Aso mein Fehler:
Ich bin davon ausgegangen, dass gut sozialisiert bedeutet, dass der Hund Menschen und Artgenossen gegenüber verträglich, bzw. gut einschätzbar ist.
Mein Bobtail z.B. ist sehr sozial (Ableitung sozialisiert), er ist bei läufigen Hündinnen nicht aufdringlich, springt keine Kastraten an, steigt keine kleinen Hunde nieder, hat null Ambitionen auf Rang oder Machtkämpfe unter Rüden, ist kompatibel mit anderen Tieren, mit Menschen (auch Kindern) funktioniert sowieso alles wie geschmiert.
Trotzdem duckt er sich wenn ein LKW oder ein Bus an ihm vorbei fährt, obwohl er in einer Gasse mit Bus im 3 Minutentakt aufgewachsen ist und auch vor Fensterputzerstangen und Leitern hat er Spund obwohl nie schlechte Erfahrung,...
Man kann einem Hund alles mögliche beibringen und ihn auch sehr umgänglich erziehen, aber gewisse Eigenheiten hat jeder Hund. Wer will kann sich sicher durch Training der einen oder anderen Macke entledigen, aber schöner ist es dem Hund auch ein bisserl Charakter zuzugestehen.
Von daher hat m.M. nach sozialisieren und erziehen oder konditionieren schon eine andere Bedeutung. Aber ich habs nicht so mit Wuff-internen-Neo-Fachbegriffen. Ich bin noch aus der alten Schule, wo es darum geht, dass der Hund Benehmen lernt, sodass gewährleistet ist, dass der Hund keinen Schaden anrichtet und er in der Dichte einer Stadt nicht ungut auffällt - und ich gehöre zur Spezies Hundehalter, die ihre Hunde sowohl am Stephansplatz als auch auf der Mariahilferstraße ohne Leine gehen hat lassen, weil es keinen Unterschied gemacht hat ob da eine Leine war, denn die Hunde haben sich prinzipiell verhalten wie Schatten. Und ich hab nicht dauernd Fuss sagen müssen und die Hunde haben nicht gestresst an meinem Schenkel pickend immer zu mir hoch geschaut und auf das nächste Kommando gewartet. Sie sind relaxed neben mir gegangen als ob Menschen nebeneinander gehen, an anderen oder entgegenkommenden Hunden waren sie genausowenig interessiert wie wenn in China ein Radl umfallt - aber das waren halt andere Zeiten.
Da hats die Hundehalter noch nicht so vermehrt gegeben, die schon von weitrn hysterisch rufen "ist das ein Manderl oder ein Weiberl", auch das hektische an die Leine nehmen oder an der Flexi mit BG hochziehen wie ein Jojo
war eher die Seltenheit. Normalerweise ist man einfach aneinander vorbei gegangen.
Aber das hat sich total verändert: heute reagieren die meisten HH entweder nervös, oder überprofessionell (Hundeflüsterermäßig), dass man fast das Gefühl hat man ist mitten in einer Trainingsstunde, oder aber die HH scheissen sich nix und schalten auf facebook - ich meine Durchzug
So die ganz normalen Hunde sind irgendwie von der Bildfläche verschwunden oder zumindest ein seltener Anblick geworden.
Heute hat irgendwie jeder einen Hund. Der eine ein "gerettetetes Schicksal" um gut als Tierschützer dazustehen, der andere ein "Schlexti" weil das passt gut zur Guccihandtasche und kann zuhause aufs Kisterl gehen oder die Sportler, die findet man aber eh selten auf Hundewiesen,...
Die ganz normalen HH die sich den ganz normalen Hund (früher aus der Tierhandlung oder von einem privaten Wurf geholt haben gibts heut fast nimma, weil das macht man nicht. Vermehrer unterstützen,...
Von daher hat sich auch das Publikum in den Hundezonen geändert. Wars früher vielleicht der Prolo mit dem Schäferhund, der die Hundezone als seinen Privatgarten abgesehen hat - so hat man es heute mit HH und Hunden zu tun, die solche eingezäunten Ausläufe gerne nutzen weil Hund ohne Leine nicht kontrollierbar wäre.
Unterm Strich empfehle ich jedem seinen Hund soweit zu erziehen, dass er ohne Leine an den gedrängtesten Orten (Stichwort Mariahilferstraße) folgsam und kontrollierbar ist - das kann man wirklich sehr gut zu unchristlichen Zeiten üben. Es hat den Vorteil, dass man nicht mehr auf diese eingezäunten kontaminierten Hundeklos die sich Hundezonen schimpfen angewiesen ist und im Notfall rettet es dem Hund (oder Beteiligten im Straßenverkehr) das Leben.
Das gehört halt irgendwie zur Hundehaltung dazu, finde ich - aber zu sehr übertreiben, dass der Hund quasi eine Show abziehen muss auf der Gasse, damit Frauli oder Herrli sich profillieren können wie super Hundetrainer sie nicht sind, oder dieses übertriebene absetzen, damit Radfahrer, Jogger usw. passieren können finde ich persönlich lächerlich.
Aber ich habe auch dafür Verständnis, denn die Anzahl der Hunde hat sich rapide gesteigert und jetzt hat ja quasi schon jeder "Trottel" einen Hund.
Klingt jetzt voll gemein, aber sogar meine Mutter hat jetzt einen Hund. Die war immer so ein "Hunde in der Stadt :thumbsdown: " Typ. Dann hat auch sie einen Hund gerettet, der musste natürlich nicht erzogen werden, weil der war eh klein, gassi muss der auch nur um den Block und Würschtel wegräumen braucht man auch nicht, ist ja nicht viel und das Beste kommt zum Schluss: die Flexileine auf "laufen" sodass alle Passanten drüber steigen müssen oder vielleicht sogar drüber fallen.
Und von denen gibt es auch sehr viele jetzt.
Unsereiner bemüht sich dem Hund gerecht zu werden und der Umwelt dabei keine Hörner aufzusetzen und dann gibt es eben diese breite Masse der "???" Hundehalter.
Ich hab meine 7 Zwetschken gepackt und bin geflüchtet, weil das hab ich nimma gepackt.
Lg