Legenden über Hunde

Inge+Afghane

Super Knochen
Hallo,
nachdem in einem anderen Thread so ein G´riss darum ist, welche Hunderasse die älteste der Welt ist :D hab ich mir gedacht, machen wir zur Abwechslung mal was Nettes und darum rufe ich dazu auf, Legenden und nette Geschichten über Hunde zu posten.

Ich fang gleich mal mit den Windhunden - eh klar :) - an:


DER DUFT VON JASMIN

Es war einmal vor langer, langer Zeit in einem fernen Land. Weit entfernt über die Meere, über die Berge und die Täler da gab es ein Land, das Afghanistan genannt wurde.

Afghanistan grenzt an das Land China. Es ist ist ein Land mit scharfen Felsen, steilen Klippen und tiefen Schluchten. Es ist mühsam, dort den Boden zu bestellen. Aber es ist auch ein Land von kahler Schönheit, mit einem wilden, stolzen Volk und das Land der Vorfahren unserer geliebten Afghanischen Windhunde.

Vor sehr langer Zeit wurde das Königreich von einem großen Khan regiert. Jeden Tag sattelte der Khan sein Pferd und ritt hinaus um seinem Volk zu begegnen und um zu sehen, welche Bedürfnisse die Menschen hätten. Er wurde im ganzen Königreich geliebt, weil er so ein mildes Herz hatte.

Dabei wurde er täglich von seiner Tochter Farrah begleitet. Sie war ein wunderschönes Kind mit großen dunklen Augen und geflochtenem, schwarzen Haar, das ihr bis auf die Taille fiel. Sie hatte Augen, die immer lachten und Hände, die sie mit Freundlichkeit ausstreckte. Und obwohl sie noch so jung war, lernte sie am Beispiel ihres Vaters.

In Farrahs Leben gab es aber noch eine andere große Liebe – die herrlichen Hunde, die auf ihrem täglichen Ausritt neben ihnen einherrannten. Diese wunderbaren Hunde erfüllten ihr Herz mit Freude und gaben ihr ihre Liebe hundertfach zurück.

Jeden Tag pflückte die Prinzession Zweiglein von Jasmin, der auf den Hügeln wuchs. Dann steckte sie jedem ihrer geliebten Hunde ein Zweiglein unter das Halsband. Jasmin war Farrahs besonderer Duft, er erfüllte die Luft mit Moschus und seinem geheimnisvollen Wohlgeruch. Sie erzählte ihrem Vater, wie sehr dieser Duft doch zu den Afganischen Windhunden gehören würde, diesen Hunden, in deren Augen sich hunderte vergangener Jahre wiederspiegelten. Ihr Vater erklärte ihr immer wieder, wie weise diese Hunde doch seien. Wenn sie auf der Jagd waren und dem Falken folgten, der sie begleitete bis sie ihre Beute mit ihren weitblickenden Agen erspähen konnten, dann waren sie auf sich gestellt und mussten alleine denken und handeln. Wenn sie gleichsam über die Berge und tiefen Schluchten flogen, gab es keinen, der mit ihnen mithalten konnte. Ihr Vater stimmte der Prinzessin zu, dass diese Hunde wahrhaft Wesen von großem Mysterium seien.

Prinzessin Farrah wuchs zu einer wunderschönen, jungen Frau heran. An Tagen, an denen ihr Vater nicht in der Lage war zu seinen Leuten zu reiten, taten es Farrah und ihre Hunde an seiner Stellle.

Als Farrah herangewachsen war, schätzten die Menschen sie mehr und mehr. Sie riefen ihr Grüße zu und winkten, wenn sie entlangritt. Geduldig hörte sie sich jedes Problem an, das ihr vorgetragen wurde, dann ging sie damit zu ihrem Vater, der in seiner großen Weisheit eine Antwort finden würde.

Wo immer die Prinzessin auch hinging, ob sie über die Berge ritt oder im Palast herumschlenderte, immer wurde sie von ihren geliebten Hunden begleitet. Irgendein Kopf eines Hundes war immer nah an ihrer Hand. Jedesmal streckte sie ihre Hand aus und steichelte eines dieser edlen Tiere und diese Liebkosung wurde immer erwidert. Das sanfte Reiben eines Kopfes an ihrem Bein, oder wenn sie saß, wurde ihre Berührung mit einem sanften Atemzug an ihrem Hals entlohnt, wenn ein Hund seinen Kopf auf ihre Schulter legte.

Die Zeit verging und die Prinzessin sollte verheiratet werden. Ihr zukünftiger Mann war ein schöner, junger Prinz aus einem benachbarten Königreich. Wie der Khan war auch der Prinz ein guter Mann. Er respektierte seine Untertanen, ihre harte Arbeit und ihre Hingabe an das Land. Wie es die Sitte ihrer Länder war, war schon vor langer Zeit beschlossen worden, dass diese beiden heiraten sollten. Von Kindheit an hatte der Prinz Farrahs Namen gehört, er erfuhr, dass sie wunderschön und liebreizend wäre. Er wußte auch, dass sie sehr klug war und für ihr Volk Verständnis hatte. Wegen all dieser guten Eigenschaften liebte er sie schon lange, bevor er sie traf.

Der ganze Palast war mit den Hochzeitsvorbereitungen beschäftigt. Sogar die Hunde witterten die Aufregung, sie bellten, hüpften und rannten vor Freude. Jasmin-Zweiglein waren überall. Ihr wunderbares und geheimnisvolles Aroma erfüllte den Palast. Keine Arbeit im Palast war zu schwierig oder zu ermüdend. Die Hochzeitskleider waren fertig. Der Palst funkelte. Die Tische quollen über vor Köstlichkeiten und die ersten Gäste begannen aus weit entfernten Königreichen anzureisen. Es war eine verzauberte Zeit.

Doch plötzlich versiegte die Freude. Im Palast war es plötzlich ganz still. Die Prinzessin war krank, es kam ohne Warnung über sie. An einem Tag lachte und tanzte sie, am nächsten konnte sie sich nicht mehr von ihrem Bett erheben. Die geliebten Hunde der Prinzessin spürten, dass es sehr ernst um sie stand. Auf leisen Pfoten bewegten die Hunde sich an ihrem Bett. Einer nach dem anderen nahm seinen Platz an ihrer Seite ein und stieß mit seinem Kopf an ihre Hand. Farrahs wertvollste Hündin war hochtragend, nie verließ sie das Fußende ihres Bettes, ihr Kopf lag stests sanft auf den Beinen der Prinzessin.

Der Khan wurde von einer allumfassenden Traurigkeit überwältigt. Das Licht, das sein Leben erhellte, welkte dahin. Er saß auf einer Seite des Bettes, der Prinz auf der anderen, zwei kraftvolle Männer, vollkommen vernichtet von dem, was geschah.

Zwei mächtige Männer und dennoch hilflos und unfähig aufzuhalten, was unausweichlich schien. Die Prinzessin würde sie verlassen und es blieb nur noch kurze Zeit.

Farrah öffnete ihre Augen und umklammerte die Hand ihres Vaters, mit der anderen umklammerte sie die des Prinzen. Sie presste die Hände ihres Vaters und des Prinzen an ihre Wangen sie konnten die Wärme ihrer Tränen spüren.

"Ich muss euch jetzt verlassen", sagte sie und ihre Stimme war weich und schwach, "aber ich werde zu euch zurückkehren und ihr werdet dann wisssen, dass ich wieder bei euch bin.

Wie könnte das geschehen, die beiden Männer schauten einander an. Und wieder ihre stockende Stimme, "glaubt, was ich sage, ihr werdet wissen, dass ich wieder bei euch bin".

Wie könnte sie den je wieder bei ihnen sein und wie würden sie es wissen. Sie schüttelten ihre Köpfe, "es ist das Fieber", schienen ihre Augen zu sagen. Und dann war die Prinzessin von ihnen gegangen.

Große Traurigkeit erfüllte den Palast. Die Bediensteten bewegten sich so leise, dass man meinte, sie würden durch die Gänge gleiten. Das Gelächter und die Fröhlichkeit, nur Tage zuvor noch so lebenssprühend, wichen einer erdrückenden Traurigkeit.

Es war nur ein paar Tage nach dem Fortgehen von Farrah, als ihre Lieblingshündin zu erkennen gab, dass ihre Zeit der Geburt gekommen sei. Ahmed, der vertaute Herr der Hunde war bereit. Nichts durfte diesem wunderbaren Tier geschehen, alles mußte gut gehen. Die Welpen begannen sich ihren Weg zur Erde zu bahnen und als sie geboren wurden bemerkte Ahmed, dass etwas ganz außergewöhnliches geschah. "Ich muß den Khan und den Prinzen holen", dachte er. Ohne zu zögern erhob er sich und rannte hinunter in die Halle um nach ihnen zu rufen, " Kommt, kommt, schnell", rief er.

Die beiden Männer folgtem dem Bediensteten in großer Eile und einer Vorahnung. Vorsichtig näherten sie sich der Tür. Als sie sie öffneten, ließ ein allzu bekannter Duft ihre Nasenflügel erbeben – er war der Duft des Jasmins. Es konnte nicht sein! Die Dienstboten hatten alle Spruren von Jasmin beseitigt, nachdem die Prinzessin gestorben war. Kein einziges Zweiglein würde man innerhalb des Palstes mehr finden können. Dennoch der Duft war hier, in diesem Raum.

Langsam näherten sich die beiden Männer der Mutter und ihren neugeborenen Kindern. Der Duft wurde stärker. Die beiden Männer schauten sich erstaunt an. Sie griffen nach unten und bemerkten ein kleines zappelndes Hunde-Mädchen. Da war er auf dem Kopf des Welpen – der Duft von Jasmin.

Erstaunen überzog ihre Gesichter. Jetzt wussten sie es, jetzt verstanden sie! Jetzt hatten sie keine Zweifel mehr. Die Prinzessin hatte ihr Versprechen gehalten. Sie war hier und war wieder bei ihnen.

Wenn heute ein Wurf von Afghanischen Windhunden geboren wird, gibt es manchmal über ihnen schwebend, sie umgebend und sie begleitend - den Duft von Jasmin.

Für diejenigen unter den Menschen, die vom Glück begünstigt sind und die dieses Phänomen erleben dürfen, ist es Gewissheit, dass die Prinzessin selbst heute noch ihr Versprechen hält.
 
DIE LEGENDE VON DEN WINDHUNDEN


Am Ende der Welt, das weder Mensch noch Tier, geschweige denn unsere Technik bisher fand, wo sich die Füchse schon meilenweit vorher "gute Nacht" sagen, da steht das Schloß des Königs der Winde.

Daß der König der Winde vier Söhne hat, ist jedem bekannt. Ihre Namen sind Nordwind, Ostwind, Westwind und Südwind. Jeder dieser Söhne hat sein eigenes, ausgeprägtes Wesen. Aber wenn es darauf ankommt, dann halten die vier zusammen wie Pech und Schwefel.

Einmal im Jahr, so zwischen Weihnachten und Neujahr, man sagt auch: in den den Tagen zwischen den Jahren, da treffen sich die Söhne im Schloß ihres Vaters. In dieser Nacht ist auf der ganzen Erde Windstille. Dann sitzen sie zusammen und erzählen und prahlen, was sie im vergangenen Jahr so alles geheult, geblasen, gewirbelt, gestürmt und gepfiffen haben. Sie sprechen von eisigen Blizzarden, vernichtenden Orkanen, rasenden Tornados, übermütigen Böen, heißen Schirokkos oder leicht verspielten Brisen. Die Ohren würden uns Menschen davon zu sausen beginnen.

Natürlich weiß der Nordwind immer die kältesten Geschichten zu erzählen. Wohl ist der Ostwind der stürmischste der vier, ja, der wildeste, doch an die Schärfe seines Bruders kommt er nicht heran. Südwind und Westwind hingegen flüstern sich in dieser Nacht ihre Geschichten so sanft und lieblich zu, daß es klingt wie Harfentöne, zwarte Melodien, wie Märchengeflüster.

Jeder dieser Windsöhne besitzt ein Rudel herrlicher, schlanker Windhunde. Diese fliegen mit ihren Herren in alle Himmelsrichtungen. Nur ganz selten kann ein Sonntagskind einen der rasanten, wundervollen Hunde am Himmel, in den Wolken der Stürme dahineilen sehen.

Die Hunde des Nordwindes sind grau - weiß gefleckt, die des Ostwindes schwarz - weiß, die Tiere des Südwindes haben langes, schneeweiß lockiges und die des Westwindes rotbraunes Fell.

Jeder der vier Königssöhne protzt in jedem Jahr neu damit, meist am Ende der Erzählungen über ihre Taten und Untaten, daß er den schnellsten aller Hunde besitzt. Darüber geraten sie in jedem Jahr so in Streit, daß sie wie wild auseinanderstreben.

Da beschloß der König des Windes, das ist nun schon lange her, dem eine Ende zu bereiten. Er nahm sich seine Söhne vor und sprach zu ihnen:

"Jeder von Euch soll sein liebstes Tier einmal um die Erde jagen lassen. So kann ich erkennen, wer von Euch fähig ist, mein Nachfolger zu werden und die Macht über alle Winde zu besitzen. Zu stürmisch ist ungesund, ebenso wie zu milde. Mein Nachfolger muß all seine Eigenschaften in wohlüberlegter Manier einsetzen können. Wen sein Hund wirklich liebt, wer ihn immer gerecht behandelt hat, der wird ihn als ersten zurückkommen sehen. So sei es!"

In einer Neujahrsnacht, als das alte Jahr noch nicht geendet und das neue noch nicht begonnen hatte, jagten die vier besten Tiere hinaus in die Nacht. Das war ein Brausen und Heulen, ein Jaulen und Pfeifen! Allen Menschen, die das hörten, gerann das Blut in den Adern. Die vier Hunde stoben zugleich auseinander, jeder in seine Himmelsrichtung. Auf halbem Wege, in Rußland, wo das Schloß von Väterchen Frost stand, durften sie Rast einlegen. Dort trafen sie kurz hintereinander ein.

Jedes der intelligenten Tiere wußte aber, daß, wenn es verlor, es von seinem Herrn streng bestraft werden würde. Denn keiner der vier so ungebärdigen Söhne wollte ja auf den Thron verzichten. Nach kurzer Überlegung beschlossen die Tiere dieser Schmach gemeinsam auszuweichen, da ja drei von ihnen verlieren mußten, indem sie nicht mehr zu ihren Herren zurückkehrten.

Somit erkannte der König der Winde sehr schnell, daß noch keiner seiner Söhne reif genug war für die Thronfolge. Er wußte, er konnte sich auf den Instinkt der Windhunde verlassen. Auch er hatte einmal, vor sehr, sehr langer Zeit diese Prüfung bestehen müssen. Er hatte damals gesiegt und die Macht seines Vaters übernommen.

Die Windhunde aber, welche nun auf der Erde bleiben wollten, beschlossen einträchtig, ihre Dienste dem großen Zaren anzubieten. War er nicht auch ein König, ein großer Herrscher? Sie wollten in Zukunft für ihn die Wölfe in der Taiga jagen, sein Schloß beschützen und an seiner Seite das königliche Bild durch ihre Schönheit ergänzen.

So standen sie eines Tages vor ihm und fragten:

"Allmächtiger Zar, willst du uns in deine Dienste nehmen?"

Als der Zar aller Russen diese wundervollen Wesen sah, war er voll begeistert. Ihre ausgeglichene, himmlische Erscheinung faszinierte ihn geradezu. Das waren keine Staublecker vor seinen Füßen wie alle anderen, die sich unter seiner Gewalt duckten. Nein, aufrecht majestätisch standen sie vor ihm. Und so befahl er sofort seinem Baumeister in Perechino, nicht weit von Petersburg, wo sein Jagdschloß stand, eine königliche Unterkunft für die königlichen Tiere bauen zu lassen. Ein erhabenes Schloß sollte es sein. Ab sofort wurden sie Windhunde genannt und jeder sollte mit dem Tod bestraft werden, der eines dieser Tiere aus dem Schloß entfernte.

In Perechino sollte nun jedes Tier in dem Teil des Schlosses wohnen, das der ihm zugestammten Himmelsrichtung entsprach. So konnte der Windhund des Ostwindes seine Ohren freudig gen Osten stellen, der des Westwindes atmete glücklich den Westwind ein und der Windhund des Nordwindes den scharfen Wind seines Herrn, während dem Südwindhund allmittäglich die liebliche Südwindbrise durchs schneeweiße Fell fuhr.

In dieser so glücklichen Umgebung wurden im Lauf der Jahre hunderte von Windhunden geboren. Der große Zar kannte sie alle mit Namen und liebte jeden einzelnen von ihnen.

Wehe dem Menschen, der sich nicht an die Gesetze von Perechino hielt! Wer eines dieser Tiere hart anfaßte oder gar schlug, wurde sofort nach Sibirien verbannt.

Bis heute trafen sich die Söhne des Windes noch viele Male. Über die Hunde, die sie verlassen hatten, wurde nie ein Wort verloren. Denn auch für sie war es eine große Schmach, bei dem Test so schrecklich versagt zu haben. Denn der Windhund liebt in seinem Leben nur einen Herrn, und dem ist er treu ergeben. Er kann seine großartige Seele nur einmal verschenken.

Und so wird der König des Windes seine wilden Söhne noch einige Jahrhunderte um die Erde toben lassen müssen, bis einer von ihnen genug Beherrschung erworben und ausreichend Erfahrung gesammelt hat.

Den Windhunden, die auf Erden bleiben, um einem anderen König zu dienen und so ihr Gesicht nicht verloren, nahm der greise König nur die Kraft, sich in die Lüfte erheben zu können, wie sie es zuvor mit seinen Söhnen getan hatten. Trotzdem werden sie auf Erden immer die schnellsten und schönsten Wesen bleiben, die Zeugen von der Kraft und dem Gerechtigkeitssinn des Königs der Winde.

("Windhunde - Stars in der Manege" von I.M.Kaiser-Golgojew)
 
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