Mein Hund kann nicht alleine bleiben

Wüfflein

Neuer Knochen
Hallo liebe Wuff-Community!

Ich bin neu hier und wende mich sogleich mit einem Problem an euch, da ich Rat suche, den ich bisher nirgends fand.

Mein Hund:
Mein Hund ist ein Rüde, unkastriert, derzeit 1 1/2 Jahre alt und ich habe ihn mit elf Wochen von einem Tierschutzverein übernommen. Vom Wesen her ist er sehr anhänglich, anderen Hunden gegenüber recht dominant, ansonsten ein gutherziger, dem Menschen gegenüber eher unterwürfiger Zeitgenosse.

Die Problemsituation:
Obwohl ich mit ihm so gut wie alles probiert habe (dazu später mehr), kann er nicht alleine bleiben. Ich möchte dazu einen Link beisteuern, der die Situation gut beschreibt, damit ihr euch ein Bild machen könnt, denn ich weiß, es heißt oft, er kann nicht alleine bleiben...diese Seite beschreibt die Situation, die stattfindet, wenn er alleine bleiben muss, aber sehr gut: http://www.vet-doktor.de/ARCHIV/Erziehung/Trennungsangst/trennungsangst.html

Seine Reaktion:
Wenn mein Hund alleine bleiben muss, hatte ich schon alles - er bellt, winselt, jault, heult (!!! ich wusste nicht mal, dass er das kann, bis ich es gehört habe), er kotet sich ein (meist durchfallartig), er zerkratzt Böden und Türen, zerreißt Gegenstände (Papier zum Beispiel wirklich in das kleinste Fitzelchen, das möglich ist), er verletzt sich selbst bei Ausbruchversuchen.
Ich bin der Meinung, so wie er sich verhält, steht er Todesängste durch und er tut mir einfach furchtbar leid. Wenn ich dann nach Hause komme, überschlägt er sich vor Freude, er weiß sich gar nicht mehr zum Helfen, man merkt, er ist total erleichtert, er macht immer den Anschein, als wär er wieder überglücklich und aus seiner Angst draußen.

Was ich bisher versucht habe:
Angefangen habe ich mit dem Training schon ganz früh. Zuerst durfte er mir nicht überallhin folgen, dann habe ich mit kleinen Einheiten begonnen, ihn alleine zu lassen, aber das ging schon schief. Bereits, wenn er mich nicht gesehen hat, hat er zu winseln begonnen. Ich habe dann die üblichen Tricks angewandt, bin erst wieder zu ihm, wenn er mal ruhig war, hab ihn dann nicht überschwänglich begrüßt oder Ähnliches. Ich hab auch wirklich mit kleinsten Einheiten begonnen, zuerst nur mal die Tür schließen, dann ein paar Minuten, dann mehr, etc. Das alles hat leider nichts geholfen. Obwohl ich nicht dieser Ansicht war, rieten mir viele - lass ihn einfach durchheulen, irgendwann hört er auf. Ich hab es nicht getan, leider war es aber so, dass ich gezwungen war, hier und da mal für eine halbe Stunde einkaufen oder zur Post zu gehen und da hat er auch nie aufgehört zu heulen. Mir brach es das Herz.
Die Situation wurde leider nie besser, ich habe auch versucht, nach folgendem Buch zu arbeiten: "Waldi allein zuhaus: Wenn Hunde Trennungsangst haben", wodurch ich erst herausfand, dass mein Hund wohl wirklich unter Trennungsangst leidet und ihm nicht einfach nur langweilig ist.
Lange Spaziergänge oder Spielen vor dem Alleinelassen nützen gar nichts, auch Kongs oder Ähnliches rührt er nicht mehr an, sobald ich Anstalten mache, zu gehen. Auch Leckerli aus der Hand verweigert er dann, das Training mit dem Buch hat leider auch nichts geholfen, ich habe meinen Weggehprozess so klein aufgedröselt, wie es nur ging - bei den ersten Anzeichen, wenn ich gehe, wird er unruhig.
Ich musste inzwischen ca. 7 Stunden täglich fort wegen der Arbeit, nach ca. 3 Stunden kam meine Mutter, ging mit dem Hund und beschäftigte ihn, dann war er wieder ca. 3 Stunden alleine, dann kam ich wieder. Leider hat er mir in dieser Zeit sehr viel zerstört und Lärm gemacht, aber ich hatte keine Wahl, da ich es mir nicht leisten kann, einen Hundesitter für so lange Zeit zu engagieren. Und obwohl das über 5 Monate so ging, hat sich nichts an seinem Verhalten geändert! Mittlerweile bin ich wieder da und meine Mutter ist in Pension, insofern bleibt mein Hund wirklich sehr selten alleine (höchsten für 20 Minuten alle zwei Wochen), weil wir wissen, es geht nicht anders. Aber das ist auch anstrengend, da wir ihn nicht mal für eine halbe Stunde alleine lassen können, was aber manchmal einfach hilfreich wär - dieser Sommer zum Beispiel war sehr heiß, ich tu es da meinem Hund nicht an, dass er eine halbe Stunde im Auto verbrutzeln muss, weil ich einkaufen gehe.

Ich habe schon viel über diese Thematik gelesen, aber leider nur das, bisher gibt es hierfür kein Rezept und ich weiß einfach nicht mehr weiter. Ich bin verzweifelt, da ich bald wieder zu arbeiten anfange und der Hund dann zwangsläufig wieder hier und da alleine sein muss. Ich kann mir keinen Trainer leisten oder Ähnliches, auch keinen Hundesitter über so lange Zeit! Ich habe überlegt, ob Beruhigungsmittel helfen würden? Mir wäre es lieber, er verschläft einfach mal eine Stunde, als diese Ängste ausstehen zu müssen...und noch etwas, das mit dem fehlenden Zeitgefühl ist ein absoluter Quatsch - je länger ich weg bin, umso mehr leidet mein Hund^^

Ich hoffe, irgendjemand hier kann mir einen produktiven Tipp geben, den ich zuhause umsetzen kann. Der nächste Weg führt für mich wohl zum Tierarzt, aber ich will meinem Hund nicht dauernd Beruhigungsmittel geben müssen, weil es anders nicht zu handeln ist...

Vielen Dank für kompetente Antworten und entschuldigt, dass mein Thread so lang wurde, aber ich wollte den Ernst der Situation verdeutlichen.

Viele Grüße,
Wufflein

Achja, was ich beinahe vergessen habe, diese Probleme mit dem Alleineseine passieren hauptsächlich, wenn ich gehe. Verlässt ihn eine Mutter, steht er wohl auch unter Stress und wartet nur darauf, dass jemand wiederkommt, aber er "gibt Ruhe". Verlasse ich ihn, kommt mir das immer wie ein Todesurteil vor für ihn. Hinzu kommt aber, dass er sehr wohl alleine schlafen kann, also wenn er weiß, ich bin da und er sieht mich nur nicht, das geht schon, das hat sich im Laufe der Zeit geändert. Aber sobald er weiß, ich gehe, ist es nervlich bei ihm vorbei.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wow, eine echt schlimme Lage bei dir - kann mir vorstellen, dass es weder für dich noch für deine Mutter und den Hund leicht ist, dass zu meistern.

Vielleicht solltest du nochmals von ganz vorne anfangen - er muss einfach verstehen, dass du wieder kommst und es nicht schlimm ist mal alleine zu sein!

Mein Tipp:

Gehen vortäuschen aber nicht gehen.


Du nimmst deinen Schlüssel, deine Jacke, deine Tasche - was auch immer du normalerweise nimmst wenn du vorhast zu gehen. Du bewegst dich Richtung Türe (wo dein Wauz schon denken wird "oh nein sie geht schon wieder") und wenn du bei der Türe bist drehst du wieder um legst alles ab & setzt dich z.b. auf die Couch - das ganze am besten ohne Worte.
Das würd ich so 2-3 mal jeden Tag machen, irgendwann wirds ihn nicht mehr interessieren ob du jetzt zur Türe gehst & dann solltest du einen Schritt weitergehen (aber nur einen klitzekleinen) - packst wieder zusammen, gehst zur Türe, öffnest die & schließt sie wieder (bleibst aber drinnen) - wieder ab zur Couch, wortlos hinsetzen. Wenn ihn das auch nicht mehr interessiert selbes Spiel von vorne aber diesmal gehst du raus, schließt die Tür von draussen und kommst gleich wiede rein ... das ganze musst du langsam ausdehnen sprich wenn das klappt bleibst 2 min vor der Tür - wenn das klappt 5 min usw usw ...
Du musst Geduld haben & darfst es nicht überstürzen.

Ob es klappt oder nicht kommt auf deinen Hund an - einen Versuch ist es meiner Meinung nach wert.

LG
Corina
 
Hallo Corina & Cato!

Vielen Dank für deinen Tipp, Corina, hab schon mit dem Training begonnen, schwer ist es nur, weil ich manchmal dann halt wirklich gehen muss und ich dann die Tasche, die Schuhe, den Schlüssel nehme und dann wirklich gehe...das haut jedes Mal zurück.

Cato, ich bin in Ö zuhause.
 
Übe diese Situation nur dann wenn du nicht weggehen musst z.B. am Woende wenn du nicht zur Arbeit gehst. ich hab dies bei meiner Hündin an einem tag glaube ich 20 mal gemacht immer und immer wieder. alles nehmen zur Türe und zurück auf die Couch den Hund nicht beachten, 5 min sitzen bleiben selbes spiel.
alle dinge nehmen wieder zur Türe dann retour und in ein anderes zimmer, zurück wieder auf die Couch. Hund immer ignorieren. auch beim heim kommen nicht begrüßen kein Wort sagen. vielleicht solltest du ihn nur in einem Zimmer belassen und ihm nicht alle räume zur Verfügung stellen wenn er alleine ist, oder vielleicht hilft ihm eine box? Viel Glück
 
Hallo Sina,

mhm, das mach ich eh, aber wenn ich dann eben mal fortmuss, dann registriert er trotzdem wieder, dass ich gehe und wenn ich das nächste Mal übe, ist er wieder sehr aufmerksam!
Er hat eigentlich von vornherein nicht alle Zimmer zur Verfügung und hält sich hauptsächlich im Wohn-Ess-Küchenbereich auf (das ist quasi ein großer Raum). Eine Box hatte er am Anfang, eine Stoffbox. Da ist er mir einmal ausgebrochen, dann hat er es immer wieder versucht, sie anschließend zerbissen. Da ich aber trotzdem das Gefühl hatte, es ist in der Box leichter für ihn, habe ich ihm eine aus Metall gekauft, aber das ging komplett schief :( seitdem möchte ich ihn nicht wieder in eine Box geben, weil er sich dabei nur selbst verletzt.
 
Hallo,
eine Metallbox ist nicht gut, kennst du die Flugboxen, die sind recht gut nur sollte sie wirklich groß genug sein, er soll sich strecken können, sich am Rücken legen können und nat.aufstehen können ... und es muß Wasser drin sein und vll legst du ihn ein Leiberl von dir rein und drehst ihm den Radio leise auf. lg
 
Welche Boxen meinst du genau? Hast du einen Link?
Leiberl hat er immer von mir bekommen. Ich hab ehrlich gesagt Angst, wenn er wieder in einer Box drin ist, dass ihn das noch mehr stresst, weil er mir damals schon jedes Mal ausgebrochen ist, als er einmal dahinter gekommen ist, dass er raus kann...
 
Hallo,
hatte das selbe Problem mit meinem Dicken:(zusätzlich zum Training(anfangs nur Klamotten anziehen,schlüssel aufnehmen und an einen Ort legen,Raum verlassen,in den Flur gehen,immer und immer wieder,so lang bis Möppi noch nicht mal mehr die Augen aufgemacht hat,dann draussen bleiben,ne minute und immer mehr steigern)habe ich meinen Hund mit PHEROMONEN behandelt(DER HUND/Ausgabe8)!!!Nach 4 Wochen wahr das problem gegessen!!:DGaby
 
Eine abgesperrte Box ist sowieso keine gute Idee! Wenn, dann offen, vielleicht mit einer Decke höhlenartig zugedeckt.
Aber wenn er da schon mal eingesperrt wurde und traumatisiert, dann wird ihm das auch nicht helfen.
 
Danke MorningSun, an Pheromone hatte ich auch schon gedacht.
Und Cato, diese Befürchtung hatte ich auch, vor allem, weil er nicht mal davor zurück geschreckt is, sich selber zu verletzen beim Ausbrechen...ich glaub, das haut ihn nur zurück.
Inzwischen ist ja ein bisschen Zeit vergangen, das Training läuft mehr oder weniger gut. Mal reagiert er nicht, dann reagiert er wieder auf kleinste Anzeichen, wenn er meint, ich geh wirklich (zb reicht dann Haare kämmen und er wird unruhig *uff*).
 
Danke MorningSun, an Pheromone hatte ich auch schon gedacht.
Und Cato, diese Befürchtung hatte ich auch, vor allem, weil er nicht mal davor zurück geschreckt is, sich selber zu verletzen beim Ausbrechen...ich glaub, das haut ihn nur zurück.
Inzwischen ist ja ein bisschen Zeit vergangen, das Training läuft mehr oder weniger gut. Mal reagiert er nicht, dann reagiert er wieder auf kleinste Anzeichen, wenn er meint, ich geh wirklich (zb reicht dann Haare kämmen und er wird unruhig *uff*).

Und pheromone schon versucht ?

Bzw. generell schon eine Besserung vorhanden ?

Lg
 
ich empfehle eine box

in der das richtige verhalten gelernt wird während du zu hause bist
das heißt, du übst einen zeitrahmen vor, der dir vorschwebt, den du langsam aufbaust.
ist der hund erst einmal in der box, gibts keine ansprachen etc, du versuchst dich möglichst so zu verhalten wie als wenn du nicht da wärst -stehst als bezugs- oder ansprechsperson nicht zur verfügung.

sagen wir mal, du hast in der weise jetzt tägliche eine stunde boxaufenthalt zu hause erarbeitet
in der stunde beginnst du dein weggehen zu integrieren
zunächst mal nur eingangsür auf, rausgehen, tür offen lassen und wieder zurück kommen, dann am nächstn tag bleibst bei offener eingangstür ne inute draußen
am drauffolgenden 2-3
bringst mal den mist runter

in der weise lernt dein hund die klare boxssituation in deiner anwesenheit ind er wohnung, 1:1 zu übertragen in die unklare situation dass du weggehst.
du übst also mit der box das konzept vor, wie sich hund verhalten soll.

um die anfangszeit in der box zu erleichtern, kannst du in sowas

http://www.kongcompany.com/wp-content/uploads/2012/03/Classic-KONG1-700x700.jpg

oder sowas

http://www.wo-jo.de/images/product_images/original_images/286_0.jpg

schmelzkäse schmieren

zum kauen explizit würd ich aber nix geben, dass der hund nicht das lernt, wenn er alleine ist, seine nervosität durch kauen abzubauen...


ganz verstehe ich nicht wie du das meinst, dass ein hund eine box aufbekommt

aber nimmst halt eine kette und wickelst diese zwischen boxtür und box um die gitter.

mitm weggehen aber kannst du wirklich erst anfangen wenn du diese 1 stunde in der box schon erarbeitet hast.
dass dem hund ein vollständiges konzept bereits vorliegt, wie die zeit in der box ist, egal was außerhalb der box ist

was du auch üben solltest um rückfälle zu vermeiden, ist klopfen und läuten, während der hund in der box ist
du bist daheim, der hund in der box, du bittest jemanden der läutet und klopft und ihr beide reagiert nicht drauf, es wird nicht geöffnet, und niemand reingelassen. so lernt der hund, es muss mich das was draußen ist, während meiner boxzeit, nix angehen.
in der läut- und klopfzeit hältst du dich völlig ruhig, liest dein buch regungslos weiter, oder schaust fern, was auch immer, du signalisierst die absolute nichtwahrnehmung des ereignisses.

das aber hat zeit, in der zwischenzeit kannst du ja das läuten abdrehen und ja, zettel an der tür ist hilfreich. ich hinterlasse immer einen zettel an der tür wenn ich weggehe, sollte nämlich der hund den nachbarn akustisch lästig werden, so biete ich für kommunikation gelegenheit, so kann jeder anrufen und seine dazugehörigen befindlichkeiten einem mitteilen -wirkt auch auf die nachbarn bemüht...
habe das aber nie gebraucht, nur man weiß eben nie und dann ist es aber im sinne einer guten nachbarschaft wichtig dass man als ansprechsperson jederzeit zur verfügung steht.

was du noch machen kannst, wenn du denkst du hast einen ultrasensiblen hund, dass du dir eine cd hernimmst, die besonders beruhigende musik spielt (musst du später so einstellen dass die cd nicht ausgeht, sondern sich im radl wiederholt)
so schaffst du auch noch einen akustischen "ruhezeitreiz"

die cd ist für sowas zb recht perfekt:
http://de.wikipedia.org/wiki/Something_to_Remember
 
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