rote Eier im Haus habe.
Aber jetzt wo ich es hier lese, stimmt ja, sammeln tun sie erst nach Ostern🙈
Ganz umsonst geflüchtet 😂

Übrigens habe ich diesen Brauch aus OÖ und Wien nicht gekannt, wurde zum ersten Mal in Asperhofen damit konfrontiert.
Dort aber auch gleich so richtig. Erstens sind die Kinder dort die ganze Karwoche mehrmals täglich gegangen. Furchtbar nervig, weil sich besonders eine von meinen drei damaligen Hündinnen extrem aufgeregt hat. Und bei der Sammelrunde waren die Eltern dann sehr vorwurfsvoll, als wir (nichtsahnend) nichts hatten für die Kinder.
 
Eierpecken fällt mir noch ein. Da wird der Familienzwist mal ordentlich ausgetragen!

Wie färbt ihr die Eier? Lebensmittelfarbe? Natürlich? Heiss oder kalt?
 
Geht eigentlich noch jemand außer mir in die Kirche? Ich mach da sehr selten, es gibt bessere Plätze als kühle Gebäude aus Stein, aber an den Feiertagen gehen ich dann doch gerne, einfach weil es Erinnerungen weckt - manche Predigt der jüngeren Pfarrer zum Nachdenken anregt.
 
Nein, schon lange nicht mehr. Ich ging auch früher nie gern in die Kirche - also zur Messe - einzige Ausnahme war die Mitternachtsmette zu Weihnachten in Maria Saal. Es war eisigst kalt, der Pfarrer schwebte in Schischuhen herum, aber irgendwie war es auch wunderschön.

Aber als historische Gebäude finde ich Kirchen schon faszinierend. Und katholische Kirchen sind ja auch opulent ausgeschmückt, soviel Vergoldung sieht man sonst nirgends.
 
Ich war früher auch freiwillig nur in der Mitternachtsmette zu Weihnachten😍
Manchmal schon auch zu Ostern, wenn wir bei der Bauernverwandtschaft am Land zu Besuch waren.
Mein letzter Besuch in einer Kirche war glaube ich beim Begräbnis einer Nachbarin, da wurde ich zur symbolischen Begleitung des Sarges eingeladen, von jeder Seite ein Nachbar…das hat mir irgendwie gefallen, also habe ich mitgemacht.


Übrigens, ich bin bewaffnet, wenn der Feind 🙈klingelt (gab leider nur mehr solche in Plastik):
 

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Mir ist da zu viel BlingBling - ich bin mit den schnörkellosen evangelischen Kirchen aufgewachsen - K3 hat ja konfessions- übergreifend gesungen und bei den endlosen Stell und Stimmproben in so ziemlich allen Konzertsälen und Kirchen im Umkreis habe ich die evangelischen Kirchen schätzen gelernt, die nüchterne Schlichtheit hat mir immer wieder geholfen zur Ruhe zukommen. Bei den katholischen Kirchen hat mich die Ausschmückung einfach reizüberflutet.
 
Mir ging es gerade andersherum - es gab eine evangelische Kirche, und die empfand ich als trist und kahl und langweilig. Mir war sowieso immer langweilig in der Messe, in einer katholischen Kirche konnte man aber doch den ganzen Dekor anschauen und sich damit ablenken. Während in der evangelischen Kirche nix war als nackte Wand.
Allerdings hätte ich gern ein bisschen weniger Märtyrerleid gesehn, das ist tw. schon sehr makaber was man da zu sehen bekommt. Dieses Schwelgen in Kummer und Schmerz. Das war mir echt zuviel
 
Wir gehen in die Kirche, also zur Messe. Sicher weniger oft als die vorigen Generationen es gerne gesehen hätten, aber doch. Es kommt auch auf die Art des Pfarrers an, ob ich mit seinen Worten etwas anfangen kann, oder sich in mir schon alles querstellt.
Wir sind aber begeisterte Pilgerfahrer, und es ist schon etwas besonderes mit vielen unterschiedlichen Menschen aus der ganzen Welt eine einheitliche Messe zu feiern.
 
Übrigens, ich bin bewaffnet, wenn der Feind 🙈klingelt (gab leider nur mehr solche in Plastik):

Von wegen NACH Ostern. Jetzt hat es geklingelt😱
Ich bin schon beinahe traumatisiert🤣

Ich natürlich nicht anständig bekleidet, meine 3 Haare zum Vogelnest drapiert, und vor allem: rote Eier ja, aber kein Bargeld für die Spendenkasse, wie peinlich🙈

Konnte nicht mal den Mann vorschicken, der hat sich im Wald versteckt. Ob er es wusste?😜
 
Vielleicht hat er sie geschickt - "Geht da mal schon heute hin . nach Ostern macht Euch keiner mehr auf" oder so 😂
Passiert mir übrigens regelmäßig am 30-Oktober - weil ich HalloWien! nicht auf dem Schirm habe
 
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Ich liebe diese alten Kirchen mit ihren Stuck, bunten Kirchenfenstern, Wandmalerei und Fresken... ich gehe gerne rein, zudem in Gedenken an meine Lieben auch immer eine Kerze angezündet wird..❤️
 
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Zu einer zünftigen Osterjause gehört ja auch ein zünftiges Bier.

Damit es auch jedem schmeckt, gibt es nun ganz neue Geschmacksrichtungen, dank KI:

 
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