Und hier die Geschichte dazu:
Eigentlich rede ich nicht so gerne in Foren darüber, da wenig Menschen verstehen können einen (körperlich) gesunden Hund einschläfern zu lassen. Aber da nun mein Name gefallen ist und auch ich der Ansicht bin, dass viel mehr oder alle Leute erfahren sollten, wie es ist mit so einem Hund zusammen zu leben, werde ich Euch jetzt die Geschichte von Jenny erzählen:
Im Jahre 2000 beschloss ich mir einen Hund zu nehmen. Sämtliche Bücher über Rassen wurden studiert. Mit Familienmitgliedern wurde gesprochen, falls mal was sein sollte, ob man sich meinem Hund annehmen könnte, und, und, und,
Eigentlich war alles geklärt, doch was für ein Hund es sein sollte, wussten wir alle noch nicht.
Eines Tages in der Arbeit kam die Frau von meinem Chef. Total aus dem Häuschen, wie man nur seinen Hund wegen Scheidung abgeben konnte. Ich wurde natürlich gleich hellhörig. Nach langem hin und her rief ich den Herrn an, der die Hündin abgeben wollte. Einen roten Cocker Spaniel. Mei, süß dachte ich. Wir machten uns noch für den gleichen Tag einen Treffpunkt aus, um uns zu treffen. Ich konnte es kaum glauben, jetzt war es also so weit. Endlich bekam ich meinen Hund!
Jenny war 1 Jahr alt und laut Besitzer eine ganz liebe. Kinderfreundlich, mit anderen Hunden auch kein Problem und super freundlich. Das war liebe auf den ersten Blick. Nach einigen Formalitäten durfte ich Jenny mein eigen nennen. Mein Gott war ich glücklich, nahm sie überall mit hin und war natürlich wahnsinnig stolz auf MEINEN Hund. Gingen alle paar Stunden spazieren, da ich wusste, dass sie früher den ganzen Tag alleine zu Hause war und öfters ein Unglück passiert ist und sie dann Schläge bekam. Somit wollte ich ihr zeigen, dass sie bei mir nicht zusammenzwicken muss und sie von mir auch keine Schläge zu erwarten hatte.
Sie war wirklich ein Goldstück, zu jedem war sie freundlich und nett. Wir fingen dann auch an in einer Hundeschule zu trainieren. Immerhin wollten wir ja auch mal zu einer Prüfung gehen. Allerdings stellte man da schon fest, dass Jenny wahnsinnig stur ist. Naja, kein Meister ist vom Himmel gefallen *grins*
Nach ca. 2 ½ Monaten hatten wir dann die ersten Probleme. Sie hatte plötzlich Probleme mit anderen Hunden. Aus heiterem Himmel. Ich damals völlig ahnungslos, dachte mir nicht viel dabei. Na dann passen wir halt mit anderen Hunden auf, kein Problem. Wochen später hatte sie massive Probleme mit Kindern. Gut, nur mehr mit Maulkorb und Leine! Die Zeit verging und es wurde immer schlimmer. Jetzt hatte sie mit jedem Lebewesen ein Problem. Zu Hause lies sie niemanden mehr in die Wohnung. Meine Katze war in Gefahr. Die Meerschweinchen wollte sie töten! Es war wahnsinnig schwierig mit ihr. Gut, es musste Hilfe her. Somit nahm ich mit einer Verhaltenstherapeutin Kontakt auf. Ich kannte diese schon länger und wusste sie lügt mich nicht an oder macht mir falsche Hoffnungen. Als sie Jenny in Rage erlebte, sagte sie gleich, dass das wahrscheinlich nicht gut geht. Somit wurde alles probiert was möglich war. Sie wurde komplett tierärztlich untersucht. Doch Jenny war körperlich völlig gesund. Die Wochen vergingen und es wurde immer schlimmer.
Das Problem an dem ganzen ist, dass man die Situation vorher nicht abschätzen kann, da solche Hunde von einer Sekunde auf die andere total ausflippen. Sie wissen auch in dieser Situation nicht was sie tun. Auch das Gebiss von einem Cocker ist nicht zu unterschätzen (Jagdgebiss). Und die Beißkraft in dieser Situation ist auch gewaltig.
Unser erster Beißvorfall:
Wir hatten Besuch, derjenige wollte Jenny streicheln, Schnapp
Unser zweiter Beißvorfall:
Wir waren auf Besuch, unser Bekannter wollte Jenny streicheln, Schnapp
Unser dritter Beißvorfall:
Wir saßen, bei uns zusammen, mein Ex wollte in die Chipstüte greifen die am Tisch lag. Jenny von unten rauf, Schnapp
Der vierte und der letzte Beißvorfall war gegen mich:
Wieder mal hatte Jenny Durchfall und somit kochte ich ihr Huhn mit Reis. Als ich die Töpfe aus dem Küchenschrank nehmen wollte, knurrte sie mich an. Ich schickte sie am Platz. Das essen ist fertig, ich gebe ihr die Schüssel und setzte mich mit meiner Katze mit dem Rücken zu ihr zum fernsehen, damit sie nicht gestört ist. Ich hörte knurren, stand auf und nahm ihr die Schüssel weg. Danach schickte ich sie am Platz. Sie ging nicht zu ihren Platz sondern legte sich unter den Tisch mit Pechschwarzen Augen. Ich ging zu ihr und forderte sich noch mal auf, auf ihren Platz zu gehen. Das war ein Fehler. So schnell konnte ich gar nicht schauen und sie schoss vor und sofort mir auf die Gurgel. Gott sei Dank, fing ich sie noch ab, knallte sie auf den Boden und beförderte sie ins Vorzimmer. Ich setzte mich mal im Wohnzimmer hin und konnte es nicht fassen. Nach ein paar Minuten ging ich zur Türe. Die Türe hatte ein Glas und somit konnten wir uns sehen. Als mich Jenny sah, sprang sie gegen die Türe mit offenem Maul. Zu diesem Zeitpunkt stand für mich fest, entweder der Hund oder ich. Ich rief meine Freundin an und machte für den nächsten Tag einen Termin aus zum einschläfern.
Die ganze Nacht konnte ich nicht schlafen. Ich konnte auch nicht mehr zu Jenny, da sie mich nur mehr attackierte. Das heißt ich konnte mich nicht einmal mehr von ihr verabschieden. Ich fuhr noch zu meinen Eltern, dass sie sich noch von ihr verabschieden konnten. Am 22.11.2000 um 08:45 war ich beim Tierarzt. Um 09:00 Uhr schlief sie friedlich mit Maulkorb ein. Das war der schwerste Gang meines Lebens. Das was mir am meisten wehtat, dass ich mich erst von ihr verabschieden konnte, als sie schon tot war.
Jedes Jahr am 22.November zünde ich für Jenny eine Kerze an. Ich denke noch oft an Jenny und kann es bis heute nicht fassen, dass es so enden hat müssen.
Vielleicht verstehen das jetzt einige Leute nicht, nur muss man einmal mit so einem Hund zusammen gelebt haben um zu urteilen.
Liebe Jenny,
wir werden Dich nie vergessen, noch heute vergeht kein Tag an dem ich nicht an Dich denke. Ich werde Dich immer lieben, meine süße Maus.
Deine Mami
