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Halter demonstrieren gegen Leinenzwang
Jogger und Spaziergänger äußern Zustimmung zu schärferem Vorgehen der Stadt in den Parks
Etwa hundert Hundebesitzer haben am Sonntag im Grüneburgpark gegen den Leinenzwang in Frankfurter Parks demonstriert. Spaziergänger und Jogger hingegen fühlen sich oft von frei laufenden Hunden bedroht.
VON PHILIPP VETTER
Frankfurt · 7. März · Emotional ging es gestern bei der Demonstration im Grüneburgpark zu. Die Hundehalter fühlen sich durch das Verhalten der Stadt "kriminalisiert", machten ihrem Ärger Luft und verteilten Unterschriftenlisten gegen den Leinenzwang. Grund für die Aufregung ist die Ankündigung des Ordnungsamts, in Zukunft Hundehalter, die ihre Tiere frei laufen lassen, nicht mehr nur zu verwarnen, sondern ihnen einen Strafzettel über 150 Euro auszustellen. Laut Grünflächensatzung der Stadt müssen Hunde in allen Parks grundsätzlich an der Leine geführt werden. Nur in zwölf ausgewiesenen Hundesauslaufflächen dürfen sich die Vierbeiner frei bewegen. Der Günthersburg- und der Holzhausenpark sind für Hunde komplett gesperrt. Diese Regelungen gelten bereits seit dem Jahr 2001.
Mehr als 200 Bürger haben inzwischen gegen den Leinenzwang und die Höhe des Bußgelds unterschrieben. Die ersten Unterschriftenlisten hat Behrend Peters, der Initiator dieser Petition, bereits dem Büro der Oberbürgermeisterin übergeben. Langfristig hoffen die Organisatoren auf bis zu 20 000 Unterstützer. In Frankfurt sind 12 500 Hunde offiziell registriert.
Auf der gestrigen Protestveranstaltung hielten vor allem Kinder Transparente hoch, auf denen Slogans wie "Hunde an die Leine gleich Menschen ohne Beine" oder "Ich bin ein Kind, ich will mit meinem Hund ohne Leine spielen" standen. Hundebesitzer Uli Rohrbach sagte, man solle einander entgegenkommen. So könne man einen Leinenzwang am Wochenende einführen, weil dann besonders viele Menschen den Park nutzen, dafür müsse man den Hunden an Wochentagen erlauben, ohne Leine zu laufen. "Viele Menschen im Westend haben sich einen großen Hund angeschafft, weil der Grüneburgpark in der Nähe liegt", gab Rohrbach zu bedenken. Er räumte ein, dass einige Hundehalter selbst Schuld seien, dass es zu Problemen komme, weil sie ihre Hundehaufen nicht wegräumten. "Dafür dürfte es sogar ein Bußgeld von 200 Euro geben", sagte Rohrbach.
Ines Greve, die gestern im Grüneburgpark spazieren ging, findet den Leinenzwang gut. "Es ist einfach beängstigend, wenn fremde Hunde auf mich zu gelaufen kommen und an mir hochspringen." Besonders im Sommer, wenn sie sich auf einer der Liegewiesen erhole, fühle sie sich von den Tieren oft belästigt. Auch zwei Jogger, die ihre Namen nicht nennen wollten, finden die Vorschrift "eine gute Idee". Einer der beiden erzählte, er selbst sei schon zweimal beim Joggen von einem Hund gebissen worden. Spaziergänger Marco Nadler macht sich vor allem Sorgen um sein Baby. Wenn sein Kind später auf einem Spielplatz spiele, sei es einfach sicherer, wenn Hunde in den Parks angeleint seien.
Der Jogger Alexander Keck ist anderer Ansicht und hält den Leinenzwang in allen Frankfurter Parks für überzogen. Er sei zwar auch schon von fremden Hunden angesprungen worden, habe aber früher selbst einen Hund gehabt und wisse deshalb, dass die Tiere auch mal spielen müssten. Er schlägt deshalb vor, den Park in Bereiche aufzuteilen, in denen Hunde frei laufen dürfen und solche, wo sie an die Leine müssen. Der Vorsitzende des Tierschutzvereins Frankfurt, Hans-Jürgen Kost-Stenger, erklärte inzwischen in einer Pressemitteilung, er halte "den Leinenzwang für bedenklich und dem Ziel eines friedlichen Miteinanders von Mensch und Tier ganz und gar nicht förderlich".