Ich hab die Erfahrung gemacht, dass viele Leute von Homöopathie reden, aber nicht wirklich wissen, was damit gemeint ist.
Homöopathie hat nichts mit Kräutermedizin zu tun, ein häufiges Missverständnis. Homöopathie ist auch keine Naturmedizin, keine alte Erfahrungungsmedizin, nichts dergleichen.
Homöopathie ist die Erfindung eines Herrn Hahnemann, der vor 200 Jahren beschlossen hat, dass Substanzen, die bei einem gesunden Menschen gewisse Symptome auslösen, in starker Verdünnung bei einem kranken Menschen ebendiese Symptome kurieren sollen.
Klingt schonmal kurios, aber schaun wir mal weiter.
Es wird als geschaut, welches Mittel welche Symptome auslöst. Dann wird dieses Mittel hergenommen und in Wasser gelöst und zwar 1 Liter Substanz in 10 Litern Wasser. Von diesen 10 l Lösung wird ein Liter rausgenommen und in neuen 10 Litern Wasser gelöst. Und von dieser Lösung wird wieder ein Liter in weiteren 10 Litern gelöst.
Das sind die homöopathischen Verdünnungen:
D1 ist also 1 Liter auf 10 Liter
D2 ist 1 Liter auf 100 Liter
D3 ist 1 Liter auf 1000 Liter
D4 ist 1 Liter auf 10000 Liter
Bis hierher gibt es zum Teil noch Substanzwirkungen. Wenn man zB Arsen D4 über mehrere Tage zu sich nimmt, führt das noch zu Vergiftungserscheinungen.
D 5 ist 1 Liter Substanz verdünnt in 100.000 Litern Wasser
D 6 ist 1 l verdünnt in 1.000.000 l Wasser
Ab hier sind mehr Verunreinigungen im Lösungsmittel Wasser als Ausgangssubstanz.
D 8 ist 1 l verdünnt in 100.000.000 l Wasser.
Das Prinzip sollte jetzt klar sein, nehme ich an.
Eine Substanz, zB Arsen wird extrem stark verdünnt, teilweise unter die Nachweisgrenze (ab D23 ist kein Molekül der Ausgangssubstanz mehr im Wasser vorhanden).
In geringen Verdünnungen sind Vergiftungserscheinungen möglich, in höheren Verdünnungen ist das Mittel praktisch nur noch Wasser. Laut homöopathischer Lehre haben die höchsten Verdünnungen die größte Wirkung.
Wie entstehen dann eigentlich die bekannten Globuli? Nun, das mehr oder weniger stark verdünnte Wasser wird auf Zuckerkügelchen aufgetragen und dann verdampft.
Da auch die Homöopathen einsehen, dass es nicht mit der Natur zu vereinbaren ist, dass solch stark verdünnte Substanzen noch irgendeine Wirkung haben, bedienen sie sich des Konzepts einer immateriellen "spezifischen Heilkraft", das Wasser würde also durch die Substanz quasi Information aufnehmen und sich die auch merken, obwohl von der Substanz nichts mehr vorhanden ist.
Diese Information würde auf mysteriöse Weise, eingebracht in einen kranken Körper, zur Heilung führen.
Tragischerweise hat Wasser aber nicht die Fähigkeit, Informationen zu speichern, sonst hätten wir heute wahrscheinlich Wassercomputer.
Oder ist es ein Glück, dass sich Wasser nichts merken kann? Was weiß ich, an welchen Substanzen mein Trinkwasser vorher vorbeigeschrammt ist und welche Informationen es da in sich trägt.
Womöglich hat jemand sein homöopathisches Mittelchen ins Klo geschmissen und das hat sich dann in der Kläranlage ganz schrecklich hoch aufpotenziert.
Ach ja, wie das verdampfende Wasser seine Info auf gedächtnislose Zuckerkügelchen übertragen soll, hab ich noch nicht durchblickt.
Das also ist Homöopathie, eine 200 Jahre alte Erfindung, entstanden, als Medizin noch nichts von Bakterien oder Viren wusste, als physiologische Zusammenhänge im Körper noch völlig unverstanden waren und eine kuriose Säftelehre herrschte.
Die Medizin hat sich weiterentwickelt. Die Homöopathie nicht.
Vor 200 Jahren hatte sie schöne Erfolge, weil die Medizin damals so gräßlich war, dass es gesünder war, sich nicht behandeln zu lassen (sprich geschütteltes Wasser zu sich zu nehmen).
Heutzutage, wo es wirksame Alternativen gibt, kann sie bestenfalls als kursiose Fußnote der Medizingeschichte gelten.
Einen Beweis ihrer Wirksamkeit ist sie bisher auch schuldig geblieben, was eigentlich niemanden wundern kann, der seine Schulbiologie noch haltwegs intus hat.
Falls hier aber jemand meint, einen Beweis zu haben: Unbedingt den Preis von 1 Million Dollar von der James Randi Educational Foundation abholen, der liegt dort seit Jahren und wird nicht eingefordert.
