Angstaggressiver Hund

Nando

Super Knochen
Hat wer von euch Tipps und Tricks, wie man am besten mit einem angstaggressiven Hund umgeht, bzw. wie man am besten an ihn ran kommt ?

Die G´schicht is die: wir haben vor ca. 1 Jahr einen damals ca. 1 Jahr alten Cockermix an eine Familie mit Kinder vermittelt. Der Hund wurde direkt aus der Pflegestelle an diese Familie weitergegeben, war gut sozialisiert, kinderfreundlich, problemlos. Jetzt haben wir den kleinen Amadeus wieder gekriegt, weil er alle gebissen hat: Nachbarskinder, eigenen Sohn, Besucher, ...
Er zeigt sich bei uns als ziemlich unsicher, ängstlich mit gleichzeitiger Aggression - bei Männern sehr massiv: Zähnefletschen, nach vorne springen (würde sicher beissen), knurren, dabei die Rute eingeklemmt bis zum Anschlag. Bei Frauen reagiert er unterschiedlich. Er wird nur aus der Hand gefüttert, klappt ebenfalls unterschiedlich, meistens gut. Wenn er knurrt, wenn die Hand kommt, kriegt er nichts. Heute war er sehr gut drauf, hat mich nicht angeknurrt, sogar gewedelt. Deshalb bin ich zu ihm auf die Auslaufwiese (er wird wegen o.a. Probleme nicht Gassi geführt, sondern kommt täglich direkt durch eine Klappe auf die große Wiese), er hat sich super gefreut, ich habe ihm jedes Mal wenn er auf Zuruf gekommen ist ein Leckerchen gegeben. Er war überhaupt nicht aggressiv, eher unsicher. Abends war ich nochmals bei ihm draussen, hab ihn "Sitz" machen lassen, Leckerchen im Gras versteckt, das fand er ganz klasse. Ich habe ihn noch nicht berührt, oder versucht anzuleinen.

Was kann man noch tun ? Er tut mir so leid, ist vor allem optisch ein ganz süsser Knopf (was ihm offenbar zum Verhängnis wurde.)

Lt. Aussage seiner Familie, durfte er auf die Couch, ins Bett (der Mann durfte dann nicht mehr ins Bett :eek: ), hatte Unmengen an Spielzeug.

Ich denke, er war aufgrund der "Unfähigkeit" der Leute irgendwie gezwungen, die Führung zu übernehmen und war damit aber hoffnungslos überfordert. Bestimmt wurde er auch geschlagen, sonst wäre er nicht so ängstlich, denk ich mal.

Bin schon auf Tipps und Vorschläge gespannt.

PS. Anbei ein Foto des kleinen Chaoten.
 
Noch eines - sind nicht die besten Fotos, aber im Moment möchte ich mich nicht auf das Fotografieren konzentrieren,wenn ich bei ihm auf der Wiese bin:
 
Armes Kerlchen!!!
Ich tippe mal auf Gewaltanwendung aus Hilflosigkeit...

Ich werd mal meine beste Freundin fragen, wie sie das auf die Reihe gekriegt hat. Ihre Geena ist ein Mischling aus Portugal, die mit 10 Monaten zu ihr kam. Die hat am Anfang alle weggebissen, die sich meiner Freundin nähern wollten, und geht vor Angst (in ihrem Fall hauptsächlich vor Hündinnen, aber auch Männer sind nicht ihr Fall) gern mal in die Offensive. Ist im Lauf der Jahre aber wirklich viel besser geworden, und ich kann absolut 100%ig garantieren, dass meine Freundin keine Gewalt angewendet hat.

Werde dann die Antwort gern posten, falls das von Interesse ist.

Liebe Grüße
Timi & Flora
 
Hallo!

Es gibt ein sehr gutes Buch: "Das Aggressionsverhalten des Hundes", von James O´HEARE.

Ansonsten würde ich dir zu einen guten Trainer raten.
Selber herumdoktern kann in die falsche Richtung gehen und gefährlich sein.

Viel Erfolg und

L.G.
Peter
 
Danke für den Buchtipp.

Wenn ich einen guten Trainer wüsste, der bezahlbar ist (wir sind ja nur ein kleiner Tierschutzverein), würde ich ihn sofort zu rate ziehen.

Da der Hund ja vor seiner Vermittlung nicht so war, habe ich auch Hoffnung, dass das Problem wieder in den Griff zu kriegen ist. Zum Glück ist der Hund nicht mal 40cm groß, sonst wäre er echt eine Waffe.
 
aus meiner erfahrung:

bekannte angst-situationen für ihn ersteinmal vermeiden (management ;)).
zeigen, dass ihm von dir/euch nichts böses droht (cs?), immer freundlich aber auch immer konsequent sein. durch einen regelmäßigen tagesablauf und grenzen für ihn können unsicherheiten vermieden werden. er weiß dann, was ihn erwartet und muss deshalb keine angst haben. langsam und schritt für schritt kann dann neues eingebaut werden (aber das hat noch zeit - lieber zu langsam als zu schnell).
und das wichtigste: zeit geben. viiiel zeit geben.

leute, vor denen er angst hat, sollten ihn ignorieren, egal, was er tut.

und das buch würde ich auf jeden fall kaufen - es ist jeden cent wert!

ot: ich finde, er sieht eher wie ein münsterländer-mix aus :)
 
Zuletzt bearbeitet:
dimmi schrieb:
aus meiner erfahrung:

bekannte angst-situationen für ihn ersteinmal vermeiden (management ;)).
zeigen, dass ihm von dir/euch nichts böses droht (cs?), immer freundlich aber auch immer konsequent sein. durch einen regelmäßigen tagesablauf und grenzen für ihn können unsicherheiten vermieden werden. er weiß dann, was ihn erwartet und muss deshalb keine angst haben. langsam und schritt für schritt kann dann neues eingebaut werden (aber das hat noch zeit - lieber zu langsam als zu schnell).
und das wichtigste: zeit geben. viiiel zeit geben.

leute, vor denen er angst hat, sollten ihn ignorieren, egal, was er tut.

und das buch würde ich auf jeden fall kaufen - es ist jeden cent wert!

Meine volle Zustimmung!
Wir haben unserem "Angstschnapper" (hat vorne viele Zähne bei einem AutoUnfall verloren - deshalb nicht ganz so gefährlich) viel Zeit gelassen Vertrauen zu fassen und von sich aus auf uns zu kommen lassen. Er hatte auch vor allem vor Männern und speziell mit Stöcken Angst... :mad: Obwohl ich ihn als rehabilitiert ansehe und schon Jahre nichts mehr vorkam, vermeiden wir immer noch, daß Leute nahe hinter uns her gehen. Vielleicht hat auch geholfen, daß er unseren Umgang mit unserem schon vorhandenen Hund beobachten konnte?
 
Kann mich den anderen nur anschliessen. Viel Zeit geben, ihn nicht zu sehr unter Druck setzen. Calming Signals anwenden. Und wenn er wirklich Vertrauen zu dir geschlossen hat, dann erst ihm andere Leute näherbringen.

Ich würde dir aber auch dringend zu einem guten (!) Trainer raten. Vielleicht wenigstens 2 oder 3 Stunden, das jemand den Hund vor Ort sieht und dir dann die exakt richtigen Tips geben kann wie du mit dem Hund arbeiten sollst. So mal eben "ausprobieren" kann kräftig in die Hose gehen. :(
 
nochwas zu dem, was kurenai sagt: ich hatte einen trainer, mit dem ich an diesem problem zwar nicht wirklich gearbeitet hab, der dimmis problem aber schnell heraussen hatte und mit dessen tips ich auch allein gut etwas anfangen konnte. auch wenns nur ein paar mal ist, lohnt es sich vermutlich trotzdem.
 
Ich hab selber keine Erfahrung mir "Angsbeißer" (nur beim Pferd, aber das ist was anderes), kenne aber jemanden aus der hundeschule die hat das bei ihrem Schäfer durch unsere Trainerin wegbekommen!!! Bei dem wars aber ganz schlimm, der hat in der ersten Welpenkurseinheit einen Hund zum Tierarzt geschickt, nach der dritten war er schon relaxter und fing schön langsam an zu spielen und ging auch durch die "Männertür" durch (2 Männer nebeneinander und er in der Mitte durch, die Männer durften sich bewegen)
Der hatte angst vor hunden und fremden Menschen. Ich werd dir die E-Mailadresse raussuchen.
Calming Signals und viel Zeit investieren sind aber sicherlich nicht verkehrt!!

Lg Dani
 
schließe mich dimmi an....

spielt er gerne? wir haben die angst vor händen bzw. berührungen supergut über körpernahe spiele abgebaut :).

bei euch ist es halt schwer, aber der hund braucht einen tagesablauf der immer gleich ist. das vermittelt ihm sicherheit und vertrautheit.

personen vor denen er sich fürchtet und verbellt oder so, sollen ihn ignorieren. kriegt er sich ein und gibt ruhe würd ich ihm ein leckerchen geben oder noch besser die angstauslösende person....je nachdem wie ers verträgt, könnte ja sein, daß er wieder bellt, wenn sich die person bewegt. dann zuerst von vertrauten personen belohnung fürs ruhig sein und erst später von angstauslösenden personen leckerchen kriegen.

am allerallerbesten wär halt ein fixplatz wo mit ihm gearbeitet wird....dann erspart er sich den wechsel und die damit verbunden umstellungen, die ihm wieder angst machen....
 
War heute wieder auf der Wiese mit ihm, er ist ein superintelligentes Kerrlchen, habe doch gestern Leckerchen in den Reifen versteckt, heute war sein erster Weg zu den Reifen um zu sehen, ob wieder was drin ist. Er hat sichtlich Spass an Suchspielen, und auch über eine kleine Hürde ist er gern drüber und war voll Stolz es geschafft zu haben. Ich denke, solch kleine Übungen stärken auch sein Selbsbewusstsein. Eine Freundin von mir ist dann ebenfalls auf die Wiese gekommen, er hat sie - obwohl sie fremd für ihn war - freudig begrüsst. Ich glaube, wir sind auf dem richtigen Weg.

Da er Männer gar nicht mag, meiden wir im Moment noch die Kontaktaufnahme durch Männer - sie ignorieren ihn einfach, wenn er zähnefletschend ans Gitter geht.

Wir haben heute festgestellt, dass er im Zwinger sofort eine andere Körperhaltung einnimmt als im Freilauf. Er macht irgenwie einen Buckel und läuft geduckter als draussen. Hat sich aber auch durch das Gitter von meiner Freundin problemlos aus der Hand füttern lassen.

Ich mag den kleinen Kerl - wenn ich nicht Mann und Kinder hätte.....*seufz*

Er sieht zwar aus wie ein kleiner Münsterländer, ist aber nicht mal 40cm hoch und ist auch ein bisschen länger als ein Cocker - tiefergelegt *g*
 
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ich bin mir nicht ganz sicher ob das alles was nützt. so wie du das problem beschrieben hast, klingt es mehr nach einem menschenproblem als nach einem hundeproblem.
gerade bei hunden aus dem tierheim. da kommen familien und "retten" den hund aus dem tierheim. ab nach hause und mit der ganzen liebe die schlechten jahre kompensieren.
ein hund mit charakter kann damit nur sehr wenig anfangen. meistens wird er ständig gelobt und gestreichelt und wenn er einmal "geschimpft" wird dann klingt es wieder fast wie ein lob.
ich mag jetzt nicht viele anhänger finden aber das macht einen solchen hund irre im kopf. auch wenn er uns nicht als artgenossen sieht, wird er damit in situationen gedrängt wo er entscheiden muss obwohl er es nicht möchte. wenn dann die suppe so richtig am kochen ist, greifen solche überforderte menschen (jetzt nicht ihr sondern die familie bei der er war) zu mitteln die ein hund dann schon überhaupt nicht mehr versteht.
logisch taut er bei euch auf, und die situation wird sich mehr und mehr bessern. ich hoffe nur nicht das beginnt dann wieder von vorne wenn er wieder vermittelt ist. auch das jetzt bitte kein vorwurf an euch, aber man sieht halt in menschen auch nicht hinein und solche familien machen das nicht mit absicht sondern aus tiefsten herzen und tierliebe.
leider halt falsch für solche hunde.
lg
staffi
 
@staffi: volle Zustimmung. Wir hätten Amadeus niemals in eine Familie mit Kindern vermittelt, wenn der auch nur im Ansatz aggressiv gewesen wäre. Keine Ahnung, was da wirklich passiert ist, dass er so geworden ist. Aber er hat sich in der ersten Woche bei uns schon ganz schön gebessert - zumindest Frauen gegenüber. Ich glaube, er ist kein hoffnungsloser Fall.
 
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