Guten Tag allerseits!
Ich habe selten so viele verallgemeinernde, undifferenzierte und auch falsche Aussagen zu Kopfhalftern gelesen wie hier und möchte deshalb ein paar Worte dazu verlieren.
Tatsache 1: Ein Kopfhalfter ("Halti") ist keine Erziehungs- sondern eine Führhilfe; das Halfter selbst bewirkt von allein gar nichts, ein Trainingserfolg steht und fällt mit den Fähigkeiten des Handhabenden; dies zur Aussage, daß es unnütz sei, weil der Hund daruf abstumpft. Es ist nicht dazu gedacht, daß der Hund drangehängt wird und nun bittesehr der Erfolg eintreten möge.
Tatsache 2: Es gibt Hunde, die nicht von kleinauf mit allem in Berührung kommen, was notwendig gewesen wäre. Dazu gehören insbesondere Erziehung und Sozialisation. Die daraus möglicherweise auftretenden Verhaltensprobleme sind somit nicht dem aktuellen Besitzer und dessen vermeintlicher Unfähigkeit zuzuordnen, sondern der desjenigen, der den Hund abgab, warum auch immer, in aller Regel aber genau wegen dieser Probleme. Oft ist dort das Kopfhalfter die einzige Möglichkeit, den Hund sicher zu führen um Schaden an der Umwelt zu vermeiden. Dem Gernegroß, der den engagierten kopfhalfter-einsetzenden Menschen Faulheit, Inkompetenz und mangelndes Interesse an der Sache unterstellt, ist ein frustrationsaggressiver 60 kg-Rottweiler ohne Halfter in die Hand zu geben, um ihn gegebenenfalls eines besseren zu belehren. Man kann nicht jedes Fehlverhalten wegbrüllen, -rucken oder -clickern.
Tatsache 3: Das Halfter ist stets nur so gefährlich wie die Unwissenheit des Benutzers. Es bedarf vor Beginn des Trainings an der Leine einer intensiven Gewöhnung an den ungewohnten Riemen im Gesicht und vor allem einer beherrschten, klaren und sorgfältigen Führtechnik.
Grundsätzlich sind beim Einsatz eines Kopfhalfters ein festsitzendes Halsband sowie eine verstellbare Führleine mit zwei Karabinerhaken zu verwenden, wovon der schwerere am Halsband bleibt und der leichtere unterm Kinn am Halfter befestigt wird. Wird die Leine dann so gefaßt, daß der Hund zuerst ins Halsband und erst dann ins Kopfhalfter läuft, sind Halswirbelsäulenverletzungen nahezu ausgeschlossen. Der Leinenteil am Halfter dient ausschließlich der Korrektur und der Signalgabe und nicht zum Zerrenlassen des Hundes.
Tatsache 4: Die Führkompetenz eines Hundebesitzers sollte sich nicht nicht aus dem Befürworten und Einsetzen resp. Ablehnen eines Hilfsmittels oder einer Methode erschließen sondern aus seiner geistigen Beweglichkeit, die auftretenden Probleme mit seinem Hund tierschutzgerecht lösen zu können und dabei zu einem Erfolg zu kommen. Daß dorthin mehrere Wege führen können, sollte gemeinhin bekannt sein.
Franziska