smile73 schrieb:
kannst nicht den text reinstellen - man müsst sich extra anmelden um es lesen zu können
ohhh, das wusste ich nicht....ich versuchs mal!

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Tupperparty
Letzte Woche komme ich mal etwas früher von der Arbeit ("Überraschung,
Schatz!") und was finde ich vor?
Eine Gruppe von Mitdreissigerinnen hockt in meinem Wohnzimmer, leider alle
angezogen, meine Herzdame mitten unter ihnen, und sie haben einen Halbkreis um
eine Mittdreissigerin gezogen, die neben sich ein Körbchen mit Plastikartikeln
stehen hat. Jede der Damen hat eine Kaffetasse unseres besten Geschirrs vor
sich stehen, dazu unsere schweineteuren "Rosso-Bianco"-Gläser, sie knabbern
MEINE Salzstängelchen und futtern MEINE Süßigkeiten und haben ob meines
Eintretens einen erschrocken - gequälten Gesichtsausdruck.
Bis meine Frau die Worte als erstes findet:
"Hallo Schatz, das ist Frau Mesenkamp (sie deutet auf die Lady mit den
Plastikteilen), wir machen heute unsere "Tupper"-Party."
Ahja. Party. Ohne mich. Tupper. Verstehe.
"Hallo, Frau Mesenkamp" grinse ich die etwas verlegene Dame an."Schön, sie
kennenzulernen. Darf ich mich dazu setzen?"
Alle Mädels öffnen den Mund, um "Nein" zu sagen, aber ich bin schneller und
sitze am Tisch, bevor eines der anwesenden Hühner reagieren kann.
"Na, dann mal los!" ermuntere ich Frau Mesenkamp. Die hat einen verlegenen
Gesichtsausdruck, lächelt schamhaft und gibt jeder der anwesenden
Hauskauffrauen ein Plastikschüsselchen mit Deckel. Ich kriege auch eines und
stelle es vor mich hin.
"Das ist zum Frischhalten von Lebensmitteln" erklärt Frau Mesenkamp bei der
Ausgabe. "Alles, was sie da rein füllen, wird bei Druck auf den Deckel
luftdicht verschlossen. So können sie Hühnersalat bis zu einer Woche frisch
aufbewahren.""Oh, ahja" echot die Damenriege und macht die Deckelchen auf die
Schüsselchen und im Nu ist die Luft erfüllt mit poppenden Geräuschen, als die
hühnersalatleeren Plastikteilchen verschlossen und wieder geöffnet, wieder
verschlossen und wieder geöffnet werden. Ich lasse meine Hühnersalatschüssel zu
und trommle ein wenig auf dem Deckel herum. Die Sitzgruppe hingegen kann nicht
genug vom Schüsselchen auf und zumachen bekommen.
"Praktisch" meint meine Frau.
"Ohja" gibt ihr Frau Mesenkamp Recht."Tupperware ist die erste Firma, die diesen
luftdichten Verschluss entwickelt hat und ist heute noch Marktführer auf dem
Segment."
Nun, bisher habe ich in noch keiner Börsenzeitschrift Kursnotierungen zum
Segment "luftdichte Essensaufbewahrungsplastikschälchen" gefunden, aber ich
will ja Frau Mesenkamp nicht widersprechen.
"Guck mal, Schatz", jubelt meine Frau "praktisch, oder?".
"Sie können Ihrem Mann da auch Essen ins Büro mitgeben" springt Frau Mesenkamp
bei, die wohl ahnt, was jetzt kommt...... vorsichtshalber setzt sie noch ein
"mein Mann macht das immer so" hinzu......
"Man kann gut darauf trommeln" grinse ich sardonisch "aber der Tag, an dem Du
mir einen eine Woche alten Hühnersalat mit ins Büro gibst, wird der Tag unserer
Scheidung sein." Ich wende mich Frau Mesenkamp zu: "Was soll dieses Wunderwerk
malaysischer Spitzenkonservierungstechnologie denn kosten?"
Das Poppen mit den Deckelchen hat aufgehört. Die Damen schauen mich teils
fragend, teils feindselig an. Preisfragen stellen. Bei so einem Spitzenprodukt.
Wie kann ich nur......
Frau Mesenkamp, die meine Frage irrtümlich als Kaufsignal wertet, strahlt mich
an wie ein Christbaum "bei Abnahme von 10 Stück kostet Sie eine Schüssel grade
mal 2 Euro...."
Wie? 2 Euro, damit ich von einem eine Woche alten Hühnersalat keinen Durchfall
kriege?
Ich wiege die lauernd wartende Mesenkamp in Sicherheit: "wie viel kostet eine
Schüssel, wenn ich Ihnen 20 Stück abnehme?"
"Oh" sagt das Mesenkamp, da muß ich nachschauen"....
"Tun sie das".
Und während die Herrin der Schüsselchen nach ihrer Rabattliste kramt, starren
die Mammis ihre Gastgeberin mit einer Mischung aus Häme und Verachtung an. 20
Schüsselchen. Meine Frau blitzt mich zornig an und tritt mir unter dem Tisch
ans Schienbein. Aber jetzt gibt es kein Zurück.
"Naja, Schatz, so oft, wie ich Reste essen muss...." Hinten kichert die Mutter
des besten Freundes meines Sohnes und meine Gattin wechselt die Gesichtsfarbe.
"Einseurofünfundsiebzich" piept Frau Mesenkamp aus der Kreismitte, aber jetzt
geht es nicht mehr um den Preis. Jetzt geht es um das Prestige meiner
Lebenspartnerin als treusorgende Ehefrau.
"Wann hast Du je Reste essen müssen.... ?" zischt sie.
"Wann hat es bei uns je Hühnersalat gegeben, Du kannst doch gar keinen machen"
gebe ich trotzig zurück und beschließe, die Situation weiter eskalieren zu
lassen mit dem Satz, den jede Ehefrau nach "Ich muß Dir was gestehen" am
meisten hasst: "Meine Mutter, die konnte Hühnersalat machen, der war immer
klasse."
"Willst Du damit sagen, daß Dir mein Essen nicht schmeckt?" Erneuter
Gesichtsfarbwechsel.
"Naja, bei Dosenravioli kann man ja nicht viel falsch machen" schlage ich
zurück.
Allgemeines, verhaltenes Kirchern in der Runde. Nur Frau Mesenkamp schweigt und
überlegt sich, wie sie die Situation entschärfen und ihre Töpfchen doch noch an
Mann und Frau bringen könnte. Aber sie braucht zu lange!
"Mein lieber Mann, " die schneidende Stimme meint dabei das Gegenteil von
"lieber Mann", "ich racker mich von früh bis spät ab und mache jedes Essen
frisch und das weißt Du auch!"
"Und warum willst Du dann Tuppertöpfchen zum Frischhalten kaufen? Du
widersprichst Dir doch selbst, merkst Du das nicht?"
Frau Mesenkamp hat gespannt, wohin das führt. Nix mit Töpfchenverkauf in der
Damenrunde. Schliesslich will sich keine als Resteverwerterin outen. Sie
startet einen letzten Versuch mit "man kann in den Schalen ja auch Kuchenteig
anrühren" aber ich blocke mit "meine Frau kann nur eines noch weniger gut als
Hühnersalat ? das ist Kuchenbacken."
Das wars. Meine Frau springt auf, heult, knallt zuerst mir eine und dann die
Zimmertüre zu und ist weg.
In die peinliche Stille geben die anwesenden Ladys, die mich mitterlweile für
das größte Chauvischwein der Welt halten, ihre Töpfchen Frau Mesenkamp zurück,
diese sackt flugs wie ein Eichhörnchen ihren Ramsch ein, alles verabschiedet
sich mehr oder weniger murmelnd von mir, weil alle noch gaaaanz wichtige
Termine haben, ziehen im Gänsemarsch zur Tür und weg sind sie. Frau Mesenkamp
und ihre Partygirls.
Und ich klopfe mir auf die Schulter. Nichts bei Tupper gekauft! .....
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na, geht doch
