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Gerald
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Gestohlene Hunde werden in Vietnam an Restaurants verkauft
- Vietnamesen unbeeindruckt von westlicher Kritik -
18.07.2003 / AFP
Ho-Tschi-Minh-Stadt - Mit seinem Mittelscheitel, sauberer Brille und freundlichem Auftreten könnte Loc als Bankangestellter durchgehen. Aber die tiefen Kratzer auf seinen Händen erzählen eine andere Geschichte: Loc stiehlt Hunde, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Damit verdient der Vietnamse ungefähr 50 Dollar (rund 44 Euro) im Monat - genauso viel wie ein Fabrikarbeiter in Vietnam.
Der 37-Jährige sitzt in einem kleinen Cafe in Ho-Tschi-Minh-Stadt, nippt an seinem Eiskaffee und lächelt. "Ich stehle nur vietnamesische Hunde und verkaufe sie an Fleischhauer, die sie dann an Restaurants weiterverkaufen", sagt er. "Pudel oder Pekinesen würden nicht gut schmecken."
Loc beteuert, er stehle niemals 'westliche' Hunde. Er hat aber Freunde, die darauf spezialisiert sind. Diese verkaufen die Tiere entweder an ihren alten Besitzer oder an neue Herrl und Frauerl. Die Vietnamesen unterscheiden zwischen Hunden, die sie essen und solchen, die sie als Haustiere halten. Letztere sind meist klein oder exotisch oder sehr groß.
Der Brauch, Hunde von der Straße zu stehlen, existiere in dem Land schon so lange wie der Brauch, sie zu essen, sagt der Wissenschafter Son Nam. Die Sitte stammt aus dem Norden des Landes und wurde aus der Not geboren: Die Menschen in der armen Region hatten weder für ihre Nahrung noch für die ihrer Hunde genug Geld. So ließen sie die Vierbeiner zur Futtersuche frei herumlaufen und griffen sich die Tiere anschließend von der Straße weg, um sie zu verzehren. Mit dem Fleisch eingefangener Hunde verschafften sich die Not Leidenden das notwendige Eiweiß in ihrer Nahrung.
Vor allem im Norden werden Hunde heute gern und oft auch in Restaurants aufgetischt. Tran Ngoc Them von der Universität in Ho-Tschi-Minh-Stadt glaubt, dass nach wie vor ein Großteil der Restaurant-Hunde gestohlen wird. Das will die 60-jährige An jedoch nicht so stehen lassen. Die Besitzerin des Hunderestaurants Hai Mo bestreitet, dass bei ihr jemals Haustiere oder Streuner auf den Tisch kämen. "Sie werden alle extra gezüchtet. Wir bekommen sie vom Land", sagt die Frau, die ihre blendende Gesundheit dem lebenslangen Verzehr von Hundefleisch zuschreibt. In ihrem Restaurant bietet sie zehn Hundefleisch-Gerichte an - vom gedämpften Hund und frittierten Innereien über Spare Ribs bis zum Schenkel serviert An alle "Delikatessen". Das teuerste Mahl ist eine Hundesuppe mit Bambussprossen.
Allerdings sind die Vorlieben in puncto Hundedelikatessen in Vietnam regional unterschiedlich: So wurde der Hundeverzehr bis heute im Süden nicht so populär wie im Norden. Son Nam führt das auf die bessere Versorgungslage im Süden und auf den größeren Einfluss des Buddhismus zurück. "Im Süden werden Hunde als Freunde des Menschen betrachtet. Wir würden sie nie essen." Auch Them sieht Unterschiede zwischen den Bräuchen im Norden und im Süden. Er sieht aber keinen Zusammenhang mit Armut und Buddhismus. "Hundefleisch wärmt den Körper". In Nordvietnam, in Korea und China hätten die Leute angefangen, Hundefleisch zu essen, "um die Kälte abzuwehren", sagt er.
Überhaupt kein Verständnis hat Them für die internationale Empörung über den Hundeverzehr: So habe der internationale Fußballverband FIFA mit seiner Kritik an Hunderestaurants in Südkorea anlässlich der Fußballweltmeisterschaft im vergangenen Jahr Unrecht gehabt. "Offen gesagt, ich finde, dass sie sich respektlos gegenüber den Asiaten verhalten haben." So scheren sich die Vietnamesen auch weiterhin nicht um Kritik internationaler Tierschützer oder Vorurteile von Menschen im Westen, wonach Aberglaube und Männlichkeitswahn hinter dem Hundeverzehr stecken. "Die Vietnamesen essen Hundefleisch einfach, weil sie es mögen", sagt Them.
Gestohlene Hunde werden in Vietnam an Restaurants verkauft
- Vietnamesen unbeeindruckt von westlicher Kritik -
18.07.2003 / AFP
Ho-Tschi-Minh-Stadt - Mit seinem Mittelscheitel, sauberer Brille und freundlichem Auftreten könnte Loc als Bankangestellter durchgehen. Aber die tiefen Kratzer auf seinen Händen erzählen eine andere Geschichte: Loc stiehlt Hunde, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Damit verdient der Vietnamse ungefähr 50 Dollar (rund 44 Euro) im Monat - genauso viel wie ein Fabrikarbeiter in Vietnam.
Der 37-Jährige sitzt in einem kleinen Cafe in Ho-Tschi-Minh-Stadt, nippt an seinem Eiskaffee und lächelt. "Ich stehle nur vietnamesische Hunde und verkaufe sie an Fleischhauer, die sie dann an Restaurants weiterverkaufen", sagt er. "Pudel oder Pekinesen würden nicht gut schmecken."
Loc beteuert, er stehle niemals 'westliche' Hunde. Er hat aber Freunde, die darauf spezialisiert sind. Diese verkaufen die Tiere entweder an ihren alten Besitzer oder an neue Herrl und Frauerl. Die Vietnamesen unterscheiden zwischen Hunden, die sie essen und solchen, die sie als Haustiere halten. Letztere sind meist klein oder exotisch oder sehr groß.
Der Brauch, Hunde von der Straße zu stehlen, existiere in dem Land schon so lange wie der Brauch, sie zu essen, sagt der Wissenschafter Son Nam. Die Sitte stammt aus dem Norden des Landes und wurde aus der Not geboren: Die Menschen in der armen Region hatten weder für ihre Nahrung noch für die ihrer Hunde genug Geld. So ließen sie die Vierbeiner zur Futtersuche frei herumlaufen und griffen sich die Tiere anschließend von der Straße weg, um sie zu verzehren. Mit dem Fleisch eingefangener Hunde verschafften sich die Not Leidenden das notwendige Eiweiß in ihrer Nahrung.
Vor allem im Norden werden Hunde heute gern und oft auch in Restaurants aufgetischt. Tran Ngoc Them von der Universität in Ho-Tschi-Minh-Stadt glaubt, dass nach wie vor ein Großteil der Restaurant-Hunde gestohlen wird. Das will die 60-jährige An jedoch nicht so stehen lassen. Die Besitzerin des Hunderestaurants Hai Mo bestreitet, dass bei ihr jemals Haustiere oder Streuner auf den Tisch kämen. "Sie werden alle extra gezüchtet. Wir bekommen sie vom Land", sagt die Frau, die ihre blendende Gesundheit dem lebenslangen Verzehr von Hundefleisch zuschreibt. In ihrem Restaurant bietet sie zehn Hundefleisch-Gerichte an - vom gedämpften Hund und frittierten Innereien über Spare Ribs bis zum Schenkel serviert An alle "Delikatessen". Das teuerste Mahl ist eine Hundesuppe mit Bambussprossen.
Allerdings sind die Vorlieben in puncto Hundedelikatessen in Vietnam regional unterschiedlich: So wurde der Hundeverzehr bis heute im Süden nicht so populär wie im Norden. Son Nam führt das auf die bessere Versorgungslage im Süden und auf den größeren Einfluss des Buddhismus zurück. "Im Süden werden Hunde als Freunde des Menschen betrachtet. Wir würden sie nie essen." Auch Them sieht Unterschiede zwischen den Bräuchen im Norden und im Süden. Er sieht aber keinen Zusammenhang mit Armut und Buddhismus. "Hundefleisch wärmt den Körper". In Nordvietnam, in Korea und China hätten die Leute angefangen, Hundefleisch zu essen, "um die Kälte abzuwehren", sagt er.
Überhaupt kein Verständnis hat Them für die internationale Empörung über den Hundeverzehr: So habe der internationale Fußballverband FIFA mit seiner Kritik an Hunderestaurants in Südkorea anlässlich der Fußballweltmeisterschaft im vergangenen Jahr Unrecht gehabt. "Offen gesagt, ich finde, dass sie sich respektlos gegenüber den Asiaten verhalten haben." So scheren sich die Vietnamesen auch weiterhin nicht um Kritik internationaler Tierschützer oder Vorurteile von Menschen im Westen, wonach Aberglaube und Männlichkeitswahn hinter dem Hundeverzehr stecken. "Die Vietnamesen essen Hundefleisch einfach, weil sie es mögen", sagt Them.