schau mal:
In den letzten Jahren treten auch bei Hunden mehr Fälle von Demodex" auf. Sind die Signale dafür verminderte Fitness oder Veränderungen im Erbgut oder nur schlechte Aufzucht- und Haltungsbedingungen?
Es gibt Milben, die sind so klein, dass man sie mit dem blossen Auge nicht sehen kann, aber sie leben auf der Haut der Hunde. Es gibt viele Sorten. Die wohl gefürchtetste ist die Demodex-Milbe, auch Haarbalgmilbe genannt, weil sie vorwiegend in Haarfollikeln lebt.
Unter dem Mikroskop sieht diese Milbe länglich aus. Am vorderen Teil hat sie acht Beine. Sie lebt von Haarzellen, Plasma und Blut. Sie hat einen Lebenszyklus (vom Ei bis zur erwachsenen Milbe) von ungefähr 30 Tagen.
Bei jedem Hund kommen diese Milben in geringer Zahl auf der Haut vor. Wenn sich die jedoch plötzlich vermehren, kann es zu sehr ernsten Hautproblemen kommen, vor allem, wenn sie grossflächig auf dem ganzen Körper anzutreffen sind.
Was sind die ausschlaggebenden Faktoren, dass der eine Hund eine beinahe nicht zu bekämpfende Ausbreitung bekommt, der andere eine lokal schnell zu behandelnde Form, und der nächste absolut nichts bekommt? Das kann innerhalb eines Wurfs vorkommen. Bei bestimmten Rassen wie zum Beispiel dem Shar Pei, Bullterrier oder Dobermann tritt diese Hauterkrankung sehr häufig auf.
Interessant ist die Beobachtung, dass die längere Verabreichung von Cortison, das ja bekanntlich das Immunsystem auf verschiedenen Ebenen herabsetzt, die generalisierte Form von Demodex auslösen kann. Auch das Hormon zur Unterdrückung der Läufigkeit kann diesen Effekt haben.
Bei älteren Hunden kann es auch zu Demodex-Ausbrüchen kommen. Meist werden zum Beispiel bösartige Tumore, Leber- und Nebennieren-Erkrankungen festgestellt. Wenn diese Krankheiten erfolgreich behandelt werden können, dann heilt die Demodex in den meisten Fällen von selbst. Man nimmt an, dass bei solchen Tieren keine erblichen Einflüsse auf Demodex vorliegen.
Es gibt also verschiedene Demodexformen: Die lokalisierte Jugend-, die lokalisierte altersunabhängige, die generalisierte Jugend- und die Demodex bei älteren Hunden.
Die lokalisierte Demodex tritt vor allem bei Jungtieren im Alter von drei bis sechs Monaten auf. Man sieht ein bis mehrere haararme bis haarlose Hautbezirke, gerötet, auch mit Schuppenbildung. Die Veränderungen finden sich meist im Gesicht, besonders im Bereich der Augen und Mundwinkel, aber auch an den Vorder- und Hinterbeinen. Juckreiz liegt meist nicht vor.
Es handelt sich bei dieser Form um eine vorübergehende Störung des Immunsystems und nicht um ein genetisches Problem. Auch starke Verwurmung oder Blasenentzündung können ein Grund sein. In über 90 Prozent der Fälle heilt diese lokalisierte Form ohne irgendeine Therapie innerhalb von acht bis zwölf Wochen aus. Diese Selbstheilung" ist ein sicheres Zeichen für das gut funktionierende Immunsystem des Patienten. Man sollte allerdings auch hier nicht nur einfach still abwarten, was passiert, sondern unter Aufsicht des Tierarztes den genauen Verlauf beobachten.
Bei der generalisierten Demodex sehen wir ein sehr ernstes Krankheitsbild, vor alle, wenn eine sekundäre bakterielle Hautinfektion dazu kommt. Nässende, eitrige Haustellen mit mehr oder weniger Juckreiz, die auch schmerzhaft sein können. Das kann sich über den ganzen Körper ausbreiten. Auch eine Blutvergiftung kann auftreten.
Heute geht man davon aus, dass die generalisierte Demodex ohne erworbene Immunschwäche, also Cortison-Behandlung, Tumore etc., Ausdruck eines erblichen, vermutlich autosomal rezessiv vererbten spezifischen Immundefektes gegenüber den Demodexmilben ist. Durch die bei einer Erkrankung erfolgende massenhafte vermehrung der Demodexmilben wird eine Substanz im Serum der Tiere induziert, die ihrerseits zu einer generalisierten Unterdrückung von bestimmten weissen Blutkörperchen, den so genannten T-Zellen führt. Diese Blutkörperchen sind für die zellvermittelte Immunität verantwortlich. Wenn man die Milben behandelt, normalisieren sie die T-Zellen wieder.
Nur durch tiefe Hautgeschabsel, die unter dem Mikroskop untersucht werden, kann man Demodex feststellen. Lebende Milben in allen Stadien müssen nachweisbar sein, zum Beispiel acht Milben pro Gesichtsfeld.
Ist Demodex ansteckend? Nein, bis auf die Ausnahme, dass Welpen sich in den ersten drei Tagen nach der Geburt bei ihrer Mutter anstecken können.