Glaubst du noch an Märchen? Nach vielen abenteuerlichen Begebenheiten findet jeder Prinz seine Prinzessin und sie leben glücklich bis ans Ende ihrer Tage. Schön, nicht wahr?
Man erfährt Hoffnung und denkt, dass es immer ein Happy End gibt. Doch leider- die Wirklichkeit sieht da GANZ anders aus.
Nicht jede Prinzessin findet ihren Prinzen. Nicht jede Katze findet ein Zuhause. Viele warten wochen- tage- ja sogar jahrelang bis sie irgendwann die Hoffnung verlieren. Sie geben sich auf und verfallen in einen Zustand unendlicher Traurigkeit.
Auch ich bin eine von diesen armen, ungewollten Geschöpfen, die sich nichts mehr wünschen würden, als dass sie jemand bei sich aufnimmt und ganz doll lieb hat. Doch leider, bislang wartete ich vergebens. Mittlerweile habe ich mich sogar schon daran gewöhnt, dass mich keiner bei sich haben mag.
Als herumstreunende Hauskatze hat man mich zuvor kaum gefüttert, meinen starken Durchfall und Parasitenbefall hat niemand bemerkt.
Trotzdem habe ich immer meine letzten Kräfte zusammengenommen und das Haus vor eine Mäuseplage bewahrt. Als Dank dafür, dass ich immer so eine brave Mäusejägerin war, wollte man mich dann erschießen!!!
In letzter Sekunde haben mich dann Gott sei Dank ganz nette Tierschützer aufgelesen. Sie haben mich aufgepäppelt und gesund gepflegt. Das erste Mal in meinem Leben habe ich erfahren, was es bedeutet, ein warmes, gemütliches Plätzchen, sowie leckeres Futter zu haben und liebevolle Zuwendung zu bekommen. Meine Pflegemami, meint es eh auch wirklich recht gut mit mir. Doch leider hier kann ich ja auch nicht bleiben. Vor allem, ein noch so schönes Katzenzimmer kann man mit einem richtigen Zuhause gar nicht vergleichen.
Meine Pflegemami tröstet mich immer und meint, dass auch bestimmt bald ein guter Dosenöffner für mich dabei sein wird. Doch ehrlich, auf dieses Versprechen vertraue ich schon lange nicht mehr. Immerhin warte ich jetzt schon einige Monate auf mein Zuhause und absolut niemand wollte mich bislang adoptieren. Ich habe durch die ganzen Besucher ja schon so Einiges mitbekommen. Alle wollen nur die herzigen Babykätzchen. Ich bin, so heißt es dann immer wieder- nicht mehr jung genug. Aber hallo! Was soll denn das bitte heißen?! Ich bin mit meinen 1,5 Jahren in Menschenjahren umgerechnet gerade mal eine junge Erwachsene. Kann man mich, als erwachsene Katze nicht mehr lieb haben, nur weil ich nicht mehr so klein wie eine Zigarettenschachtel bin? Außerdem und das möchte ich jetzt schon mal anmerken, bin ich ohnedies schon viel braver, als diese jungen, frechen Dinger, die immer nur Unsinn im Kopf haben.
Weiter habe ich noch etwas beobachtet. Irgendwie stehen nur diese megaschmusigen, superanhänglichen- ja ich möchte fast schon sagen, etwas naiven Schoßhündchen im Katzenkörper, bei den Interessenten immer ganz hoch im Kurs.
Eine etwas schüchterne, aber dafür wenigstens selbstständige Katze wie ich, wird meistens übersehen. Apropos schüchtern, meine kleinen lieben Freundinnen Zelda, Hilda und Sabrina sind ja noch viel ängstlicher als ich. Oje, oje. Da seh’ ich ja dann nur mehr ganz schwarz, was heißt denn da schwarz?- kohlrabenschwarz seh’ ich, was potentielle Vermittlungschancen für die drei Schwestern betrifft.
Das soll jetzt nicht heißen, dass ich die drei Mädels nicht leiden kann. Ganz im Gegenteil. Mit ihnen kann man viel Spaß haben, herumtoben und vor allem Zelda ist soo süß, wenn sie mich auf Schritt und Tritt verfolgt, als ob ich ihre Mami wäre.
Doch vom Menschen streicheln haben sie sich bislang noch nicht so gerne lassen und das wird ihnen wahrscheinlich noch für die nächste Zeit zum Verhängnis werden. Wir kennen ja schon die Spielregeln des Lebens. Die „Megaschmusis“ werden weiterhin ein schönes Zuhause finden und wir Schüchtis- Was ist mit uns? Richtig, du kennst die Antwort. Wir warten...und warten...und warten...und es ist leider kein Ende absehbar.
Wo ist denn unser Lebensmensch geblieben? Auch wir können viele, schöne gemeinsame Jahre mit dir verbringen, wenn du uns nur die Möglichkeit dazu gibst. Haben wir denn keine Chance verdient?
Traurige Grüße Sheena,
eine Prinzessin, die mittlerweile selber nicht mehr an Märchen glauben kann