Nackenschütteln: richtig oder falsch

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Werner

Guest
Ich bekomme demnächst einen Welpen ins Haus. Da will ich natürlich gleich von Anfang an alles richtig machen. Nachdem ich zahlreiche Bücher über Hundeerziehung gelesen haben, bleibt für mich die Frage "Nackenschütteln ja oder nein" offen. Der eine schreibt, daß die Hundemutter den Welpen auch am Nackenfell packt, wenn er etwas verbotenes macht. Der andere schreibt, daß dies der falsche Weg ist. Was nun?

Werner
 
Nackenschütteln um dem Welpen eine Unart (Beissen an der Couch) abzugewöhnen, halte ich für okay. Ist ja keine brutale gewalt, ist nur ein Zeichen, das er versteht, daß er dieses oder jenes nicht darf.
 
Hallo Superdog!
In allen neueren Büchern über Hundeerziehung und auch bei Günther Bloch wird Nackenschütteln als absolut kontraproduktive Handlungsweise dargestellt - es gleicht dem Todschütteln der Beute und wer möchte seinem Welpi das Gefühl vermitteln, totgeschüttelt zu werden?
Helga
 
Hm, Helga, tatsächlich? Aber wenn man den Welpen und ihrer Mutter, auch dem Rüden, zuschaut, dann kneifen die schon immer wieder mal die Welpen. Was meinst Du dazu? Ich bin auch strikt gegen Gewalt gegen Hunde, also schlagen, Strom usw. Aber ich gebe zu, ich hab schon ab und zu mal meinen Schlapfen meinem Hund nachgeschossen, wenn er z.B. gerade sein Haxl wo heben wollte, wo er nicht sollte.
 
Hallo Gerhard!
Kneifen heisst bei mir nicht Schütteln, wobei ich aber auch nicht wüsste, warum ich einen Welpen kneifen sollte! Zur Erklärung: mein Hund ist Geburtsjahr 1987 - da waren die neuen,positiven Lehrmethoden noch nicht bekannt - sie wurde also nach der alten Ruck-Zuck-Methode ausgebildet, was mir nicht immer gefallen hat. Seit damals habe ich viele Seminare besucht, viel gelesen und finde, dass auch gutes dabei war, was ich sicher in die Ausbildung eines Hundes einbinden würde.
Günther Bloch hat ein Buch geschrieben, "Der Wolf im Hundepelz" und berichtet unter anderem darin über Beobachtungen von 8 verschiedenen freilebenden Wolfsrudeln. Bei diesen Beobachtungen kam nur bei 1 Rudel 1 x das Nackenschütteln als "Bestrafung" vor. Auch die Ergebnisse eines anderen Wissenschaftlers in diesem Buch besagen dasselbe: 50% der Wölfe bestrafen durch Ignorieren, 13% durch leichten Schnauzengriff, 18% durch harten Schnauzengriff. Das Packen und Schütteln der Welpen kam bei diesen Beobachtungen nicht vor.
Das Packen und Schütteln, z.B. innerhalb von Welpenspielen ist eine reine Übung von Beutefangverhalten.
Helga
 
Ach, noch was: ich lese gerade das "Lehrbuch der Hundesprache" von Anders Hallgren; sie hat 149 Züchter befragt, wie oft sie gesehen haben, dass die Hündin einen Welpen am Nackenfell schüttelte, darauf antworteten
78,3% mit nie, der Rest: einige Male während sie spielten.
Also, dürften diese Erkenntnisse doch nicht nur graue Theorie sein!
Helga
 
Hallo Helga, dann ist das mit Nackenschütteln doch tatsächlich nur ein Gerücht, das sich Jahrzehnte gehalten hat. Danke für die Info!! Man lernt immer wieder dazu.
 
Und wie ist das mit den Schnauzengriff?
Ich habe dies immer bei meinen Hunden angewendet und sie habens kapiert.
Einzig mit Madame Setter musste ich anders erziehen.

Lg Irish
 
Hi Irish!
Schnauzengriff ist lt. meinen Info's ein durchaus artgerechtes Mittel!
lg
Helga
 
Danke dir Helga *knutsch*

Bei unsere Hündin hat wie gesagt auch das nix geholfen..Was konnte die einem Ignorieren.
Bei ihr habe ich als ich echt stinkig war auf sie folgendes getan..
Da sie mich immer ignorierte und wegschaute und ihr auch der Schnauzengriff so was von egal war..habe ich mich über sie gebeugt sie links und rechts beim hals gepackt so das nicht nehr links und rechts schauen konnte-
nicht falsch verstehen jetzt bitte es war gerade mal so fest das sie nicht auskonnte-
und sie gezwungen mir in die Augen zu schauen und ihr mit fester Stimme gesagt :DAS WAR PFUI!und sie danach am Platz geschickt..
2x mal habe ich das getan nun reicht ein erhobener finger und ein Wehe dir..
Ich weiss komische Methode aber es hat gewirkt und sie hat keinen schaden dadurch.
Lg Irish


[Dieser Beitrag wurde von Irish am 02. Juli 2001 editiert.]
 
Bei meinem Wuffi hat der Schnauzengriff nie was genützt. Aber was sagt man wirklich deinem Welpenbesitzer, wie er seinem Welpen zeigen soll, dass er etwas verbotenes tut oder das man als Rudelchef(in) sauer ist? Ich habe da früher meinen Wuffi immer am Nackenfell gebeutelt - was ihm übrigens auch immer recht egal war. Aber ich weiss nicht was man da einem Hundeanfänger raten soll.
 
Hallo, ich bin's nochmal!
Weil mich dieses Thema selber interessiert, habe ich mich mit meiner Freundin, die sehr engagierte artgerechte Hundeausbildung betreibt kurzgeschlossen, was sie dazu meint.
Sie sagt:
Nackenschütteln tut ein Hund nur zum Zweck des Tötens! Man gibt damit seinem Hund den Eindruck: ich bring dich jetzt um. Dass Herrchen oder Frauchen so verrückt ist, das wirklich tun zu wollen lässt einen vernünftigen Hund allenfalls an unserer Führerqualität zweifeln. Das man dieses Vorhaben in wiederholten Fällen nicht schafft = endgültige Festlegung der hündischen Meinung: dieser Chef ist unbrauchbar!
alternative "Strafen" wären: Halten im Alphagriff über der Schnauze oder Entwicklung einer Beisshemmung, in dem man selbst laut quietscht und den Welpen in einem kurzen "time out" (Rückenlegen und Stillhalten)fixiert. Ganz wichtig dabei, Herausfinden, woher das Problem kommt und daran arbeiten!
lg
Helga
 
Hallo,

jetzt muss ich doch auch mal meinen Senf dazugeben.

Also: es stimmt, dass Nackenschütteln NUR zum Todschütteln benutzt wird und daher in der Erziehung absolut VERBOTEN ist!

Wie aber sag ich's meinem Hund?

Nun, die Sache mit dem Schnauzengriff ist durchaus in Ordnung - wenn einige von Euch allerdings schreiben, dass er bei ihrem Hund nicht funktioniert hat, so müssen sich diejenigen fragen, ob sie ihn überhaupt richtig angewandt haben. Daran scheitert es nämlich fast immer! Entweder wird er so ungeschickt angewandt, dass dem Hund die Luft wegbleibt - Ergebnis ist dasselbe wie beim Nackenschütteln. Oder - und das kann man ständig beobachten - der Schnauzengriff wird OHNE alle anderen unbedingt notwendigen Körpersignale der Dominanz angewendet. Dann ist er in den Augen des Hundes nur halbherzig und nicht weiter ernst zu nehmen.

Beobachtet mal, wie ein ranghoher Hund einen rangniedrigeren dominiert: seine ganze Haltung drückt Überlegenheit aus die keinen Widerspruch duldet! Gleichzeit strahlt der Ranghohe dabei eine totale Ruhe aus, kein hektisches Gekreische. Und wenn es wirklich zur körperlichen Maßregelung kommt, dann schnell, energisch und heftig - danach ist sofort wieder Schluß.

Wie sieht das aber bei den meisten Hundehaltern aus? Da werden lange Schimpftiraden losgelassen ("Ich habe Dir schon tausendmal gesagt, dass das PFUI ist!!!"), da werden ärgerliche Emotionen gezeigt, statt Ruhe und Überlegenheit, da wird über die Schnauze gegriffen und gleichzeitig die der Kopf des Hundes hin und her geschüttelt (das macht ein Hund NIEMALS!), - vor allem aber fehlt jede Dominanzhaltung in der Körpersprache. Dazu gehört z.B. das sich breit machen durch Abwinkeln der Arme, das "Drohlaufen" durch leicht vornübergebeugte Körperhaltung. Und schließlich werden solche Maßnahmen in aller Regel viel zu häufig angewandt. Die meisten Hundehalter können kleine "Vergehen", für die ein energisches NEIN! reicht, überhaupt nicht mehr von ernsthafteren Dingen unterscheiden und wenden drakonische Strafen - zu denen der Schnauzengriff zählt!!! - bei jeder Kleinigkeit an. Da verpufft die Wirkung sehr schnell!

Um es mal ganz klar zu sagen: wenn die Rangordnungsverhältnisse stimmen, der Hundehalter also wirklich der Ranghöchste ist, dann genügt in 99% aller Fälle das reine Drohlaufen, um einen Hund zu Beschwichtigungsgesten zu bewegen: er legt die Ohren an, senkt den Kopf, legt sich im Extremfall sogar VON SICH AUS(!!!) hin - und macht damit deutlich, dass er die Überlegenheit seines Halters anerkennt. Wo dies alles nicht der Fall ist, weist das auf zwei Möglichkeiten hin: entweder ist es nur ein Wunschtraum, dass der Halter in der Rudelhierarchie über seinem Hund steht, oder er ist völlig unfähig, korrekte Dominanzsignale zu zeigen. Dann allerdings funktioniert weder der Schnauzengriff noch sonst irgendetwas wirklich zuverlässig. Dies ist dann meistens der Moment, wo der gefrustete Hundehalter wieder zu alten Brachialmethoden greift, statt sich die Mühe zu geben, sich von einem guten(!!!) Hundetrainer die "Hundesprache" einmal zeigen zu lassen. Daher trifft gerade auf das Maßregeln von Hunden der Spruch zu: "Wo das Wissen aufhört, beginnt die Gewalt."

Also Leute, lernt die Hundesprache - gibt genügend Literatur mit guten Bildern darüber, oder lasst es Euch zeigen. Das ist man seinem Hund schuldig! Denn es sollte wohl für uns angeblich so intelligenten Menschen einfacher sein, die Sprache des Hundes zu erlernen, als von ihm zu verlangen, unsere Sprache zu lernen!
 
Dem Beitrag von Inge ist nichts mehr zuzufügen. Alle Ausführungen sind detailliert geschildert.
Nur eines sollte noch beachtet werden:
Dies gilt für Hunde, die VERTRAUEN zu ihren Menschen haben. Fehlt das Vertrauen, können alle Droh- bzw. Dominanzgesten (von Mensch an Hund gerichtet) ganz schnell fatale Folgen haben. Vorsicht deshalb auch bei Hunden aus zweiter Hand, mit unbekannter Vergangenheit und bei fremden Hunden sowieso.
WOLF
 
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