Früher VS Heute ... Kinder und Hunde

Keine Ahnung ob zwischen Stadt und Land sich was geändert hat, da kann ixh nicht mitreden.

Ich glaube aber auch nicht, dass Menschen weder Hunde noch Kinder heute gar nicht erziehen .... aber .... anders ....

Beispiel: Kind ... bekam früher am Bettchen ne Geschichte vorgelesen, die meisten schmeissen heute ne CD rein ... so kann man das weiterspielen .... egal bis in welches Alter ... Fakt ist, die meisten um die 10 jährigen wissen zwar wie ein Handy geht aber auf einem Bein hüpfen können sie kaum noch.

Ähnliches sehe ich bei Hunden, auch diese werden m. M. nach oft reizüberfluttet . früher tobte man die Hunde mit großen Runden aus, sie waren glücklich wenn sie dann noch andere Hunde trafen und mit den spielen durften und gut.

Heute liest man nur, Agility hier, BGH dort, Fährtenkurs usw.

Kann es sein, dass viele unserer Hunde heute genauso mit Reiszüberflutungen zu kämpfen haben und daher viele Beissunfälle etc. passieren?
100% JA!
Danke!
 
als ich als letztgeborene von vier mädchen (man soll ja eine übung immer positiv enden lassen :p:D) das licht der welt erblickte hatten meine eltern schon unseren thomy (sibirischer schlittenhund).
thomy war großartig zu allen lebewesen, egal ob kleiner/großer/dicker/dünner/weiblich/männlich/behutsamer oder grobmotoriger mensch .... und wir waren sehr viel mit ihm alleine, da unsere mutter viel arbeiten ging nach der scheidung.
nie gab es einen negativen vorfall!!! allerdings wurden auch wir so erzogen, dass der hund in seinem körbchen für uns tabu war, dass er beim fressen nicht gestört werden durfte uuuund, dass der hund im bett nichts verloren hat (an letzteres hielten wir uns nur wenn mum zu hause war .... um die haare im bett zu übersehen hätte meine mutter blind sein müssen ;)).
thomy zog uns mit den rodeln (mit halsband, bg gabs noch nicht, zumindest wussten wir noch nichts davon), lief mit uns beim fahrrad fahren mit, begleitete uns beim kukeruz "sammeln" und beim schwimmen haben wir uns nicht nur einmal an ihm festgehalten ....

diese hund hat vier kinder locker ertragen und wenn wir im hof waren sogar noch viele mehr.

er war ausgeglichen und ausgelastet (ausgelastet auch deswegen weil er, ich habs ihr im wuff erst unlängst erwähnt, immer auf die elisabethhöhe zum wirtn strawanzen ging, oder straßenbahnfahren).

er suchte unsere nähe .... und wenn wir in der schule waren, dann trug er immer unsere schildkröten (jede hatte ihre eigene, gekennzeichnet durch einen bunten punkt am panzer) spazieren, am liebsten die mit dem blauen punkt und obs geglaubt wird oder nicht, man hatte das gefühl die schildkröten genossen diese tour, zumindest zog keine von den viern jemals den kopf oder die beinchen ein.

tja, dann wurde meine mutter auf eine mittelgroße mischlingshündin aus schlechter haltung aufmerksam. diese wurde von den kindern mit steinen beworfen und mit stöcken geschlagen, man sah sie nur in einem kleinen, separat eingezäunten garten sitzen - meine mutter drohte mit anzeige wenn sie ihr die hündin nicht überließen.

keine gute idee einen hund der zurecht panik vor kindern hat in einen kinderhaushalt zu holen (auch wenn wir da schon älter waren). man könnte sagen, sie biss sich durch uns kinder durch, seis weil wir es wagten zu knapp an ihr vorbei zu gehen, die hände zu rasch in die höhe warfen, wir uns nur runterbeugten um uns die schuhe unterm schuhschrank hervor zu holen.
einer meiner schwestern ist mal beim hausaufgaben machen die füllfeder runtergefallen. beim aufheben hat ihr sissi die haut zwischen den nasenlöchern durchgebissen.

schuld waren immer wir kinder .... weil wir wussten ja das sissi angst vor kindern hat und das sie bei -für sie bedrohlich wirkenden- bewegungen eben zum zubeissen neigt; nur doof, dass sie alle bewegungen von uns als bedrohung empfand.
wir lernten damals sissi sehr gut zu beobachten und darauf zu achten wie sie drauf war .... ganz und gar ohne das buch "calming signals" :)

unsere großeltern hatten immer bernhardiner, hießen alle tasso ... und irgendwie hatten alle die selben wesenszüge, sie kamen wenn man den vierkanthof rauf ging von oben angallopiert, nach ner weile wurde es trab, dann ein gemütliches schlendern ... und wenn sie dann bei uns waren lehnten sie sich an uns an, sodass man aufpassen musste das man nicht umfiel ... ich bin mir heute nicht mal sicher ob nicht auch mal ne "tassoline" dabei war, die auch einfach nur "der tasso" war?! :)

hmmm, an was kann ich mich noch erinnern ... alle "tassos" bekamen die reste vom menschenessen oder nach schlachtung von dort jene reste welche nicht verwurstet wurden .... die hunde meiner mutter bekamen und bekommen kuttelflecken, gekochtes suppenrindfleisch, gekochtes und ausgelöstes hühnchen, schweinshaxen und ohren, gemischt mit gekochte nudeln, reis oder kartoffeln ....

upps, ein bissal lang worden ... und a bissal themenverfehlung ... aber wenn ichs zusammenfasse, unsere hunde früher waren alle für uns kinder ungefährlich (bis auf sissi), aber sie waren auch alle sehr ausgelastet, wurden in keine lokale oder sonstigen veranstaltungen mitgeschliffen und als kind bekam man regeln für den umgang mit dem hund und "wehe dem der sich nicht dran gehalten hat" :)


Sooo schön geschrieben :heart:

Ich denke halt auch, dass sowohl die Kinder, als auch die Hunde heute "anders drauf" sind - beide mMn nicht unbedingt "nicht ausgelastet", vielleicht doch auch "falsch ausgelastet" (um nicht gestresst zu sagen); und es scheint schon auch ein wesentlicher Unterschied zu bestehen, ob "mitten in der Stadt" oder eben am "Land".

Passt jetzt nicht wirklich zum Thema, doch auch die Erwachsenen, die Gesellschaft allgemein, ist derzeit mehr als "mysteriös" - die Leute sind hundefeindlich, aber genauso kinderfeindlich - dies erlebe ich JEDEN Tag, wenn ich meine Tochter mit der U-Bahn zum Kiga bringen muss: wir angerempelt, Tasche in Gesicht geschleudert, ein Mal hing sie sogar schon in diesem Spalt zwischen Zug & Bahnsteig & NIEMAND tat irgendwas, JEDE/R sah weg bzw zu und schüttelte den Kopf.

Ich glaube, dass gerade Hunde uns Menschen sehr spüren & wahrscheinlich (leider!) von uns so einiges an "Laune" übernehmen....
 
Keine Ahnung ob zwischen Stadt und Land sich was geändert hat, da kann ixh nicht mitreden.

Ich glaube aber auch nicht, dass Menschen weder Hunde noch Kinder heute gar nicht erziehen .... aber .... anders ....

Beispiel: Kind ... bekam früher am Bettchen ne Geschichte vorgelesen, die meisten schmeissen heute ne CD rein ... so kann man das weiterspielen .... egal bis in welches Alter ... Fakt ist, die meisten um die 10 jährigen wissen zwar wie ein Handy geht aber auf einem Bein hüpfen können sie kaum noch.

Ähnliches sehe ich bei Hunden, auch diese werden m. M. nach oft reizüberfluttet . früher tobte man die Hunde mit großen Runden aus, sie waren glücklich wenn sie dann noch andere Hunde trafen und mit den spielen durften und gut.

Heute liest man nur, Agility hier, BGH dort, Fährtenkurs usw.

Kann es sein, dass viele unserer Hunde heute genauso mit Reiszüberflutungen zu kämpfen haben und daher viele Beissunfälle etc. passieren?

Ich weiß nicht wann früher du meinst, aber bei uns waren wir früher die einzigen, die mit Hund spazieren gegangen sind, der Rest der Hunde war an der Kette und wurde am Abend runter gelassen...war hier am Land so üblich...es gab genauso bissige Hunde und es gab auch Kinder, die ganz sicher gebissen worden sind, weils so patschert im Umgang mit Hunden waren..aber es wurde nicht wirklich ein Theater drum gemacht, wirklich schwere Verletzungen gab es sicher auch, aber die Presse war noch nicht so geil auf Negativschlagzeilen über Hunde..
Wir waren vom Volksschulalter an mit Hunden umterwegs..der Nachbar hatte eine Pudelhündin, eine ganz süße, liebe freundliche, mit der gingen wir Kinder raus...dann war da eine Frau mit großem stattlichen Schäferhund, der aber "bissig" war..und unverträglich mit anderen Hunden, die Frau fuhr immer mit dem Rad bei uns vorbei und einmal hat sie einen Salto geschlagen, weil der Hund eine Katze sah :cool:..da hätten auch wir nicht versucht Hund zu streicheln, dann war da die Bullterrierhündin direkt neben der Volksschule, ein Seelchen...die alle streicheln konnten..sie liebte Bullitypisch Menschen, später dann sind wir umgezogen, ins eigene Haus..wir Kinder kannten alle Hunde im Dorf beim Namen...wir konnten zu fast allen Kettenhunden hingehen, ein Pointermix war bissig an der Kette, das wussten alle und es wurde Abstand gehalten, ein großer stattlicher Bernhadiner der einen alleine stehenden Stall bewachen musst, wurde von uns Kindern immer besucht und gestreichelt...den Bauern hat fast der Schlag getroffen, als er uns mal dabei erwischt hat..sein böser Wachhund hockte mit uns Kindern vor seiner Hütte und lies sich den Bauch kraulen :cool: unsere Schäferhündin wuchs das 1. Jahr vollkommen frei mit uns Kindern auf, sprich sie lief immer mit uns mit, Leine..brauch ma nicht, mal eine Katze gejagd, egal, es gibt eh genügend Bäume...sie hat mit uns Verstecken gespielt und sie war eine grobe Hündin, wir haben uns im Heu versteckt und sie hat uns bei den Haxen gepackt und raus gezerrt:cool:...wir hatten unzählige blaue Flecken vom Hund..genauso wie wir Kratzer von den Katzen hatten...
früher wurde damit lockerer umgegangen und nicht wegen jedem Scheiß gleich eine Anzeige gemacht, unsere Hündin hat z.B. die Burschen auf den Baum gejagd, wenn die uns zu nahe kamen...das fanden die witzig...wir übrigens auch...man stelle sich das heut mal vor :cool:, da bist gleich im Knast und der Hund zuerst in der Zeitung und dann tot...
Der Hund meiner Schwiegermutter (kleinerer, schwarzer Mix) jagde Radfahrer und Mopedfahrer und zwickte denen in die Beine...was passierte...alle wussten das und haben die Haxen beim Haus vorbei in die Höhe gehalten :cool:, hat er einen erwischt, gabs einen Schnaps....und war die Hose hin, wurde die ersetzt...Anzeige...nö....

Es gab früher mehr schwer verletze Leute, aber es wurde nicht so breit getreten, wie jetzt, jetzt steht ja schon in der Zeitung, wenn eine Hunderauferei passiert ist......über sowas wurde früher nicht mal geredet
 
"Meine" Cindy...

Ich war 9 Jahre alt und habe mir schon seit Jahren sehnlichst einen Hund gewünscht. Durch Zufall kamen wir dann zu unserer ersten Hündin. Ein 5 Wochen altes, angeblich reinrassiges Zwergschnauzerbaby vom Bauernhof. Also laut Wuff-Regeln haben wir bzw. meine Mum damals alles falsch gemacht. Hund vom Vermehrer, dafür noch viel Geld bezahlt, zu jung, krank, nicht sozialisiert und in den Sommerferien geholt, damit sie zumindest 4 Wochen Zeit hat, um sich dran zu gewöhnen, anschließend mind. 7 Stunden/Tag alleine zu sein.

Cindy hat 6 Jahre lang täglich 7 Stunden/Tag gejault, in dieser Zeit all meine Pickerlhefte, vergessene Jausenbrote, Zeitungen, Hefte, Hausaufgaben, etc. zerfetzt.

Cindy wurde bei jedem herannahendem Hund in die Höhe gerissen (zur Not auch am Halsband), weil sie viel zu klein, krank und einfach unser Baby war. Was zur Folge hatte, dass sie die ersten 10 Lebensjahre mit keinem Hund etwas anfangen konnte.

Fremde Menschen durften sich weder nähern, geschweige denn, sie angreifen :eek: Cindy schnappte nach allem, was sich auf einen Meter in ihre Nähe wagte. Bei Besuch wurde stundenlang (ja, wirklich) gekläfft, hat sich der Besucher auch nur vom Fleck gerührt, wurde hingefetzt und in die Luft (mit Glück) ins Wadl (leider Pech) geschnappt.

Cindy bekam Kindergartenessen (meine Mum war Kindergärtnerin :) ) und in späteren Jahren Cäsar (nur das beste für den Hund ;) ) und auch Frolic standen am Speiseplan.

Cindy wurde 16 Jahre alt.

Cindy ist allen in Erinnerung geblieben.

Über Cindy gibt es 1000e Geschichten und jeder in meinem Freundeskreis/in der Familie kann mind. 10 davon erzählen.

Bei ihr mussten Regeln befolgt werden (für den Besucher z.B.: : Achtung, wenn du aufs Klo musst, dann gib Bescheid, damit ich den Hund halten kann, damit er dich nicht ins Wadl beißt) und wir haben wohl wirklich in den ersten Jahren alles falsch gemacht, was man nur falsch machen kann.

Und trotzdem:

Diese Hündin hat mich 16 Jahre lang durch die wohl bewegendsten Zeiten meines Lebens begleitet. Verbrachte Stunden mit mir am Spielplatz, auf Partys, bei Freunden, in Jugendclubs, zog mit mir in meine erste Wohnung, jeder meiner "Gschicht'ln" erinnert sich an den Wachhund an meiner Seite und trotz ihrer "Macken" hat sie jeder gemocht.

Ui, da muss ich noch kurz ausholen:

Ich musste mal auf Schullandwoche fahren und da haben wir Cindy zu einer guten Schulfreundin und deren Mutter gegegeben. Und als die Mutter mit ihr im Auto fuhr (Cindy im Kofferraum) und von der Polizei aufgehalten wurde (Planquadrat), wollte der Polizist in den Kofferraum sehen wegen des Pannendreiecks, etc.

Und die Mutter meinte: SIE können gerne den Kofferraum öffnen und nachsehen, ob alles da ist. ICH mach das sicher nicht, denn da sitzt ein Hund drin, der weniger erfreut über fremde Bekanntschaften ist :D

Der Kofferraum blieb zu und sie durfte weiterfahren...

Lange Rede kurzer Sinn:

Damals hatten wir kein Internet, ich hatte max. 2 Bücher über Hunde gelesen (die konnte ich aber immerhin auswendig) und Hundeschule wurde nicht mal überlegt.

Und trotzdem (oder gerade deswegen) bin ich der Meinung, dass der Umgang damals "menschlicher" war. Es wurde mehr nach Gefühl gehandelt. Ich wusste nicht, was Calming Signals sind, aber wenn meine Hündin sich weggedreht hat, dann bin ich automatisch von ihr weggegangen. Da gab's kein Überlegen. Was denkt Hund jetzt? Was hab ich noch mal schnell gestern darüber in diesem und jenem Seminar gelernt? Stand da nicht vorgestern was in diesem Artikel über "Stress bei Hunden?".

Ich wünsche mir oftmals diese Unbedarftheit und das Bauchgefühl von damals zurück.

Aber das hat natürlich auch Nachteile. Denn durch mein erlangtes Wissen habe ich bei meinen jetztigen Hunden natürlich auch Vieles besser/anders gemacht. Und anderes unnötigt dramatisiert...

Ich denke, jede Zeit, jede Entwicklung hat ihre Vor- und Nachteile.

Liebe Grüße

Cony
 
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