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Sonntag, 7. November 2004,
18.15 Uhr - 19.10 Uhr
Wiederholung: 9. November 2004, 9.20 Uhr
Tierversuche für Tierfutter
Weltweit wird mit dem Verkauf von Tierfutter viel Geld verdient. Allein in Deutschland geben Hunde- und Katzenhalter jährlich etwa 1 Milliarde Euro dafür aus. Doch für die Zulassung von Tierfutter sind Tierversuche vorgeschrieben. Tierschützer bezweifeln, dass das immer notwendig ist.
Tierversuche für Tierfutter
Von Mona Bahnassawy
Weltweit wird mit dem Verkauf von Tiernahrung viel Geld verdient. Allein in Deutschland geben Hunde- und Katzenhalter jährlich etwa 1 Milliarde Euro dafür aus. Die umsatzstärksten Unternehmen sind Masterfood (Pedigree, Whiskas, Kitekat, royal canin und andere) Procter und Gamble ( IAMS, Eukanuba), Colgate Palmoliv (Hills Science Plan) und Nestlé (Friskies, Felix, Bonzo und andere).
Tierversuche für Tierfutter werden von den Unternehmen zum Teil in eigenen Forschungszentren, zum Teil in Auftragslabors und Hochschulen durchgeführt. Innerhalb der EU müssen alle in Tierfuttern verwendeten Zusatzstoffe (probiotische Zusätze, Konservierungsmittel, Vitamine, Farbstoffe etc.) zugelassen werden. Dafür wird eine Prüfung am Zieltier verlangt. Tierversuche sind also für die Zulassung von Tierfutter Bedingung. Das bedeutet aber nicht, das den Tieren Schmerzen zugefügt werden müssen und immer invasive Eingriffe vorgenommen werden. Die Laborbedingungen und die Versuche sind genehmigungspflichtig.
Wer auf Produkte der genannten Anbieter zurückgreift, wird feststellen, dass darin Zusatzstoffe enthalten sind und kann davon ausgehen, dass dafür Tierversuche durchgeführt wurden und werden. Ist ein Stoff einmal zugelassen, müssen jedoch keine neue Versuche durchgeführt werden.
Die Tierrechtsorganisation Peta hat im letzten Jahr auf tierquälerische Zustände in einem amerikanischen Versuchslabor aufmerksam gemacht und auf ihrer Internetseite veröffentlicht.
Tierärztin Astrid Reinke, Sprecherin von Ärzte gegen Tierversuche, sieht keine Rechtfertigung für Tierversuche im Zusammenhang mit der Produktion und Entwicklung von industriellem Tierfutter. „Es besteht keine Notwendigkeit, Tierversuche für Tierfutter durchzuführen. Es ist nur so, dass Firmen immer wieder irgendwelche neuen Stoffe in das Futter einbringen möchten, um einen Wettbewerbsvorteil zu haben. (Sie möchten) irgendwelche komplizierten Namen draufschreiben, was die Gegenfirma, die Konkurrenzfirma nicht hat. Und wenn ich einen neuen Stoff einbringe, muss ich den testen lassen. Aber es gibt auch andere Methoden, wenn ich das will – nämlich tierversuchsfreie Methoden.“ Es gibt Computermodelle, Modelle mit Zellkulturen und Feldversuche, an denen Heimtierhalter mit ihren Tieren teilnehmen.
Ein großer Markt ist auch Futter, das der Tierarzt seinen Patienten verkauft. So gibt es spezielles Futter für Tiere mit Hautproblemen, Diabetes und zur vorbeugenden, diätischen Behandlung von Herzerkrankungen, Futter für den Senior zur Gewichtskontrolle, für den empfindlichen Magen, die empfindliche Haut, für den Minihund, den Riesenhund, den mittelgroßen Hund, für jedes Alter, jede Größe, jedes Problem und jede Rasse.
Astrid Reike sieht das ausufernde Angebot an Tierfutterprodukten kritisch: „Da wird also dem deutschen Schäferhund ein Futter verpasst, das bei seinen Knochenproblemen helfen soll, bei seinen Hautproblemen, bei seinen Magen-Darm-Problemen – statt dass an dem Rassestandard etwas geändert wird. Wir kultivieren die Krankheiten dieser Tiere statt sie zu bekämpfen.“
Alternativen
Die Frage des Tierschutzes stellt sich in zweifacher Hinsicht: Ist es akzeptabel, dass mit Hunden und Katzen Tierversuche durchgeführt werden? Ist das Leid der Tiere (Hühner, Puten, Kaninchen, Rinder etc.) akzeptabel, die das Fleisch für das Heimtierfutter liefern?
Wer das Tierfutter selbst zubereitet, hat die optimale Kontrolle über Zutaten und Herstellungsbedingungen. Peta hat Tierfutterproduzenten angeschrieben und diejenigen auf einer Liste aufgeführt, die erklärt haben keine Tierversuche durchzuführen. Diese Liste beruht auf Selbstauskunft und wurde nicht kontrolliert.
Die Tierschutzorganisation BUAV führt eine Liste mit Produzenten, die von der Organisation überprüft wurden und ein entsprechendes Label haben. Allerdings handelt es sich um Produkte, die in England erhältlich sind. Ärzte gegen Tierversuche ist derzeit dabei, mit BUAV für Deutschland eine Liste mit kontrollierten und überprüften Herstellern zu erstellen.
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Weitere Informationen:
PETA Deutschland e.V. (People for the Ethical Treatment of Animals)
Pforzheimerstr. 383
70499 Stuttgart
Tel. (07 11) 8 66 61 65
Fax (07 11) 8 66 61 66
E-Mail:
info@peta.de
www.peta.de
Ärzte gegen Tierversuche e.V.
Nußzeil 50
60433 Frankfurt/Main
Deutschland
Tel. (0 69) 51 94 11
Fax (0 69) 51 95 07
www.aerzte-gegen-tierversuche.de
British Union for the Abolition of Vivisection (BUAV)
16a Crane Grove
London N7 8NN
Großbrittanien
Tel. 00 44 (20) 77 00 48 88
E-Mail:
campaigns@buav.org
www.buav.org
Links:
http://bundesrecht.juris.de/bundesrecht/futtmg/index.html
Der Wortlaut des Futtermittelgesetzes
www.fnl.de/gruenerpfad/lexikon/lex_main.php?begriff=Futtermittelrecht
Informationen zum Futtermittelrecht
www.peta.de/aktionen/iams/wycd-petition.html
Aktion der Tierrechtsorganisation PETA gegen Futtermittelhersteller, die Tierversuche durchführen
Artikel:
www.hundezeitung.de/top/top-46.html
Hundezeitung: „Futter-Wahrheiten und neue Studie“
www.hundezeitung.de/top/top-68.html
Hundezeitung: „Eukanuba in Not“