So gesehen müssten ja Zootiere überglücklich sein ....
Da versuchst du aber ihm die Worte im Mund zu verdrehen. Er spricht von einem gut versorgten Haustier. Willst du mir sagen ein Leben als Haustier ist gleichzusetzen mit einem Leben im Zoo?
Ich glaube nicht dass es in der Natur Begriffe wie Glück oder eben Unglück gibt .... Da geht es um Arterhaltung, fressen bzw. gefressen werden ..... letztlich gehts bei Menschen ja auch darum nur subtiler
Warum nicht? Wohl wahr, Glück und Unglück sind menschliche Begriffe. Doch assoziieren wir mit "Glück" und "glücklich" in der Regel grundverschiedene Dinge, wobei zweiteres ein Grundgefühl umschreibt, wozu mit Sicherheit auch ein Hund fähig ist. Nur weil seine Lebensbedürfnisse vielleicht nicht dieselbe Komplexizität wie die des Menschen aufweisen, heisst dass noch nicht dass er durch Befriedigung oder Nichtbefriedigung derselben nicht auch ein "glückliches" oder "unglückliches" Leben führen kann. Andernfalls hätte ich meine Tiere allesamt im Tierauffanglager belassen können, da es für sie einerlei wäre.
Wenn dir die Begriffe "glücklich" und "unglücklich" in diesem Zusammenhang zu unpassend erscheinen, dann ersetze sie einfach durch andere Wörter.
Nenn es zum Beispiel positiver und negativer Stress. Ein Leben in der Natur bietet einem Hund fürwahr ein Maximum an Freiheit. Aber er ist jeglichen biotischen und abiotischen Umweltfaktoren "hilflos" ausgesetzt. Hungert der Hund z.B. tagelang mag das natürlich sein, inform von survival of the fittest, aber macht das den Hund als Individuum deswegen zufriedener? Wärest du in einer Wüste kurz vor dem verdursten, wäre für dich der Gedanke tröstlich dass andere, fittere Menschen als du, den Weg geschafft haben?
Negativer Stress, starke körperliche Beanspruchung und anderes wirkt sich definitiv negativ auf die Lebenserwartung eines Lebewesens aus. Ob ein Hund der ein zuhause hat, wo er gut gepflegt und ausgelastet(!) wird, unglücklicher ist als einer in freier Wildbahn, das wage ich doch stark zu bezweifeln.
Ich glaube nicht daran , dass wir Menschen auch nur eine Ahnung davon haben wie gut die Natur auch ohne uns ausgekommen ist - Tiere gabs vor uns - Tiere wird es nach uns geben .... wir nehmen uns viel zu wichtig ....
Ich verstehe nicht was du damit meinst. Kennst du denn tatsächlich einen Menschen der denkt dass wir für den Fortbestand der Natur wichtig wären? Wäre mir (Gott sei Dank) noch nicht untergekommen. Ich würde den Menschen hier jedenfalls nicht separieren. Den Status "Tier" teilen wir uns mit winzigen Einzellern, Kegelschnecken, Löwen und vielem mehr was hier so kreucht und fleucht. Es gibt daher nur eine Tierart namens Mensch - nicht Mensch und Tier. Als solches sind wir Teil der Natur, obwohl wir leider dank unserer Intelligenz zu Taten fähig sind, die sich besser keinem Lebewesen erschließen hätten sollen.
Womit ich dir definitiv recht gebe ist dass wir uns für zu wichtig nehmen. Der Mensch ist nicht der Mittelpunkt des Universums. Wie es um unseren Fortbestand aussieht bleibt aber sicherlich spannend .
Zum Thema selbst: Ich denke das ist vorallem ein Problem der Überzüchtung. Gerade besonders große Hunde (z.B. deutsche Dogge) die im Schnitt kürzer leben als so manches Silberfischchen in unseren Sanitärbereichen haben hier besonders tief in den sauren Apfel gebissen. Hier wurde teilweise um jeden Preis auf Gigantismus gezüchtet, was den Genpool extrem eingeschränkt und mitgezüchtete Krankheiten toleriert hat.
Dass Hunde auf optische Merkmale hingezüchtet werden und dabei auf gesundheitliche Aspekte keine Rücksicht genommen wird ist schlicht und ergreifend ein Fehler. Als Paradebeispiel sei hierfür der Presa Canario zu nennen, welcher in seiner Heimat als Gebrauchshund keiner optischen, sondern charakterlichen und gesundheitlichen Selektion unterlag. Diese Hunde gab es in diversen Farbvariationen, Körperformen und Gewicht konnten schwanken. Dann kam
der Teufel die FCI, machte aus dem Presa den Dogo Canario und sorgte mit ihren optischen Beschränkungen dafür dass zwei Drittel der Presa Züchtungen als Dogo Canario's ausfielen.
Die meisten Züchter versuchten dann in kürzester Zeit einen optisch stabilen Dogo zu züchten, was sehr zulasten dessen Gesundheit und Lebenserwartung ging.
Als zweites seien die zentralasiatischen Owtscharka's zu nennen. Eine
uralte Hunderasse die seit jeher an der Herde gearbeitet hat. In sehr ursprünglicher Form durchstreifen sie als "Alabai's" die Berge Turkmenistans, wobei die Turkmenen den Export dieser Hunde bereits seit 1990 verbieten. Das "Wort" Alabai prankt wie ein Siegel in vielen Verkaufsinseraten, gilt es doch als Garant für Qualität. Ich behaupte mal 95% der Hunde die als Alabais angeboten werden sind keine, soviel sei dazu gesagt.
In Afghanistan kennt man den Owtscharka als "Pamir" oder als "Sage Koochee". Auch dort gibt es sie seit ewigen Zeiten, ihr Genpool ist groß (wenn auch durch den Krieg negativ beeinflusst), ihre Gesundheit und ihre Charakterfeste gepriesen.
Sowohl Alabai's als auch die Afghanen gelten als sehr langlebige Hunde. Von Hunden die ihr Leben mit dem Schutz der Herde verbringen und dabei tagtäglich jeder Witterung ausgesetzt sind ist hier die Rede. Trotzdem sollen sie unter solchen Lebensumständen im Schnitt 14-17 Jahre alt werden. Allerdings gibt es dort keine Selektion nach unseren Standards, sondern nach deren. Das heisst nach Gebrauch, Gesundheit, Wesensfeste. Diese Hunde variieren stark im Aussehen. Den Koochee unterteilt man in Afghanistan in Berg-, Steppen- und Wüstentyp. Er variiert hier von 40-70kg, Farbschläge interessieren die Menschen dort so sehr wie der Furz eines Seepferdes.
Was passierte aber als man den Owtscharka für unsere Gemüter erschloss? Charakter? Egal. Gesundheit? Egal. Größe? Ja, bitte. Auf Ausstellungen sieht man selten Exemplare unter 80kg. Züchter mit 60kg schweren Owtscharkas werden da nur müde belächelt. Unsere Hunde müssen bitte so aussehen als wären sie als Welpen in einen Kessel voll
Steroiden Zaubertrank gefallen. Aber was ist das Ergebnis? Charakterschwache, krankheitsanfällige Hunde, deren Lebenserwartung man so etwa bei 10 Jahren einschätzt. Deswegen käme ich normalerweise nicht im Traum darauf ein solches Meisterwerk der Natur wie den Alabai als "Owtscharka" zu betiteln. Es mutet mir fast wie ein Schimpfwort an diese tollen Hunde genauso zu benennen wie die armen Krüppel die aus ihnen gemacht wurden.
Selbiges passiert natürlich auch mit vielen anderen Rassen. Neulich erzählte mir ein Mann auf der Donauinsel stolz er hätte für sein Mastino Napoletano Weibchen 3000€ bezahlt. Aber ihr Vater hätte auch 109kg gehabt. Leuchtende Augen. Das Mädchen hatte angeblich 70 und ein paar zerquetschte. Sie war glaube ich noch kein zwei Jahre alt. Nachdem sie vielleicht fünf Minuten mit meinem gespielt hatte, musste der Besitzer sie rausholen, da er sie "sonst nachhause tragen müsste". Ein junger Hund der keine fünf Minuten spielen kann ohne danach Schwächeerscheinungen zu haben, aber Hauptsache sie ist so groß wie ein Pony. Das war für mich wiedermal ein Spiegel unseres Zeitgeistes was die Hundezucht betrifft.
Solang sich was verantwortungsvolle Zucht angeht nicht sehr viel auf der Welt ändert, wird der Niedergang der Rassen weiter voranschreiten.