yessy schrieb:
er lässt sich aber nix wegnehmen, sondern schnappt. (sogar bei meinem vater der im prinzip als rudelführer geachtet wird)
kann man ihm das irgendwie abgewöhnen ohne sich beißen zu lassen?
ich hab angst das er immer dominanter wird, und das ist bei einem 70 kilo hund nicht unbedingt gut!
Wenn der Hund seinen sinnvollen Rang, also nach den Menschen, in der Familie nicht kennt, ist das ein echtes Problem -- und wenn auch in den allermeisten Fällen, wo ein Hund "seine" Sachen verteidigt,
nicht die verkehrte Rangordnung das Problem ist, sondern fast immer "nur" ein Vertrauensmangel vorliegt, so würde ich in diesem speziellen Fall Deiner Beschreibung nach doch ein Rangordnungsproblem keinesfalls ausschließen.
Einen Versuch, in Richtung Vertrauensaufbau zu arbeiten, ist es aber allemal wert. Das ist, was Objektbesitz angeht, meiner Erfahrung nach am besten mit "Tauschen" zu schaffen:
Ziel ist es, dem Hund durch die wiederholte Erfahrung zu vermitteln, daß man ihm "seine" Sachen nicht streitig macht -- das klingt natürlich erstmal widersinnig, weil es ja eigentlich genau darum geht, ihm etwas wegzunehmen!
Die Crux an der Sache ist aber, daß der Hund begreift, daß es für ihn nicht sinnvoll ist, seine Sachen gegen Menschen zu verteidigen, weil er damit besser fährt. Das kann man anfangs nur damit erreichen, daß man gibt, gibt, und wieder gibt.
Konkret gibt man dem Hund erstmal etwas nicht so interessantes, z.B. einen Büffelhautknochen. Das Tier sollte aber wohl ein Interesse an dem Ding haben.
Hat der Hund diese Sache nun "in Arbeit", nähert man sich, ausgerüstet mit einer noch interessanten Sache, z.B. einem getrockneten Pansenstreifen und winkt ihm freundlich damit. Wenn der Hund sich nicht bereits rangmäßig deutlich überlegen fühlt (und nur dann hat diese Methode Sinn -- wie gesagt, bei einem ausgewachsenen Rangordnungsproblem wird man mit Vertrauensaufbau nicht weiterkommen, da ist zuerst mal diese Sache zu regeln!), wird er sich nun für den Pansentreifen interessieren.
An dem Punkt ist natürlich auch einiges an Feingefühl erforderlich, denn der Hund ist ja auch noch immer an der Sache interessiert, die er bereits besitzt! Jedenfalls geht es nun darum, den Hund zu "überreden", daß er einem die eine Sache im Tausch gegen die noch interessantere Sache überläßt. Wie man dem Hund klar macht, daß er nun etwas noch besseres bekommt, wenn er das andere hergibt, hängt vom Hund und seiner Reaktion auf das Tauschangebot ab, das kann man nicht pauschal sagen, aber wenn es erstmal gelingt, hat man schon so gut wie gewonnen. Doch weiter im Text: Natürlich muß der Hund verstehen, daß es um einen Tauschhandel geht, also nicht einfach das zweite Objekt hergeben, sondern den hund gleichzeitig damit locken und (mit der anderen Hand) vorsichtig und langsam nach dem ersten Objekt greifen, das zu dem Zeitpunkt idealerweise bereits fallengelassen wurde.
Schnappt der Hund nun in Richtung des ersten Objektes, gibt man unbedingt nach, natürlich kann man dabei schon einen kurze akustischen Hinweis geben, daß das nicht erwünscht ist, aber es sollte eben allenfalls ein ganz kurzes Signal sein, keineswegs eine Moralpredigt, auch ist wichtig, sofort wieder freundlich zu sein und vor allem das Tauschobjekt, mit dem man den Hund gerade zu "bestechen" versucht, wieder interessant zu machen. Und gleich nochmal die ganze Prozedur!
Gelingt der Tauschhandel, läßt man den Hund nun erstmal das begehrtere Ding verspeisen und gibt ihm dann auch noch das erste Objekt zurück. So gewinnt der Hund nach mehreren Wiederholungen dieser Übung das Vertrauen, daß man ihm nichts streitig macht, sondern er eben im Gegenteil durch Hergeben einen persönlichen Vorteil erzielt.
Ein ähnliches Spielchen kann man auch mit Futterschüsseln veranstalten, indem man z.B. die Hauptmahlzeit auf mindestens 2 (von einander deutlich entfernt aufgestellte, aber in Sichtweite zueinander befindliche) Schüsseln aufteilt und dann, wenn der Hund an eine der Schüsseln fressen geht, selbst zu einer der anderen Schüsseln geht, um dort demonstrativ noch etwas besonders Feines dazuzugeben (rohe Sachen z.B., weil das der Hund auch gut riechen kann). Kommt der Hund nun zu dieser Schüssel, geht man zur anderen, um dazuzugeben. Der Hund wird so rasch merken, daß man sich seinen Pötten nicht nähert, um zu nehmen, sondern um zu geben. Man kann dann (nach eigenem Gefühl) die Schüsseln immer näher zueinander aufstellen und das ganze immer wieder durchführen, bis der Hund sich irgendwann regelrecht freuen wird, wenn man zu seiner Schüssel kommt, sogar wenn er gerade frißt.
Soweit die Theorie in kurzen Worten

Ich denke, das Prinzip sollte klargeworden sein: Mensch nähert sich dem Hund, der etwas besitzt, aber statt der vom Hund erwarteten "Beraubung" erhält dieser noch mehr gute Sachen.
Trotzdem nochmal mein "Disclaimer": Wenn es sich um ein echtes Rangordungsproblem handeln sollte, nicht um Vertrauensmangel, kommt man so zu keinem Erfolg. Außerdem sind Ferndiagnosen nicht möglich, im Falle von gröberen Problemen, bei denen der Hund vielleicht sogar richtig bedrohlich wird, muß unbedingt an Ort und Stelle jemand sachverständiger zu Rate stehen, da sollte man nicht selbst auf gut Glück "herumzutherapieren" versuchen!
Alles Gute jedenfalls von mir, ich hoffe, Ihr kriegt das bald in den Griff, aber es wird sicher einige Mühe und Geduld erfordern.